Die Forschungsarbeit analysiert zwei Zeugniskonferenzen der Sekundarstufe I von hessischen Intensivklassen und Expertinneninterviews ihrer Teilnehmerinnen. Dabei werden verwaltungsrechtliche Sinnlogiken in ihren Diskursen und Entscheidungsmustern sichtbar gemacht, die am Ende zu dem Ergebnis führen, dass Lehrkräfte im Spannungsfeld zwischen Pädagogik und Verwaltung zwar arbeiten aber nur nach verwaltungsrechtlichen Maßstäben entscheiden dürfen.
Die Arbeit beschäftigt sich mit folgenden Forschungsfragen: Nach welchen Kriterien werden ausländische Schülerinnen und Schüler als sogenannte Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger den Regelschulen vom Staatlichen Schulamt zugeteilt? Mit welchem organisatorischen und pädagogischen Konzept werden die Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger in die Intensivklassen der Regelschulen integriert und dort unterrichtet? Welchen verwaltungsrechtlichen und pädagogischen Handlungsspielraum haben Lehrkräfte, um das heterogene Leistungs- und Sprachgefüge in den Intensivklassen zu kompensieren? Welche Entscheidungsmuster und Schülertypen lassen sich in den Aushandlungsprozessen bei den Lehrkräften identifizieren, wenn sie die Bildungsentscheidungen der Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger in einen Schulzweig begründen?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Forschungsstand und theoretische Grundlagen
- 1.0 Schule und Gesellschaft
- 2.0 Schule in der Erziehungswissenschaft
- 2.1 Unterrichtsforschung
- 2.2 Migrationsforschung
- 2.3 Schulkonferenzforschung
- 3.0 Schule als Organisation
- 3.1 Systemtheorie nach Luhmann
- 3.2 Strukturfunktionalismus nach Parsons
- 3.3 Bürokratiemodell nach Max Weber
- 4.0 Schule zwischen Interaktion und Verwaltung
- 4.1 Zeugniskonferenz als Verwaltungsverfahren
- 4.2 Zeugniskonferenz als soziales System
- 4.3 Antinomie zwischen Profession und Organisation
- 5.0 Intensivklassen in der politischen Diskussion
- II. Empirischer Teil
- 1.0 Eine qualitative Untersuchung in Intensivklassen
- 1.1 Forschungsdesign und methodisches Vorgehen
- 1.2 Forschungsfragen
- 1.3 Position des Forschers
- 1.4 Eindringen in das Forschungsfeld
- 2.0 Zwei Säulen der Datenerhebung
- 2.1 Leitfadengestützte Expertinnen-Interviews
- 2.2.1 Forschungsssample
- 2.2.2 Durchführung und Nachbereitung der Datenerhebungen
- 2.2 Zeugniskonferenz als natürliche Gruppendiskussion
- 2.2.1 Begründung der zwei Analysen und Auswertungsmethoden
- 3.0 Qualitative Inhaltsanalyse
- 3.1 Staatliches Schulamt
- 3.1.1 Zusammenfassung mit der qualitativen Inhaltsanalyse
- 3.1.2 Schulverwaltungsrechtliche Explikation
- 3.2 Heterogenität und Differenzierung
- 3.3 Dysfunktionaler Verwaltungsapparat
- 3.4 Faktoren für eine Schulzweigzuweisung nach der Intensivklasse
- 3.5 Intensivklasse / Regelklasse
- 3.6 Individuelle Faktoren
- 3.7 Labels für Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger
- 3.8 Personal für die Intensivklassen
- 3.9 Spannungsfelder und Kompensationsverhalten
- 3.9.1 Widersprüche
- 4.0 Reflexive Betrachtung der bisherigen Ergebnisse
- 4.1 Gütekriterien
- 5.0 Die datenbasierende Beschreibung der Zeugniskonferenz
- 5.1 Datenbasierende Fallbeschreibung Ege und Ranja
- 6.0 Grounded Theory
- 6.1 Kodierzirkel
- 6.2 Datenbasierende Kategorien der Zeugniskonferenz
- 6.2.1 Anamnese
- 6.2.2 Pädagogisch Sinnvolles (Interaktion)
- 6.2.3 Verwaltungszwang (Konditionalität)
- 6.2.4 Aushandlungsprozess
- 6.2.5 Bildungsentscheidung
- 6.2.6 Verwalterinnen / Retterinnen / Vollstreckerinnen
- 6.2.7 Kodierparadigma zur Genese einer Konfliktmasse
- 7.0 Typen der Zeugniskonferenzkonferenz
- 7.1 Die Verwalteten"
- 7.2 Die Zeit läuft ab"
- 7.3 Der,,fleißige Notfall"
- 7.4 Die „alten Analphabetinnen"
- 7.5 Die,,Musterschüler und Schülerinnen"
- 7.6 Die,,Sind-selbst-Schuld"
- 7.7 Die „Gehört nicht hierher"
- 7.8 Der „Geisterschüler"
- 8.0 Vorformulierte abstrakte Verbalbeurteilung
- III. Erziehungswissenschaftliche Ergebnisse
- 1.0 Schlussfolgerungen im Spiegel der Forschungsfragen
- 2.0 Erziehungswissenschaftliche Desiderata
- 2.1 Ausblick
- Die Rolle von Verwaltungsvorschriften bei der Gestaltung von Bildungsentscheidungen
- Die Interaktion zwischen administrativen Verfahren und pädagogischem Handeln
- Die Auswirkungen von Intensivklassen auf die Integration und Chancengleichheit von Schülerinnen und Schülern
- Die Rolle von Stereotypen und Vorurteilen bei der Einordnung von Schülern in Intensivklassen
- Die Möglichkeiten und Grenzen der Partizipation von Schülern und Eltern an Bildungsentscheidungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Dissertation untersucht die Diskriminierung von Schülerinnen und Schülern durch schulische Bildungsentscheidungen im Kontext verwaltungsrechtlicher Vorgaben. Die Arbeit fokussiert auf die Praxis einer hessischen Intensivklasse und analysiert, wie administrative Prozesse und Strukturen die Bildungschancen von Schülern beeinflussen können.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung präsentiert die Forschungsfrage und den theoretischen Rahmen der Dissertation. Kapitel I beleuchtet den Forschungsstand und die theoretischen Grundlagen der Arbeit. Kapitel II beschreibt die methodische Herangehensweise der qualitativen Untersuchung in Intensivklassen. Kapitel III präsentiert die erziehungswissenschaftlichen Ergebnisse und schließt mit einem Ausblick auf zukunftsrelevante Fragen ab.
Schlüsselwörter
Diese Dissertation beschäftigt sich mit Schlüsselthemen wie Diskriminierung, Schulverwaltung, Intensivklassen, Migrationsforschung, pädagogisches Handeln, soziales System, Zeugniskonferenz, Chancengleichheit, Integration, und qualitative Forschungsmethoden.
- Arbeit zitieren
- Marcus Karl (Autor:in), 2020, Diskriminierung durch Verfahren. Schulische Bildungsentscheidungen im Spiegel verwaltungsrechtlicher Vorgaben am Beispiel einer hessischen Intensivklasse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1166646