In jüngster Zeit tauchen in den Medien - sowohl in der Boulevardpresse als auch bei `seriösen´ massenmedialen Vertreibern - immer wieder Berichte aus dem Leistungssport über „geschundene“ und „gepeinigte“ Kinder auf. Besonders betroffen sind hierbei die Mädchen in den kompositorischen Sportarten, wie Kunstturnen, Rhythmische Sportgymnastik und Eiskunstlauf, sowie Schwimmen und Tennis. Solche vermeintlich gesellschaftskritischen und aufklärerischen Artikeln waren z.B.: „Auf Biegen und Brechen; [...] brachte ein Tabuthema wieder ins Bewußtsein: die seelischen und körperlichen Qualen in den Trainingshallen [...]“ , „Feuer unter die Waden: [...] Weil sie ihr Leben von früher Kindheit an auf `Training und Schmerzen´ konzentriert habe, `habe ich gelernt zu leiden´ [...]“ , „Gepeinigt wie Pferde: Die Qualen der `Turnküken´ im modernen Leistungssport“ , „Baby im Luxusknast: [...] den Alltag amerikanischer Jugendlicher, wie sie ihn verzweifelt suchte, fand sie nicht [...]“, „Warum tun sie sich das an?: [...] das Kind als Spielball [elterlicher] Wünsche [...]“ , etc.. Hier werden zumeist Einzelschicksale herausgegriffen und pauschalisiert. Nicht zuletzt weil ich selbst als Kind Leistungssport in einer kompositorischen Sportart (Trampolinturnen) betrieben habe, interessieren mich solche Artikel sehr, und ich möchte in dieser Arbeit genauer überprüfen, ob diese Beschreibungen repräsentativ sind.
Im Diskurs zum Kinderleistungssport geht es den Gegnern immer darum, die Gefahren kindlichen Leistungssports zu verdeutlichen, und die Befürworter (deren Anzahl deutlich zurückgeht) wollen die sich dadurch eröffnenden Möglichkeiten aufzeigen. Die dort auftretenden Argumente stammen aus den Bereichen Ethik, Entwicklungspsychologie, Sozialisation, Gesundheit, u.a.. Die Übergeordnete Frage in diesem Zusammenhang ist häufig die Frage nach dem Kindheitsverständnis.
Auch hier sollen im Folgenden unterschiedliche Argumentationsebenen berücksichtigt werden, allerdings immer `unter der Flagge´ eines modernen Kindheitsbegriffs, welcher zunächst genauer beschrieben werden soll.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ein Verständnis von Kindheit als Grundlage
- Kinder: Keine kleinen Erwachsenen?
- Bestimmungsversuch
- Das Kind?
- Die Umwelt des Kindes – Vorteilhaftes
- Veränderte Kindheit
- Fazit: doppelschichtiger Kindheitsbegriff
- Gefahren, Scheingefahren und Chancen
- Das Kind im Leistungssport
- Leistungssport mit Kindern
- Fazit
- Schlußfolgerungen und Forderungen
- Hinweise für kindgerechtes Leistungstraining
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text befasst sich kritisch mit dem Kinderleistungssport und analysiert, ob die in den Medien präsentierten Bilder von "geschundenen" und "gepeinigten" Kindern repräsentativ sind. Dabei werden unterschiedliche Argumente aus den Bereichen Ethik, Entwicklungspsychologie, Sozialisation und Gesundheit beleuchtet.
- Das Verständnis von Kindheit im Kontext des Leistungssports
- Die Gefahren und Chancen des Leistungssports für Kinder
- Die Rolle der Umwelt und der Sozialisation bei der Entwicklung von Kindern
- Ethische Aspekte des Leistungssports mit Kindern
- Forderungen für ein kindgerechtes Leistungstraining
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Der Text führt in die Thematik des Kinderleistungssports ein und stellt die kontroverse Debatte zwischen Gegnern und Befürwortern des Leistungssports für Kinder dar. Es werden Medienberichte über "geschundene" Kinder im Leistungssport zitiert und deren Aussagekraft hinterfragt.
Ein Verständnis von Kindheit als Grundlage
Dieses Kapitel beleuchtet die historische Entwicklung des Kindheitsverständnisses und argumentiert, dass Kindheit als ein sich stetig verändernder Prozess zu verstehen ist, der durch vielfältige Faktoren geprägt ist. Es werden verschiedene Aspekte des Kindseins wie die Entwicklung von kognitiven Fähigkeiten, die Abhängigkeit von Erwachsenen und die besonderen Bedürfnisse von Kindern beleuchtet. Der Text betont die individuelle Verschiedenheit von Kindern und deren unterschiedliche Umwelten.
Gefahren, Scheingefahren und Chancen
Dieser Abschnitt befasst sich mit den Gefahren und Chancen, die der Leistungssport für Kinder mit sich bringt. Er analysiert die Belastungen, denen Kinder im Leistungssport ausgesetzt sind, wie Zeitdruck, Überlastung, eingeschränkte Lebensbedingungen und soziale Kontakte. Zudem werden ethische Aspekte des Leistungssports mit Kindern und die strukturellen Voraussetzungen für ein verantwortungsvolles Training erörtert.
Schlüsselwörter
Kinderleistungssport, Kindheitsverständnis, Entwicklungspsychologie, Sozialisation, Leistungssport, Ethik, Gesundheit, Umwelt, Medienberichte, Gefahren, Chancen, kindgerechtes Training, individuelle Bedürfnisse, soziale Kontakte, Belastung, Überlastung, Struktur.
- Citation du texte
- Thomas Springub (Auteur), 1997, Kinder fühlen manchmal anders - Ein kritischer Beitrag zum Diskurs über den Kinderleistungssport, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1164