In der heutigen Grammatikforschung wird von einer modular organisierten Grammatik
ausgegangen. Das bedeutet, dass die Grammatik aus einer bestimmten Menge an
Subsystemen besteht, die miteinander interagieren. Man versucht, herauszufinden, an welcher
Stelle sich die einzelnen Subsysteme (z.B. die Phonologie, das Lexikon, etc.) befinden. Wiese
(1988) erläutert, dass die Phonologie vielleicht kein einheitliches Modul ist. Er erkennt eine
Dreiteilung der phonologischen Regeln in solche, die als Eingabe Wörter einschließlich ihrer
morphologischen Struktur benötigen. Die zweite Gruppe von Regeln benötigt die syntaktische
Struktur als Eingabe. Die dritte Gruppe hingegen ist völlig unabhängig von jeder
morphologischen oder syntaktischen Information. Wiese folgert daraus, dass jede dieser
"Unterregeln" ein eigenes Grammatikmodul bildet, weil sie auf unterschiedliche
Informationen Bezug nehmen.
Als Lösung für dieses Problem betrachtet er die Lexikalische Phonologie, zu der ich jetzt
einen allgemeinen Überblick geben werde, um später wieder auf Wieses Überlegungen
zurück zu kommen.
Inhalt
1. Einführung in die Grammatikforschung
2. Was ist Lexikalische Phonologie?
2.1. Lexikalische und postlexikalische Regeln
2.1.1 Lexikalische Regeln
2.1.2. Postlexikalische Regeln
2.2. Eigenschaften der Regeln
2.2.1. Lexikalische Regeln
2.2.2. Postlexikalische Regeln
3. Beispiele
3.1. Beispiel für eine lexikalische Regel - Velar Softening
3.2. Beispiel für eine postlexikalische Regel - regressive Stimmhaftigkeits- assimilation
4. Phonologie und Lexikon
5. Postlexikalische Phonologie
6. Weiterentwicklungen in der Theoriebildung
7. Quellen
1. Einführung in die Grammatikforschung
In der heutigen Grammatikforschung wird von einer modular organisierten Grammatik ausgegangen. Das bedeutet, dass die Grammatik aus einer bestimmten Menge an Subsystemen besteht, die miteinander interagieren. Man versucht, herauszufinden, an welcher Stelle sich die einzelnen Subsysteme (z.B. die Phonologie, das Lexikon, etc.) befinden. Wiese (1988) erläutert, dass die Phonologie vielleicht kein einheitliches Modul ist. Er erkennt eine Dreiteilung der phonologischen Regeln in solche, die als Eingabe Wörter einschließlich ihrer morphologischen Struktur benötigen. Die zweite Gruppe von Regeln benötigt die syntaktische Struktur als Eingabe. Die dritte Gruppe hingegen ist völlig unabhängig von jeder morphologischen oder syntaktischen Information. Wiese folgert daraus, dass jede dieser "Unterregeln" ein eigenes Grammatikmodul bildet, weil sie auf unterschiedliche Informationen Bezug nehmen.
Als Lösung für dieses Problem betrachtet er die Lexikalische Phonologie, zu der ich jetzt einen allgemeinen Überblick geben werde, um später wieder auf Wieses Überlegungen zurück zu kommen.
2. Was ist Lexikalische Phonologie?
Die Theorie der Lexikalischen Phonologie (LP) wurde in den 80er Jahren des 20. Jh.s entwickelt. Sie soll die Stellung der Phonologie in der Grammatik und den Zusammenhang zwischen Morphologie bzw. Syntax und Phonologie erfassen und beschreiben. Die Ansätze unterscheiden sich teilweise sehr stark voneinander, die Grundidee stammt aber von Kiparsky, der die LP als Weiterentwicklung der generativen Phonologie verstand. Andere wichtige Vertreter sind Mohanan und Booij & Rubach. (vgl. Hall)
2.1. Lexikalische und postlexikalische Regeln
Ganz allgemein geht die LP von der Annnahme aus, dass bestimmte phonologische Regeln im Lexikon angesiedelt sind, während andere außerhalb davon angewendet werden. Jede phonologische Regel ist dabei einer morphologischen Ebene zugeordnet. Das schließt aber nicht aus, dass die Regel zu mehreren Ebenen gehören kann. Das Lexikon wird dabei nicht nur als ein Ort verstanden, an dem zugrundeliegende (Wort)Formen gespeichert werden, sondern an dem ebenfalls morphologische Regeln der Affigierung und Komposition angewendet werden. (vgl. Hall)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Modell nach Wiese (1988)
Die phonologischen Regeln, die im Lexikon operieren, stehen in einem besonderen Verhältnis zur syntaktischen Komponente und erstrecken sich über zwei Ebenen:
2.1.1. Lexikalische Regeln
Sie werden vor der syntaktischen Komponente innerhalb eines Wortes angewendet und können Ausnahmen haben.
2.1.2. Postlexikalische Regeln
Sie kommen zwischen Wörtern zur Anwendung und sind als Block der syntaktischen Komponente nachgeordnet. Auf dieser Ebene können die Regeln keine Ausnahmen haben.
2.2. Eigenschaften der Regeln
Die Regeln unterscheiden sich aber nicht nur in ihrer Stellung innerhalb der Grammatik, sie haben auch verschiedene Eigenschaften.
2.2.1. Lexikalische Regeln
a) Sie können nicht über Wortgrenzen hinweg operieren.
b) Sie kommen vor allen postlexikalischen Regeln zur Anwendung
c) Sie können sich auf morphologische Informationen beziehen.
d) Sie können Ausnahmen haben.
e) Sie können strukturbewahrend sein. (D.h. der Output einer Regel muss ein Segment sein, das zum Phoneminventar der Sprache gehört)
2.2.2. Postlexikalische Regeln
a) Sie können über Wortgrenzen hinweg operieren.
b) Sie kommen nach allen lexiklaischen Regeln zur Anwendung.
c) Sie beziehen sich nicht auf morphologische Informationen
d) Sie können keine Ausnahmen haben.
e) Sie müssen nicht strukturbewahrend sein. (vgl. Hall)
3. Beispiele
3.1. Beispiel für eine lexikalische Regel - Velar Softening
Velar Softening beschreibt die Alternation zwischen /k/ und /s/ im Englischen. Diese Alternation geschieht, wenn /k/ vor einem Morphem steht, das mit einem vorderen Vokal anlautet. Im Englischen wäre das zum Beispiel -ity. Man muss beachten, dass diese Regel niemals bei wortfinalem /k/ angewendet wird.
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- Claudia Langosch (Author), 2003, Lexikalische Phonologie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/116987