Manipulative Therapien der Integrativen Medizin: Akupunktur, Akupressur, Neuraltherapie


Essai Scientifique, 2007

34 Pages


Extrait


Inhaltsübersicht

Sozialimmanente Manipulationen als Steuerungselemente in der Medizin

Philosophische und wissenschaftstheoretische Aspekte der Chinesischen Medizin

Akupunktur

Ohrakpunktur

Akupunkturpunkte

Meridiane

Wirkungsprinzip der Akupunktur

Akupressur

Tuina-Anmo

Energiefeldtherapie (EFT)

Neuraltherapie

Wirkungsprinzip der Neuraltherapie

PUBLIKATIONSREFERENZEN :

Sozialimmanente Manipulationen als Steuerungselemente in der Medizin

Manipulation definiert sich als „bewusster und gezielter Einfluss auf Menschen ohne deren Wissen und oft gegen deren Willen“. Entsprechend ist Einflussnahme generell motivationsgesteuert, sei sie zum intendierten Wohle des Manipulators, oder dem vorgeblichen oder auch tatsächlichen des Manipulierten. Damit umfasst sie sämtliche Lebensbereiche, vom einfachsten zwischenmenschlichen Kommunikationsverhalten bis zur gezielten Fremdbestimmung.

Aus sozialer Sicht identifiziert sich der Begriff manipulativ ambivalent, Manipulationen werden als Eingriff in die individuelle Autarkie begriffen und somit als generell unmoralisch qualifiziert. Des ungeachtet sind Manipulationen der Bevölkerungs-, Sozial- und Altersstruktur einer Gesellschaft durch staatliche Maßnahmen wie Eugenik, Einwanderungsgesetzgebung, Ausländerrecht, Geburtenkontrolle, Familienförderung usw. unverzichtbar.

K. Popper verwendete hierfür den Begriff social engineering, als Synonym für zielgerichtete Anstrengungen zur Schaffung oder Verbesserung gesellschaftlicher Strukturen. Allerdings kritisierte K. Popper die Vorstellung, man könne sich zuerst eine ideale Gesellschaft vorstellen und dann daran gehen, dieses Ideal zu verwirklichen.

Das von ihm befürwortete social engineering besteht darin, durch die Schaffung geeigneter Institutionen jeweils nur in Teilbereiche der Gesellschaft einzugreifen, um konkrete Probleme zu lösen.

Social engineering unterstellt ein wissenschaftliche Erkenntnisse einbeziehendes, zweckorientiertes und eher technokratisches Vorgehen.

Unter Technokratie versteht man ein Interaktions- bzw. Gesellschaftsmodell, in dem nicht die Bedürfnisse von Individuen und Kollektiven über Handlungsabläufe bestimmen, sondern ausschließlich vorhandene technische Möglichkeiten. Die theoretischen Konzepte der Technokratie bezeichnet man als Technokratismus.

Ein Merkmal des Technokratismus sind auf Sachzwängen aufgebaute Argumentationsmuster, bei denen Sozial- und Bedürfnisorientierung unbeachtet bleiben.

Das Konzept der Technokratie wurde von dem amerikanischen Soziologen Th. Veblen erfunden, in Anlehnung an den Governator von N. Wiener.

N. Wiener zeigte die Gleichwertigkeit der strukturellen Eigenschaften in technischen, biologischen und gesellschaftlichen Systemen und schuf die Grundbegriffe der Kybernetik.

Die bislang beschriebenen, ursprünglich primär auf soziale Gefüge zielenden, manipulativen Handlungsabläufe lassen sich ebenso auf die Paradigmen der nach dem Maschinenmodell morphologisch orientierten Konventionellen Medizin transponieren, wie auf die der auf Kybernetik und Systemtheorie basierenden informationsgesteuerten Regulationsmedizin. Bei dieser sollen Beispiele von Steuerungs- und Regelmechanismen die Darstellung der Gültigkeit des jeweiligen Konzeptes einschlägig belegen. Die Standpunkte der beiden medizinischen Theoreme manifestieren sich in den entsprechenden unterschiedlich postulierten therapeutischen Prinzipien.

Die Herkömmliche Medizin deduziert die Identifizierung zur Monopolisierung aus ihrem offiziellen Anspruch einer evidenzbasierten Medizin EbM (E vidence b ased M edicine) auf den Grundlagen der Naturwissenschaftlichkeit.

