Hat Frankreich aus den banlieue-Aufständen 2005 gelernt? Die Arbeit untersucht die politischen Entwicklungen rund um die Situation von Immigrant*innen in der Pariser Banlieue nach den Unruhen von 2005.
Mit den banlieue-Unruhen 2005 geriet Frankreichs Integrationspolitik vor allem im Hinblick auf Jugendliche zunehmend unter Druck und auch in wissenschaftlichen Arbeiten wurden die Ursachen der Aufstände untersucht. Da die Thematik jedoch zunehmend an Öffentlichkeitspräsenz verlor und die Forschungslage über eventuelle Änderungen der Situation junger Migranten nach den Protesten sehr knapp ausfällt, soll die Arbeit die Problematik wieder in den Fokus rücken und aktuelle Entwicklungen mit besonderem Augenmerk auf staatliche Maßnahmen darstellen.
Dabei soll zunächst die Entstehung der Pariser Vororte als Wohnmilieu für Menschen mit vorwiegend ausländischen Wurzeln erläutert und Aspekte sozialer Benachteiligung Jugendlicher in diesen Gegenden aufgearbeitet werden. Anschließend folgt eine kurze Darlegung der banlieue-Aufstände 2005 und eine ausführliche Beleuchtung staatspolitischer Reaktionen darauf. Abschließend wird ein Blick auf die oft mit den banlieues verglichenen US-amerikanischen Ghettos gewährt.
Inhaltsverzeichnis
1. Frankreichs Integrationskonzept
2. Die Situation junger Migranten in den Pariser Vororten
2.1 Die Entstehung der Pariser banlieues als Auffangbecken für Migranten
2.2 Vor 2005: Untersuchung der Umsetzung der Assimilationstheorie
2.2.1 Mangelnde Integration in die französische Gesellschaft
2.2.2 Bildungs- und Beschäftigungsaussichten
2.2.3 Kriminalität und Racial Profiling als Jugendalltag
2.3 2005: Aufstände in den Pariser banlieues
2.4 Nach 2005: Staatspolitische Reaktionen auf die Unruhen
2.4.1 Mediale Reaktionen der französischen Regierung
2.4.2 Pläne und Ziele staatlicher Maßnahmen
2.4.3 Fazit: Auswertung der bisherigen Umsetzung staatlicher Maßnahmen
3. Vergleich der französischen banlieues mit den US-amerikanischen Ghettos
4. Literaturverzeichnis
4.1 Fachliteratur
4.2 Internetquellen
1. Frankreichs Integrationskonzept
Liberté, égalité, fraternité 1 – In Anbetracht dieser Ideale der Französischen Revolution von 1789 lässt sich das französische Bürgerverständnis vereinfacht folgendermaßen erklären: Wer sich mit Frankreichs Kultur und Gedankengut identifiziert, wird als Franzose anerkannt.2 Obwohl das Erlangen der französischen Staatsbürgerschaft in der heutigen Zeit zusätzlich andere Kriterien erfordert,3 hat dieser Grundsatz noch immer starken Einfluss auf das nationale Selbstverständnis der Franzosen.4 Und auch das sogenannte republikanische Integrationsmodell der postkolonialen Macht lässt sich darauf zurückführen,5 denn es strebt eine Assimilation der Migranten an, statt wie zum Beispiel Deutschland dem Konzept der Inklusion von Einwanderern zu folgen.6 Die Assimilationspolitik lehnt jede Art von Diskriminierung gegenüber Zugewanderten ab und gewährt ihnen theoretische Chancengleichheit mit „Ur-Franzosen“ im Bildungsbereich und auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt.7 Im Gegenzug wird vorausgesetzt, dass sich die Migranten der französischen Kultur anpassen und eine für sie neue, „französische“ Identität annehmen. Daraus kann ein Identitätskonflikt bei Franzosen mit Migrationshintergrund entstehen, da diese mit der Einbürgerung offiziell ihre Ursprungskultur aufgeben, auch wenn ihre ethnische Herkunft noch eine Rolle in ihrer Identitätswahrnehmung spielt.8
Mit den banlieue -Unruhen 20059 geriet Frankreichs Integrationspolitik vor allem im Hinblick auf Jugendliche zunehmend unter Druck und auch in wissenschaftlichen Arbeiten wurden die Ursachen der Aufstände untersucht.10 Da die Thematik jedoch zunehmend an Öffentlichkeitspräsenz verlor und die Forschungslage über eventuelle Änderungen der Situation junger Migranten nach den Protesten sehr knapp ausfällt, soll die vorliegende Arbeit die Problematik wieder in den Fokus rücken und aktuelle Entwicklungen mit besonderem Augenmerk auf staatliche Maßnahmen darstellen.
