Roms vergessener Feldzug. Die Fundstelle am Harzhorn

Inwieweit lässt sich durch die gesammelten Funde der Verlauf der Schlacht herleiten?


Hausarbeit, 2020

22 Seiten, Note: 1,0

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Zeitgeschichtliche Einordnung

3. Archäologische Funde am Harzhorn

4. Rekonstruktion des Schlachtverlaufs

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Übersicht des Geländes und der Fundstelle

Abbildung 2 Büste von Kaiser Maximinus Thrax in den Kapitolinischen Museen in Rom

Abbildung 3 Prospektion und Ausgrabung am Fundort

Abbildung 4 Ausgrabungsort des Kettenhemdes

Abbildung 5 Markierte Funde am Nordhang

Abbildung 6 Römische Münzen

Abbildung 7 Anmarsch der Römer

Abbildung 8 Die Enge und vermutete Stellung der Germanen aus Sicht der römischen Truppen (Norden)

Abbildung 9 Kartierung der Funde und Beschriftung der Hotspots

Abbildung 10 Informationspunkt

Abbildung 11 Informationspunkt Schlachtverlauf - Mögliche Szenarien

Abbildung 12 Infanteriefunde auf dem Höhenkamm

Abbildung 13 Möglicher flankierter Angriff der Römer

Abbildung 14 Zentrum der Schlacht

Abbildung 15 Informationspunkt

Abbildung 16 Das weitere Vorgehen der Römer

1. Einleitung

„Nach verlorener Varusschlacht (…) beendete Rom sein Engagement in Norddeutschland. Doch archäologische Funde weisen nun in eine andere Richtung! Eindrucksvolles Beispiel dafür, dass ein Neufund zur Revision bisheriger Modelle führen kann, ist das jüngst entdeckte römisch-germanische Schlachtfeld am Harzhorn im südlichen Niedersachsen“ (Geschwinde et al. 2000, S.228). Durch diese von Amateurarchäologen entdeckten, sensationellen Funde, wurde die bisherige Geschichtsbetrachtung über die Expansion Germaniens des römischen Imperiums nach Christus grundlegend überdacht. Bis zum Jahr 2008 ist man davon ausgegangen, dass die Römer sich nach der erbitterten Niederlage der Varusschlacht (9 n.Chr.) hinter die eigenen Linien zurückgezogen und den weiteren Vorstoß in das Innere Germaniens abgebrochen haben. Als „Roms vergessener Feldzug“ wird die Schlacht am Harzhorn von unterschiedlichen Quellen (u.a. von Pöppelmann et al. 2013) betitelt, da nicht davon ausgegangen wurde, dass sogar noch Anfang des 3.Jhd. Versuche der Römer unternommen wurden, weiter nach Germanien hinein zu expandieren. In einem Tätigkeitsbericht im Jahr 236 n.Chr., vom damaligen Kaiser Maximinus Thrax, ist von einem 300-400 Meilen langen Feldzug und in diesem Zusammenhang von einer geschlagenen „Schlacht am Sumpf“ die Rede. Bis zur Entdeckung am Harzhorn ist man jedoch davon ausgegangen, dass es sich lediglich um eine Übertreibung handele und die Römer es zur damaligen Zeit nicht mehr gewagt haben, wenige Meilen hinter den Limes ins „Barbaricum“ vorzustoßen (Vgl. Kracht 2013, S. 2). Umso mehr stellt die Fundstelle am Harzhorn eine geschichtliche und archäologische Sensation dar.

Ziel dieser Arbeit ist es, anhand der bisherigen gesammelten Funde, den Schlachtverlauf der Römer und Germanen nachzuvollziehen und zu rekonstruieren. Zunächst werde ich auf die zeitgeschichtliche Einordnung der Schlacht eingehen und beschreiben, in welchem Zusammenhang sie innerhalb der römischen Expansion Germaniens der ersten Jahrhunderte n.Chr. stand. Das Thema des nächsten Kapitels behandelt die unterschiedlichen archäologischen Funde am Ort der Schlacht. