Ungenügende Bonitätsprüfungen und Kreditüberwachungen und ein daraus
resultierendes Wagnis bei Kreditengagements bedingten ein Einschreiten der Behörde
für Bankenaufsichtsrecht zur Regulierung dieser Umstände. Das Ergebnis zahlreicher
und umfassender Überlegungen war Basel II. Kein anderer Begriff des Bankensektors
hat in den letzten Jahren ein dermaßen großes Aufsehen auch außerhalb dieser Branche
erfahren und solch immenses Interesse geweckt. Diese neuen
Eigenkapitalanforderungen waren Anstoß unzähliger Diskussionen in Wirtschaft,
Politik, Informationsmedien und auch in der breiten Öffentlichkeit.
Das neue Regelwerk in seiner entsprechenden Komplexität und einer detaillierten
Regelungstiefe wurde in seiner endgültigen Fassung im Juni 2004 verabschiedet. Damit
soll ein solides Finanzsystem geschaffen werden, welches von kompetenten und
insbesondere auch von solventen Banken getragen wird. Zahlreiche Banken mussten
mit einer riskanten Geschäftspolitik schmerzhafte Erfahrungen machen, da sie sich nur
unzureichend mit den Konsequenzen zu hoher Kreditrisiken befasst haben. Dieses neue
Regelwerk soll aber nicht zu einer drastischen Reduzierung der Kreditvergabe führen,
denn es ist weiterhin die Aufgabe des Bankensystems die Wirtschaft mit ausreichend
Kreditmitteln zu versorgen, um in Zeiten der Globalisierung eine Wettbewerbsfähigkeit
der inländischen Märkte zu gewährleisten.
Die vorliegende Arbeit gibt einen überblicksweisen Einblick zur Thematik Basel II und
zeigt neben dem Institutionsökonischen Ansatz im weiteren Verlauf die Auswirkungen
der Kreditfinanzierung der mittelständischen Wirtschaft auf.
[...]
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Hintergründe der Bankenregulierung
2.1 Asymmetrische Information
2.2 Transaktionskosten
2.3 Prinzipal-Agent-Theorie
3 Der Entstehungsweg von Basel II
4 Die drei Säulen von Basel II
5 Rating als Instrument der Bonitätseinschätzung
5.1 Ratingdefinition
5.2 Externes Rating
6 Auswirkungen auf die mittelständische Wirtschaft
7 Fazit
Literaturverzeichnis
Monographien
Zeitschriftenartikel
Internetquellen
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
Ungenügende Bonitätsprüfungen und Kreditüberwachungen und ein daraus resultierendes Wagnis bei Kreditengagements bedingten ein Einschreiten der Behörde für Bankenaufsichtsrecht zur Regulierung dieser Umstände. Das Ergebnis zahlreicher und umfassender Überlegungen war Basel II. Kein anderer Begriff des Bankensektors hat in den letzten Jahren ein dermaßen großes Aufsehen auch außerhalb dieser Branche erfahren und solch immenses Interesse geweckt. Diese neuen Eigenkapitalanforderungen waren Anstoß unzähliger Diskussionen in Wirtschaft, Politik, Informationsmedien und auch in der breiten Öffentlichkeit.[1]
Das neue Regelwerk in seiner entsprechenden Komplexität und einer detaillierten Regelungstiefe wurde in seiner endgültigen Fassung im Juni 2004 verabschiedet. Damit soll ein solides Finanzsystem geschaffen werden, welches von kompetenten und insbesondere auch von solventen Banken getragen wird. Zahlreiche Banken mussten mit einer riskanten Geschäftspolitik schmerzhafte Erfahrungen machen, da sie sich nur unzureichend mit den Konsequenzen zu hoher Kreditrisiken befasst haben. Dieses neue Regelwerk soll aber nicht zu einer drastischen Reduzierung der Kreditvergabe führen, denn es ist weiterhin die Aufgabe des Bankensystems die Wirtschaft mit ausreichend Kreditmitteln zu versorgen, um in Zeiten der Globalisierung eine Wettbewerbsfähigkeit der inländischen Märkte zu gewährleisten.[2]
Die vorliegende Arbeit gibt einen überblicksweisen Einblick zur Thematik Basel II und zeigt neben dem Institutionsökonischen Ansatz im weiteren Verlauf die Auswirkungen der Kreditfinanzierung der mittelständischen Wirtschaft auf.