Dabei sollen zunächst die Entstehung der Pariser Vororte als Wohnmilieu für Menschen mit vorwiegend ausländischen Wurzeln erläutert und Aspekte sozialer Benachteiligung Jugendlicher in diesen Gegenden aufgearbeitet werden. Anschließend folgen eine kurze Darlegung der banlieue -Aufstände 2005 und eine ausführliche Beleuchtung staatspolitischer Reaktionen darauf. Abschließend wird ein Blick auf die oft mit den banlieues verglichenen US-amerikanischen Ghettos gewährt.
2. Die Situation junger Migranten in den Pariser Vororten
2.1 Die Entstehung der Pariser banlieues als Auffangbecken für Migranten
Definiert wird das französische Wort banlieue als Ausdruck für administrativ autonome Ortschaften, die ein städtisches Zentrum umgeben und an dessen Existenz teilhaben.11 Dementsprechend umfasst der Begriff la banlieue parisienne streng genommen die ganze Peripherie der Hauptstadt, einschließlich wohlhabenderer Gegenden westlich vom Pariser Zentrum. Allerdings wurde dem Ausdruck banlieue in den letzten Jahrzehnten eine zunehmend negative Bedeutung zugeschrieben und er wird nun hauptsächlich als Synonym für die cités 12 im Norden und Osten von Paris gebraucht, die bekannt für soziale Missstände sind und deshalb 1984 vom Staat als ZUS 13 definiert wurden. Auch in der vorliegenden Arbeit bezieht sich der Begriff banlieue stets auf diese Großwohnsiedlungen nordöstlich von Paris.
Diese entstanden während einer Wohnungskrise nach dem Zweiten Weltkrieg, in der verstärkt Hochhaussiedlungen mit HLM 14 um die Hauptstadt Frankreichs gebaut wurden, um die vorherrschende Wohnungsnot möglichst schnell einzudämmen.15 Bis zu den 1960er Jahren setzte sich die Bewohnerschaft dieser Siedlungen aus verschiedenen Bevölkerungsschichten zusammen und die cités wurden als fortschrittlicher und angenehmer Wohnraum wahrgenommen.16 Als jedoch zunehmend Kritik aufgrund von Baumängeln an den Gebäuden und fehlender Anbindung an die Pariser Infrastruktur aufkam und viele wohlhabendere Familien die banlieues in den 1970er und 80er Jahren verließen, blieben in den Vorstädten lediglich Menschen zurück, denen die finanziellen Möglichkeiten zum Umzug in die Innenstadt oder Kleinstädte nahe Paris fehlten.17 Hauptsächlich waren das ungelernte Arbeitskräfte, die im Wirtschaftsaufschwung Mitte des 20. Jahrhunderts aus Nordafrika angeworben worden waren und die nun einsetzende Deindustrialisierung in Form von Abbau ihrer Arbeitsplätze zu spüren bekamen.18 Mit diesem Strukturwandel begann eine Abwärtsspirale des sozialen Lebens in den banlieues, da die Arbeitslosenwelle zu einem Verlust der Kaufkraft führte, was zahlreiche Schließungen von Geschäften und Freizeitangeboten sowie einen Anstieg der Kleinkriminalität zur Folge hatte.19 Es entstanden stigmatisierte Wohnviertel, deren im Vergleich zur Gesamtpopulation Frankreichs sehr junge Bevölkerung größtenteils im Prekariat lebt und sich deshalb keinen anderen Wohnort leisten kann. In Anbetracht der Nationalität der Bewohnerschaft der ZUS fällt auf, dass über 50% der Jugendlichen, die dort aufwachsen, einen Migrationshintergrund aufweisen.20
2.2 Vor 2005: Untersuchung der Umsetzung der Assimilationstheorie
2.2.1 Mangelnde Integration in die französische Gesellschaft
Viele Jugendliche mit ausländischen Wurzeln sind 2005 zwar nach dem droit du sol 21 auf dem Papier französisch und haben auch kulturelle Werte Frankreichs angenommen, können sich aber trotzdem nicht als vollständig französisch identifizieren, da sie sich vom Rest der Gesellschaft ausgestoßen und nicht akzeptiert fühlen.
