Einstellungen gegenüber Ausländern bei Grundschulkindern - Eine empirische Untersuchung


Bachelorarbeit, 2007

61 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

0 Einleitung

1 Theoretischer Hintergrund: Fremdenfeindlichkeit in Deutschland
1.1 Begriffliche Abgrenzungen
1.1.1 Rechtsextremismus
1.1.2 Rassismus
1.1.3 Ausländerfeindlichkeit
1.1.4 Fremdenfeindlichkeit
1.1.5 Fazit: Welcher Begriff soll hier verwendet werden?.
1.2 Allgemeine Erkenntnisse zum Problem „Fremdenfeindlichkeit“
1.2.1 Ausmaß von „Fremdenfeindlichkeit“ in Deutschland
1.2.2 „Fremdenfeindlichkeit“ als Problem der Mitte
1.3 Erklärungsansätze für das Phänomen der Fremdenfeindlichkeit
1.3.1 Persönlichkeitsspezifische und andere individuelle psychologische Faktoren als Ursache von Fremdenfeindlichkeit
1.3.2 Nationalbewusstsein als Ausgangspunkt von Fremdenfeindlichkeit
1.3.3 Fremdenfeindlichkeit als Folge gesellschaftlicher Entwicklungen
1.3.4 Interessenskonflikte als Ursache von Fremdenfeindlichkeit

2 Einstellungen gegenüber Ausländern bei Grundschulkindern

3 Methodische Herangehensweise der empirischen Untersuchung
3.1 Die Datenerhebung
3.2 Der Fragebogen
3.2.1 Aufbau des Fragebogens
3.2.2 Indikatoren für fremdenfeindliche Einstellungen
3.2.3 Wer ist mit „Ausländer“ gemeint?
3.2.4 Auswertung des Fragebogens
3.3 Die Untersuchungspopulation und das Untersuchungsfeld

4 Darstellung der Ergebnisse der Befragung
4.1 Ablauf der Befragung
4.2 Gesamtüberblick über die Ergebnisse der Erhebung
4.3 Fremdenfeindliche Einstellungen innerhalb der Klasse
4.4 Betrachtung einzelner Merkmale
4.4.1 Index „Fremdenfeindlichkeit“ und Geschlecht
4.4.2 Index „Fremdenfeindlichkeit“ und Migrationshintergrund
4.4.3 Index „Fremdenfeindlichkeit“ und Beschäftigungssituation der Eltern
4.4.4 Index „Fremdenfeindlichkeit“ und Freundschaften mit Ausländern

5 Schlussgedanken

6 Literaturverzeichnis

7 Rechtliche Erklärung

8 Anhang
8.1 Tabellen und Diagramme
8.2 Fragebogen-Muster

0 Einleitung"

Veröffentlichungen über Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Rechtsextremismus oder ähnliche Phänomene gibt es sehr viele. Mittlerweile ist die Zahl der Fachpublikationen zum Thema unüberschaubar (vgl. z.B. Kleinert, S. 12). Dies zeigt sich auch darin, dass viele Bücher über Fremdenfeindlichkeit mit Worten beginnen wie „Warum noch ein Buch zu Fremdenfeindlichkeit?“ (Kleinert, S. 12) oder ähnlichem. Der Grund für immer wieder neue Veröffentlichungen zu den Themen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus oder Rechtsextremismus ist sicherlich darin zu finden, dass es sich dabei um komplexe Phänomene handelt. Bei der Ursachenforschung werden somit unterschiedliche Disziplinen angesprochen, die verschiedene theoretische Erklärungsansätze liefern, die wiederum unmöglich zu einem einheitlichen Modell verbunden werden können, da ihnen ganz unterschiedliche Ursachen zugrunde liegen. Ein einziges Erklärungsmodell kann es folglich nicht geben.

In meiner Arbeit soll es nicht darum gehen, einen weiteren oder neuen Erklärungsansatz für Fremdenfeindlichkeit zu liefern, sondern ich möchte herausfinden, wie Kinder ihre ausländischen Mitmenschen wahrnehmen. Je früher man fremdenfeindliche Tendenzen beim Menschen „aufdeckt“, desto eher kann man etwas gegen sie unternehmen und vielleicht der Entwicklung einer tiefer sitzenden Fremdenfeindlichkeit vorbeugen. Das Grundschulalter findet jedoch bisher in der Forschung und der Literatur zum Thema „Fremdenfeindlichkeit“ kaum Berücksichtigung.

Unumstritten ist, dass es zwischen „Einheimischen“ und „Fremden“ immer wieder Spannungen und Konflikte gibt. Diese durchziehen das alltägliche Zusammenleben, aber auch die Politik. In den Medien wird immer wieder über fremdenfeindliche Gewalttaten oder ähnliches berichtet und sich mit Themen wie Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Rechtsextremismus befasst. Für mich als angehende Lehrerin ist die Auseinandersetzung mit dem Thema Fremdenfeindlichkeit sehr wichtig, da ich es später in der Schule bzw. in den Klassen immer mit einer ethnisch und kulturell heterogenen Kindergruppe zu tun haben werde und entsprechend auch für interkulturelles Lernen und „Harmonie“ zwischen den unterschiedlichen ethnischen Gruppen sorgen muss.

