Jan Pieterszoon Coen. Geschichtliches Wirken als Kaufmann, Schlächter und Empire Builder


Hausarbeit, 2020

16 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Hauptteil
2.1 Jan Pieterszoon Coen
2.2 Der Fall Jakatra
2.3 Der Fall Banda-Inseln
2.4 Der Fall Ambon
2.5 Japanische Soldaten

3. Fazit

4. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Von Nationalisten und Konservativen verehrt und zum Helden stilisiert, von Linksaktivisten und in der anglo-indonesischen Tradition verhasst und verabscheut:1 Jan Pieterszoon Coen (1587-1629) polarisiert wie kaum eine andere Gestalt in der niederländischen Geschichte und spaltete und spaltet bis heute die Gemüter in seiner niederländischen Heimat.2 Coen, bisher auf dem Parkett internationaler Historie verhältnismäßig unbeachtet, stieß im Jahre 2011 infolge eines Unfalls unfreiwillig eine neu aufbrandende Diskussion über die (niederländische) Kolonialzeit an. Dem im niederländischen Hoorn geborenen Coen wurde im Jahre 1893 in seiner Heimatstadt mit einer Statue, die ihn selbst zeigt, ein Denkmal gesetzt.3

Als diese Statue 2011 versehentlich beschädigt worden war4 und zudem 2013 das 150-jährige Jubiläum zur Abschaffung der niederländischen Sklaverei gefeiert wurde,5 entflammten neue Diskussionen um die Verherrlichung nicht nur Jan Pieterszoon Coens. Ein allgemein sensiblerer Umgang mit und eine differenziertere Aufarbeitung der Kolonialzeit standen und stehen auf der Agenda vieler Aktivisten.

Doch wer war eigentlich Jan Pieterszoon Coen? Wie gelangte er schon zu Lebzeiten, jedenfalls in seiner Heimat und zumindest in Teilen Asiens, zu seiner außerordentlichen Bekanntheit? Wie ging er vor, um seine ambitionierten Ziele zu erreichen? Und wie wird er heutzutage rezipiert? Anhand dieser Leitfragen soll die Person Jan Pieterszoon Coen und sein geschichtliches Wirken im Rahmen dieser Hausarbeit näher beleuchtet werden. Im Vorfeld ist zu betonen, dass diese Hausarbeit nicht dazu dient, ein moralisches und bewertendes Urteil abzugeben. Die genannten Leitfragen orientieren sich schwerpunktmäßig am Umgang mit europäischen, sprich niederländischen, und einheimischen Bevölkerungsgruppen im asiatischen Raum und den Plänen Coens, gezielt Bevölkerungsgruppen um- oder anzusiedeln, mit dem über allem stehenden Ziel, sich und seiner Handelskompanie entscheidende Vorteile und Gewinne im Vergleich zur europäischen Konkurrenz zu verschaffen.

2. Hauptteil

2.1 Jan Pieterszoon Coen

Jan Pieterszoon Coen wurde am 08. Januar 1587 im niederländischen Hoorn geboren und 3 Tage später getauft.6 Im Alter von 13 Jahren wurde er nach Rom geschickt, um eine Ausbildung in Handel und Wirtschaft anzutreten.7 Dort lernte er in Diensten von Justus Pescatore die doppelte Buchführung kennen, eine neue Art der Buchführung.8 Als er 1607 nach Hoorn zurückkehrte,9 begab er sich in den Dienst der damals noch jungen Niederländischen Ostindien­Kompanie (niederl.: Vereenidgde Oostindische Compagnie, im Folgenden VOC genannt), um als Unterkaufmann mit einer Flotte unter dem Kommando von Pieter Verhoeff 1608 nach Asien zu reisen.10 Ziel dieser Expedition waren unter anderem die Banda-Inseln, auf die später noch genauer eingegangen werden soll, um das Handelsmonopol auf Muskatnuss und Muskatblüte zu erwerben, notfalls mit Gewalt.11 Verhoeff hatte zudem den Auftrag erhalten, auf den Banda-Inseln ein Fort zu errichten.12 Nachdem die Bandanesen jedoch Vertragsverhandlungen mit den Niederländern ablehnten, begannen die Niederländer mit dem Fortbau.13 Nun wollten die Bandanesen, als sie sahen, dass die Niederländer mit dem Bau begonnen hatten, scheinbar doch verhandeln, lockten jedoch eine niederländische Delegation um Verhoeff in eine Falle.14 Der junge Jan Pieterszoon Coen wurde dabei Zeuge eines mörderischen Hinterhalts,15 auf den im Verlaufe dieser Hausarbeit noch genauer Bezug genommen wird. Als Coen 1611, von den Eindrücken seiner ersten Asienreise geprägt, wieder in die Niederlande zurückkehrte,16 schrieb er einen umfassenden Bericht, den Discoers, an die Heren XVII.17 Die Heren XVII ( Heren Zeventien ) stellten das Direktorium der VOC dar, das sich aus Abgeordneten der niederländischen Kammern zusammensetzte. In diesem Bericht legte Coen dar, wie die VOC ihre Stellung in Asien verbessern und etablieren könne.18 Im Jahr 1612 reiste er ein zweites Mal nach Asien, diesmal im Range eines Oberkaufmanns. Zwei Jahre Später wurde er zum Generaldirektor mit Zuständigkeit für alle Handelskontore in Indien ernannt, 1617 schließlich erhoben ihn die Heren XVII zum Generalgouverneur.19 Dieser rasante Aufstieg lässt den Schluss zu, dass sich Coen innerhalb kürzester Zeit die Anerkennung der Heren XVII sichern konnte und auch mit seinen Plänen und Vorhaben zu überzeugen wusste. Auch sein außerordentlicher Ehrgeiz und seine Zielstrebigkeit müssen aus diesen raschen Karriereschritten abgeleitet werden.