Im Gespräch mit Stern-Journalistin Andrea Ritter beschreibt der in Seine-Saint-Denis22 lebende Youssef, dass Jugendliche, die wie er arabischstämmigen Wurzeln haben, im Alltag ständig diskriminiert werden und was das bei ihnen bewirkt: „für einen Heranwachsenden ist das frustrierend. Der fühlt sich ungerecht behandelt, fängt an zu dealen, fängt an Scheiße zu bauen […] und der ganze Kreislauf der Misere beginnt“.23 Diese Aussage lässt bereits vermuten, dass in Frankreich eine gewisse Marginalisierung der Immigranten und ihrer Nachkommen stattfindet, die die sozialen Probleme in ihrem Umfeld verstärkt und einen Teufelskreis des Prekariats entstehen lässt, aus dem der Ausweg nur sehr schwer gelingt. Verstärkt wird die soziale Ausgrenzung der Jugendlichen mit Migrationshintergrund im Großraum Paris durch städtebauliche Aspekte der banlieues 24 und den sozioökonomischen Nachteil, den eine Kindheit in den ZUS zwangsläufig mit sich bringt.
Die sozialen Missstände und die Diskriminierung von Franzosen mit ausländischen Wurzeln in den banlieues zeigen wohl am deutlichsten, dass die Umsetzung der Assimilationstheorie als Maßnahme zur besseren Integration von Immigranten vor 2005 definitiv nicht geglückt ist. Besonders gut lässt sich die Diskriminierung bzw. Benachteiligung Jugendlicher der cités im Hinblick auf ihre Bildungschancen und auf ihre Beziehung mit der Polizei erläutern, weshalb diese Aspekte im Folgenden näher beleuchtet werden sollen.
2.2.2 Bildungs- und Beschäftigungsaussichten
Obwohl in den 1980er Jahren vor allem in den Vorstädten sogenannte ZEP 25 gegründet wurden, um Schülern in sozialschwachen Vierteln eine bessere Bildung zu gewähren, ist die Schule dort im Jahr 2005 noch immer für viele Jugendliche ein Ort ungleicher Chancen und Diskriminierung.26 Bei der Betrachtung der Ergebnisse der PISA-Studie 2003 in Frankreich, bei der die Schüler vor allem im Fach Mathematik geprüft worden sind, fällt auf, dass sowohl bei Jugendlichen, die selbst nach Frankreich immigriert sind, als auch bei in Frankreich geborenen Heranwachsenden mit ausländischen Eltern ein Leistungsdefizit gegenüber dem französischen Durchschnitt nachzuweisen ist. Eine vollständige Integration der Jugendlichen mit Migrationshintergrund ist folglich – entgegen dem Ideal des republikanischen Integrationsmodells, laut dem die Immigranten spätestens nach Beendigung der Schullaufbahn gleichauf mit „Ursprungsfranzosen“ sein sollten27 – nicht erreicht worden. Sucht man nach Gründen für den Bildungsrückstand, so erfährt man von offizieller Seite, dass Jugendliche der banlieues, die zu einem Großteil ausländischer Abstammung sind, eine geringere Lernmotivation haben als andere. Diese Antriebslosigkeit in Bezug auf das Lernen könnte durch fehlende Chancen und Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt bedingt sein, nach dem Motto „Es bringt sowieso nichts, sich anzustrengen“.28 Denn die Arbeitslosenquote ist 2005 in den ZUS nicht grundlos mit 22,1% mehr als doppelt so hoch wie in der französischen Gesamtbevölkerung29 – eine Studie aus dem Jahr 2004 belegt, dass die Chance trotz Angabe einer banlieue -Adresse im Lebenslauf ein Jobangebot zu bekommen mit 17,4% etwas mehr als halb so groß ist wie bei einer Person mit einer anderen Pariser Adresse (29%). Wird aus dem Lebenslauf deutlich, dass der Bewerber maghrebinische Wurzeln hat (z. B. anhand eines arabischen Namens), ist die Erfolgsquote mit 5,4% sogar noch sehr viel geringer.30 Diese Diskriminierung aufgrund der ethnischen Herkunft ist in Frankreich zwar seit 2001 gesetzlich verboten, kann