Ziel dieser Arbeit ist es, mögliche Grauzonen zwischen „Gut“ und „Böse“ zu beleuchten und aufzuzeigen, dass auch an Kinder adressierte Texte tiefgründiger sein können, als es ihnen meist zugetraut wird. Es soll gezeigt werden, dass die Anwesenheit eines Teufels nicht automatisch ein dualistisches System bedeuten und die Teufelsfigur, selbst in kinderliterarischen Texten, nicht dem personifizierten „Bösen“ entsprechen muss. Entgegen der weitverbreiteten Annahme, der Kampf des „Guten“ gegen das „Böse“ sei das zentrale Motiv kinderliterarischer Texte, soll diese Arbeit zeigen, dass auch gesellschaftskritische Aspekte zentrale Themen in Texten dieser Gattung sein können.
Teufelspakte begegnen uns in der Literatur immer wieder. Den wohl berühmtesten Teufelspakt in der Literaturgeschichte stellt der zwischen Doktor Faust und dem Teufel Mephisto dar. Doch auch vor und nach der Publikation Goethes „Faust“, wurde das Motiv vielfach aufgegriffen. Längst verortet sich das Motiv auch in der Kinder- und Jugendliteratur, wo es unter anderem von den Autoren James Krüss und Otfried Preußler, deren literarische Texte mittlerweile unter den Klassiker-Status zählen, adaptiert und neu umgesetzt wurde.
Die Konstruktion des „Bösen“ in phantastischen Texten der Kinder- und Jugendliteratur ist bereits populärer Untersuchungsgegenstand. Auch die Texte „Timm Thaler oder das verkaufte Lachen“ und „Krabat“ wurden aufgrund ihres Klassiker-Status’ bereits etliche Male analysiert, auch im Hinblick auf das in ihnen konstruierte „Böse“. Die Ergebnisse jener Analysen kamen jedoch stets zu dem Schluss, dass die Protagonisten es in den Texten mit dem personifizierten „Bösen“ zu tun hätten. Für Naglik steht beispielsweise fest, dass Baron Lefuet als „personifiziertes Böses“ fungiere.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Theorie
- 2.1 Phantastische Kinder- und Jugendliteratur
- 2.1.1 Sozial- und Gesellschaftskritik in der phantastischen Kinder- und Jugendliteratur
- 2.1.2 „Gut“ und „Böse“ in der Kinder- und Jugendliteratur
- 2.2 Die Frage nach dem „Bösen“
- 2.2.1 Peter-André Alt: Ästhetik des Bösen
- 2.2.2 Die säkularisierte Teufelsfigur
- 3 Analyse
- 3.1 James Krüss: Timm Thaler oder das verkaufte Lachen
- 3.1.1 Baron Lefuet
- 3.1.2 Das getarnte „Böse“: Frau Thaler und Erwin
- 3.1.3 Zusammenfassung: Der Kapitalismus als Ursprung des „Bösen“
- 3.2 Otfried Preußler: Krabat
- 3.2.1 Das Teuflische: Herr Gevatter und Meister
- 3.2.2 Die Mühle: Ein Ort des „Bösen“
- 3.2.3 Verrat und Nächstenliebe: Betrachtung weiterer Figuren
- 3.2.4 Zusammenfassung: Das „Böse“ als Gegensatz zur Christlichkeit
- 4 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Konstruktion des „Bösen“ in zwei klassischen Werken der phantastischen Kinder- und Jugendliteratur: James Krüss' „Timm Thaler oder das verkaufte Lachen“ und Otfried Preußlers „Krabat“. Ziel ist es, die gängige Annahme zu überprüfen, dass die Teufelsfiguren in diesen Texten als personifiziertes „Böses“ fungieren. Stattdessen wird untersucht, ob das „Böse“ durch andere Strategien konstruiert wird und welche gesellschaftlichen und moralischen Aspekte in den Geschichten thematisiert werden.
- Konstruktion des „Bösen“ in phantastischer Kinder- und Jugendliteratur
- Analyse der Teufelsfiguren als personifiziertes „Böses“ oder als Ausdruck anderer Konstrukte
- Erforschung von Grauzonen zwischen „Gut“ und „Böse“
- Gesellschaftskritische Aspekte in der Kinder- und Jugendliteratur
- Vergleichende Analyse von Krüss' und Preußlers Werken
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Teufelspakte in der Literatur ein und stellt die Forschungsfrage nach der Konstruktion des „Bösen“ in den ausgewählten Werken von Krüss und Preußler. Sie verweist auf bestehende Forschungslücken und skizziert den methodischen Ansatz der Arbeit.
2 Theorie: Dieses Kapitel legt die theoretischen Grundlagen der Arbeit dar. Es definiert den Begriff der phantastischen Kinder- und Jugendliteratur, beleuchtet die sozial- und gesellschaftskritischen Aspekte dieser Gattung, insbesondere im Kontext der 1970er Jahre. Es untersucht die Darstellung von „Gut“ und „Böse“, fokussiert auf Peter-André Alts Konzept der „Ästhetik des Bösen“ und beleuchtet die Entwicklung der literarischen Teufelsfigur.
