Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Bedeutung des Merkantilismus für die Wirtschaftspolitik Ludwigs
2.1 Der Merkantilismus
2.2 Der Merkantilismus im absolutistischen Zeitalter Ludwigs
2.3 Der Colbertismus
3. Die Bedeutung des Merkantilismus für französische Luxustextilien
3.1 Der Aufbau des französischen Manufakturwesens
3.2 Textile Luxusgüter aus Frankreich
4. Schluss
Abbildungsverzeichnis
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
König Ludwig XIV. von Frankreich regierte sein Land im Stil des Absolutismus. In Hinblick dessen strebte der Monarch nicht nur für das französische Inland die Umsetzung seines absoluten Herrschaftsgedankens an, sondern beanspruchte diesen auch über seine Landesgrenzen hinaus.1 Seine kontinentalen Machtansprüche galten sowohl territorialen Eroberungen als auch gegenüber der ökonomischen Expansion Frankreichs. Anhand der merkantilistischen Wirtschaftstheorie verfolgte der König, mit erheblicher Unterstützung seines Wirtschaftsministers Jean Baptiste Colbert, das Ziel, Frankreich zur Wirtschaftsmacht in Europa aufzurüsten.
Ziel dieser Hausarbeit ist es, am Beispiel des Modeluxus die wirtschaftliche Entwicklung Frankreichs im Zeitalter des Merkantilismus zu skizzieren. Um dessen Relevanz für die Epoche bestimmen zu können, wird zunächst die generelle Idee der merkantilistischen Wirtschaftstheorie behandelt. Es schließt sich eine Erörterung darüber an, wie der Merkantilismus den absolutistischen Regierungsstil Ludwig XIV. prägte, bevor in Abschnitt 2.3 des Königs Wirtschaftsminister Jean Baptiste Colbert sowie dessen politische Arbeit dargestellt wird. Anschließend analysiert das Kapitel 3 den Einfluss merkantilistischer Wirtschaftspraktiken auf den Produktionserfolg französischer Luxustextilien. Diesbezüglich soll im ersten Abschnitt der Ausbau des inländischen Manufakturwesens erläutert werden, daran anknüpfend erfolgt im zweiten Abschnitt eine Übersicht über die erfolgreiche Entwicklung französischer Textil-Luxusgüter.
2. Die Bedeutung des Merkantilismus für die Wirtschaftspolitik Ludwigs XIV.
2.1 Der Merkantilismus
Innerhalb Europas stellte der Merkantilismus das wirtschaftspolitische Hauptelement des 17. und 18. Jahrhundert dar. Über die Landesgrenzen hinweg unterschied er sich zwar im Sinne seiner charakteristischen Ausführung, der wirtschaftliche Grundgedanke blieb dabei jedoch stets identisch. Laut Walter waren die Merkantilisten davon überzeugt, dass die Wirtschaft unter ihren produktiven Möglichkeiten blieb und damit ihr Hauptziel, die Vermögenssteigerung des jeweiligen Staates in Form von Gold-, Silber- und Münzbesitz, untergrub.2
Die verschiedenen Nationen, allen voran England, Frankreich, die Niederlande und Spanien, die sich im damaligen Zeitalter aufgrund von territorialen Besitzansprüchen auch regelmäßig auf dem Schlachtfeld gegenüberstanden, eröffneten mit der Zeit einen europäischen Handelskrieg.3 Die merkantilistischen Grundsätze gaben vor, den Import von Fertigwaren drastisch zu reduzieren und andererseits den Warenexport eigener Produkte zu steigern. Zusätzlich sollten nützliche Rohstoffe vermehrt eingeführt, im Gegenzug jedoch eigens gewonnene Rohstoffe nicht ausgeführt werden.4
In Folge dessen wurden Handelsbeschränkungen verordnet und Zölle auferlegt, die es einerseits anderen Staaten erschweren sollten, unerwünschten Handel zu betreibenund andererseits, um die eigene Handelsbilanz im Sinne von Handelsüberschüssen aufzubessern. Zur Förderung der eigenen Warenfertigung gab der Merkantilismus vor, inländische Produktionsstätten in Form von Manufakturen zu schaffen oder bereits bestehende Handwerksbetriebe zu modernisieren.5
Ein weiterer wichtiger Faktor dieser Wirtschaftstheorie war es, die Bevölkerungszahl voranzutreiben, um sowohl über eine hohe Anzahl leistungsfähiger Arbeitskräfte verfügen zu können als auch um die nationale Güternachfrage zu erhöhen. Zur Umsetzung dieses Ziels kamen für die Merkantilisten verschiedene Konzepte in Frage. Zum einen sollten Ehebündnisse staatliche Förderungen erhalten, um so die Geburtenrate zu erhöhen, des Weiteren sollte Emigration verhindert, dafür jedoch Immigration begünstigt werden.6 Mit Hilfe der merkantilistischen Wirtschaftspolitik konnten die ausführenden Regierungen ihre Handelsaktivitäten und Umsätze zeitweise deutlich potenzieren. Zum Verhängnis dieser Wirtschaftstheorie wurde jedoch die Annahme, dass ein Handelsfluss aufrecht erhalten bleiben könnte, in dem jede Nation aggressiv Export betreiben, jedoch keine fremden Waren mehr importieren wollte.7
Nach Walter wurde die merkantilistische Wirtschaftspolitik schließlich aufgrund anhaltender wirtschaftstheoretischer Weiterentwicklung im Laufe des 18. Jahrhunderts durch die klassische Nationalökonomie ersetzt.8
