Anforderungsprofil und Trainingsplanung der Saisonvorbereitung im professionellen Männerhandball. Besondere Berücksichtigung der Spielpositionen Rückraum und Außen


Hausarbeit, 2019

18 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Anforderungsprofil im Profihandball
2.1 Belastung
2.2 Beanspruchung
2.3 Anthropometrische Eigenschaften
2.4 Konditionelle Leistungsfähigkeit
2.5 Konditionelle Anforderungen

3 Trainingsplanung
3.1 Periodisierung
3.2 Trainingsplanung für eine 8-wöchige Vorbereitungsperiode
3.3 Trainingswoche in der Saisonvorbereitung
3.4 Trainingseinheit

4 Fazit

5 Literatur

1 Einleitung

Der Handballsport zählt aufgrund seines hohen Spieltempos und häufigen Wechsels zwischen Abwehr und Angriff zu den schnellsten Mannschaftssporten (vgl. Karcher & Buchheit, 2014). Neben der hohen läuferischen Belastung zeichnet sich die Sportart außerdem durch viele Sprünge, Sprints, Richtungswechsel, Zweikämpfe mit Körperkontakt und Würfe aus. Dementsprechend sind sowohl die technischen als auch die konditionellen Anforderungen an die Spielerinnen und Spieler hoch, um auf höchstem Niveau zu spielen. Die Analyse der leistungsdeterminierenden Faktoren im Handball, die den Unterschied zwischen hochklassigen und niedrigklassigen Athletinnen und Athleten ausmachen, ist ein laufender Prozess in der Wissenschaft und in der Praxis (vgl. Nikolaidis & Ingebrigtsen, 2013). Wie in jeder anderen Mannschaftsportart auch, existieren im Handball unterschiedliche Anforderungen an die einzelnen Spielpositionen (vgl. Milanović, Vuleta & Vučetić, 2015). Aufgrund dieser Unterschiede scheint es nahe zu liegen, die positionsspezifischen Anforderungen in der Trainingspraxis zu berücksichtigen, um die optimale Mannschaftsleistung im Wettkampf zu erzielen.

Im Rahmen dieser Arbeit werden die unterschiedlichen Anforderungsprofile männlicher Handballprofis auf der Rückraum- und Außenposition analysiert. In diesem Zu-sammenhang werden sowohl anthropometrische als auch konditionelle Faktoren berücksichtigt. Hinsichtlich der konditionellen Anforderungen wird der Fokus auf die motorischen Hauptbeanspruchungsformen Kraft und Schnelligkeit gelegt.

Im zweiten Teil der Arbeit erfolgt die Planung eines differenzierten Konditionstrainings angepasst an die einzelnen Spielpositionen. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf Kraft und Schnelligkeit. Zunächst werden unterschiedliche Periodisierungsmodelle einander gegenübergestellt und auf ihre Anwendbarkeit im Handball geprüft. Im Anschluss daran wird ein 8-wöchiger Trainingsplan in der Saisonvorbereitung einer professionellen Handballmannschaft erstellt. Darauf folgt die Planung einer Trainingswoche sowie eines Trainingstages. Abgeschlossen wird die Arbeit mit einem Fazit.

2 Anforderungsprofil im Profihandball

2.1 Belastung

Bei einem Handballspiel treten zwei Mannschaften bestehend aus je 7 Spielern (6 Feldspieler und 1 Torwart) über eine Dauer von 60 Minuten aufgeteilt in zwei Halbzeiten gegeneinander an. Gespielt wird auf einem 40 x 20 m großen Feld in der Halle. Die Belastungsstruktur während der Spielzeit ist positionsspezifisch. Analysen über die Laufleistungen, Einsatzzeiten sowie Aktivitäten von Rückraum- und Außenspielern im Wettkampfspielbetrieb zeigen teils signifikante Unterschiede zwischen diesen Positionen.