In Kapitel 1 „Theoretischer Hintergrund: Fremdenfeindlichkeit in Deutschland“ möchte ich zunächst allgemeine Erkenntnisse und Erklärungsansätze zum Phänomen der Fremdenfeindlichkeit in Deutschland darlegen und die Begriffe klären, die in diesem Zusammenhang in der vorliegenden Arbeit verwendet werden. In Kapitel 2

„Einstellungen gegenüber Ausländern bei Grundschulkindern“ wird eine Verbindung zwischen theoretischem und empirischem Teil der vorliegenden Arbeit hergestellt.

Da sich fremdenfeindliche Tendenzen auf unterschiedliche Weise messen lassen und es sich bei Fremdenfeindlichkeit um ein Konstrukt handelt, dass im Allgemeinen nur schwer messbar ist, soll in Kapitel 3 „Methodische Herangehensweise der empirischen Untersuchung“ beschrieben werden, auf welchen Indikatoren und Verfahren die Ergebnisse des empirischen Teils der vorliegenden Arbeit beruhen und wie die Ergebnisse ausgewertet werden sollen. In Kapitel 4 werden die Ergebnisse der Untersuchung dann ausgewertet und dargestellt. Im letzten Kapitel findet eine Zusammenfassung der wesentliche Ergebnisse der Arbeit statt, außerdem möchte ich in diesem Kapitel abschließend ein persönliches Resümee aus den Ergebnissen ziehen und vor allem mögliche Konsequenzen für meine spätere Arbeit als Lehrerin ableiten.

An dieser Stelle noch ein allgemeiner Hinweis zu geschlechtsneutralen Bezeichnungen in der vorliegenden Arbeit: Wenn im folgenden Text die weibliche Form nicht der männlichen Form beigestellt ist, so ist der Grund dafür allein die bessere Lesbarkeit. Wo sinnvoll, ist selbstverständlich immer auch die weibliche Form gemeint.

1 Theoretischer Hintergrund: Fremdenfeindlichkeit in Deutschland

1.1 Begriffliche Abgrenzungen

In der Literatur zu den Themen Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus besteht eine Vielzahl an verwendeten Begriffen für ein und dasselbe Phänomen. Häufig wird kritisiert, dass dabei die einzelnen Autoren ihre verwendeten Begriffe nicht eindeutig definieren (vgl. u.a. Butterwegge, S. 9-13; Kleinert, S. 12-15). Um in diesem Zusammenhang also ein wenig begriffliche Klarheit für die vorliegende Arbeit zu schaffen, wird im folgenden der Begriff „Fremdenfeindlichkeit“ näher erläutert und begrifflich abgegrenzt von verwandten Begriffen w ie „Ausländerfeindlichkeit“, „Rassismus“ und „Rechtsextremismus“, die in der Literatur oftmals synonym verwendet bzw. nicht sauber getrennt werden (vgl. Decker/Brähler, S. 11; Kleinert, S. 82-86 ; Butterwegge, S. 15).

1.1.1 Rechtsextremismus

Als „rechtsextrem“ werden Bestrebungen, Personen und Organisationen bezeichnet, die meist unter Androhung bzw. Anwendung von Gewalt „versuchen, demokratische Grundrechte einzuschränken bzw. abzuschaffen, in der Regel sozial benachteiligte, sich aufgrund phänotypischer Merkmale wie Hautfarbe, Körperbau oder Haarbeschaffenheit, der Herkunft, weltanschaulichen, religiösen oder sexuellen Orientierung nach unterscheidbare, von der ‚Standardnorm’ abweichende Minderheiten auszugrenzen, auszuweisen oder – im Extremfall – auszurotten und jene Kräfte zu schwächen bzw. auszuschalten, die sich für deren Integration, das Ziel der gesellschaftlichen Emanzipation und Maßnahmen demokratischer Partizipation einsetzen“ (Butterwegge, S. 27). Rechtsextreme lehnen Prinzipien wie Freiheit und Gleichheit für alle Menschen ab (vgl. Wahl, S. 10). Der Wert eines Menschen wird an die ethnische Zugehörigkeit gebunden (vgl. Kleinert, S. 97-98).

1.1.2 Rassismus

Mit „Rassismus“ wird ein besonderer Fall von „ethnischer Grenzziehung“ bezeichnet, „der dadurch charakterisiert ist, dass er an vermeintlich stabilen biologischen Unterschieden zwischen Personengruppen, den sogenannten ‚Rassen’, orientiert ist“ (Ganter, S. 17). Dieser Begriff sollte nur verwendet werden für Einstellungen, Verhaltensweisen und Ideologien, „die sich auf eigentlich längst widerlegte Behauptungen genetisch bedingter Differenzen zwischen hierarchisch abgestuften Bevölkerungsgruppen beziehen. Von ethnischer Grenzziehung wäre hingegen schon dann zu sprechen, wenn – oft ebenfalls fragwürdige – Vorstellungen von (vermeintlich) relativ stabilen herkunftsbedingten und kulturellen Besonderheiten bestimmter Bevölkerungsgruppen im Spiel sind“ (Ganter, S. 17).

Laut Silbermann/Hüsers (S. 6) ist „Rassismus als auf spezielle Vorurteile zurück- gehendes Faktum“ in dem Phänomen Fremdenfeindlichkeit mit einges]chlossen.

1.1.3 Ausländerfeindlichkeit

Dieser Begriff wird im Allgemeinen sehr kritisch gesehen, weil zum einen der erste Teil des Wortes „irreführend“ ist: „Ausländer“ impliziert, dass sich die Feindlichkeit nur gegen Menschen richtet, die keine deutsche Staatsbürgerschaft haben, und dass sie sich vor allem automatisch gegen alle Menschen mit ausländischer Staatsbürgerschaft richtet, was in der Realität jedoch nicht der Fall ist – so wird die Feindlichkeit gegenüber deutschen Staatsbürgern jüdischen Glaubens zum Beispiel mit dem Begriff gar nicht abgedeckt. Zum anderen wird der Begriff kritisch gesehen, weil der zweite Teil des Wortes eher „verharmlosend“ ist, da „auch der Mechanismus von Ausschließungspraktiken und Diskriminierungen“ verschleiert wird (vgl. Butterwegge, S. 15-17). „Ausländerfeindlichkeit“ ist laut Silbermann/Hüsers ein von der Politik hervorgebrachter Begriff, der letztlich weniger „verfänglich“ klingt als z.B. Rassismus, auch wenn mit dem Begriff auch „als rassistisch einzustufende Haltungen und Übergriffe“ angesprochen werden und die gemeinten „Ausländer“ dabei selten zum Beispiel „Westeuropäer“ oder „Weiße“ darstellen (vgl. Silbermann/Hüsers, S. 4). Ausländer ist in der Realität also nicht gleich Ausländer. Dort zeigt sich immer wieder, dass es sich, wenn es um Ausländerfeindlichkeit geht, nicht um eine „undifferenzierbare, generelle Feindlichkeit gegen alle Ausländer“ (Silbermann/Hüsers, S. 4) handelt (vgl. Butterwegge, S. 16; Wittich, S. 130).

1.1.4 Fremdenfeindlichkeit

Es ist hier zunächst zu klären, wer als Zielgruppe mit dem Wortteil „Fremden“ eigentlich gemeint ist: Auch wenn im allgemeinen mit dem recht offenen Begriff „fremd“ eine Vielzahl von Personengruppen bezeichnet werden könnte – „grundlegend für die Wahl der Objekte ist nur, dass sie subjektiv als fremd wahrgenommen werden und diese Fremdheit als Bedrohung erlebt und abgewehrt wird“ (Kleinert, S. 16) –, so interessieren für die vorliegende Arbeit nur die fremdenfeindlichen Tendenzen, die sich gegen Immigranten und deren Nachkommen richten, da diese heute eine „prototypische Gruppe von Fremden“ (Kleinert, S. 16) bilden. Der Begriff „fremd“ bezieht sich also auf ethnische Unterschiede. Es werden dabei Merkmale verschiedener Gruppen miteinander verglichen, die von Geburt und Herkunft abhängig sind. Die Merkmale der „fremden“ Gruppe unterscheiden sich dabei von den Merkmalen der eigenen Gruppe. Bei diesen Merkmalen handelt es sich z.B. um Hautfarbe, Sprache, Religion, Wohn- und Lebensweise oder auch Kleidungsgewohnheiten als „Ergebnis der Abstammung und kulturellen Prägung“.

Der staatsbürgerliche Status spielt im Gegensatz zur „Ausländerfeindlichkeit“ dabei nur eine untergeordnete Rolle (vgl. Ganter, S. 13-14; Kleinert, S. 33-38).

Fremdenfeindlichkeit ist von den drei Begriffen, Ausländerfeindlichkeit, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, der am weitesten reichende und schließt in gewisser Weise die beiden anderen Begriffe mit ein (vgl. Silbermann/Hüsers, S. 6).

