Die vorliegende Arbeit will anhand eines Fallbeispiels die Sondersituation intersexueller SportlerInnen im Spitzensport darstellen. Intersexuelle sind Personen, die von Geburt an nach biologisch-medizinischen Maßstäben zwischen den beiden Geschlechtern stehen. Das bedeutet, dass sie je nach Ausprägung männliche und weibliche Merkmale besitzen. Äußerlich sind sie relativ offensichtlich einem Geschlecht zuzuordnen, doch man kann mithilfe von medizintechnischen Verfahren verborgene, rudimentäre Anteile des oppositionellen Geschlechts feststellen, die dann die Frage aufwerfen, ob diese Anteile unfaire Leistungsvorteile ermöglichen. Das stellt den internationalen Spitzensport vor ein Problem.
Kann man Personen zu Frauenwettkämpfen zulassen, die neben den sichtbaren weiblichen Geschlechtsmerkmalen auch männliche Geschlechtsteile besitzen? Schließlich können innenliegende Testikel Testosteron produzieren, das der jeweiligen Person männliche Charakteristika verleihen kann. Ist der Leistungsvorteil durch männliche Hormone so groß, dass der Wettbewerb dadurch verzerrt wird? Wann ist eine Frau eine Frau und wer bestimmt darüber? Der Sport stellt ein zentrales Kulturelement unserer Gesellschaft dar und ist ein probates Mittel, um sich zu vergleichen. Der Leistungsvergleich ist evolutionsbiologisch tief verwurzelt und die Suche nach dem schnellsten, stärksten und besten Individuum ist für die breite Öffentlichkeit von großem Interesse. Die SpitzenathletInnen erhalten Ruhm, Anerkennung und häufig auch Reichtum.
Ein zentrales Strukturierungsprinzip ist dabei das Geschlecht, weil die körperlichen Voraussetzungen von Männern und Frauen divergieren und eine Trennung genutzt wird, um niemanden zu diskriminieren. Die Vorstellung von zwei Geschlechtern ist soziokulturell verankert und auf den ersten Blick unproblematisch. Weist ein Individuum männliche Geschlechtsteile auf, darf es bei den Männern starten und umgekehrt mit weiblichen Geschlechtsteilen bei den Frauen. Innerhalb der Geschlechtsklasse gewinnt dann oft die Person, die vorteilhafte Körpermerkmale besitzt und gute Leistungen abrufen kann. So simpel ist es jedoch nicht. Das Geschlecht eines Menschen besteht nicht nur aus bipolaren Fortpflanzungsorganen, sondern wird durch viele verschiedene Faktoren beeinflusst.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Recherche
- Entwicklung des Zwei-Geschlechter-Modells
- Anwendung des Zwei-Geschlechter-Modells im Sport
- Intersexualität
- Definition und Ausprägungen
- Geschichte der Intersexualität im Spitzensport
- Geschlechtertests im Spitzensport
- Hintergrund und Unsicherheiten
- Biologische Konstruktion von Geschlecht
- Inspektionen und Tests
- Der Fall Caster Semenya
- Karriere
- Das Dilemma um Intersexualität
- Herausforderungen der Intersexualität damals und heute
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Masterarbeit befasst sich mit der Thematik der Intersexualität im Spitzensport und analysiert die Problematik anhand des Falls Caster Semenya. Ziel der Arbeit ist es, die komplexen Herausforderungen zu beleuchten, die durch die Anwendung des Zwei-Geschlechter-Modells im Sport auf Intersexuelle Athleten zukommen. Es soll untersucht werden, wie sich die historische Entwicklung des Zwei-Geschlechter-Modells auf die heutige Situation im Sport auswirkt und welche Auswirkungen die Einführung von Geschlechtertests auf die Lebensrealität intersexueller Sportler hatte.
- Die Entwicklung des Zwei-Geschlechter-Modells in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen (Religion, Recht, Medizin, Psychologie, Soziologie und Politik)
- Die Herausforderungen der Frauensportbewegung und die Etablierung der Trennung nach Geschlechtern in der Leichtathletik
- Die Definition und biologischen Ausprägungen von Intersexualität und deren Relevanz für die sportliche Leistungsfähigkeit
- Die Geschichte der Intersexualität im Spitzensport und die Einführung von Geschlechtertests in den 1960er Jahren
- Die Problematik von Geschlechtertests und die ethischen und gesellschaftlichen Auswirkungen auf intersexuelle Sportler
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung führt in das Thema ein und beleuchtet die Problematik der Intersexualität im Spitzensport anhand des Fallbeispiels Caster Semenya. Sie stellt den Leistungsvergleich im Sport und das Zwei-Geschlechter-Modell als zentrales Strukturierungsprinzip vor und thematisiert die komplexen Herausforderungen, die sich durch die Intersexualität für den Sport ergeben.
- Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Recherche und den verwendeten Methoden, die im Rahmen der Masterarbeit eingesetzt wurden.
- Kapitel 3 beleuchtet die historische Entwicklung des Zwei-Geschlechter-Modells. Dabei werden die Einflüsse aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen wie Religion, Recht, Medizin, (Entwicklungs-)Psychologie, Soziologie und Politik betrachtet, die zu dem heutigen dichotomen Geschlechterverständnis geführt haben.
- Im vierten Kapitel wird die Anwendung des Zwei-Geschlechter-Modells im Sport beleuchtet, wobei die Bedeutung des Leistungsvergleichs und die Notwendigkeit der Trennung nach Geschlechtern im Sport hervorgehoben werden.
- Kapitel 5 beschäftigt sich mit dem Thema Intersexualität. Es wird eine Definition von Intersexualität gegeben und die verschiedenen biologischen Ausprägungen vorgestellt. Des Weiteren wird die Geschichte der Intersexualität im Spitzensport beleuchtet, wobei die Relevanz der biologischen Dispositionen für die sportliche Leistungsfähigkeit hervorgehoben wird.
- Kapitel 6 behandelt die Geschlechtertests im Spitzensport. Die Einführung von Geschlechtertests in den 1960er Jahren und ihre Geschichte werden beleuchtet. Es werden die Unsicherheiten und Probleme im Zusammenhang mit den Tests sowie die ethischen und gesellschaftlichen Auswirkungen auf intersexuelle Sportler diskutiert.
- Der Fall Caster Semenya steht im Mittelpunkt von Kapitel 7. Die Karriere der Athletin wird vorgestellt und das Dilemma um die Intersexualität im Sport anhand ihres Beispiels veranschaulicht. Die Herausforderungen und Schwierigkeiten, die intersexuelle Athleten im Sport erleben, werden aus der Perspektive der Vergangenheit und der Gegenwart betrachtet.
Schlüsselwörter
Die Masterarbeit befasst sich mit den zentralen Themen Intersexualität, Spitzensport, Geschlechtertests, Zwei-Geschlechter-Modell, Frauensportbewegung, biologische Konstruktion von Geschlecht, Leistungsvergleich, ethische und gesellschaftliche Herausforderungen. Der Fall Caster Semenya dient als exemplarischer Fall, um die Problematik der Intersexualität im Spitzensport zu verdeutlichen.
- Citar trabajo
- Christoph Niemann (Autor), 2020, Intersexualität im Spitzensport. Der Fall Caster Semenya, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1168758