aber nur schwer nachgewiesen werden und kommt deshalb trotzdem weiterhin vor, da bei Außenstehenden oftmals das Vorurteil des kriminellen und disqualifizierten ZUS -Bewohners vorhanden ist. Eine hinzukommende Erschwernis für die Arbeitssuchenden aus den ZUS ist die Abwertung ihres Lebensraums seit den 1980er Jahren, denn neue Arbeitsplätze entstanden seitdem in anderen, attraktiveren Gegenden und die geographische Distanz von Arbeitsangebot zu Wohnort erschwert die Jobsuche zusätzlich.31 So bleiben viele Jugendliche sehr lange zu Hause wohnen und schaffen es nicht, ihrem prekären Umfeld zu entkommen. Diese territoriale Konzentration der Migranten in den armen und prekären Wohnvierteln um Paris stellt ein Scheitern der Assimilationstheorie dar, in der Chancengleichheit in allen Lebensbereichen angestrebt werden soll.
2.2.3 Kriminalität und Racial Profiling als Jugendalltag
Ein weiteres, vor allem in den Medien häufig aufgebauschtes Problem ist die Kriminalitätsrate, die in den ZUS signifikant höher ist als in anderen Pariser Stadtgebieten.32 Es wäre jedoch falsch, anzunehmen, die Straßen der ZUS seien gefährliche Orte, auf denen man jederzeit Opfer eines Raubüberfalls oder einer Vergewaltigung werden könne. Vielmehr handelt es sich bei den meisten Delikten um Kleindiebstahl, Vandalismus, Drogenkleinhandel und Prügeleien unter Jugendlichen. Als Grund für die erhöhte Zahl solcher Vorfälle wird meist die gescheiterte Assimilationspolitik selbst angeführt, denn die aus der Diskriminierung resultierende Resignation und geringe Beschäftigtenquote bei den Jugendlichen führen zu Frustration, Bandenbildung und der Zunahme illegaler Einkommensmöglichkeiten.
Bereits seit den 90er Jahren versucht der Staat, die Delinquenz in den sensiblen Stadtgebieten zu senken, und setzt seitdem sogenannte BAC 33 -Einsatzgruppen ein, deren Aufgabe darin besteht, Gewalttaten durch verstärkte Kontrollen vorzeitig zu verhindern. Diese Polizeitrupps sind für ihren demütigenden Umgang mit Jugendlichen bei ihren Patrouillen bekannt34 und ihre repressive Arbeit wird vielfach kritisiert. Die Diskriminierung arabisch aussehender Heranwachsender äußert sich in ständigem Racial Profiling: Ihr ausländisches Aussehen wird als Grundlage für Ausweiskontrollen auf der Straße, stundenlanger Inhaftnahmen ohne triftigen Grund und Misshandlungen benutzt. Selten werden die Ordnungshüter für rassistische Kommentare oder unrechtmäßigem Verhalten gegenüber Jugendlichen bestraft.35 Ihren Grund könnten diese Vorfälle unter anderem in der Zuteilung der Polizeiposten haben. Da die Pariser Vororte bei den Polizisten ein sehr unbeliebtes Arbeitsmilieu sind, besteht der Großteil von ihnen aus sehr jungen Polizeianwärtern, die zwangsversetzt wurden und versuchen, so schnell wie möglich einen Arbeitsplatz in einer anderen Stadt zu bekommen. Das Resultat sind wechselnde Polizeibeamte, die mit dem Lebensumfeld der banlieues nicht vertraut sind und sich meist auch nicht die Mühe machen, es besser kennenzulernen, weil sie ihre Arbeit dort sowieso als temporär ansehen und auf eine Versetzung hinarbeiten.36 Hinzu kommt, dass den Polizeitrupps zunehmend mehr Waffen für ihre Arbeit in den Vorstädten zur Verfügung gestellt werden – Kritiker sprechen von einer „Militarisierung der Sicherheitspolitiken“37, vor allem seitdem die Gesetzeshüter 1995 mit Gummigeschützen und Elektroschockwaffen ausgerüstet worden sind. Problematisch ist dieser bewaffnete Versuch der Gewaltunterdrückung, weil er ein neues Konfliktpotential schürt und den sozial schwachen Jugendlichen aus den banlieues.
