Altkleiderflut. Schattenseiten der Fast Fashion


Hausarbeit, 2021

21 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Die Fast Fashion
Definition
Historischer Hintergrund

Vom Wegwerfen
Konsum
Ökologische und soziale Auswirkungen
Arbeitsbedingungen.
Treibhausgase, Chemikalien, Wasserverbrauch.
Mikroplastik.
Gesundheit.
Abfall. .

Altkleiderflut
Altkleidersammlung
Altkleidersammeln wird zum Problem

Vom Wiederverwenden
Attitude-Behavior-Gap
Theorie des geplanten Verhaltens
Persuasion

Diskussion

Literatur

Zusammenfassung

Die vorliegende Literaturrecherche skizziert das Umweltproblem der Fast Fashion Industrie. Ziel dieser Arbeit ist es, mögliche Ursachen für den Massenkonsum der Modetextilien mit Hilfe sozialpsychologischer Konzepte zu diskutieren, die besorgniserregenden Auswirkungen dieser Industrie zu beleuchten und einen Denkanstoß für bewussteres Konsumieren zu geben. Fast Fashion bedeutet nicht nur schnelle Mode, sondern gleichermaßen menschenunwürdig produzierte Kleidung, massenhaft ungetragenes Textil und eine gewaltige Umweltbelastung. Die Realität hinter der beliebten Schaufenstermode lautet live fast – die young. Die kommerzielle Modeindustrie führt zu einem beispiellosen Müllproblem, doch ein Umdenken setzt nur langsam ein. An erster Stelle steht für viele Verbraucher die Konsumbefriedigung. Das eigene Konsumverhalten zu verändern, ist oft zu mühsam und ressourcenintensiv und so werden eingeschliffene Verhaltensmuster aufrechterhalten. Dennoch geben sozialpsychologische Erkenntnisse Hoffnung. Veränderung ist möglich, wenn wir anfangen, Inhalte zu reflektieren und reflektierte Inhalte umzusetzen. Dass das gelingen kann, zeigt die folgende Arbeit.

Einleitung

Ein neues T-Shirt für Papas Geburtstagsfeier, eine Jeans, die im Angebot war und in der Zimmerecke verstaubt, ein Kleid für einen Anlass, den es nie geben wird – Fast Fashion. Zu Deutsch „Schnelle Mode“ – eine globale Tendenz in der Mode- und Textilbranche hin zu immer mehr und billigerer Kleidung, sodass Kunden den schnell wechselnden Trends sogleich und sorglos folgen können (BMU, 2020).

Viele Menschen kaufen wesentlich mehr Kleidung, als sie tatsächlich benötigen. So zeigt eine Untersuchung des BMU (2020), dass jeder Deutsche rund sechzig Kleidungsstücke im Jahr kauft. Dieses verstärkte Konsumverhalten, spiegelt sich in einer ex aequo steigenden Produktion, welche analog zu massiver Abfallsteigerung führt. So ist die durchschnittliche Abfallmenge pro Person heute dreimal so hoch wie noch vor einhundert Jahren (GRÜNE LIGA Berlin e.V., 2020). Doch nicht nur die Menge, sondern auch die Art des Abfalls hat sich verändert. Immer häufiger entstehen Abfallprodukte der chemischen Industrie. Auch die Modeindustrie verwendet zunehmend Kunststoffe. Diese sind in der Produktion kostengünstiger als Naturstoffe, können allerdings nicht in natürlichen Kreisläufen abgebaut werden und tragen somit zum beispiellosen Müllproblem unserer Gegenwart bei (GRÜNE LIGA Berlin e.V., 2013). Abfall ist ein Gegenspieler mit vielen Gesichtern: Die Verschmutzung der Weltmeere, der illegale Mülltransport oder krebserregende Schadstoffe sind nur drei von unzähligen Folgen. Doch die geschaffenen Probleme sind alles andere als weit weg. Was viele Menschen nicht sehen sind die unmittelbaren Folgen vor ihrer eigenen Haustüre. Übervolle Altkleidercontainer prägen die Städte seit Jahren. Doch zu selten wird über den Tellerrand gedacht und hinterfragt welche Ursachen zu dieser Misslage geführt haben. Abfall, Schadstoffe und Altlasten sind das Pulverfass des 21. Jahrhunderts und dennoch steht oft die kurzfristige Befriedung von Konsumwünschen über der langfristigen ökologischen und sozialen Belastung der Umwelt.

In dieser Literaturrecherche werden verschiedene Antezedenzien und Konsequenzen des Phänomens Fast Fashion beleuchtet. Dieses Geschäftsmodell steht beispielhaft für viele Erscheinungen einer gesellschaftlichen Konsumentwicklung. Das Ziel dieser Arbeit ist es, einen Überblick über das Thema zu gestalten und mögliche Erklärungsansätze für Umwelthandeln im Umgang mit Textilien zu diskutieren. Hierbei soll im Besonderen die Altkleiderflut in den Kleidercontainern Thema sein.