2 Hintergründe der Bankenregulierung
Anders als in der weltweiten Diskussion geschehen, wird zu Beginn in der Arbeit zunächst die Frage nach den Ursprüngen der Bankenregulierung gestellt, was durch die Institutionsökonomik aufgezeigt werden soll. Aus welchen Gründen sind Finanzintermediäre entstanden? Welche besonderen Leistungen erbringen sie und warum werden ihre Tätigkeiten als regulierungsbedürftig erachtet?[3]
Die Motive hinter regulierenden Maßnahmen im Bankensektor gehen auf die normative Theorie der Regulierung zurück.[4] In deren Zentrum steht der Vergleich realer Marktlösungen mit einem theoretischen Ideal, woraus Handlungsnotwendigkeiten der Wirtschaftspolitik abgeleitet werden. Dieses theoretische Ideal ist ein vollkommenes Konkurrenzgleichgewicht, in welche eine pareto-optimale Allokation erreicht wird. Die Befürworter normativer Ansätze gehen davon aus, dass auf Bankenmärkten kein solches Gleichgewicht zustande kommt.
2.1 Asymmetrische Information
Banken als Finanzintermediäre agieren auf Finanzmärkten. Beide – Finanzmärkte und Finanzintermediäre – sehen sich somit Kreditgebern und Kreditnehmern gegenüber, die Zahlungsüberschüsse anlegen bzw. Zahlungsmittel nachfragen wollen.[5] Würden die Märkte in der Realität den vollkommenen Märkten der Neoklassiker entsprechen, wären Finanzintermediäre überflüssig.[6] Auf den vollkommenen Märkten sorgt die unsichtbare Hand des Marktes für die pareto-optimale Koordination der Wirtschaftspläne. Doch die diesen Märkten zugrundeliegenden Annahmen sind der Realität nie vollständig gegeben. Märkte in der Realität sind von Informationsasymmetrien geprägt, so dass Finanzintermediäre die Koordinationsfunktion des Finanzmarktes ergänzen, indem sie Transformationsfunktionen ausüben.[7] Da die Neue Institutionsökonomik (NIÖ) einen Großteil dieser Annahmen verwirft, ist sie ein geeignetes Instrument, um das Funktionieren von Märkten zu analysieren und die Existenz von Finanzintermediären zu erklären.
Die Schulen der NIÖ unterscheiden sich hinsichtlich Untersuchungsgegenstand, Verhaltensannahmen, Einflussgrößen, Gestaltungsvariablen und Effizienzkriterium, wie Abb. 1 zeigt.[8]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2.2 Transaktionskosten
Im Transaktionskostenansatz wird deutlich, dass erhebliche Kosten aufgewendet werden müssen, um zu verhindern, dass Wirtschaftssubjekte Informationsvorteile zum Nachteil der jeweiligen Transaktionspartner ausnutzen.[9] Transaktionskosten umfassen demzufolge alle zur Abwicklung einer Transaktion anfallenden Kosten, also Kosten der Informationsbeschaffung, der Anbahnung und Durchführung von Verträgen und der Vertragsüberwachung.[10] Die Informationsökonomie erklärt, wie es zur „Negativen Auslese“ (Adverse Selektion) kommen kann. Ist der Kreditnehmer vor Vertragsabschluss über die Ertragskraft seines Projektes und seine eigenen Absichten wesentlich besser informiert als der Kreditgeber (Hidden Characteristics bzw. Hidden Intension), orientieren sich Kreditgeber infolgedessen an der im Markt gebotenen Durchschnittsqualität und bieten nur einen durchschnittlichen Preis. Dies hat zur Folge, dass Kreditnachfrager, deren Projektrentabilität über den Durchschnitt liegt, wegen schlechter Finanzierungsbedienungen den Markt verlassen. Es verbleiben die schlechteren Investitionsobjekte als Konsequenz der „Negativen Auslese“ (Adverse Selektion) im Markt, wenn dieser sogar nicht sogar zusammenbricht, da Kreditgeber durch die sinkende Qualität abgeschreckt werden.[11]
2.3 Prinzipal-Agent-Theorie
Informationsdefizite können auch während der Vertragslaufzeit auftreten, da der Investitionsertrag die einzige Größe ist, die der Kreditgeber beobachten kann, während ihm die Verhaltensweisen des Kreditnehmers verborgen bleiben. Welche Konsequenzen dies für die Transaktionspartner hat, wird im Rahmen des Prinzipal-Agent-Ansatzes untersucht: Der Kreditnehmer (Agent) verfügt über Handlungsspielräume, die er zum Nachteil des Kreditgebers (Prinzipal) ausnutzen kann (Moral Hazard). Beispielsweise kann der Kreditgeber die investierte Arbeitszeit des Kreditnehmers oder eventuelle
risikoerhöhende Verhaltensweisen nicht beobachten bzw. Rückschlüsse daraus auf den Projektertrag ziehen. Es ist daher gezwungen das Ergebnis überprüfen zu lassen, wodurch ihm Kosten entstehen.[12]
Die in diesem Kapitel behandelten Theorie Ansätze können fehlgeleitete Regulierungen aufdecken und dadurch können Hinweise auf die wahren Auslöser systematischer Risiken im Bankensektor gewonnen werden.
