Antisemitismusforschung und deutsch- jüdische Geschichte haben in den letzten Jahren herausgearbeitet, dass
positive wie negative Haltungen gegenüber Juden auch im‚ Zeitalter der Säkularisierung’ ganz entscheidend
durch konfessionelle Milieus bestimmt wurden. Im Deutschen Kaiserreich war Antisemitismus nicht wie lange
Zeit angenommen ein Privileg protestantischer Nationalisten, sondern auch im katholischen Milieu verbreitet.
Unter Katholiken verband sich Judenfeindlichkeit mit Ultramontanismus und Antimodernismus, nicht jedoch mit
einem rassistischen Weltbild wie bei vielen protestantischen Nationalisten. Die grundsätzlich zutreffende
Unterscheidung zwischen katholischem (bzw. christlich- konservativem) und völkischem Antisemitismus hat
jedoch dazu geführt, dass in der Forschung Verbindungen zwischen beiden Antisemitismen übersehen wurden.
Auf dieses Defizit will der Essay mit einer Analyse der zahlreichen Bücher, Broschüren und Bilderbogen des
katholischen Schriftstellers Max Bewer hinweisen. Bewer strebte die Zusammenführung von völkischer
Bewegung und katholischem Milieu an, auf der Basis ‚des Juden’ als vermeintlicher Erzfeind aller Christen und
aller Deutschen.
Inhaltsverzeichnis
- Abstract
- I. Protestantismus – Katholizismus – Antisemitismus.
- Anmerkungen zum Stand der Forschung
- II. Kurzbiographie Max Bewers
- III. Bismarck – Kult und Antisemitismus im Kampf gegen den,Neuen Kurs'.
- IV. Das, Rembrandt- Buch'
- V. Die Ritualmordlegende
- VI. Der, deutsche Christus' vom Niederrhein..
- VII. ,Lösungen der Judenfrage’
- VIII. Rezeption............
- IX. ☑
- X.
- XI.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Bücher, Broschüren und Bilderbogen des katholischen Schriftstellers Max Bewer (1861-1921) und analysiert, wie er katholische und völkische Stereotype zu einer paranoischen Form des chimären Judenhasses verschmolzen hat. Die Arbeit beleuchtet, wie Bewer sich für eine Versöhnung der christlichen Konfessionsmilieus in Deutschland einsetzte, wobei er die Juden als vermeintliche Erzfeinde aller Christen und aller Deutschen darstellte.
- Der Einfluss konfessioneller Milieus auf die Entstehung und Verbreitung von Antisemitismus in Deutschland
- Die Verbindung von katholischem und völkischem Antisemitismus im Werk von Max Bewer
- Die Rolle der Bilderbogen und Broschüren in der Verbreitung antisemitischer Stereotype
- Bewer's Versuche, eine Versöhnung der christlichen Konfessionsmilieus auf Kosten der Juden herbeizuführen
- Die Rezeption von Bewer's Werk in der deutschen Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel I beleuchtet den Stand der Forschung zum Thema Antisemitismus und Konfession, wobei die Bedeutung der konfessionellen Milieus für die Entstehung und Verbreitung von Antisemitismus im 19. Jahrhundert hervorgehoben wird. Kapitel II bietet eine Kurzbiographie von Max Bewer, dem Autor der analysierten Werke. Kapitel III untersucht Bewers Darstellung von Bismarck und dem Kampf gegen den „Neuen Kurs“, wobei die Rolle des Antisemitismus in diesem Kontext beleuchtet wird. Die Kapitel IV bis VII analysieren die verschiedenen Werke von Bewer, wobei die Ritualmordlegende, die Darstellung des „deutschen Christus“ und Bewers „Lösungen der Judenfrage“ im Fokus stehen. Kapitel VIII untersucht die Rezeption von Bewers Werk in der deutschen Gesellschaft.
Schlüsselwörter
Katholischer Antisemitismus, Völkischer Antisemitismus, Max Bewer, Bilderbogen, Broschüren, Ritualmordlegende, „deutscher Christus“, „Lösungen der Judenfrage“, Konfessionsmilieus, Versöhnung, Erzfeind, Antimodernismus, Ultramontanismus.
- Citar trabajo
- Thomas Gräfe (Autor), 2008, Zwischen katholischem und völkischem Antisemitismus, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/116713