1.1.5 Fazit: Welcher Begriff soll hier verwendet werden?

Für die vorliegende Arbeit erscheint der Begriff „Fremdenfeindlichkeit“ am ehesten geeignet. Der Begriff „Rechtsextremismus“ hat den Nachteil, dass er das Problem, auf das er sich bezieht, eher als ein „Randphänomen“ beschreibt (vgl. Decker/Brähler, S. 55 und S. 157), was aber laut unterschiedlicher Studien nicht der Realität entspricht (vgl. Kapitel 1.2). Außerdem ist laut Decker/Brähler (S.12 und S. 20-21) Fremdenfeindlichkeit vor allem eher als eine von mehreren Teilkomponenten von Rechtsextremismus – wenn nicht sogar als „’Einstiegsdroge’ in den Rechtsextremismus“ (vgl. Decker/Brähler, S. 167) – zu sehen, so dass also „Rechtsextremismus“ vielmehr einen übergeordneten Begriff von „Fremdenfeindlichkeit“ darstellt. Letztlich will sicher nicht jeder mit einer fremdenfeindlichen Einstellung gleich die demokratischen Grundrechte abschaffen. Die Phänomene „Ausländerfeindlichkeit“ sowie „Rassismus“ sind wiederum beide in dem Begriff „Fremdenfeindlichkeit“ enthalten. Vor allem, wenn man sich an den Wortteil „Fremden“ orientiert, wird dieser Begriff am ehesten den Tatsachen gerecht, dass sich die „Feindlichkeit“ nicht nur auf eine abweichende Staatsbürgerschaft oder ein „Rassenkonzept“ bezieht, sondern als Kriterium für die „Fremdartigkeit“ etwas herangezogen wird, was grundsätzlich austauschbar ist (vgl. Silbermann/Hüsers, S. 7). Es geht allgemein um Personen und Gruppen, die subjektiv als fremd wahrgenommen werden. „Fremdenfeindlichkeit“ weist damit gleichzeitig auf eine soziale Konstruktion hin, da das „Fremde“ sozial konstruiert ist: Die Feindlichkeit richtet sich gegen Menschen, die als nicht zugehörig zur „eigenen Gruppe“ angesehen werden (vgl. Kleinert, S. 91). Er ist auch offener als der Begriff „Ausländerfeindlichkeit“: Was jemand als „fremd“ betrachtet, lässt sich nicht allgemein an objektiven Merkmalen oder am staatsbürgerlichen Status festmachen, und von Fremdenfeindlichkeit betroffene Gruppen und Einstellungen können sich verändern (vgl. u.a. Kleinert, S. 82-86; Butterwegge, S. 15-18). Wie auch bereits oben dargestellt, sollte gerade der Begriff „Rassismus“ sowieso nur vorsichtig und in besonderen Fällen verwendet werden (vgl. auch Silbermann/Hüsers, S. 8). Auch der Begriff „Ausländerfeindlichkeit“ ist wegen seiner „Ungenauigkeit“ eher kritisch zu sehen und für meine Arbeit ungeeignet, da er nicht das konkrete Problem benennt, dass generell abgelehnt wird, was einem „fremd“ erscheint und nichts mit der reinen Staatsbürgerschaft zu tun hat.

1.2 Allgemeine Erkenntnisse zum Problem „Fremdenfeindlichkeit“

1.2.1 Ausmaß von Fremdenfeindlichkeit in Deutschland

Die Einschätzungen hinsichtlich Ausmaß und Entwicklung fremdenfeindlicher Tendenzen in Deutschland fallen sehr unterschiedlich und zum Teil auch widersprüchlich aus (vgl. Ganter, S. 29): Auch wenn einige eine stetig steigende Fremdenfeindlichkeit beobachten, so prognostizieren andere eine langfristige Verringerung des Problems. Die widersprüchlichen Einschätzungen sind ein Ausdruck dafür, wie schwer es ist, Fremdenfeindlichkeit zu messen und ihre Entwicklung klar zu beurteilen.

Will man das Ausmaß an Fremdenfeindlichkeit in Deutschland messen, muss zwischen zwei Ebenen dieses Phänomens unterschieden werden, zwischen fremdenfeindlichen Einstellungen und fremdenfeindlichen Handlungen. Zu fremdenfeindlichen Handlungen zählen meist direkte Gewalttaten oder Angriffe in verbaler Form (vgl. Ganter, S. 3; Kleinert, S. 100-102). Mit fremdenfeindlichen Einstellungen, um die es gerade in der vorliegenden Arbeit geht, hängen Stereotype und Vorurteile und auch feinere Formen von „Diskriminierung“ eng zusammenhängen (vgl. Kleinert, S. 91; Ganter, S. 16-17). Darum sollen im folgenden die Begriffe „Stereotype“, „Vorurteile“ und „Diskriminierung“ noch kurz geklärt werden.

Bei „Stereotypen“ handelt es sich um verallgemeinerte „Überzeugungen und Annahmen über die Eigenschaften und Merkmale einer Gruppe von Personen“ (Ganter, S. 14) und deren Zusammenhang. Die Meinungen beziehen sich dabei auf Fremdgruppen aber auch genauso auf die eigene Gruppe (vgl. Ganter, S. 14). Bei „Vorurteilen“ handelt es sich um Einstellungen über Eigenschaften und Merkmale einer Gruppe von Personen, die mit „Bewertungen“ verbunden sind, „emotionale Reaktionen“ wie Misstrauen oder Furcht gegenüber dieser Gruppe von Personen und/oder „daran orientierte Verhaltensdispositionen“ wie Kontaktvermeidung auslösen (vgl. Ganter, S. 14-15; Silbermann/Hüsers, S. 6-7). Einen „Fremden“ als „Feind“ zu betrachten, ist letztlich als eine Folge von Stereotypen bzw. Vorurteilen zu sehen. Mit „(ethnischer) Diskriminierung“ sind „konkrete Handlungen und Verhaltensweisen gegenüber Personen gemeint, die an deren Zugehörigkeit zu bestimmten (ethnischen) Gruppen orientiert ist“ (Ganter, S. 15). Zu diesen Handlungen zählen zum Beispiel (meist nicht gerechtfertigte) Benachteiligungen beim Zugang zu bestimmten Orten oder auch Gewaltangriffe oder auch feinere Formen der Kontaktvermeidung (vgl. Ganter, S. 15).