Dem steht das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes entgegen; demnach ist als wissenschaftlich anzusehen und zu schützen „[...] jede wissenschaftliche Tätigkeit d.h. auf alles, was als Inhalt und Form als ernsthafter planmäßiger Versuch zur Ermittlung der Wahrheit anzusehen ist. Dies folgt unmittelbar aus der prinzipiellen Unabgeschlossenheit jeglicher wissenschaftlichen Erkenntnis. (BVerfGE 35, 79 – Hochschulurteil)“

Somit ist ein ständig schwelender Diskussionspunkt zwischen den beiden Medizinen die Aberkennung wissenschaftlicher Kompetenz Unkonventioneller Verfahren.

Verallgemeinernd auf die paradigmatischen Essenzen reduziert, basieren die Methoden der Konventionellen Therapien auf externen Steuerungen, wobei sich Steuerung generell als Beeinflussung einer Größe über den vorgeplanten und somit kontrollierten Ablauf einer Veränderung definiert. Als gezielte manipulative Maßnahmen greift sie in definierte physiologische Vorgänge, zur methodischen Reparatur struktureller Defekte. Hierbei orientiert sie sich am pathophysiologischen Status eines abgeschlossenen isolierten Systems.

Bezogen auf soziale Systeme entspricht dieses Vorgehen dem social engineering nach K. Popper, jedoch unter technokratischen Grundsätzen.

Die Unkonventionellen Behandlungsmaßnahmen beziehen sich auf das Grundprinzip der autonomen informationsgesteuerten Regelung über Rückkopplung. Rückkoppelung bezeichnet generell ein System, dessen Ausgangsgröße auf die Eingangsgröße modellierend rückwirkt.

Beim Regelkreisprinzip biologischer Systeme handelt es sich um Gegenkoppelungen im Sinne negativer Rückkoppelungen, indem die Ausgangsgröße hemmend auf die Eingangsgröße wirkt (Abb.1).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb1.

Nach diesem Modell beziehen sich in der Unkonventionellen Regulationsmedizin manipulative Therapien auf Autoregulationsmechanismen, indem im Störfall durch extern induzierte Steuerung die Regelautonomie durch zeitlich begrenzte, dem Individualfall entsprechende, multimodale Therapiekonzepte unterstützt wird.

Dieses Vorgehen entspricht dem kybernetischen Gedankengut nach N. Wiener in Kontrolle und Information.

Derart medizinisch motivierte Manipulationen für eine nachhaltige gesundheitliche Veränderung einer Zielperson erfüllen den grundsätzlichen Aspekt einer Entwicklung. Dies gilt auch für einen möglichen Fehlschlag, im Sinne einer Fehlentwicklung. Im Erfolgsfall erfährt diese Form der Einflussnahme eine positive handlungsorientierte Zuordnung entsprechend einem „kunstgerechten und geschickten Handgriff“.

HAUPTTEIL

Philosophische und wissenschaftstheoretische Aspekte der Chinesischen Medizin Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Herkömmliche Westliche Medizin und die Klassische Chinesische Medizin als auch TCM (Traditionelle Chinesische Medizin) unterscheiden sich wesentlich in ihren Weltbildern, ihrem Denken und daraus resultierend in Wissenschaft und Therapie. Die TCM ist eine vereinfachte und zusammengefasste Version der Klassischen Chinesischen Medizin, nach den Vorgaben der chinesischen Kulturrevolution in den 1950er-Jahren auf Anordnung von Mao Zedong. Im Folgenden wird übergreifend die Chinesische Medizin als Subsumtion für Beide stehen.

Während die Westliche Medizin primär als reaktive Antwort auf pragmatische Erfordernisse entstanden war und sich nach diesen kausalen Aspekten immer noch weiter entwickelt, hatte sich die Chinesische Medizin vor etwa 2400 Jahren als ein wissenschaftliches System auf philosophischer Basis konstituiert.