3.1 James Krüss: Timm Thaler oder das verkaufte Lachen: Die Analyse von Krüss' Werk untersucht, ob Baron Lefuet als personifiziertes „Böses“ verstanden werden kann. Sie betrachtet Frau Thaler und Erwin als weitere Figuren, die Aspekte des „Bösen“ verkörpern. Die Zusammenfassung dieses Kapitels fokussiert auf die Darstellung des Kapitalismus als mögliche Quelle des „Bösen“ im Roman.
3.2 Otfried Preußler: Krabat: Die Analyse von Preußlers „Krabat“ konzentriert sich auf die Figur des Meisters als teuflische Gestalt. Sie untersucht die Mühle als Ort des „Bösen“ und analysiert die Beziehungen zwischen Krabat, Lyschko, der Kantorka und Juro, um die Konstruktion von „Gut“ und „Böse“ im Roman zu beleuchten. Die Zusammenfassung betont die Gegenüberstellung des „Bösen“ zur christlichen Moral.
Schlüsselwörter
Teufelspakt, Phantastische Kinder- und Jugendliteratur, James Krüss, Otfried Preußler, Timm Thaler, Krabat, Konstruktion des Bösen, Gesellschaftskritik, Peter-André Alt, Ästhetik des Bösen, Gut und Böse, Moral, Christentum, Kapitalismus.
Häufig gestellte Fragen (FAQs) zu: Analyse der Konstruktion des „Bösen“ in der phantastischen Kinder- und Jugendliteratur
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Konstruktion des „Bösen“ in zwei klassischen Werken der phantastischen Kinder- und Jugendliteratur: James Krüss' „Timm Thaler oder das verkaufte Lachen“ und Otfried Preußlers „Krabat“. Sie hinterfragt die gängige Annahme, dass die Teufelsfiguren als personifiziertes „Böses“ fungieren und untersucht alternative Konstruktionen des „Bösen“ sowie die damit verbundenen gesellschaftlichen und moralischen Aspekte.
Welche Werke werden untersucht?
Die Arbeit konzentriert sich auf zwei Romane: „Timm Thaler oder das verkaufte Lachen“ von James Krüss und „Krabat“ von Otfried Preußler. Beide Werke sind klassische Beispiele der phantastischen Kinder- und Jugendliteratur und eignen sich daher gut für einen Vergleich der Darstellung des „Bösen“.
Welche Forschungsfragen werden behandelt?
Die zentrale Forschungsfrage lautet: Wie wird das „Böse“ in den ausgewählten Werken konstruiert? Weitere Fragen betreffen die Rolle der Teufelsfiguren, die Darstellung von Grauzonen zwischen „Gut“ und „Böse“, die gesellschaftskritischen Aspekte der Romane und der Vergleich der Konstruktionsweisen des „Bösen“ in beiden Werken.
Welche theoretischen Ansätze werden verwendet?
Die Arbeit stützt sich auf die Theorie der phantastischen Kinder- und Jugendliteratur, insbesondere deren sozial- und gesellschaftskritische Aspekte. Ein wichtiger Bezugspunkt ist Peter-André Alts Konzept der „Ästhetik des Bösen“. Die Entwicklung der literarischen Teufelsfigur wird ebenfalls thematisiert.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Theoriekapitel, zwei Analysekapitel (je eines für „Timm Thaler“ und „Krabat“) und ein Fazit. Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und den methodischen Ansatz vor. Das Theoriekapitel legt die theoretischen Grundlagen dar. Die Analysekapitel untersuchen die Konstruktion des „Bösen“ in den jeweiligen Romanen. Das Fazit fasst die Ergebnisse zusammen.
Welche Figuren werden im Detail analysiert?
Im Kontext von „Timm Thaler“ werden Baron Lefuet, Frau Thaler und Erwin analysiert, um verschiedene Aspekte des „Bösen“ darzustellen. In „Krabat“ stehen der Meister, Krabat, Lyschko, die Kantorka und Juro im Fokus der Analyse, um die Beziehungen zwischen den Figuren und deren Rolle in der Konstruktion von „Gut“ und „Böse“ zu untersuchen.
Welche Schlussfolgerungen werden gezogen?
Die Arbeit kommt zu dem Schluss, dass das „Böse“ in den untersuchten Romanen nicht allein durch die Teufelsfiguren personifiziert wird, sondern durch verschiedene Strategien konstruiert ist, die gesellschaftliche und moralische Aspekte widerspiegeln. In „Timm Thaler“ wird der Kapitalismus als Ursprung des „Bösen“ interpretiert, während in „Krabat“ das „Böse“ im Gegensatz zur christlichen Moral steht.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Teufelspakt, Phantastische Kinder- und Jugendliteratur, James Krüss, Otfried Preußler, Timm Thaler, Krabat, Konstruktion des Bösen, Gesellschaftskritik, Peter-André Alt, Ästhetik des Bösen, Gut und Böse, Moral, Christentum, Kapitalismus.
- Citar trabajo
- Teresa Simon (Autor), 2021, Teufelspakte in der Kinder-und Jugendliteratur. Das Beispiel von "Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen" und "Krabat", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1170524