In dem Medien ist Fremdenfeindlichkeit in Form fremdenfeindlicher Gewalttaten immer präsent (aktuelles Beispiel: Die Verfolgung der Inder in Mügeln im August 2007). Diese Tatsache zeigt, dass Fremdenfeindlichkeit nach wie vor ein wichtiges politisches und gesellschaftliches Thema darstellt. Um aber über das Ausmaß fremdenfeindlicher Handlungen zu entscheiden, muss man andere Quellen zu Rate ziehen. Eine verlässliche Informationsquelle stellt zum Beispiel die Kriminalstatistik des Bundeskriminalamts (BKA) über verübte fremdenfeindliche Straftaten dar, aber auch hier kann nicht die Gesamtheit aller fremdenfeindlichen Handlungen erfasst werden – ein Problem stellt dar, dass kaum allen fremdenfeindlich motivierten Straftätern ihre „Fremdenfeindlichkeit“ nachgewiesen werden kann. Die Kriminalstatistik des BKA gibt einen monatlichen sowie jährlichen Überblick über die Entwicklung fremdenfeindlicher Straftaten bis Mitte 2007. Zu den erfassten Straftaten gehören einerseits Gewalttaten, andererseits aber auch Nötigungen, Bedrohungen, Verbreitung fremdenfeindlicher Propaganda, Aufforderung zu fremdenfeindlicher Gewalt und Rassenhass oder ähnliches. Die Statistik des BKA zeigt, dass die polizeilich erfasste Zahl der fremdenfeindlichen Straftaten seit 2001 im Jahre 2006 mit insgesamt 5.120 (als rechtsextreme Straftaten wurden insgesamt mehr als doppelt so viele erfasst) ihren alarmierenden Höchststand erreichte.

Was das Ausmaß und die Entwicklung fremdenfeindlicher Einstellungen angeht, ist es sehr viel schwerer, ein „klares“ und einheitliches Bild zu geben. In der Regel beruft man sich auf durchgeführte Bevölkerungsumfragen (im Rahmen der Sozialwissenschaften: durchgeführt zum Beispiel von ALLBUS 1996). Eine Studie von Decker/Brähler (im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung) zu rechtsextremen Einstellungen in Deutschland aus dem Jahre 2006 hatte zum Ergebnis, dass etwas über 25 % der Deutschen fremdenfeindlich eingestellt sind. Diese Studie wurde auch in den Jahren 2002 und 2004 durchgeführt. Vergleicht man die Ergebnisse dieser drei Jahrgänge, so zeigt sich, dass fremdenfeindliche Einstellungen sich seit 2002 recht „stabil“ halten, an den Zahlen veränderte sich kaum etwas (vgl. Decker/Brähler, S. 57-58). Eine Langzeitstudie von Wilhelm Heitmeyer, einem bekannten Rechtsextremismusforscher, seit 2002 („Deutsche Zustände“) dagegen hat zum Ergebnis, dass Fremdenfeindlichkeit in Deutschland kontinuierlich angestiegen ist. Laut seiner Studie sind knapp 50 % der Deutschen 2006 allgemein fremdenfeindlich eingestellt. Das sind doch sehr unterschiedliche Ergebnisse, was deutlich macht, wie schwer es offenbar ist, fremdenfeindliche Einstellungen allgemeingültig zu messen und damit letztlich pauschal das Ausmaß und die Entwicklung fremdenfeindlicher Einstellungen zu beurteilen.

1.2.2 „Fremdenfeindlichkeit“ als Problem der Mitte

Laut unterschiedlicher Studien der letzten Jahre ist Fremdenfeindlichkeit nicht auf eine gesellschaftliche Schicht beschränkt (vgl. Ganter 1998, Kleinert 2004; Decker/Brähler 2006; Wittich 2004). Wurde in der Vergangenheit noch Fremdenfeindlichkeit als ein Randgruppenproblem angesehen, so stellt sich aufgrund der Studien sowie aufgrund der Statistiken des Bundeskriminalamtes der letzten Jahre ein neues Bild dar: Schon längst ist Fremdenfeindlichkeit kein Randgruppenphänomen mehr. Vielmehr ist sie in allen Schichten und auch Altersgruppen vertreten und bezieht sie sich nicht nur auf Menschen in schwierigen wirtschaftlichen Situationen: o Fremdenfeindlichkeit wird in der Literatur oftmals als Jugendproblem dargestellt, dies vor allem weil Straftaten gegen „Fremde“ am häufigsten von männlichen Jugendlichen ausgeführt werden (vgl. BKA-Statistik). Aber unterschiedliche Studien ergaben (vgl. Decker/Brähler, S. 49-50; Ganter, S. 59-60), dass Rentner und Vorruheständler sogar einen größeren Anteil innerhalb der fremdenfeindlichen Gruppe der Bevölkerung ausmachen als die Jugendlichen.