Die Westliche Medizin orientiert sich in der Fixierung der Bewertungskriterien zur Beurteilung zu ihr Unkonventioneller Verfahren an den Naturwissenschaften und deren Methoden der Grundlagenforschungen, um putativ evolutionäre Muster aus den Wissenschaftsparadigmen zu eliminieren, die einen neutralen Standpunkt bei der Beurteilung von Krankheit und Therapie beeinflussen könnten. Allerdings unterliegen die daraus resultierenden Evalvationen der grundsätzlichen inzestuösen Problematik aller Wissenschaften in der Autoevaluierung ihrer eigenen Methoden und Verfahren.

Ein verständnisinniger Zugang zu fernöstlichen Denkansätzen fällt daher der Westlichen Medizin ihrer somatisch bezogenen kausalanalytischen Logik entsprechend schwer, umgekehrt hat die Chinesische Medizin keine Probleme mit der Akzeptanz westlicher Denkschemata.

Der herkömmliche westliche unilaterale Blickwinkel ist daher zur Beurteilung der Chinesischen Medizin nicht geeignet, zur Sinnfälligkeit von sich dem eigenen Verständnis entziehenden Theorien, ist deren Spiegelung aus mehreren Blickwinkeln auf die eigenen Prinzipien erforderlich. Ein Zugang zu sich aus westlicher Sicht nicht immer darstellbaren Realitätsebenen ist demnach generell über 4 komplementäre Modalitäten möglich. Eine Hierarchisierung besteht nicht (Tab.1).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab.1

Die Chinesische Medizin erfüllt grundsätzlich alle Anforderungen an eine exakte Wissenschaft, wenn auch in Inkongruenz zur westlichen. Sie verfügt über ein eindeutiges Vokabular, das nach bestimmten Regeln zu einem in sich widerspruchsfreien System vernetzt ist, sie nutzt spezifische empirische Beobachtungs- und Diagnoseverfahren, mit daraus rational schlüssigen und jederzeit reproduzierbar resultierenden Therapien.

Die Westliche Medizin konzentriert ihren wissenschaftlichen Anspruch primär auf den Körper und dessen Strukturen, mit dem alleinigen Ansatz einer ausschließlich nach Objektivität und Reproduzierbarkeit unter monokausaler Fokussierung ausgerichteten Forschung nach Ursache und Wirkung. Somit ist die grundlegende Disziplin die Anatomie, mit den ihr eigenen Strukturen.

Krankheiten werden daher meistens erst erkannt, wenn sie zu materiell nachweisbaren Veränderungen geführt haben. Folglich werden der Krankheitsentstehung vorwiegend materielle Ursachen adjungiert, unter weitgehender Vernachlässigung amaterieller Einflüsse.

Die sich hieraus ergebenden systematischen Anwendungen kausalanalytischer Pragmatik haben zu immensen Fortschritten in der Akut- und Notfallmedizin sowie ganz wesentlichen Erfolgen in der Epidemiologie geführt.

Die Heilung funktioneller und chronischer Leiden, bedingt durch subtoxische Umweltbelastungen, psychische Überlastungen, Beeinträchtigungen des sozialen Milieus, prosperitär bedingte Defizite in Soma und Psyche, und weitere ähnlicher unspezifischer Faktoren bleibt hiervon jedoch unberührt.

Dies ist wiederum die Domäne der Chinesischen Medizin, wogegen epidemiologische Ausbreitungen von Krankheiten in China im Vergleich zum Westen in der Vergangenheit foudroyant verliefen, mit einem dementsprechenden Verfall der Gesundheit weiter Bevölkerungskreise.

Im Gegensatz zur somatisch-kausalanalytisch definierten Westlichen Medizin richtet sich die Chinesische Medizin nach funktional-induktivsynthetischen Gesichtspunkten.

Hierzu versteht sie den Menschen als ein System von Funktionskreisen, ohne zwingenden somatischen Bezug, sodass traditionelle chinesische Ärzte primär Funktionen, Bewegungen, Dynamik und Psyche beachten.

Diese Faktoren beeinflussen die Orthopathie, das zheng. Die Orthopathie beschreibt die Fähigkeit eines Individuums zur ausgeglichenen, harmonischen Aufrechterhaltung seiner Existenz. Ist das zheng stark bei mäßigen Umwelteinflüssen, bleibt der Mensch gesund. Im gegenteiligen Fall werden aus von den gradlinigen zheng-Funktionen einzelne Teile abgelenkt, die dann in schräger xie -Heteropathie verlaufen.

