Der Titel dieser Arbeit drängt zu Beginn bereits eine Frage auf: Was ist ein
hybrides Subjekt bzw. was macht ein hybrides Subjekt aus? Der Begriff
„Hybridität“ kann, neben seiner biologischen und technischen Bedeutung1,
auch auf die kulturelle Ebene transferiert werden. Reckwitz spricht in
diesem Zusammenhang von „einer kulturellen Logik der Hybridität“2, die er
allen Subjektkulturen zuspricht. Damit meint er „eine Kopplung und
Kombination unterschiedlicher Codes verschiedener kultureller Herkunft in
einer Ordnung des Subjekts“ (Ebd.). „Hybridität“ suggeriert somit generell
die Vorstellung von „Zwitterhaftigkeit“, aber auch von Pluralität.
Entscheidend für den Hybriditäts-Begriff ist, dass immer zwei oder mehrere
verschiedene Merkmale in eine Person oder einen Gegenstand münden.
Inwiefern es sich bei den Protagonistinnen der zu behandelnden
Autobiographien Rebecca Walkers3 und Yvette Melansons4 um hybride
autobiographische Subjekte handelt und wie sie ihrer Hybridität begegnen,
wird in dieser Arbeit zu klären sein. Um aber überhaupt das
autobiographische Subjekt, aber auch die narrative Struktur jener Texte
untersuchen zu können, muss ihre Entwicklung in der Autobiographie-
Tradition berücksichtigt werden. Im ersten Teil soll deshalb zunächst die
Theorieforschung der Autobiographie betrachtet werden. Dabei steht
zunächst ein Modell der männlichen Autobiographie im Vordergrund, das
bis heute die gattungstheoretische Diskussion beeinflusst. Welches sind die
Merkmale männlichen Schreibens? Inwiefern wurde dieses männliche
Modell kritisiert? Welche Rolle ist dem Gedächtnis des Autobiographen
zuzuordnen? Worin liegen die Beweggründe eines Menschen, seine
Lebensgeschichte niederzuschreiben? Dies sind Fragen, die im
theoretischen Teil beantwortet werden sollen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zur Theorie der Autobiographie
- George Gusdorf und Philippe Lejeune, oder die Erfolgsstory des weißen männlichen Autobiographen
- Zur Kritik am traditionellen Modell nach Erinnerung, Gedächtnis und die subjektive Wirklichkeit des autobiographischen Subjekts
- "Our need for story": Gründe für das Bedürfnis nach Autobiographie
- Rebecca Walker: Black, White and Jewish. Autobiography of a Shifting Self
- Identitätssuche des hybriden autobiographischen Subjekts
- Erinnerung und Gedächtnis bei Rebecca Walker
- Zur narrativen Struktur in Black, White and Jewish
- Yvette Melanson: Looking for Lost Bird. A Jewish Woman Discovers Her Navajo Roots
- Identitätssuche des hybriden autobiographischen Subjekts
- Erinnerung und Gedächtnis bei Yvette Melanson
- Zur narrativen Struktur in Looking for Lost Bird
- Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Autobiographien von Rebecca Walker und Yvette Melanson, um die Bedeutung des hybriden autobiographischen Subjekts in der literarischen Tradition zu analysieren. Die Arbeit betrachtet die spezifischen Herausforderungen, denen diese Frauen begegnen, wenn sie ihre multikulturelle Identität in ihren Lebensgeschichten darstellen.
- Das hybride autobiographische Subjekt und seine Bedeutung für die Autobiographie-Gattung
- Die Rolle von Erinnerung und Gedächtnis in der Konstruktion der eigenen Identität
- Die narrative Struktur von Autobiographien und ihre Fähigkeit, komplexe Lebensgeschichten zu erzählen
- Die Herausforderungen und Chancen, denen hybride Subjekte in der Gesellschaft begegnen
- Die Bedeutung von Kultur und Erfahrung für die Bildung der eigenen Identität
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt den Leser in das Thema der Arbeit ein und stellt die Forschungsfrage: Was ist ein hybrides Subjekt und wie begegnen die Protagonistinnen der zu behandelnden Autobiographien Rebecca Walkers und Yvette Melansons ihrer Hybridität? Der erste Teil der Arbeit widmet sich der Theorie der Autobiographie und analysiert das traditionelle, männliche Modell der Autobiographie, das von George Gusdorf und Philippe Lejeune geprägt wurde. Das zweite Kapitel untersucht die Autobiographie von Rebecca Walker, Black, White and Jewish. Autobiography of a Shifting Self, und analysiert die Identitätssuche des hybriden autobiographischen Subjekts, die Rolle von Erinnerung und Gedächtnis und die narrative Struktur des Textes. Im dritten Kapitel wird die Autobiographie von Yvette Melanson, Looking for Lost Bird. A Jewish Woman discovers her Navajo Roots, analysiert. Die Arbeit beleuchtet die Identitätssuche des hybriden autobiographischen Subjekts, die Rolle von Erinnerung und Gedächtnis und die narrative Struktur des Textes.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Autobiographie, hybrides Subjekt, Identitätssuche, Erinnerung, Gedächtnis, Narrative Struktur, Multikulturalität und Kultur. Die Arbeit analysiert die Autobiographien von Rebecca Walker und Yvette Melanson, um die Herausforderungen und Chancen der Darstellung der eigenen, multikulturellen Identität in autobiographischen Texten zu untersuchen.
- Arbeit zitieren
- Sabine Kandziora (Autor:in), 2008, Das hybride autobiographische Subjekt - Rebecca Walker und Yvette Melanson, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/116712