- Auch wenn der prozentuale Anteil an Menschen mit fremdenfeindlichen Einstellungen in ostdeutschen Bundesländern offensichtlich etwas höher liegt als in westdeutschen Bundesländern, so ist ein großer Teil der Menschen mit fremdenfeindlichen Einstellungen auch dort zu finden (vgl. Silbermann/Hüsers, S. 43-45; Decker/Brähler, S. 43-45).
- Die Mehrzahl der fremdenfeindlichen Straftäter weist ein niedriges schulisches Bildungsniveau aus (vgl. BKA-Statistik). Was die Abhängigkeit fremdenfeindlicher Einstellung von der Bildung angeht, so ist durch die unterschiedlichen Studien zwar festzustellen, dass mit zunehmenden Bildungsniveau offensichtlich die Fremdenfeindlichkeit abnimmt, aber dennoch scheint auch jeder zehnte Deutsche mit Studium fremdenfeindlichen Aussagen zuzustimmen (vgl. Decker/Brähler, S. 47-48).
- Unter den Geschlechtern gibt es kaum Unterschiede hinsichtlich fremdenfeindlicher Einstellungen: Frauen stellen sich wie Männer in etwa gleichermaßen fremdenfeindlich dar (vgl. Decker/Brähler, S. 48; Ganter, S. 60).
- Der Erwerbsstatus hat offensichtlich einen Einfluss auf Fremdenfeindlichkeit: Arbeitslose machen den größten Anteil an der fremdenfeindlichen Gruppe der

Bevölkerung aus. Gleich danach kommen die befragten Ruheständler. Aber auch bei den Erwerbstätigen und den Auszubildenden sind jeweils über 20 % der Befragten fremdenfeindliche Tendenzen zuzuschreiben (vgl. Decker/Brähler, S. 48-49).

1.3 Erklärungsansätze für das Phänomen der Fremdenfeindlichkeit

Die Anzahl an wissenschaftlichen Erklärungsmodellen aus den unterschiedlichsten Fachgebieten ist für das Phänomen der Fremdenfeindlichkeit in den letzen Jahrzehnten stark gestiegen (vgl. Decker/Brähler, S. 9-11; Ganter S. 3). Die „Frage nach den Ursachen von fremdenfeindlichen Einstellungen und Verhaltensweisen wird kontrovers diskutiert“ (Ganter, S. 3). Leider gibt es aber kein Modell, das die einzelnen Erklärungsmodelle miteinander verbinden kann und das damit gar als endgültiges und einheitliches Modell gelten könnte (vgl. Decker/Brähler, S. 19). Die unterschiedlichen Ansätze ermöglichen es vielmehr, das Phänomen wahlweise durch eine Reihe von Ursachen zu erklären. Alle Ansätze sind sicher ernst zu nehmen, jedoch ist man bisher mit keinem der Modelle tatsächlich zu den „wirklichen Wurzeln“ des Problems vorgedrungen. Somit wird die Anzahl an Erklärungsmodellen auch sicher weiter ansteigen. Denn man kann erst etwas gegen das Problem tun, wenn man die wirklichen Ursachen kennt (vgl. u.a. Butterwegge, S. 9-13; Kleinert, S. 12-15; Ganter, S. 3; Decker/Brähler, S. 9).

Die Erklärungsansätze für das Phänomen der Fremdenfeindlichkeit in Deutschland unterscheiden sich im Hinblick auf die Bestimmung der hauptsächlichen Entstehungsfaktoren und Wirkungsmechanismen fremdenfeindlicher Tendenzen grundlegend darin, „welche analytische Bezugsebene jeweils in den Vordergrund gerückt wird“ (Ganter, S. 49): Die einen konzentrieren sich zum Beispiel auf gesellschaftliche Umstände, die anderen konzentrieren sich auf den Menschen und seine Veranlagung etc. (vgl. Ganter, S. 49). Um die Unterschiede zu verdeutlichen, soll im Folgenden ein kurzer Überblick über einige weit verbreitete Erklärungsansätze gegeben werden.

1.3.1 Persönlichkeitsspezifische und andere individuelle psychologische Faktoren als Ursache von Fremdenfeindlichkeit

Ansätze dieser Kategorie konzentrieren sich auf „Aspekte der Persönlichkeits- entwicklung und psychodynamische Prozesse“ (Ganter, S. 49). Man geht man davon aus, dass Fremdenfeindlichkeit ein Ergebnis von „Störungen der ‚normalen’ Persönlichkeits- und Identitätsentwicklung im Sozialisationsverlauf“ (Ganter, S. 49) darstellt. Somit könnte man Fremdenfeindlichkeit auch als „Krankheitsbild“ bezeichnen: Die Antihaltung gegenüber „Fremden“ hilft dabei, von eigenen Fehlern oder Unsicherheiten abzulenken. Aber auch andere „psychologische und psychoanalytische Faktoren“ (Ganter, S. 50) wie zum Beispiel Enttäuschungs- oder Verlusterfahrungen können eine Rolle spielen, wenn dafür möglicherweise jemand gebraucht wird, auf den man seine Schuld unbewusst abwälzen kann (vgl. Ganter, 50).

1.3.2 Nationalbewusstsein als Ausgangspunkt für Fremdenfeindlichkeit

Ansätze dieser Kategorie konzentrieren sich nicht auf den Einzelnen mit „seinen“ fremdenfeindlichen Tendenzen, sondern auf die Staatsnation als Einheit, die Zugehörigkeit des Einzelnen zu dieser Nation und das aus dieser Zugehörigkeit resultierende Nationalbewusstsein. Man geht davon aus, dass jeder Nation unbewusste fremdenfeindliche Grundhaltungen innewohnen, die besonders „in Krisenzeiten leicht aktiviert werden können“. Jeder, der nicht zur Nation gehört, wird dann kollektiv automatisch als „fremd“ – also nicht dazugehörig – angesehen (vgl. Ganter, S. 50-51). In den Mittelpunkt der Ursachenforschung zu Fremdenfeindlichkeit werden hier häufig die starke „Zuwanderung von Immigranten in den westlichen Industrieländern“ oder „globale Prozesse des ökonomischen, sozialen und politischen Wandels moderner Gesellschaften“ gestellt (vgl. Ganter, S. 51-52).

