Erstellung eines Skillkoffers. Pädagogische Intervention als Methode des selbstregulierenden Lernens zur individuellen Impulsregulation


Projektarbeit, 2021

26 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1.Erarbeitung eines Projektplans
1.1 Problemanalyse
1.1.1 Problembeschreibung
1.1.2 Vertiefte Problemerklärung
1.1.3 Relevanz
1.2 Zielentwicklung
1.3 Projektkonzeption
1.3.1 Strukturplanung
1.3.2 Projektablaufplanung

2. Entwicklung eines Evaluationsdesigns
2.1 Untersuchungsinteresse
2.2 Operationalisierung
2.3 Erhebungsinstrument

Literaturverzeichnis

Anhang

Summativer Evaluationsbogen (Kinder)

Schaubild Selbstreguliertes Lernen

Eidechse und ihre Freunde

1.Erarbeitung eines Projektplans

1.1 Problemanalyse

Das o.g. Projekt zielt auf die Personengruppe einer intensivpädagogischen Wohngruppe mit traumapädagogischen Schwerpunkt. Die Gruppe besteht aus 6 Kindern und Jugendlichen in einer Altersstruktur von 7-11 Jahren , die von 6 pädagogischen Fachkräften begleitet werden. Methodisch wird in der Folge anhand eines Projektplanes geplant und soll hierbei neben dem Blick auf die Problemlage und der Relevanz für die Gruppe auch einen Fokus auf die Zielplanung legen. Hierbei stellen neben der Projektkonzeption die Strukturplanung sowie die Darstellung des Projektablaufs die Kernelemente im Bereich Zielentwicklung.

1.1.1 Problembeschreibung

Das Problem, welches im Rahmen dieser Hausarbeit sowie des Projektes thematisiert wird, ist der Umgang mit positiven sowie negativen Emotionen z.B. Wut, Ärger, Trauer aber auch Freude und Glücksgefühle im Rahmen der stationären Jugendhilfe. Der Fokus wird sowohl auf den Umgang mit eigenen wie auch auf die Emotionen des Gegenübers gelegt. Wie bereits der Arbeitsschwerpunkt und der Personalschlüssel zeigt, besteht ein Arbeitsschwerpunkt in der Begleitung der Kinder deren Verhaltens- und Interaktionsstrukturen von traumatischen Erlebnissen geprägt ist. Hierbei sind Emotionen wie Wut, Trauer oder Angst oftmals sehr präsent. Aber auch das Aufgreifen von positiven Erlebnissen, die aufgrund ihrer Seltenheit möglichst schnell festgehalten werden wollen, stellt eine Herausforderung für die Regulierung und den Umgang mit eben diesen Emotionen dar.

Betrachtet man den Kontext der stationären Jugendhilfe, stellt sich hier ein enges Zusammenleben dar, bei dem Kinder und Jugendliche ihre eigenen Interessen verfolgen, eigene Lebenserfahrungen mitbringen. Dem stehen weitere Kinder und Jugendliche gegenüber, die ebenfalls ihre individuellen Gefühlslagen haben. Diese Konstellation birgt die Gefahr, dass sich die Betroffenen in verschiedenen Lebenslagen mit unterschiedlichen Basics begegnen, was durchaus zu Konflikten führen kann. Kinder und Jugendliche benötigen hierbei oftmals Anleitung

Um diesen Umgang zu erlernen, benötigen Kinder und Jugendliche einen Zugang zu ihren eigenen Emotionen und der Ursache hierfür.

1.1.2 Vertiefte Problemerklärung

Emotionen stellen einen Faktor dar, der unser Leben täglich begleitet und soziale Interaktionen strukturiert. Ihren Ursprung finden Emotionen im neurologischen Kontext, genauer gesagt im Gehirn. Die Veränderungen, die über die Jahre im Gehirn vollzogen werden und wie sich die Nervenzellen weiterentwickeln, hängen stark mit den emotionalen Erfahrungen ab, die ein Mensch macht. Diese Veränderungen werden als tragfähige Vernetzung von Nervenzellen angesehen, da sie den Menschen emotional berühren. So wirken sich positive Emotionen, nicht verwunderlich, auch positiv auf die Leistungsfähigkeit des Menschen aus z.B. bessere Fähigkeit, neues zu lernen (vgl.Heimsoeth 2015:27f.). Somit lässt sich im Umkehrschluss auf den Kontext der stationären Jugendhilfe feststellen, dass negative Emotionen, wie sie oftmals in der Biographie der Kinder und Jugendlichen zu erkennen sind, auch die Fähigkeiten nachhaltig negativ beeinflussen. Entwickelt sich so z.B. ein schwächeres Leistungsniveau im schulischen Kontext, so setzt dies erneut Frust und Enttäuschung frei, also negative Emotionen, was wiederrum auch das Interaktionsmuster mit anderen Menschen prägt.

Heimsoeth beschreibt auch die Aufgabe der Führungskräfte, wie sie die pädagogischen Fachkräfte für Kinder und Jugendliche in der stationären Jugendhilfe darstellen, indem sie das Selbstmanagement als Basis für die Führung anderer erkennt. D.h. nur wenn sich die Fachkraft selbst emotional gut lenken kann, sei sie in der Lage, auch andere emotional führen zu können. Eine ausgewogene Balance zwischen der Fürsorge für sich selbst und für den Gegenüber werden als Grundlage für nachhaltige Veränderungsprozesse gesehen. Zuwendung, soziale Akzeptanz, Wertschätzung oder Anerkennung sind Faktoren, die positive Emotionen auslösen und somit hilfreich für den Lernprozess sind (vgl.ebd).

Dieser Lernprozess soll dahingehend gefördert werden, dass Kinder und Jugendliche in der Lage sind, einen selbstregulierten Lernweg einzuschlagen. Dieser Prozess beinhaltet Maßnahmen der Selbstregulation, welche sich neben dem Verhaltenssektor auch auf die emotional-motivierte Regulation wie auch auf den kognitiven Sektor bezieht. Ziel des Prozesses zur Selbstregulation soll sein, dass die Betroffenen sich einen Erfahrungsschatz und Handlungskompetenzen aneignen, um Emotionen, Handlungen und Gedanken verarbeiten und dadurch ihren eigenen Lernprozess steuern und regulieren zu können (vgl.Zimmermann 2000:26). Hieraus kann die Schlussfolgerung gezogen werden, dass Erkennen und Umgehen mit den eigenen Emotionen stellt die Grundlage des Lernerfolges in vielseitigen Kontexten dar.

Betrachtet man nochmals die Entwicklung von Emotionen, wird oftmals ein besonders starker Anstieg von emotionalen Ausbrüchen bei Jugendlichen gesprochen. Jedoch zeigt sich auch, dass sich im Prozess der Ontogenese die Auslöser von Emotionen verändern. Dies liegt daran, dass im fortlaufenden Entwicklungsprozess Handlungskompetenzen und emotionale Erfahrungen gemacht werden, die im weiteren Verlauf zur Bewältigung von emotionalen Situationen angewandt werden können. Jedoch können Emotionskategorien nochmals in sich unterschiedlich bewertet werden. So zeigt ein Jugendlicher z.B. weniger Angst vor bestimmten Tieren oder vor elterlichen Sanktionen, als dies wohlmöglich bei einem Kind der Fall wäre. Stattdessen ist der Faktor Angst bei Jugendlichen im Hinblick auf soziale Zurückweisung in Peergruppen oder im schulischen Kontext größer als dies bei Kinder anzunehmen ist. Je nachdem inwieweit der-/diejenige Kompetenzen besitzt, ihre Emotionen adäquat zu regulieren, werden z.B. Dauer und Intensität der jeweiligen Gefühle beeinflusst. Besonders der Faktor der Intensität einer Emotion bestimmt umgekehrt auch die Wahl von vorhandenen Regulationsstrategien (vgl.Zimmermann et al.78f.: 2018).

Erkennbar zeigt sich, dass der Prozess zum Erlangen von Handlungskompetenzen zur Bewältigung von emotionalen Lebenssituationen von vielen Faktoren abhängt und viel Selbstreflektion bedarf. Des Weiteren sind eigene Erfahrungen prägend für den weiteren Umgang mit Konflikten und schwierigen Phasen. Hat ein Kind oder Jugendliche® hier (noch) nicht ausreichende Kompetenzen zur Bewältigung dieser erlangt, so wird es schwer für ihn/sie werden, diese Situationen nachhaltig zu lösen. Hierbei ist er/sie dann auf externe Unterstützung von Bezugspersonen angewiesen, die ihm/ihr Alternativen darlegen, wie er/sie optional vorgehen kann. Im hier vorliegenden Kontext nehmen die pädagogischen Fachkräfte diese Rolle ein.

1.1.3 Relevanz

Wie bereits im vorangegangenen Abschnitt beschrieben, stellen die pädagogischen Fachkräfte eine Ressource für die ihnen anvertrauten Kinder dar, um Handlungsalternativen hinsichtlich der emotionalen Regulierung zu gewinnen. Eingangs wurde bereits die Tatsache beschrieben, dass im Rahmen der stationären Jugendhilfe oftmals Kinder und Jugendliche zusammentreffen, die zum einen neben unterschiedlichen Charaktereigenschaft auch unterschiedliche Problemlagen mitbringen. Neben diesen Faktoren zählt die Tatsache, inwieweit in der Vergangenheit adäquate Problemlösungsstrategien entwickelt worden sind, eine nicht zu verachtende Rolle. Ein Konflikt, der nicht aufgrund reiner Fakten beruht, wie dies z.B. bei einem Diebstahl oder einer Zerstörung von Eigentum der Fall ist, stellt sowohl Jugendliche als auch Fachkräfte auf emotionaler Ebene vor eine große Herausforderung. Hierbei löst die Frage nach Recht und Unrecht einen Prozess aus, der von Subjektivität geprägt ist. Oftmals ist der Faktor, wie in der Vergangenheit Unrecht und Gerechtigkeit erlebt wurde, entscheidend. Dies löst wiederrum Emotionen aus, die es gilt einzuordnen und adäquat zu regulieren, um so einen möglichst sachlichen Lösungsweg zu kreieren. Hierbei sind die Kinder und Jugendlichen dann auf Fachkräfte und ihren pädagogischen Interventionsprozess angewiesen. Durch die Begleitung erfahren die Kinder zum einen das Gefühl von Wertschätzung und Akzeptanz ihrer Sichtweise und Meinung und zum anderen stellt die Fachkraft einen Rahmen her, in dem Gefühle wie Wut und Trauer angemessen ausgelebt werden können. Gleichzeitig geht es jedoch auch darum, nicht nur die Emotionen ausleben zu können, sondern auch mit verschiedenen Skills diese auf ein Maß zu regulieren, bei dem konstruktive Lösungsansätze gestaltet werden können.

In Bezug auf die rechtliche Grundlage findet dies in §1 SGBVIII Anwendung. So beschreibt §1 Abs.1 SGB VIII, dass jeder junge Mensch das Recht darauf hat, Förderung seiner Entwicklung zu erhalten sowie zu einer gemeinschaftsfähigen und eigenverantwortlichen Persönlichkeit erzogen zu werden. Weiter beschreibt §1 Abs.3 die Aufgaben der Jugendhilfe, welche junge Menschen in ihrer individuellen und sozialen Entwicklung fördern. Ebenso sollen hierdurch Benachteiligungen abgebaut werden. Des Weiteren soll die Jugendhilfe dazu beitragen, positive Lebensbedingungen für Kinder und Jugendliche sowie deren Familien zu schaffen (§1 Abs.3 (1+4) SGBVII) (vgl. Nomos Gesetze der Sozialen Arbeit 2020:1798).

Um eine Problemlage nicht nur festzustellen, sondern diese auch adäquat zu bearbeiten und einen Veränderungsprozess in Gang zu setzen, bedarf es der Festlegung von Zielen und wünschenswerten Sollwerten, anhand derer in der Folge der Projekterfolg evaluiert werden kann.

1.2 Zielentwicklung

Ziel des Projektes ist es die Kinder in ihrer Affektregulierung zu unterstützen. Der Gruppeschwerpunkt liegt auf dem Thema Trauma. Es fällt den Gruppenmitgliedern schwer ihre Emotionen zu regulieren. Wut, Angst und Affektstörungen führen häufig zu angespannten Situationen. Ihr Umfeld nahm sie aus diesem Grund oft als „Störfaktor“ wahr, da defizitäre Verhaltensmuster in den Vordergrund getreten sind. So soll das Projekt den Blick auf die Ressourcen der Kinder lenken und eine lösungsorientierte Sichtweise vermitteln. Nicht das Kind ist problembelastet, sondern die bisherige biografische Lebenssituationen. Verhaltensmuster, die von gesellschaftlichen Normansprüchen abweichen sind lediglich Reaktion auf die bisherige Lebensumwelt und haben eine logische Berechtigung. Dennoch sind sie von gesellschaftlichen Strukturen nicht tragbar und es bedarf Alternativen.

Gegenstand dieses Projektes ist es alternative Hilfsmittel zu finden, die Wut Einhalt gebieten, bevor die Affektregulierung des jeweiligen Kindes aussetzt und das ohne Kontrolle abzugeben. Hier werden die Gruppenmitglieder in Verantwortung genommen und durch die Fachkräfte unterstützt, wenn es darum geht den richtigen Moment abzupassen und durch Skills zu intervenieren.

Um dieses Ziel zu erreichen muss zunächst eine Grundlage geschaffen werden. Die Kinder müssen verstehen, dass Wut im Gruppensetting nicht als Problem gesehen wird, sondern als Reaktion auf bisherige Lebensumstände. Sie müssen ihre eigenen körperlichen Symptome, die als Stressreaktion auftreten und sich in Wut und Angst äußern, erkennen. Erst dann können sie sich für einen individuellen Skill entscheiden, der als Alternative zu bisherigen Wutausbrüchen dient. Diese Skills können materieller oder immaterieller Natur sein. So haben bekannte Skills, die einen alternativen Reiz schaffen ihre Relevanz. Hierzu können scharf oder saure Lebensmittel zählen, Knautschbälle, Gummibänder, etc. Aber auch Skills wie Treppenlaufen, Karton zerreißen oder Boxen finden ihre Anwendung. Dies Skills sollen in einem dafür vorgesehen Skillskoffer gesammelt werden. Zudem muss auch unter den Kindern eine Haltung geschaffen werden, die es erlaubt Themen wie Wut, Angst, aggressive- und Autoaggressive Verhaltensmuster offen zu besprechen.

Auch innerhalb des Kollegiums soll sich die Haltung im Bezug auf Trauma und Folgereaktionen dauerhaft ändern. Dies erfordert, dass Regeln und standardisierte Handlungsweisen im Bezug auf den Skillskoffer und die entsprechenden Situationen erstellt werden.

Die Gründe für Wut und Affektstörungen, die vor allem im biografischen Kontext liegen, werden nicht Gegenstand des Projektes. Dies entfernt sich zu sehr vom Handlungsfeld der Sozialen Arbeit und betrifft tiefenpsychologische Ansätze.

Wirkungsziel: Die Kinder haben innerhalb der nächsten fünf Wochen erkannt, wie sich Stress auf ihren Körper auswirkt. In der Folge haben sie Handlungsmöglichkeiten erlernt, die sie als Alternative zu Affektausbrüchen nutzen können. Die affektiven Ausbrüche haben sich innerhalb des Zeitraums von 2 Monaten nach Projektende erkennbar reduziert.

1. Teilziel: Innerhalb der Projektzeit haben die Kinder gelernt, dass Emotionen eine Reaktion auf erfahrene Lebensumstände sind und wütend sein daher auch keinen grundsätzlichen negativen Faktor darstellt, sondern als eine logische Konsequenz auf die eigene Persönlichkeit.

[...]

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Erstellung eines Skillkoffers. Pädagogische Intervention als Methode des selbstregulierenden Lernens zur individuellen Impulsregulation
Hochschule
Hochschule Koblenz (ehem. FH Koblenz)
Autor
Jahr
2021
Seiten
26
Katalognummer
V1170083
ISBN (eBook)
9783346584168
Sprache
Deutsch
Schlagworte
erstellung, skillkoffers, pädagogische, intervention, methode, lernens, impulsregulation, Skills
Arbeit zitieren
Jan Berrens (Autor:in), 2021, Erstellung eines Skillkoffers. Pädagogische Intervention als Methode des selbstregulierenden Lernens zur individuellen Impulsregulation, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1170083

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