2.3 2005: Aufstände in den Pariser banlieues
Auch die Ausschreitungen im Herbst 2005 werden durch einen Vorfall zwischen der banlieue -Polizei und Jugendlichen ausgelöst. Am 27. Oktober 2005 flüchten der 15-jährige Bouna und der 17-jährige Zyed zusammen mit einem weiteren Freund vor einer Polizeipatrouille in ein Transformatorenhäuschen, da sie ihre Ausweispapiere nicht mit sich führen und Angst vor Schikane durch die Polizisten haben.38 Dort sterben Bouna und Zyed an Verbrennungen durch Starkstromspannungen, ihr Freund überlebt schwer verletzt.39 Bereits wenige Stunden nach dem Tod der beiden beginnen Jugendliche auf den Straßen von Clichy-sous-Bois, dem Ort des Vorfalls, zu rebellieren, schnell weiten sich die Unruhen aber auch auf die umliegenden banlieues der Pariser Region aus. Falschmeldungen von Polizei und Presse verstärken die Wut der Masse und etwa eine Woche nach dem Tod von Bouna und Zyed gibt es auch in anderen französischen Städten Straßenschlachten, die schließlich in über 300 Gemeinden wüten und drei Wochen dauern40.
Schon zuvor hat es zahlreiche Aufstände in Frankreichs banlieues gegeben, zum Beispiel im Jahr 1995 in Noisy-le-Grand oder 2002 in Hautepierre,41 doch die émeutes 42 von 2005 lassen sich von den vorhergehenden Aufständen abgrenzen, da sie von im Durchschnitt deutlich jüngeren Menschen getragen werden,43 weshalb sich die Betrachtung dieser Ereignisse besonders für vorliegende Arbeit eignen. Außerdem verlieren die Aufstände zum ersten Mal ihre lokale Konzentration und finden in der ganzen Nation statt.44 Dieser neue Umfang überrascht und überfordert die französische Politik und Wissenschaft, in Medien auf der ganzen Welt wird über die Geschehnisse berichtet und über mögliche Ursachen der Ausschreitungen diskutiert.
Ingrid Artus drückt die mittlerweile populärste Ansicht über die Hintergründe der émeutes 2005 aus, indem sie die Aufstände als „Symptom gesellschaftlicher Konflikte […], die sich in den Banlieues lokal bündeln“45 bezeichnet. So dient der Tod von Bouna und Zyed lediglich als Anlass für die Entladung der Wut über die sozialen Missstände und die Diskriminierung ausländisch abstammender Jugendlicher in den banlieues, 46 die schon zuvor in den Jugendlichen präsent gewesen ist und nun einen Weg nach außen findet.
[...]
1 Französisch für: „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“.
2 Vgl. Berthold, I. (2007), S. 37.
3 Vgl. www.immigration.interieur.gouv.fr/Accueil-et-accompagnement/La-nationalite-francaise/Les-conditions-et-modalites-de-l-acquisition-de-la-nationalite-francaise (29.04.21).
4 Vgl. Begag, A. (2003), S. 16. Aus Gründen der Lesefreundlichkeit wird in der vorliegenden Arbeit das generische Maskulinum verwendet. Gemeint sind stets alle Geschlechteridentitäten.