1.3.3 Fremdenfeindlichkeit als Folge gesellschaftlicher Entwicklungen

Ansätze dieser Kategorie, zu deren Verfechtern auch Wilhelm Heitmeyer gehört, gehen von Fremdenfeindlichkeit als Konsequenz von sozialen Individualisierungs- und damit verbundenen Desintegrationsprozessen aus. Diese Spaltungstendenzen zeigen sich vor allem innerhalb moderner kapitalisierter Gesellschaften, die gekennzeichnet sind durch Individualisierung, „Enttraditionalisierung“ und eine „Pluralisierung der Lebensstile“ und in denen soziale Bindungen und Werte mehr und mehr verloren gehen. Dies hat zur Folge, dass immer mehr Menschen sich nirgendwo mehr zugehörig fühlen und Schwierigkeiten haben, ihre Identität zu finden. Sie suchen als Ausgleich nach anderen „Gruppenzugehörigkeiten“ und nach „Ersatzidentitäten“. Auch aufgrund der zunehmenden Unsicherheiten im Berufsleben und der steigenden Statusängste, erfahren die Individuen eine zunehmende Belastung. Immer mehr Menschen fühlen sich ungerecht behandelt und immer weniger in Beruf oder Alltag anerkannt. Dies hat ein steigendes Konkurrenzdenken und Gleichgültigkeit gegenüber anderen zur Folge und macht fremdenfeindliche Ideologien umso attraktiver. Fremdenfeindliche Tendenzen werden letztlich als Nebenwirkung von „Vereinzelung, Desorientierung, Handlungsunsicherheit und Ohnmachtserfahrungen“ deklariert, was auch oft kritisiert wird (vgl. Ganter, S. 52; Holtmann, S. 1-3; Decker/Brähler, S. 17).

1.3.4 Interessenskonflikte als Ursache von Fremdenfeindlichkeit

Bei diesem Ansatz konzentriert man sich „vorrangig auf strukturelle Konstellationen von Intergruppenbeziehungen und –konflikten sowie auf typische Aspekte konkreter Handlungszusammenhänge zwischen Deutschen und ‚Ausländern’ und deren Folgen“ (Ganter, S. 52). Fremdenfeindlichkeit wird dabei als Ergebnis von „Interessenskonflikten“ zwischen den Gruppen verstanden. Das „Interesse“ bezieht sich dabei auf die Verteilung von begehrten knappen Gütern wie Arbeitsplätzen, Wohnungen oder Heiratspartnern, aber auch auf staatsbürgerliche Rechte oder Sozialleistungen. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Bestreben der Deutschen, an ihre Abstammung geknüpfte Vorrechte gegenüber den „Ausländern“ zu bewahren (vgl. Ganter, S. 53).

Im Rahmen dieser Arbeit kann nur ein sehr kurzer Überblick über die unterschiedlichen Ansätze gegeben und können die Erklärungsansätze kaum in Einzelheiten vertieft werden. Grundsätzlich kann man sagen, dass alle Ansätze ihr Für und Wider haben. Mängel bestehen in der Regel in der jeweiligen Reichweite der Ansätze. So hebt jeder Ansatz die eigenen zentralen Aspekte des Themas hervor, berücksichtigt dabei aber kaum andere: Zum Beispiel werden bei Ansätzen, die fokussiert sind auf die Persönlichkeit des Menschen, sozialstrukturelle Faktoren weitestgehend außer Acht gelassen. Eine Verbindung der einzelnen Ansätze hat fand bisher nicht statt, und ein wirklich überzeugender Ansatz fehlt bis heute. Viele Fragen bleiben unbeantwortet, so zum Beispiel die Frage nach den individuellen Unterschieden in der Stärke fremdenfeindlicher Tendenzen (vgl. Ganter, S. 55-56). Bei der Suche nach dem „richtigen“ Ansatz ist letztlich entscheidend, dass immer möglichst alle möglichen Aspekte betrachtet werden müssen, anstatt nur eine Perspektive zu berücksichtigen: Soziales Umfeld, Bildung, psychische Konstellationen, Erziehung, gesellschaftliche Entwicklungen usw. sind bei der Frage, warum Menschen fremdenfeindliche Tendenzen ab- oder aufbauen, sicher alle wichtige Faktoren und sollten gleichermaßen in die Betrachtung mit einbezogen werden (vgl. Decker/Brähler, S. 165).

2 Einstellungen gegenüber Ausländern bei Grundschulkindern

Die Ergebnisse der Studien zu fremdenfeindlichen Einstellungen der deutschen Bevölkerung wie zum Beispiel die von Decker/Brähler zeigen, dass fremdenfeindliche Einstellungen in „allen“ Altersbereichen präsent sind. Tatsächlich berücksichtigt wurden für die Studie jedoch nur Menschen im Alter ab 14 Jahren.