2.2 Der Fall Jakatra

Bereits 1618 hatte Coen es sich als neuer Generalgouverneur ohne die Zustimmung des einheimischen Regenten ( Pangeran : Prinz, Fürst) erlaubt, in Jakatra (heute: Jakarta) auf der Insel Java eigens für die VOC errichtete Lagerhäuser in ein Fort umzubauen.20 Die VOC hatte schon in den Jahren zuvor immer wieder versucht, einen geeigneten Ort als zentrale Anlauf- und Ankerstelle im asiatischen Raum zu finden.21 Der Bau des Forts veranlasste jedoch die Engländer, die sich dadurch bedroht fühlten, dieses zu belagern.22 Nachdem Scharmützel zwischen Niederländern und Engländern ohne Ergebnis geblieben waren und Coen sich anderweitig Verstärkung zugesichert hatte, konnte er die Engländer 1619 entscheidend zurückdrängen und die gesamte Stadt einnehmen.23

[...]


1 Vink, Martin: Review of Goor. 2016. S. 822f.

2 Diemen, Antonio van: De opkomst van de VOC in Azië. 2011. S. 78.

3 Schümer, Dirk: Vom Helden zum Massenmörder? Seeräuberpistole. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. Frankfurt, 27. April 2012.

4 Ebd.

5 Light monument for victims of colonialism at Coen [monument]. 12. Januar 2013, aufgerufen am 11. Oktober 2020 auf: https://historibersama.com/light-monument-for-victims-of-colonialism-at-coen- momument/

6 Diemen, 2011, S. 82.

7 Vink, 2016, S. 823.

8 Vgl. 6, S. 83.

9 Ebd.

10 Jan Pieterszoon Coen (1587 - 1629) - Stichter van Batavia. 02. Dezember 2019, aufgerufen am 09. Oktober 2020 auf: https://historiek.net/jan-pieterszoon-coen-1587-1629/5545/

11 Clulow, Adam und Tristan Mostert: The Dutch and English East India Companies: Diplomacy, Trade and Violence in Early Modern Asia. Amsterdam 2018. S. 157.

12 Ebd.

13 Vgl. 10

14 Lademacher, Horst: Phönix aus der Asche? Politik und Kultur der niederländischen Republik im Europa des 17. Jahrhunderts. Münster/New York/München/Berlin, 2007. S. 351.

15 Ebd.

16 Diemen, 2011, S. 84.

17 Clulow, Mostert, 2018, S. 190.

18 Ebd.

19 Schmitt, Eberhard (Hrsg.): Der Aufbau der Kolonialreiche. Dokumente zur Geschichte der europäischen Expansion. Band 3. München 1987. S. 71.

20 Gaastra, Femme: Die Expansion der VOC in Asien. Fortdauernde Kriege (1602-1684). In: Schmitt, Schleich, Beck (Hrsg.): Kaufleute als Kolonialherren. Die Handelswelt der Niederländer vom Kap der Guten Hoffnung bis Nagasaki 1600-1800. Bamberg 1988. S. 15.

21 Ebd.

22 Vgl. 19, S. 158.

23 Schmitt, 1987, S. 159.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Jan Pieterszoon Coen. Geschichtliches Wirken als Kaufmann, Schlächter und Empire Builder
Hochschule
Eberhard-Karls-Universität Tübingen
Note
1,7
Autor
Jahr
2020
Seiten
16
Katalognummer
V1168511
ISBN (eBook)
9783346586612
ISBN (Buch)
9783346586629
Sprache
Deutsch
Schlagworte
pieterszoon, coen, geschichtliches, wirken, kaufmann, schlächter, empire, builder, geschichte, Neuzeit, hausarbeit, hauptseminar, voc, vereenidge, oostindische, compagnie, handel
Arbeit zitieren
Mario Sofka (Autor:in), 2020, Jan Pieterszoon Coen. Geschichtliches Wirken als Kaufmann, Schlächter und Empire Builder, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1168511

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