2.2 Der Merkantilismus im absolutistischen Zeitalter Ludwigs XIV.
Das absolutistische Zeitalter Frankreichs wurde durch dessen mächtigen König Ludwig XIV. geprägt. Im Jahre 1661 begann die Regentschaft des zu diesem Zeitpunkt erst 22-jährigen Monarchen, der aufgrund seines absoluten Regierungs- und maßlosen Lebensstils bis heute als „Sonnenkönig“ bezeichnet wird.9 Ludwig XIV. stellte nach seiner Machtübernahme die französische Regierung so um, dass alle Entscheidungsgewalt vollständig in seinen Händen lag. Er verfügte zwar weiterhin über eine Gruppe verschiedener Minister und Berater, diese sollten jedoch nur unterstützend und nicht autark ausführend zum Einsatz kommen.10 Um seine alleinige Macht zu manifestieren, präsentierte sich der absolutistische Monarch gerne als von Gott gesandter Vertreter, wie in Abbildung 1 ersichtlich.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Charles Le Brun: König Ludwig XIV. alleinstehend, 1661. Deckengemälde im Spiegelsaal, Schloss Versailles
Der französische König war dafür bekannt, einem äußerst ausschweifenden Lebensstil zu folgen, der seine übergeordnete Machtposition entsprechend demonstrieren sollte. Zu diesem gehörten laut Bombek neben dem Bau seines prunkvollen Wohnsitzes, dem Schloss Versailles, auch regelmäßig stattfindende exzessive Feste, zu denen der gesamte Hofstaat geladen wurde.11 Wie in Abbildung 2 deutlich wird, verstand Ludwig XIV. sich zudem umfassend darin, seine Extravaganz mittels seiner Garderobe, welche stets aus den feinsten Materialien bestand, bestmöglich in Szene zu setzen.12
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Henri Testellin, Porträt von Ludwig XIV, 1668.