In ihrer Studie haben Michalsik und Kollegen (2013) 62 Spiele in der 1. Dänischen Handballliga und im Dänischen Pokalwettbewerb untersucht. Dabei fanden die Autoren heraus, dass Rückraumspieler mit einer Spieldauer von durchschnittlich 54:43 ± 5:31 Minuten länger auf dem Platz sind als Außenspieler (52:48 ± 5:24 Minuten). Darüber hinaus erzielen Rückraumspieler mit 3.765 ± 532 m höhere Laufleistungen als Außenspieler (3.641 ± 501 m). Im Vergleich der durchschnittlichen Geschwindigkeit pro Spiel, bei der die Zeit im Stehen nicht berücksichtigt wurde, erreichen Außenspieler mit 6,45 ± 0,95 km/h höhere Geschwindigkeiten als Rückraumspieler (6,37 ± 0,91 km/h) (vgl. Michalsik, Aagaard & Madsen, 2013).

Während die höheren Laufleistungen von Rückraumspielern im Vergleich zu Außenspielern in der 1. Portugiesischen Liga bestätigt werden konnten, zeigte sich bei der Handball-Weltmeisterschaft der Männer 2015 ein gegensätzliches Bild (vgl. Póvoas, Ascensão, Magalhães, Seabra, Krustrup, Soares & Rebelo, 2014; Cardinale et al., 2017). Auch bei der Weltmeisterschaft 2007 erreichten Außenspieler die höchsten Laufleistungen, was allerdings daran lag, dass die Außenspieler die höchsten Einsatzminuten erhielten und seltener gewechselt wurden (vgl. DHB, 2009, S. 24f.). Bei der Betrachtung der Laufleistung pro Minute hingegen erzielten Rückraumspieler die höchsten Werte (vgl. ebd.). Eine mögliche Begründung könnte darin liegen, dass sich die nationalen Liga-Wettbewerbe und Weltmeisterschaften taktisch voneinander unterscheiden.

Die Analyse der läuferischen Belastungsstruktur im Handball zeigt ebenfalls positionsspezifische Unterschiede. Sowohl in der Offensive als auch in der Defensive laufen Außenspieler häufiger im hohen Intensitätsbereich als Rückraumspieler (vgl. Michalsik et al., 2013). Laut Michalsik und Aagaard (2015) laufen Außenspieler 10,9 % der Gesamtdistanz pro Spiel im hoch intensiven Bereich, wohingegen dieser Wert bei Rückraumspielern nur bei 6,2 % liegt (vgl. Michalsik & Aagaard, 2015). In Bezug auf die Sprinthäufigkeit absolvieren Außenspieler durchschnittlich 51 Sprints pro Spiel, Rückraumspieler hingegen nur 28 (vgl. Karcher & Buchheit, 2014). Auch die zurückgelegten Sprintstrecken sind bei Außenspielern signifikant länger. Vergleicht man die längsten Sprints zwischen Außen- und Rückraumspielern, so legen Außenspieler im Durchschnitt 15 - 18 m und Rückraumspieler ca. 8 m zurück (vgl. Karcher & Buchheit, 2014). Die größeren Sprintanteile von Außenspielern lassen sich auf ihr taktisches Anforderungsprofil vor allem in der 1. und 2. Welle des Tempospiels zurückführen (vgl. DHB, 2009, S. 24). Aufgrund ihrer zentralen Position in der Offensive sind Spieler auf der Rückraumposition häufiger in Bewegung und weisen einen ebenfalls höheren Anteil an Seitwärtsbewegungen auf als Außenspieler (vgl. Michalsik et al., 2013). In Bezug auf die läuferische Belastung kommen Póvoas et al. (2014) zu ähnlichen Ergebnissen wie Michalsik und Kollegen (vgl. Póvoas et al., 2014). In beiden Studien wird deutlich, dass die läuferische Belastung auf der Außenposition insgesamt variabler ist.

