Die Bekleidungsmode war seit jeher regelmäßig großen Umbrüchen und Veränderungen ausgesetzt, welche durch soziologische, wirtschaftliche oder politische Entwicklungsprozesse ausgelöst wurden. Um die Dynamik der Modewelt in den Verlauf der Jahrhunderte einordnen zu können, werden innerhalb dieser Hausarbeit vier unterschiedliche Texte analysiert, die sich mit der Theorie der Mode beschäftigen. Um eine umfassende Übersicht über zeitlich bedingte Unterschiede sowie gleichermaßen auch Gemeinsamkeiten hinsichtlich der Rolle sowie den Prinzipien der Mode gewährleisten zu können, wurden bewusst zwei Theoretiker längst vergangener Epochen sowie zwei Theoretiker der Gegenwartsliteratur ausgewählt. Zunächst werden die Texte der vier unterschiedlichen Schriftsteller, Philosophen und Soziologen einzeln zusammengefasst und ihre Kernaussagen analysiert. Im Anschluss daran erfolgt im zweiten Kapitel die Gegenüberstellung der Texte, um abweichende und ähnliche Thesen miteinander zu vergleichen. Der letzte Teil dieser Hausarbeit beschäftigt sich schließlich mit der Frage, welche Faktoren während des 19. und 21. Jahrhunderts als die einflussreichsten Antriebsfedern der Mode angesehen werden können. Zudem wird erörtert, als wie groß der Einfluss dieser Aspekte aktuell noch für die gegenwärtige Welt der Mode angesehen werden kann und welche weiteren Faktoren heutzutage von größerer Bedeutung sind.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Zusammenfassung der Texte
- 1.1 Christian Garve: „Über die Moden“ (1792)
- 1.2 Friedrich Theodor Vischer:,,Mode und Cynismus\" (1879)
- 1.3 Gilles Lipovetsky: „Das Reich des Vergänglichen. Die Mode in den modernen\nGesellschaften (1987)
- 1.4 Joanne Entwistle: „Globale Ströme, lokale Begegnungen: Verräumlichung von\nimplizitem ästhetischem Wissen in der High Fashion“ (2010)
- 2. Gegenüberstellung der Autoren
- 3. Antriebsfedern der Mode im 19. - 21. Jahrhundert
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Analyse von vier verschiedenen Texten, die sich mit der Theorie der Mode auseinandersetzen, um die Dynamik der Modewelt über die Jahrhunderte hinweg zu verstehen. Die Arbeit zielt darauf ab, zeitliche Unterschiede und Gemeinsamkeiten in Bezug auf die Rolle und die Prinzipien der Mode zu beleuchten. Dazu werden zwei Theoretiker aus vergangenen Epochen und zwei Theoretiker der Gegenwart analysiert.
- Die Entwicklung der Modetheorie im historischen Kontext
- Die Rolle der Mode in der Gesellschaft
- Die Einflussfaktoren auf die Mode
- Die Relevanz von Mode für das Individuum
- Die Bedeutung von Mode als Ausdruck gesellschaftlicher Veränderungen
Zusammenfassung der Kapitel
1. Zusammenfassung der Texte
1.1 Christian Garve: „Über die Moden“ (1792)
Christian Garves Text „Über die Moden“ aus dem Jahr 1792 bietet eine anthropologische Auseinandersetzung mit der Mode und ihren ästhetischen Attributen. Der Autor analysiert den hohen Stellenwert von Mode in der Gesellschaft und ihre Bedeutung für das Individuum. Garve argumentiert, dass Mode, insbesondere Bekleidungsmode, Menschen die Möglichkeit gibt, ihren Drang nach Neuerung, Vergnügen, Persönlichkeitsdarstellung und Geltung auszuleben. Er betont, dass Mode im Gegensatz zu anderen Kunstformen weniger strengen Regeln und Vorschriften unterliegt, was Menschen größere Freiheiten in Bezug auf ständige Veränderungen und Erneuerungen ermöglicht. Garve erklärt, dass Mode stark von den aktuellen Geschmäckern beeinflusst wird und weniger einem festen Gesetz folgt. Obwohl sie von den Künsten und der Natur inspiriert ist, erachtet Garve sie als unabhängig, beliebig und eigensinnig. Er argumentiert, dass Veränderungen in der Mode auch Aufschluss über den Fortschritt einer Gesellschaft in Bezug auf Körper, Geist und geschlechtliche Rollenverteilung geben können. Garve beobachtet, dass der reiche Adel neue Trends einführte, die von den unteren Ständen kopiert und weiterverbreitet wurden. Dies führte zu einem Trickle-Down-Prinzip, bei dem modische Neuerungen von der Oberschicht in die unteren Klassen gelangen.