5 Vgl. Ruf, T. (2012), S. 28.
6 Vgl. Berthold, I. (2007), S. 30ff.
7 Vgl. Oberti, M. (2008), S. 2.
8 Vgl. Berthold, I. (2007), S. 42.
9 Siehe Kapitel 2.3 dieser Arbeit.
10 So etwa: Berthold, I.: Immigration und Integration in Frankreich. Historische, politische und gesellschaftliche Aspekte vor dem Hintergrund der Unruhen in den Banlieues im Herbst 2005, Saarbrücken 2007, Castel, R.: La discrimination négative. Citoyens ou indigènes?, Paris 2007.
11 Vgl. www.larousse.fr/dictionnaires/francais/banlieue/7849 (02.05.21).
12 Französisch für: „Wohnsiedlungen“, vgl. www.larousse.fr/dictionnaires/francais-allemand/cit%C3%A9/16094 (13.05.21).
13 = Zones urbaines sensibles: französischer Ausdruck für Stadtgebiete, die besonders von sozialen und wirtschaftlichen Problemen betroffen sind und von der jeweiligen Stadtpolitik gefördert werden sollen, vgl. www.larousse.fr/dictionnaires/francais/zone/83185/locution (19.05.21).
14 = Habitations à loyer modéré: französischer Ausdruck für Sozialwohnungen, vgl. www.larousse.fr/dictionnaires/francais/habitation/38778#locution (13.05.21).
15 Vgl. Burdack, J. (2008), S. 38.
16 Vgl. Castel, R. (2007), S. 19f.
17 Vgl. Glasze, G. (2009), S. 18f.
18 Vgl. Zimmermann, G. (2013), S. 3.
19 Vgl. Artus, I. (2009), S. 43f.
20 Vgl. Grillmayer, D. (2012), S. 343.
21 In Frankreich geborene Kinder, die ab ihrem 11. Lebensjahr mind. fünf Jahre auf französischem Boden verbracht haben und in ihrem 18. Lebensjahr noch immer dort leben, bekommen mit Erlangen der Volljährigkeit automatisch die französische Staatsbürgerschaft zugeschrieben, vgl. https://www.vie-publique.fr/fiches/23849-comment-devient-citoyen-francais (21.10.21).
22 Das département im Nordosten von Paris ist bekannt für soziale Schwierigkeiten und prekäre Lebensverhältnisse.
23 Ritter, A. (2016).
24 Siehe Kapitel 2.1 dieser Arbeit.
25 = Zones d’éducation prioritaire: französischer Ausdruck für Stadtgebiete, die besonders von wirtschaftlichen und sozialen Problemen betroffen sind und in denen verstärkt Bildungsmaßnahmen gegen Schulversagen eingesetzt werden sollen, vgl. www.larousse.fr/dictionnaires/francais/zone/83185#locution (09.08.21).
26 Vgl. Pala, V. (2006), S. 119.
27 Vgl. Ruf, T. (2012), S. 42.
28 Vgl. Hörner, W. (2008), S. 98ff..
29 Vgl. Castel R. (2007), S. 119.
30 Vgl. Amadieu, J.-F. (2004), S. 6.
31 Vgl. Burdack, J. (2008), S. 57.
32 Vgl Champion, J.-B. (2007), S. 7.
33 = Brigade anticriminalité, vgl. www.larousse.fr/dictionnaires/francais/brigade/11159#11061011, (28.10.21).
34 Vgl. Mett, P. (2007), S. 19.
35 Vgl. Castel, R. (2007), S. 38.
36 Vgl. Jobard, F. (2021), S. 206f.
37 Glasze, G. (2009), S. 22.
38 Vgl. Artus, I. (2009), S. 27.
39 Vgl. Berthold, I. (2007), S. 7.
40 Vgl. Keller, C. (2008), S. 242.
41 Vgl. Pironet, O. (2006).
42 Französisch für „Unruhen“, vgl. www.larousse.fr/dictionnaires/francais-allemand/émeute/28614 (28.10.21).
43 Vgl. Piriot, E. (2009), S. 51.
44 Vgl. Artus, I. (2009), S. 33.
45 Artus, I. (2009), S. 33.
46 Siehe Kapitel 2.2 dieser Arbeit.
- Quote paper
- Anonymous,, 2022, Pariser Banlieue. Haben junge Migranten mit struktureller Diskriminierung zu kämpfen?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1172316
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