Das Oberschlesische Industriegebiet

Arbeitgeber und Umweltlast zugleich


Seminararbeit, 2006

18 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Topographische Einordnung

3. Entwicklungsgeschichte der GOP

4. Siedlungssituation der GOP
4.1 Allgemeine Feststellungen
4.2 Gründe für die schnellere Entwicklung einiger Gebiete
4.3 Besiedlungsprogramme
4.4 Heutige Daten

5. Anthropogene Einflüsse auf die Umwelt
5.1 Veränderungen der Oberflächenform
5.2 Veränderung der Gewässer
5.3 Veränderung des Klimas
5.4 Veränderung der Luft
5.5 Ursachensuche
5.6 Erste Lösungsansätze

6. Einflüsse auf den Menschen

7. Lösungsansätze führen zu einem fortschreitenden Strukturwandel
7.1 Straßenbauprogramm
7.2 Ausländische Investoren im Revier

8. Fazit
8.1 Autorenfazit aus wissenschaftlicher Literatur
8.2 Persönliches Fazit

9. Bibliographie

1. Einleitung

Auf der Grundlage der Land –und Waldwirtschaft wäre Oberschlesien nicht zu einem Industrierevier gewachsen. Die tragende Rolle spielte hierbei die große Fülle an Bodenschätzen, die gefördert und exportiert wurden.

Die Fragestellung in dieser Arbeit lautet, welche Probleme eine so immense Förderung mit sich bringt und auf welche Lebewesen und Lebensvorgänge sie Einfluss hat. Dabei soll auch die fortschreitende positive Entwicklung im Revier nicht außer Acht gelassen werden.

2. Topographische Einordnung

„Ein breites Band von Steinkohlevorkommen zieht sich von Schottland über Mittel- und Südengland in das nordfranzösisch- belgische Revier und von dort über das Saarland und Ruhrgebiet nach Oberschlesien bis in das Donezkbecken.“ (Fischer 2000, S. 80)

In dieser Arbeit liegt das Hauptaugenmerk auf dem Oberschlesischen Industriegebiet.

Es wird als das „bedeutendste Industriegebiet Ostmitteleuropas“ bezeichnet oder auch als das „Ruhrgebiet des Ostens“ (Fuchs 1985, S.159)

Das Oberschlesische Industriegebiet befindet sich im Süden Polens, der Mittelpunkt des Industriegebiets ist die Stadt Kattowitz\ Katowice. Der altindustrielle Raum stellt das Zentrum der polnischen Industrie dar und ist etwas doppelt so groß wie das Saarland.

(Oberschlesisches Industrierevier 1994, S. 45)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Polen, 14.01.2006) (Oberschlesisches Industriegebiet, 14.01.2006)

Die wirtschaftliche Entwicklung Oberschlesiens war seit dem 18. Jahrhundert einmal durch die Gewinnung, aber auch durch die Verarbeitung seiner Bodenschätze Steinkohle, Eisen- Zink- und Bleierze gekennzeichnet. (Fuchs 1985, S. 35)

Es waren eben diese bedeutenden Steinkohlevorkommen im Oberschlesischen Industriegebiet, die es zu einem Zentrum der Schwerindustrie prädestinierten. Ein großer Teil Oberschlesiens umfasste Ablagerungen der oberen Karbonzeit, in die Steinkohleflöze eingelagert sind. (Fuchs 1990, S. 159)

Das Gesamtvorkommen der Steinkohle wird auf 60 Mrd. Tonnen geschätzt. Vorteile der oberschlesischen Lagerstätten bestehen in der geringen Tiefe der Flöze in durchschnittlich 400 –500 Metern und einer relativ großen Flözmächtigkeit von 1,5 Metern. Ebenfalls ist ein hoher Brenngehalt von 6000 Kcal charakteristisch für die Steinkohle Oberschlesiens.

(Welfens 1989, S. 360)

3. Entwicklungsgeschichte der GOP

„Steinkohle und die Erfindung der Dampfmaschine bilden die Grundlage der industriellen Revolution, die von England ausging, den Kontinent und schließlich die Welt erfasste.“

(Fischer 2000, S. 80)

Wie stark die Steinkohleproduktion während des ersten Quartals des 19. Jahrhunderts in Oberschlesien wuchs, verdeutlichen die folgenden Zahlen: Während zu Beginn des Jahrhunderts lediglich 350.000 Zentner Steinkohle gefördert wurden, waren es 1822 bereits 3.500.000 Zentner. Innerhalb von nur drei Jahren, bis 1825, verdoppelte sich die Förderung auf 7.000.000 Zentner. Der Grund für diese außerordentlich starke Produktionssteigung innerhalb eines Zeitraums von 25 Jahren lag weitestgehend im Bedarf der Zinkindustrie.