Die Fast Fashion

Definition

Fast Fashion ist ein Vertriebssystem, das den Prinzipien schnell und günstig folgt. Ähnlich dem erfolgreichen Konzept Fast Food, definiert sich die Strategie über den Faktor fast. Der Erfolg dieser Geschäftsmodelle ist im schnellen und einfachen Konsum begründet (Kurby, 2020).

Im Zentrum steht Kleidung, die günstig produziert und verkauft wird, sodass Kunden häufiger und mehr Kleidung kaufen. Diese massenproduzierte Modeware imitiert meist High-End-Entwürfe bekannter Designer, wird jedoch zu Niedrigpreisen verkauft. In der Folge wird hochpreisige Laufstegmode für den Käufer erschwinglich und die Unternehmen profitieren von einer Umsatzsteigerung, Kundenbindung und Expansion (Hochhaus, 2020).

Historischer Hintergrund

Mit der schrittweisen Verbreitung kommerzieller Modeketten in der Nachkriegszeit wurde die bestmögliche Passung zwischen Nachfrage und Angebot zum Hauptanliegen der entstehenden Modeunternehmen. Es erschien profitabel, die Kundenwünsche bestmöglich vorherzusagen und auf dieser Basis entsprechende Kleidung anzubieten. Der entscheidende Impuls kam aus der High Fashion Industrie. Die Designermode aus Modeschauen war allgemein beliebt, doch nicht erschwinglich. Diese Marktlücke wurde erkannt, mit trendiger Massenware gefüllt und so die Idee der „Schnellen Mode“ geboren (Zuppke, 2021).

Die in den 1980er Jahren von Rajan Suri entwickelte Quick-Response-Strategie, wurde zum Nährboden für das Geschäftsmodell. Die Wettbewerbsstrategie hat zum Ziel ein Unternehmen auf Wachstum auszurichten (Moser, 2020). Ihre zentrale Idee ist eine hohe Kooperation zwischen Einzelhandel, Distributoren und Produzenten (Konto, 2021). So wird es möglich schnell neue Ware bereitzustellen und im Wettbewerb mitzuhalten (Kimil, 2006). In einer zunehmend globalisierten Welt ist es nicht verwunderlich, dass dieses Modell innerhalb weniger Jahre zu einem der erfolgreichsten internationalen Werbekonzepte wurde.

Über Jahrzehnte weiterentwickelt, etablierte sich die Idee der „Schnellen Mode“ als rentables Vertriebssystem. Doch erst der sogenannte Fast-Fashion-Boom im Jahr 2000 machte das Geschäftsmodell in der breiten Bevölkerung bekannt (Frey, 2020). Die neue mediale Aufmerksamkeit führte jedoch gleichermaßen zu steigender Kritik. Hauptanliegen im öffentlichen Diskurs sind der hohe CO₂-Ausstoß und Wasserverbrauch, das enthaltene Mikroplastik, die verwendeten Chemikalien, die Arbeiter-Ausbeutung und das Heranzüchten einer Wegwerfgesellschaft (Knoll 2020).

Vom Wegwerfen

Konsum

Im Zusammenhang mit der Kritik an der Fast Fashion Industrie wird häufig der Begriff der Konsumgesellschaft erwähnt. In den Humanwissenschaften versteht man darunter: „Die Befriedigung möglichst vieler Bedürfnisse durch Konsum, gegen entsprechende Bezahlung“ (Haller & Rodekohr, 2005). Umgangssprachlich wird die Bezeichnung meist wertend genutzt. Gemeint ist der unreflektierte und unverhältnismäßige Konsum von preisgünstigen und leicht beschaffbaren Gebrauchs- und Verbrauchsgütern. Das Konsuminteresse wird vorwiegend durch Massenmedien beeinflusst und nicht durch die wahren Bedürfnisse und Interessen der Konsumenten (Reinke, 2004).

Eine Triebfeder dieser sogenannten Konsumgesellschaften ist der von David Stockman begründete Trickle-Down-Effekt ( horse and sparrow theory ). Dieses klassisches Ökonomie-Prinzip nimmt an, dass sich ein wachsender Wohlstand in den oberen Bevölkerungsschichten schrittweise auf die unteren Schichten auswirkt. John K. Galbraith definierte die Botschaft zu seiner Jugendzeit mit den Worten: „Wenn man einem Pferd genug Hafer gibt, wird auch etwas auf die Straße durchkommen, um die Spatzen zu füttern“ (Gilbert, 2001). Die Theorie bietet einen Erklärungsansatz für die weitschichtige Verbreitung von ehemaligen Luxusprodukten und das zunehmende Konsumwachstum (Brinkmann & Knopp, 2009).

Es sind in erster Linie Industriestaaten, die den Luxus genießen, im Überfluss zu leben. Einkaufen ist weit mehr als die Grundversorgung mit Gütern, es ist eine eingebürgerte Freizeitaktivität. Dutzende Nationen haben Kaufkulturen etabliert, die grenzenlosen Konsum begrüßen, sogar erstreben. Doch wieso steuern wir „Ruder mittschiffs“ auf eine solche Lebensweise zu, wenn der Gegenwind durch Umweltbelastungen, so stark weht?

