Staat, Reich und Nation sind differente Konzepte. Es sind Ordnungen von unterschiedlicher Beschaffenheit und unterschiedlichem Wesen. Doch ihre Vereinbarung war und ist Ziel reaktionären Interesses. Im Zentrum des Texts steht die Philosophie des einflussreichen Staats- und Verfassungsrechtlers sowie Theoretikers Politischer Theologie Carl Schmitt, der in seinem "Leviathan" das Völkische eines Deutschen Reiches als Motor und Absicherung für einen totalen Staat denkt und propagiert. Dem Antisemitismus wird von ihm eine buchstäblich – entscheidende – Bedeutung beigemessen.
Schmitt wurde in der BRD weitgehend rehabilitiert und wieder hoffähig gemacht. Seine Staatsrechtslehre, wie die Wendung gegen den Rechtspositivismus des liberalen Verfassungsstaates, floss in die substanzhafte Wertordnung Grundgesetz ein und half bei der Restauration der 1945 zerstörten bürgerlichen Ordnung zur 'wehrhaften Demokratie'. Vor allem in den Notstandsgesetzen fand das 'Freund-Feind-Denken', wenig überraschend, eine treffliche Verwendung und intellektuellen Beifall. Die politische Philosophie Schmitts verspricht eine moralische und identitätsbildende Politik zu rekonstruieren, die ein technokratisch-rationalistisches Leitbild ablöst und wieder Moral, Ethik und Sinn der Gemeinschaft stiftet – nicht weniger als die Wiederkehr der großen gemeinsamen Werte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Warum der „,Leviathan“?
- I. Macht und Wille als Politik
- 1.) Der faschistische Staat: Staatswerdung und Wesen des Staates bei Carl Schmitt
- 2) Die Volksgemeinschaft: Das Verhältnis von Bekenntnis und Glauben bei Carl Schmitt
- 3.) Die Gleichschaltung: Legalität und Legitimität bei Carl Schmitt
- 4.) Die Negation des Widerstandsrechts
- 5.) Ein neues Völkerrecht: Das Verhältnis der Leviathane zueinander
- II. Deutscher Mythos und Antisemitismus als Politik
- 1.) Die antisemitische Mythologie bei Carl Schmitt
- 2.) Der völkische Staat: Carl Schmitt im Kampf gegen den „jüdischen Geist“
- III. Reaktion und Rezeption
- 1.) Rückblick
- 2.) Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert Carl Schmitts Interpretation von Thomas Hobbes' „Leviathan" im Kontext seiner politischen Philosophie. Sie zielt darauf ab, Schmitts Vorstellung eines „völkischen Staats" aufzuzeigen und dessen Verbindung zu faschistischen Ideologien und antisemitischem Denken zu beleuchten. Die Arbeit analysiert auch die Rezeption Schmitts im Nachkriegsdeutschland und dessen Einfluss auf die konservative und neokonservative Denktradition.
- Die Rolle des „Freund-Feind-Denkens" in Schmitts Staatslehre
- Die Konzeption des „völkischen Staats" und seine Verbindung zu faschistischen Ideologien
- Schmitts antisemitische Denkweise und seine Interpretation des „jüdischen Geistes"
- Die Rezeption Schmitts im Nachkriegsdeutschland und dessen Einfluss auf die konservative Denktradition
- Die Aktualität von Schmitts Ideen im Kontext des gegenwärtigen politischen Diskurses
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und stellt Schmitts Werk im Kontext seiner Biographie und Rezeption dar. Das erste Kapitel analysiert Schmitts Verständnis von Macht und Wille im politischen Kontext und untersucht seine Interpretation des faschistischen Staats. Das zweite Kapitel befasst sich mit Schmitts Konzeption der Volksgemeinschaft und dem Verhältnis von Bekenntnis und Glauben in seiner politischen Philosophie. Das dritte Kapitel beleuchtet die Frage von Legalität und Legitimität in Schmitts Werk, insbesondere im Kontext der „Gleichschaltung" im NS-Staat. Das vierte Kapitel behandelt Schmitts negativer Haltung zum Widerstandsrecht. Das fünfte Kapitel analysiert Schmitts Vorstellung eines neuen Völkerrechts und dem Verhältnis von „Leviathanen" zueinander.
Schlüsselwörter
Carl Schmitt, Leviathan, Thomas Hobbes, Faschismus, Antisemitismus, Volksgemeinschaft, „Freund-Feind-Denken", Recht, Staat, Politik, Konservatismus, Neokonservatismus, Rezeption, Nachkriegsdeutschland.
- Quote paper
- Ralf Steckert (Author), 2000, Die Erfindung des völkischen Staats, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1168947