1.2 Friedrich Theodor Vischer:,,Mode und Cynismus\" (1879)
Friedrich Theodor Vischer, ein deutscher Philosoph und Ästhetiker, setzt sich in seinem Text „Mode und Cynismus“ mit den philosophischen und sozialen Implikationen der Mode auseinander. Er kritisiert die Oberflächlichkeit und den Konsumzwang der Modewelt, die er als Ausdruck einer dekadenten Gesellschaft betrachtet. Vischer argumentiert, dass Mode in der modernen Welt dazu dient, die wahre Identität des Einzelnen zu verschleiern und stattdessen eine künstliche Fassade zu schaffen. Er kritisiert die ständige Verfolgung von Trends und den Druck, sich den neuesten Moden anzupassen. Für Vischer ist Mode ein Ausdruck von Nihilismus und einer oberflächlichen Lebensweise, die den wahren Wert von Kunst und Kultur ignoriert.
1.3 Gilles Lipovetsky: „Das Reich des Vergänglichen. Die Mode in den modernen\nGesellschaften (1987)
Gilles Lipovetsky, ein französischer Soziologe, betrachtet in seinem Werk „Das Reich des Vergänglichen“ die Mode im Kontext der modernen Gesellschaften. Er argumentiert, dass Mode in der postmodernen Welt einen neuen Stellenwert erlangt hat und zu einem zentralen Element der Konsumgesellschaft geworden ist. Lipovetsky beschreibt Mode als eine Form der Selbstinszenierung und als Ausdruck von Individualität in einer globalisierten und massenkonsumorientierten Welt. Er analysiert die Rolle von Medien und Werbung in der Entstehung und Verbreitung von Modetrends. Lipovetsky betont, dass Mode nicht nur von materiellen Bedürfnissen geprägt ist, sondern auch von dem Bedürfnis nach Selbstfindung und dem Wunsch, sich von der Masse abzuheben.
1.4 Joanne Entwistle: „Globale Ströme, lokale Begegnungen: Verräumlichung von\nimplizitem ästhetischem Wissen in der High Fashion“ (2010)
Joanne Entwistle, eine britische Soziologin und Kulturwissenschaftlerin, untersucht in ihrem Text „Globale Ströme, lokale Begegnungen“ die Bedeutung von räumlichen und kulturellen Faktoren in der High Fashion. Sie argumentiert, dass die Globalisierung und die Vernetzung der Welt zu neuen Formen der Modeproduktion und -konsum führen. Entwistle analysiert, wie lokale kulturelle Einflüsse in die High Fashion integriert werden und wie dieses Wissen über geografische Grenzen hinweg verbreitet wird. Sie untersucht auch die Rolle von Mode in der Konstruktion von Identität und den Einfluss von globalen Strömen auf lokale Modetrends.
Gegenüberstellung der Autoren
Die im ersten Kapitel vorgestellten Texte bieten eine umfassende und facettenreiche Perspektive auf die Mode. Die Autoren entstammen unterschiedlichen historischen und gesellschaftlichen Kontexten, was sich in ihren Interpretationen von Mode widerspiegelt. Garve betrachtet Mode als Ausdruck des menschlichen Bedürfnisses nach Veränderung und Selbstinszenierung. Vischer hingegen kritisiert die Oberflächlichkeit und den Konsumzwang der Modewelt. Lipovetsky betont die Bedeutung von Mode in der postmodernen Konsumgesellschaft, während Entwistle die Rolle von globalen Strömen und lokalen Einflüssen in der High Fashion analysiert. Die Gegenüberstellung der Autoren zeigt, dass Mode ein vielschichtiges Phänomen ist, das durch verschiedene Perspektiven beleuchtet werden kann. Es wird deutlich, dass Mode nicht nur ein Ausdruck von ästhetischen Bedürfnissen ist, sondern auch von sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Faktoren geprägt ist.
Antriebsfedern der Mode im 19. - 21. Jahrhundert
Die Entwicklung der Mode im 19. und 21. Jahrhundert war von zahlreichen Faktoren beeinflusst. Zu den wichtigsten Antriebsfedern zählen gesellschaftliche Veränderungen, technologische Innovationen und wirtschaftliche Entwicklungen. Die Industrialisierung führte zu einer Massenproduktion von Kleidung und zu einem steigenden Konsum von Mode. Die Entwicklung neuer Materialien und Produktionstechniken ermöglichte neue Formen der Mode und beeinflusste den Stil der Kleidung. Die zunehmende Urbanisierung und die Verbreitung von Massenmedien führten zu einer stärkeren Verbreitung von Modetrends und zu einer stärkeren Bedeutung von Mode als Ausdruck von Identität und Status. In der heutigen Zeit spielen globale Ströme und die Vernetzung der Welt eine wichtige Rolle in der Mode. Neue Technologien wie das Internet und soziale Medien ermöglichen eine schnellere Verbreitung von Modetrends und beeinflussen den Konsum von Mode.
Schlüsselwörter
Die vorliegende Hausarbeit beschäftigt sich mit der Theorie der Mode und analysiert die Beiträge verschiedener Autoren zu diesem Themenbereich. Schlüsselwörter, die im Zusammenhang mit der Arbeit stehen, sind: Modetheorie, gesellschaftliche Entwicklungen, Konsumverhalten, Ästhetik, Identität, Trickle-Down-Prinzip, Globalisierung, High Fashion, Medien, Werbung, soziale Medien.
- Quote paper
- Elena Balhorn (Author), 2021, Modetheorie. Klassische Texte aus vier Jahrhunderten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1165935