Vereinfachend ausgedrückt, befasst sich die Chinesische Medizin mit dem Erhalt der Orthopathie und der Behandlung von Heteropathien zur Restitution der Orthopathie.

Entsprechend des großen Repertoires an möglichen störenden Fehlfunktionen ist daher auch der diagnostische Umfang, indem die Orientierung der Chinesischen Medizin mit induktiv-synthetischen Parametern korrespondiert.

Der Begriff der Induktion wurde von M. T. Cicero in der Übersetzung des griechischen epagwgή definiert, als Sammelbegriff für Verfahren zur Gewinnung allgemeiner Aussagen über einen spezifizierten Gegenstandsbereich. J. S. Mill entwickelte die sogenannte Eliminationstheorie der Induktion, in der allgemeine Aussagen über Ursachen dadurch gewonnen werden, dass man Einzelfälle auf Gemeinsamkeiten der Begleitumstände hin untersucht und letztere durch Hinzuziehen weiterer Einzelfälle schrittweise reduziert. Der verbleibende Rest wird dann als Ursache des fraglichen Phänomens bezeichnet.

S ynthetisch steht im Gegensatz zu analytisch, die Synthese entstammt dem griechischen Wort für Zusammensetzung SύnqesiV , nach Aristoteles ist sie die Verbindung einzelner Merkmale zu einem einheitlichen Begriff. Die traditionelle Philosophie interpretiert die Synthese als die Verbindung einer Vielheit von Bewusstseinseindrücken zu einer Wahrnehmungs-, Vorstellungs-, Begriffseinheit.

Entsprechend befasst sich die induktivsynthetische Wissenschaft einschließlich der Chinesischen Medizin mit der Bestimmung und Beeinflussung der Richtungen von Bewegungen, also mit Funktionen, weshalb sie für jeden beliebigen gegenwärtigen Ablauf eines Geschehens mindestens zwei, meistens jedoch eine größere Anzahl von Positionen und deren Beziehungen untereinander erwägen muss.

Die Mehrzahl dieser Beziehungen sind dem Individuum für jeden Moment seines Handelns vorgegeben, gemäß einem kosmischen Ordnungsprinzip, das sowohl die Natur mit ihren typischen Wesensarten, als auch die geographische, soziale Umwelt des Menschen einbindet.

Deshalb sieht die taoistische Ethik xiushen in der „Kultivierung der Persönlichkeit“ die Einstimmung des Menschen auf den großen kosmischen Zusammenhang und komplementär dazu seine Einfügung in den sozialen Kontext. Das Individuum kann daher seine Persönlichkeit nur in der Harmonie mit den Kräften und Strebungen von Natur und Umwelt kultivieren und sein Karma verantwortlich mitgestalten.

Aufgrund der Einbindung der Chinesischen Medizin in ein philosophisch formiertes Weltbild lassen sich rationale Definitionen der sich fortlaufend ändernden Qualitäten des Individuums, der Umwelt, und damit auch der Wissenschaften selber nur schwer konstatieren.

Geschichtlich hat sich die Philosophie in Konkurrenz zum Mythos entwickelt. Das mythische Denken hat seine eigene Vernunft. Es ist eine einheitliche, in sich stimmige Denkform mit bestimmten, charakteristischen Zügen. Philosophie lässt sich gleichsetzen mit dem rationalen Denken (Tab.2).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab.2

Die Westliche Konventionelle Medizin ist z. Zt. nicht bereit, die Chinesische Medizin als eigenständiges Konzept anzuerkennen, bestenfalls als komplementär zu sich selbst.

[...]

Fin de l'extrait de 34 pages

Résumé des informations

Titre
Manipulative Therapien der Integrativen Medizin: Akupunktur, Akupressur, Neuraltherapie
Auteur
Année
2007
Pages
34
N° de catalogue
V116739
ISBN (ebook)
9783640185467
ISBN (Livre)
9783640185498
Taille d'un fichier
2072 KB
Langue
allemand
Mots clés
Manipulative, Therapien, Integrativen, Medizin, Akupunktur, Akupressur, Neuraltherapie
Citation du texte
Dr.med.dent. Hubertus R. Hommel (Auteur), 2007, Manipulative Therapien der Integrativen Medizin: Akupunktur, Akupressur, Neuraltherapie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/116739

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