Tab. 1: Läuferische Belastungsstruktur in der Offensive und in der Defensive von Rückraum- und Außenspielern unterteilt in 8 Bewegungskategorien (in Anlehnung an Michalsik et al., 2013).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Bezogen auf die läuferische Belastung ändert sich alle 5,6 Sekunden die Bewegungsaktivität der Spieler (vgl. Póvoas, Seabra, Ascensao, Magalhaes, Soares & Rebelo, 2012). Dabei liegen durchschnittlich ca. 55 Sekunden zwischen der höchsten und niedrigsten Belastungsintensität (vgl. ebd.). Eine positionsspezifische Differenzierung wurde hier allerdings nicht vorgenommen.

Zusätzlich zur Laufbelastung der Spieler ist das Handballspiel außerdem geprägt von weiteren physisch intensiven Spielaktionen wie Sprüngen, Zweikämpfen mit hartem Körperkontakt oder Würfen. Sowohl Michalsik (siehe Tab. 2) als auch Póvoas et al. (siehe Tab. 3) haben die Spielaktionen in ihren Studien positionsspezifisch analysiert. In beiden Untersuchungen konnte festgestellt werden, dass Rückraumspieler mit 10,3 bis 10,5 Würfen pro Spiel deutlich häufiger zu Torabschlüssen kommen als Außenspieler (4,3 - 6,0 Würfe pro Spiel) (vgl. Michalsik, 2018; Póvoas et al., 2014). In Bezug auf Tempogegenstöße wird diese Angriffstaktik deutlich häufiger von Außenspielern (8,90 pro Spiel) als von Rückraumspielern (3,40 pro Spiel) gelaufen (vgl. Michalsik, 2018). Sowohl in der Offensive als auch in der Defensive haben Rückraumspieler signifikant höheren Körperkontakt mit gegnerischen Spielern als Außenspieler, was sich durch höhere Werte bei harten und leichten Tacklings, Klammern, Sperren und Blocks ausdrückt (vgl. ebd.).

Tab. 2: Positionsspezifische Offensiv- und Defensivaktionen pro Spiel (in Anlehnung an Michalsik, 2018).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

In der Angriffs- wie auch in der Abwehrarbeit lassen sich bei Rückraumspielern eine höhere Anzahl an Stopps, Richtungswechsel und 1-gegen-1 Situationen beobachten als bei Außenspielern (vgl. Póvoas et al., 2014). Darüber hinaus erreichen Rückraumspieler mit 19,1 Sprüngen pro Spiel erheblich höhere Werte als Außenspieler (8,2 Sprünge pro Spiel) (vgl. ebd.).

Tab. 3: Positionsspezifische Aktionen pro Spiel (in Anlehnung an Póvoas et al., 2014).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Zusammenfassend lässt sich in Bezug auf die positionsspezifische Belastung im Handball festhalten, dass Außenspieler hinsichtlich der läuferischen Belastung ein intensiveres Aktivitätsprofil aufweisen als Rückraumspieler. Im Gegensatz dazu werfen Rückraumspieler wesentlich häufiger auf das gegnerische Tor und führen deutlich mehr Zweikämpfe als Außenspieler.

2.2 Beanspruchung

Das moderne Handballspiel zeichnet sich vor allem durch seinen intermittierenden Belastungscharakter aus. Allerdings existieren derzeit nur wenige Untersuchungen, die sich mit der individuellen physiologischen Beanspruchung von professionellen Handballspielern beschäftigt haben (vgl. Karcher & Buchheit, 2014).

[...]

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Anforderungsprofil und Trainingsplanung der Saisonvorbereitung im professionellen Männerhandball. Besondere Berücksichtigung der Spielpositionen Rückraum und Außen
Hochschule
Philipps-Universität Marburg
Note
1,7
Autor
Jahr
2019
Seiten
18
Katalognummer
V1165655
ISBN (eBook)
9783346574329
ISBN (Buch)
9783346574336
Sprache
Deutsch
Schlagworte
anforderungsprofil, trainingsplanung, saisonvorbereitung, männerhandball, besondere, berücksichtigung, spielpositionen, rückraum, außen
Arbeit zitieren
Eray Erdem (Autor:in), 2019, Anforderungsprofil und Trainingsplanung der Saisonvorbereitung im professionellen Männerhandball. Besondere Berücksichtigung der Spielpositionen Rückraum und Außen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1165655

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