(Fuchs 1990, S. 161)

Das Oberschlesische Industriegebiet war bis nach dem 2. Weltkrieg keine dauerhaft politisch geordnete oder wirtschaftlich optimal vernetzte Einheit. Erst 1952 bildete sich die eigentliche GOP (polnisch = Górnoslaski Okreg Przemsylomy). (Welfens 1989, S. 359)

„Nach der Verstaatlichung der Bergwerke (1945) setzt in Polen eine staatliche Industrialisierung ein, die auf der Basis von Steinkohle und Stahlindustrie zu einer Agglomeration von 4 [Millionen] Einwohnern führte. Der Kohlebergbau war mit Kohlehobeln und Schrämladern modernisiert worden – in der Regel mit Maschinen aus Spezialgebieten der Region – doch die Emission aus den veralteten Eisen-, Stahl-, und Kohlekraftwerken festigte das Bild von Europas schmutzigstem Industrierevier.“

(Fischer 2000, S. 81)

Polen war in der Folgezeit der Planwirtschaft unterstellt und auf eine möglichst maximale Ausschöpfung der heimischen Rohstoffe aus, um auf dem Energie- und Rohstahlsektor eine weitgehende Autarkie zu erreichen.

(Frank 1995, S, 21)

Die Modernisierungsfolgen und die Bildung der GOP machen sich in der Steinkohleförderung bemerkbar. Waren es 1949 noch 70 Mio. t, so stieg die Fördermenge innerhalb von 30 Jahren, bis 1979, auf 197 Mio. t. Proportional dazu entwickelte sich auch die Beschäftigtenzahl innerhalb der GOP. Diese stieg von 270.000 im Jahre 1953 auf 400.000 Beschäftigte 1980.

Nach 1990 nahm die Förderung und die Beschäftigtenzahl weiter ab, von 193 Mio. t geförderter Steinkohle 1998 auf 136 Mio. t. 1991. In der Statistik der Beschäftigtenzahl wurden in dieser Zeit folgende Zahlen erreicht. 1988 waren es noch 450.000 Beschäftigte, wohingegen es 1991 nur noch 370.000 Arbeiter waren. (Frank 1995, S. 22)

Steinkohleförderung in Mio. t (GOP)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Frank 1995, S. 22)

Gründe für diese rückläufige Entwicklung liegen in der Auflösung des „Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW)“ 1991. Polen war seit 1949 Mitglied in dieser Organisation, welche die wirtschaftliche Entwicklung ihrer Mitglieder unterstützte und auch koordinierte. Ebenfalls fand ein Austausch von Rohstoffen, Agrarprodukten, Investitionsgütern und technischem Wissen zwischen den Mitgliedsstaaten im Vordergrund. Nach dem Zusammenbruch wegen politischen und wirtschaftlichen Verhältnissen in der kommunistischen Welt, waren Betriebe nun nicht mehr so konkurrenzfähig, könnten ihre Erzeugnisse nicht mehr absetzen oder mussten sogar ihre Produktion gezwungenermaßen einstellen.

(Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe 2001, Microsoft® Encarta® Enzyklopädie)

Die Woiwodschaft Katowice wird aufgrund seiner breit ausgebauten Schwerindustrie, sowie seiner reichen Bodenschätze als der industrielle Schwerpunkt Polens angesehen. Dort entstanden bspw. 1987 18,7% der polnischen Industrieproduktion. Sie war eine für die Wirtschaftsentwicklung Polens wichtige Schwerpunktregion.

Polen war 1989 der viertgrößte Steinkohleexporteur der Welt, dies brachte dem Land wichtige Devisen. Sein Anteil an der Weltproduktion betrug 1987 mit ca. 200 Mio. Tonnen rund 6%. (Welfens 1989, S, 360)

Ab 1990 musste sich die Region der wiedereingeführten Marktwirtschaft stellen und sich damit einem vorschreitenden und notwendigen Strukturwandel unterstellen.

(Domanski 1998, S. 35)

Die Kohleförderung – 1985 noch 188,6 Millionen Tonnen – betrug ab 2002 nur noch 122 Millionen Tonnen. Die Zahl der Bergleute ging von 400 000 auf 140 000 zurück. Die Stahlindustrie reduzierte ihre Beschäftigtenzahl von 108 000 auf 45 000. Rechnet man die an die Schwerindustrie gekoppelten Arbeitsplätze anderer Branchen hinzu, die ebenfalls verloren gingen, müssen 300 000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden. (Fischer 2000, S.81)

Ebenfalls negativ anzumerken sind die begrenzten Ausbildungskapazitäten innerhalb der Wojewodschaft im Dienstleistungsbereich Finanzen und Consulting. Seit Jahrzehnten werden Schulabgänger in handwerkliche Berufsschulen gedrängt. Dies hat niedrige Beschäftigungsanteile im Dienstleistungssektor zur Folge. Dieser müsste jedoch dringend weiter ausgebaut werden. Viele Firmen suchen nach qualifizierten Mitarbeitern oftmals vergeblich, da die Zahl der Hochschulabsolventen spärlich ist.