3 Der Entstehungsweg von Basel II
Starten wir einen kleinen Rückblick. 1975 schlossen sich die Vertreter der Zentralbanken und Bankenaufsichten der wichtigsten Industriestaaten mit dem Ziel zusammen, den Finanzsektor insgesamt zu stabilisieren und somit die Gefahr von internationalen Finanzkrisen einzudämmern. Man gründete den „Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht“ und siedelte dieses Gremium bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel an.[13] Dort hat es bis heute seinen Sitz. Von hier aus wurde das Regelwerk „Basel II“ nach jahrelangen Diskussionen, Testläufen, Modifikationen und Ergänzungen auf dem Weg gebracht.
Wie der Name vermuten lässt, hat Basel II einen Vorgänger: Basel I. Beides sind sogenannte Eigenkapitalvereinbarungen für Kreditinstitute, die durch entsprechende Regeln zur Insolvenzvorsorge „Bankpleiten“ vermeiden sollen.
Basel I schrieb vor, dass Banken für alle Geschäftskredite Eigenkapital hinterlegen müssen, und zwar in Höhe von acht Prozent der jeweiligen Darlehenssumme.[14] Damit wurden die Risiken, die zwangsläufig mit jedem Kredit verbunden sind pauschal abgedeckt. Eine differenzierte Betrachtung war nicht vorgesehen, also gab es auch keine nennenswerten Unterschiede bei den Konditionen. Das diese Vorgehensweise nicht jedem gerecht wird, liegt auf der Hand: Werden sämtliche Risikokosten im Kreditgeschäft gleichmäßig auf alle Kreditnehmer verteilt, tragen die einen zu viel und die anderen zu wenig. Stabilen Unternehmen mit besten Zukunftsperspektiven wurden die Risiken schwacher firmen „aufgebürdet“, sodass beide die gleichen Zinssätze für ihre Darlehn zu zahlen hatten. Dieses Ungleichgewicht wurde mit Basel II korrigiert.[15]
Wie gehabt muss die Bank für alle Kredite, die sie gewährt, Eigenkapital hinterlegen. Jedoch hängt dessen Höhe vom jeweiligen Ausfallrisiko ab, das die Bank mit diesem Kredit auf sich nimmt. Je wahrscheinlicher ein Kreditausfall ist, umso mehr Kapital muss hinterlegt werden. Im Gegensatz wird die Anforderung kleiner, wenn für einen Kredit wenig Risiken, aber ausreichende Sicherheiten gegeben sind.[16]
Die Bank hat als Darlehensgeber somit mehr oder weniger hohe Eigenkapitalkosten – demnach verlangt sie für Kredite mehr oder weniger hohe Zinsen. Mit anderen Worten: Aus Sicht der Bank muss ein höheres Risiko teurer bezahlt werden.
[...]
[1] Vgl. Ehlers, H., Basel II /Rating, Berlin 2003, S.1
[2] Vgl. Wolf, J., Basel II Kreditrating als Chance, Berlin/Regensburg 2003, S.12
[3] Vgl. Langer, T./ Weber, M., Banken als Finanzintermediäre, Stuttgart 2000, S. 202
[4] Vgl. Behrends, S., Neue politische Oekonomie, München 2001, S.16
[5] Vgl. Langer, T./Weber, M., Banken als Finanzintermediäre, Stuttgart 2000 S. 202
[6] Vgl. Allen, F./ Santomero, A., The theory of financial intermediation, 1998, S.1462
[7] Vgl. Berger, A./Herring, R./ Szegö, G.P, The role of capital in financial institutions, 1995, S. 397-399
[8] Vgl. Matten, D., Management ökologischer Unternehmensrisiken, Stuttgart 1998, S. 178
[9] Vgl. Terberger, E., Die Neue Institutionenökonomik als Bindeglied zwischen Volks- und Betriebswirtschaftslehre,1997, S.109
[10] Vgl. Woll, A., Wirtschaftslexitkon, 9. Auflage, München 2000, S.442
[11] Vgl. Emons, W., Information, Märkte, Zitronen und Signale, 2001, S. 664-667
[12] Vgl. Terberger, E., Die Neue Institutionenökonomik als Bindeglied zwischen Volks- und Betriebswirtschaftslehre,1997, S.109
[13] Vgl. Hanker, P., Keine Angst vor Basel II, Wiesbaden 2003, S. 20 ebenso Paul, Stephan/Stein, Stefan, Rating- Basel II und die Unternehmensfinanzierung, Köln 2002 S. 29
[14] Vgl. Brezski, E./Clausen, C./Korth, H., Rating-Basel II und die Folgen, Stuttgart 2004, S.3 ebenso Deloitte, Basel II, Berlin 2005, S. 20
[15] Vgl. Behr, P./Fischer, J., Basel II und Controlling, Wiesbaden 2005, S. 38 ebenso Ehlers, H., Basel /Rating, Berlin 2003, S. 7
[16] Vgl. Wambach, M./Rödl, B., Rating, Frankfurt/Main 2001, S. 24
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