Offensichtlich geht man allgemein davon aus, dass das Problem der Fremdenfeindlichkeit dem Jugendalter entspringt, was vermutlich darauf zurückzuführen ist, dass fremdenfeindliche Gewalt größtenteils von Jugendlichen oder jungen Erwachsenen verübt wird, wie beispielsweise die Statistiken des Bundeskriminalamtes zeigen. Die Schwerpunktsetzung in der Literatur zum Thema Fremdenfeindlichkeit liegt vor allem auf dem Jugendalter: Es gibt sehr viel Literatur und empirische Untersuchungen zur Fremdenfeindlichkeit in diesem Alter. Auffällig ist, dass die Betrachtung von Grundschulkindern in der Literatur und in der Forschung allgemein zu kurz kommt, jüngere Kinder werden offensichtlich noch als frei von „fremdenfeindlichem Gedankengut“ angesehen. Das Grundschulalter wird meistens eher in einer Art „Rückschau“ betrachtet: So werden kriminelle fremdenfeindliche bzw. rechtsextreme Jugendliche zu ihrer Kindheit befragt (vgl. Wahl, S. 9). Solche Untersuchungen geben lediglich kleine Hinweise darauf, dass diese bereits in der Kindheit Anzeichen für bestimmte Auffälligkeiten zeigten (vgl. Wahl, S. 9-18). Für mich stellt sich jedoch die Frage, ob es, wenn man einem so zentralen und aktuellen Problem wie der Fremdenfeindlichkeit wirklich begegnen will, nicht sinnvoll ist, so früh wie möglich anzusetzen mit den Untersuchungen, also beispielsweise im Grundschulalter.

In der Literatur wir immer wieder betont, dass fremdenfeindliche Gewalt von allgemeinen fremdenfeindlichen Einstellungen in der Bevölkerung unterstützt wird und zudem eine enge „ursächliche“ Verbindung zwischen fremdenfeindlichen Einstellungen und diskriminierendem Verhalten besteht (vgl. Ganter, S. 17).

Fremdenfeindlichkeit beginnt nicht erst mit der Gewalttat, sondern auch fremdenfeindliche Einstellungen dürfen nicht außer Acht gelassen werden, die sich im schlimmsten Falle – wenn auch nicht zwangsläufig – zu direkten fremdenfeindlichen Gewalttaten steigern können (vgl. Kleinert, S. 100-102). Es ist wichtig, sich nicht nur mit der Gewalt, also fremdenfeindlicher Handlung, zu beschäftigen, sondern auch mit negativen Einstellungen gegenüber anderen ethnischen Gruppen, zu denen auch Furcht vor Fremden gehören kann. Dass beispielsweise Grundschulkinder nachgewiesenermaßen kaum fremdenfeindliche oder gar rechtsextremistische Gewalttaten begehen, heißt nicht, dass sie nicht auch Vorurteile haben. Auch in der Grundschule haben es Kinder, die in einer Einwanderungsgesellschaft leben, schon mit „kultureller Vielfalt“ zu tun. Meine persönlichen Erfahrungen bestätigen, dass auch Kinder andere schon als „anders“ und „Fremde“ zum Teil mit Furcht wahrnehmen. Wenn man auch aus möglichen negativen Einstellungen der Kinder gegenüber Ausländern nicht unbedingt automatisch auf spätere Gewalttaten schließen kann, so kann man diese Gefahr jedoch auch nicht ausschließen und sollte schon im Grundschulalter möglicherweise problematischen Entwicklungen entgegenwirken. Dazu ist es jedoch zunächst einmal nötig, die Einstellungen von Kindern gegenüber „Ausländern“ herauszufinden.

Mit der vorliegenden Arbeit möchte ich helfen, die offenkundige Lücke in der Forschung zu schließen und empirisch die Einstellungen gegenüber Ausländern bei Grundschulkindern untersuchen. Meine wissenschaftliche Fragestellung dabei lautet:

1. Sind Kinder im Grundschulalter frei von fremdenfeindlichen Gedanken? Oder gibt es so etwas wie „Fremdenfeindlichkeit“ bereits im Grundschulalter?
2. Wenn es fremdenfeindliche Einstellungen bei Kindern im Grundschulalter gibt, lassen sich dann Unterschiede in den Einstellungen in Abhängigkeit vom Geschlecht, vom Migrationshintergrund, von der Beschäftigungssituation der Eltern oder von Kontakten mit Ausländern feststellen?

[...]

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Details

Titel
Einstellungen gegenüber Ausländern bei Grundschulkindern - Eine empirische Untersuchung
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin  (Erziehungswissenschaften (Abteilung Grundschulpädagogik))
Veranstaltung
Modul: Bachelorarbeit
Note
1,7
Autor
Jahr
2007
Seiten
61
Katalognummer
V117298
ISBN (eBook)
9783640199334
ISBN (Buch)
9783640205257
Dateigröße
2630 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Einstellungen, Ausländern, Grundschulkindern, Eine, Untersuchung, Modul, Bachelorarbeit
Arbeit zitieren
Anne-Kathrin Busé (Autor:in), 2007, Einstellungen gegenüber Ausländern bei Grundschulkindern - Eine empirische Untersuchung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/117298

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Titel: Einstellungen gegenüber Ausländern bei Grundschulkindern - Eine empirische Untersuchung



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