Öl auf Leinwand. Schloss Versailles
All dies verursachte jedoch hohe Kosten, für die letztendlich die Staatskasse aufzukommen hatte. Neben der Aufrechterhaltung dieser Lebensform musste der König zudem auch ein gigantisches Heer unterhalten,13 welches ihm dabei helfen sollte, sein Streben nach Herrschaft und totaler Dominanz, auch über die französischen Grenzen hinaus, durchzusetzen.14 Um seine gigantischen Ausgaben durch neue Einnahmequellen decken zu können, benötigte Ludwig XIV. die Unterstützung seines Finanzministers Jean Baptiste Colbert. Nach den Prinzipien des merkantilistischen Grundgedankens versuchte dieser, den Staatshaushalt Frankreichs zu sanieren und die Wirtschaftsleistung des Landes voranzutreiben.15 Die finanzielle Lage des Königreichs konnte durch die Arbeit Colberts, auf die im folgenden Abschnitt noch weiter eingegangen werden soll, zwischenzeitlich deutlich aufgebessert werden. Die anhaltende Verschwendungssucht des Königs führte jedoch dazu, dass der merkantilistische Wirtschaftsgedanke und der Versuch seiner Umsetzung den französischen Staatsbankrott langfristig jedoch nicht aufhalten konnte.16
2.3 Der Colbertismus
Trotz der absolutistisch geprägten Regierungsform innerhalb der Herrschaftszeit Ludwigs XIV. wird auch seinem Finanz- und Wirtschaftsminister Jean Baptiste Colbert eine große Bedeutung beigemessen. Mit dem Ziel, die bereits angesprochenen enormen Ausgaben des Königs relativieren zu können, entwickelte dieser, auf Grundlage des Merkantilismus, verschiedene Wirtschaftskonzepte und versuchte sie innerhalb seiner Amtszeit zu verwirklichen. Dabei fixierte Colbert sich nach Stapelfeldt besonders auf Reformen innerhalb der Handels- und Steuerpolitik, indem beispielsweise die Steuerabgaben erhöht und Handelszölle eingeführt wurden.17 Nach dem merkantilistischen Prinzip, den Warenexport zu steigern und im Gegenzug den Import fertiger Waren zu unterbinden, systematisierte er die Industrie und das Gewerbe in Frankreich. Der in Abbildung 3 zur Darstellung kommende Staatsmann verfolgte die Idee, Frankreichs Abhängigkeit gegenüber anderen Nationen in Bezug auf jegliche Wirtschaftsgüter einzudämmen, lediglich die Einfuhr von weiterzuverarbeitenden Rohstoffen sollte gegeben bleiben.18
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Philippe de Champaigne, Porträt von Jean - Baptiste Colbert, undatiert, Musée des Beaux-Arts, Reims.
Dafür mussten laut Tischer die inländischen Produktionsmöglichkeiten optimiert werden, sodass Colbert sich stark für den Ausbau von Akademien und Manufakturen einsetzte. Einerseits mit der Absicht, Arbeitskräfte bestmöglich auszubilden und andererseits, um diese dann in modernen Arbeitsstätten zu installieren. Die Manufakturen sollten Waren von ausgezeichneter Qualität herstellen, sodass dadurch nicht nur die Nachfrage nach französischen Gütern im eigenen Land, sondern in ganz Europa gesteigert werden könnte.19 Auch die Kolonialisierung, besonders im indischen und nordamerikanischen Raum, trieb der Finanzmann stark voran, vordergründig, um durch sie an seltene und hochwertige Rohstoffe zu gelangen.20 Colberts Arbeit zeichnete sich durch extremen Fleiß, ein hohes Fachwissen und sein absolutes Pflichtbewusstsein gegenüber der Krone aus21, dabei versuchte er, die Inhalte der merkantilen Wirtschaftspolitik so pedantisch umzusetzen, dass laut Sieburg seine Interpretation derer im Nachzug sogar den Eigennamen „Colbertismus“ erhielt.22 Während Colberts Steuerpolitik sich nicht dauerhaft verwirklichen ließ, war seine Handelspolitik dafür umso erfolgreicher. Insbesondere durch die Modernisierung nationaler Fertigungsbetriebe entwickelte Frankreich sich im 17. Jahrhundert nachhaltig zum europäischen Vorreiter in Bezug auf hochwertige Konsumgüter.23
[...]
1 Vgl. Tischer, (2017), S. 17f.
2 Vgl. Walter, (2011), S.38f.
3 Vgl. Walter, (2011), S. 43
4 Vgl. Stapelfeldt, (2006), S. 44
5 Vgl. Stapelfeldt, (2006), S. 46f.
6 Vgl. Walter, (2011), S. 44f.
7 Vgl. Hermann, (2016)
8 Vgl. Walter, (2011), S. 52
9 Vgl. Tischer, (2017), S. 12f.
10 Vgl. Malettke, (2009), S.91
11 Vgl. Bombek, (2005), S. 162f.
12 Vgl. Sieburg, (1974), S.7ff.
13 Vgl. Malettke, (2009), S. 88
14 Vgl. Tischer, (2017), S.76ff.
15 Vgl. Stapelfeldt, (2006), S. 123
16 Vgl. Sieburg, (1974), S. 12ff.
17 Vgl. Stapelfeldt, (2006), S. 123f.
18 Vgl. Malettke, (1977), S. 57
19 Vgl. Tischer, (2017), S. 82
20 Vgl. Stapelfeldt, (2006), S. 124
21 Vgl. Malettke, (1977), S. 91
22 Vgl. Sieburg, (1974), S. 15
23 Vgl. Tischer, (2017), S. 82