Weitere entscheidende Beeinträchtigungen sind der geringe Wohnstandart und mangelnde Gesundheitsvorsorge. (Domanski 1998, S. 37)

Auf diesen Fakt gehe ich im Gliederungspunkt 5 noch einmal ein.

4. Siedlungssituation der GOP

4.1 Allgemeine Feststellungen

Die Industrieentwicklung Oberschlesiens wurde von einem breit gefächerten Städtebauprogramm begleitet. Das Gebiet besaß Ende des 18. Jahrhunderts keine Stadt mit mehr als 3000 Einwohnern.

Industrie – und Siedlungspolitik wirkten zusammen mit den natürlichen Standortfaktoren auf diese Schwerpunktregion hin.

Historisch geht die Grundstruktur der Städte Oberschlesiens auf die 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück. Während des deutsch –französischen Krieges wurde die Industrialisierung Oberschlesiens weit vorangetrieben. Es entstanden in unmittelbarer Nähe zu den Hochöfen und Kokerein Wohnsiedlungen der Arbeiter. Diese Arbeits-, Wohn- und Industrielandschaft blieb in ihrer Struktur bis heute ähnlich. (Welfens 1989, S. 360)

Dies ist auch darauf zurückzuführen, dass das Oberschlesische Industriegebiet im Zweiten Weltkrieg kaum beschädigt wurde. (Fischer 2000, S. 81)

4.2 Gründe für die schnellere Entwicklung einiger Gebiete

Der Stand der Besiedelung Oberschlesiens ist ein Kind der Industrie und gründet sich auf die besseren Lebensbedingungen, welche die Industrie geschaffen hat. Der gesamte Regierungsbezirk Oppeln hatte 1781 nur 371 404 Einwohner, im Jahre 1912 waren es schon

2 267 981, die Einwohnerzahl hat sich demnach in 130 Jahren versechsfacht. Bei diesem Aufschwung ist das landwirtschaftliche Westoderland zurückgeblieben; am stärksten ist die Bevölkerung des Industrielandes gewachsen: im alten Kreis Beuthen hat sie sich um 4408% vermehrt. Der Aufstieg beginnt im Wesentlichen nach den Befreiungskriegen und geht – mit gelegentlichen Unterbrechungen durch Hungersnöte oder Epidemien in ein stürmisches Tempo über, doch mit charakteristischen Unterschieden: die rein landwirtschaftlichen Kreise mit unfruchtbaren Böden (Lublinitz, Rosenberg und Kreuzberg) blieben stark zurück; im fruchtbaren Ackerbaukreis Leobschütz entwickelte sich die Bevölkerungszahl rasch. Die Kreise, die in den Wirkungsbereich der Industrie unmittelbar hineingezogen wurden entwickelten sich kräftiger, je nach Anteil der Industrie. (Volz 1921, S. 45– 47)

4.3 Besiedlungsprogramme

Die Industriearbeiter rekrutierten sich vornehmlich aus der landwirtschaftlichen Bevölkerung der nahegelegenen Kreise. In Oberschlesien, wo der Geburtenüberschuss besonders groß und der landwirtschaftliche Ertrag in den meisten rechts der Oder gelegenen Kreisen gering war, bestand über Jahrzehnte ein starker Trend, in die oberschlesischen Industriezentren abzuwandern. So war die Zuwanderung in das Industrierevier aus dem nahegelegenen, landwirtschaftlich unergiebigen Kreis Lublinitz besonders hoch, wo im übrigen die männliche Analphabeten (23,1%) weit über dem Durchschnitt des Regierungsbezirkes (14,4%) lag. Armut und durchschnittliches Bevölkerungswachstum in den naheliegenden landwirtschaftlich geprägten Kreisen sorgten noch lange für den Hauptnachschub an Arbeitern für den Bergbau und die Hüttenindustrie in Oberschlesien. (Komarek 1998, S. 325)

Das aufstrebende Revier benötigte während der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts mehr Beschäftigte auf den unterschiedlichsten Ebenen, als Oberschlesien selbst hergeben konnte, obwohl seit der Bauernbefreiung 1807 zahlreiche Landarbeiter für aufbauende Industriezweige zur Verfügung standen. Daher wurden nicht nur Facharbeiter, vor allem aus Deutschland, d.h. aus dem außerschlesischen Raum, sondern ebenfalls ungelernte Arbeitskräfte aus Galizien und dem Großherzogtum Warschau angeworben.

[...]

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Das Oberschlesische Industriegebiet
Untertitel
Arbeitgeber und Umweltlast zugleich
Hochschule
Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Veranstaltung
Einführungsseminar Anthropogeographie
Note
1
Autor
Jahr
2006
Seiten
18
Katalognummer
V116772
ISBN (eBook)
9783640190881
ISBN (Buch)
9783640190935
Dateigröße
507 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Oberschlesische, Industriegebiet, Einführungsseminar, Anthropogeographie
Arbeit zitieren
marie john (Autor:in), 2006, Das Oberschlesische Industriegebiet, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/116772

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