Was auf den ersten Blick paradox wirkt, erklärt sich auf den zweiten. Wir leben in einer Gesellschaft, in der der Begriff Konsum eine positive Renaissance erfährt. Konsumieren wird mit Genuss und Selbstbestimmung in Verbindung gebracht (Rosenkranz & Schneider, 2000). So versteht auch die Soziologie Konsum als „soziales Handeln mit umfassenden gesellschaftlichen und individuellen Funktionen“ (Reinke, 2004). Konsumieren hat heute weitreichendere Funktionen als noch vor einhundert Jahren. Darüber hinaus biete unsere Realität mehr Möglichkeiten zum Konsum. Der 5. Absatz dieser Arbeit behandelt sozialpsychologische Erklärungsansätze für das Phänomen und diskutiert mögliche Einflussfaktoren für nachhaltigeres Konsumieren.

Ökologische und soziale Auswirkungen

Arbeitsbedingungen.

Die immer schnellere und günstigere Produktion von Kleidung mit permanent verkürzter Halbwertszeit führt zu einem Dominoeffekt an Konsequenzen. Unternehmen, die Tops zum Preis einer Kugel Eis anbieten, sparen meist an anderer Stelle. Ein zentraler Einwand betrifft die Kleidungsproduktion. Fast Fashion wird häufig preiswert im Ausland hergestellt. Nicht-EU-Staaten haben oftmals keinen gesetzlich festgelegten Mindestlohn, die Näher*innen somit keinen Anspruch auf eine angemessene Vergütung. So erhält eine Näherin in Bangladesch rund 60 Euro im Monat. Selbst nach dortigem Lebensstandard ist das gerade genug für grundlegende Lebenserhaltungskosten (Zimmermann, 2017).

Eine weitere Konsequenz der Billiglöhne ist die Kinderarbeit. Obwohl das Gros der Fast Fashion Giganten diese öffentlich abstreitet, räumen die meisten im Flüsterton ein, dass für diese Aussage nicht gebürgt wird. Aufgrund mangelnder Kontrolle in den Produktionsstätten, wird keine Garantie gegeben (Georgieva et al., 2020).

Hinzu kommt, dass die Textilfabriken häufig baufällig sind. Dennoch werden kaum finanzielle Mittel zur Sicherung oder Erneuerung der Gebäude aufgebracht. Die niedrigen Sicherheits- und Gesundheitsstandards gefährden das Wohl der Arbeiter*innen und haben in der Vergangenheit bereits vermehrt zu Unglücken geführt (bpb, 2018).

Treibhausgase, Chemikalien, Wasserverbrauch.

Wer in kurzer Zeit viel Kleidung produziert, produziert auch viele Treibhausgase. 850 Millionen Tonnen CO₂-Emissionen entstehen jährlich, allein durch Kleidung, mit steigender Prognose. Denn bei der Herstellung des immer beliebteren Polyester-Stoffes wird ca. dreimal so viel CO₂ produziert als bei herkömmlichen Baumwollstoffen. Polyesterfasern sind das Triebwerk der Fast Fashion Industrie. Sie sind günstig und schnell herzustellen. So stieg die jährliche Produktion, zwischen 2000 und 2016, von 8,3 auf 21,3 Millionen Tonnen. Mehr als jedes zweite Kleidungsstück besteht heute, zumindest anteilig, daraus. Die Textilindustrie trägt somit einen Löwenanteil zum Klimawandel bei (Greenpeace, 2019).

Zusätzlich werden im Anbau und der Produktion der Rohfasern literweise Pestizide und Düngemittel versprüht, welche die Böden und Gewässer verunreinigen und Hauptverursacher des weltweiten Insektensterbens sind (Mayer, 2019). Hinzukommt eine Wasserknappheit aufgrund der lokalen Ausbeutung der Wasserressourcen (Förster, 2020).

Mikroplastik.

Plastik und seine Auswirkungen sind allgegenwärtig. Angefangen bei der Gebühr für Plastiktüten im Supermarkt durchzieht die Thematik alle Bereiche des öffentlichen Lebens.

[...]

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Altkleiderflut. Schattenseiten der Fast Fashion
Hochschule
Technische Universität Chemnitz  (Psychologie)
Veranstaltung
Seminar Umweltpsychologie / Sozialpsychologie
Note
1,3
Autor
Jahr
2021
Seiten
21
Katalognummer
V1167679
ISBN (eBook)
9783346590183
ISBN (Buch)
9783346590190
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Altkleidung, Fast Fashion, Psychologie, Umwelt, Kleidung
Arbeit zitieren
Saskia Alexandra Fiedler (Autor:in), 2021, Altkleiderflut. Schattenseiten der Fast Fashion, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1167679

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Altkleiderflut. Schattenseiten der Fast Fashion



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden