Der um 1608 von Francisco de Quevedo Villegas (1580-1645) verfasste Roman El Buscón1 ist, ebenso wie zahlreiche andere pikareske Erzählungen (u.a. Lázaro de Tormes, 1554; Guzmán de Alfarache, 1599-1604; Rinconete y Cortadillo, 1613; Marcos de Obregón, 1618), vordergründig auf die gesellschaftskritische Zurschaustellung menschlicher Physis in bis dahin der Kunst unbekannten Zuständen ausgerichtet. Darüber hinaus ist die novela picaresca aber auch dafür bekannt, eher markante, parodistische Darstellungen der Gesellschaft als Ganzes vorzustellen. Quevedos El Buscón steht dieser Verfahrensweise in nichts nach, und so soll anhand des in ihm dargebotenen Gesellschaftspanorama die Frage im Mittelpunkt stehen, inwiefern der Madrider in seinem Schelmenroman eine moralisch-ethische Intention verfolgt und sich diese letztlich für eine Kernaussage zu dem Roman als Ganzes verantworten lässt. Dazu wird es nötig sein, zu ermitteln, wie und in welchem Maße direkte und indirekte moralistische Stellungnahmen des Autors in den Text eingewoben sind. Bekanntermaßen ist die novela picaresca aufgrund ihrer vordergründigen Situations- und Verbalkomik in früheren Tagen oftmals als eher substanzlose Literatur abgetan und seinen englischen und französischen Folgegenerationen gegenüber hinsichtlich der didaktischen Verwertbarkeit als minderwertig vorverurteilt worden. In dieser Arbeit soll nun herausgestellt werden, dass jenseits und zum Teil auch auf der Basis der augenscheinlichen Unterhaltungsabsicht des Buscón durchaus auch eine gewisse Alltagsethik aus dem Roman Quevedos extrahiert werden kann, die sich in bestimmten Punkten mit der eines berühmten Zeitgenossen des Autors koordinieren lässt.
Inhaltsverzeichnis
- I. MORALISTIK, A LA PICARESCA'
- II. DIE KUNST DER WELTKLUGHEIT
- III. DIE SCHANDE DES SCHELMS
- IV. INITIIERUNG UND DESENGAÑO DES DON PABLOS..
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Frage, inwieweit die literarischen Werke von Francisco de Quevedo Villegas (El Buscón) und Baltasar Gracián y Morales (Oráculo manual y arte de prudencia) eine moralisch-ethische Intention verfolgen. Sie untersucht die gesellschaftlichen und ethischen Kontexte, in denen diese Werke entstanden sind, und analysiert, wie die Autoren die Prinzipien von Weltklugheit, Moral und Lebenskunst in ihren Texten verhandeln.
- Die novela picaresca als Genre der Gesellschaftskritik
- Die Kunst der Weltklugheit und Machiavellistische Ideologie
- Moralische Flexibilität und Anpassungsfähigkeit
- Schein und Wirklichkeit in der frühneuzeitlichen Gesellschaft
- Die Rolle von Bildung und Kultiviertheit in der Lebenskunst
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel befasst sich mit dem Genre der novela picaresca und analysiert Quevedos El Buscón im Kontext der gesellschaftlichen und moralischen Verhältnisse des Goldenen Zeitalters. Es wird untersucht, wie die Figur des Buscón die Schattenseiten der spanischen Gesellschaft widerspiegelt und welche moralischen Implikationen sich aus der Erzählung ableiten lassen.
Das zweite Kapitel widmet sich Graciáns Oráculo manual und analysiert dessen maximenhafte Lebensregeln im Kontext der machiavellistischen Ideologie. Es werden die wichtigsten Themen des Werkes, wie Weltklugheit, Bildung und moralische Flexibilität, herausgearbeitet und ihre Relevanz für die Lebenskunst des 17. Jahrhunderts beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen Moralistik, novela picaresca, Weltklugheit, Machiavellismus, Bildung, Kultiviertheit, Lebenskunst, Schein und Wirklichkeit, Ambition, Anpassungsfähigkeit, moralische Flexibilität, Selbstdisziplin, Skepsis, und Menschenkenntnis.
- Quote paper
- Alexander Zuckschwerdt (Author), 2008, "El Buscón" und "Oráculo manual" - Wegweiser durch eine amoralische Welt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/116839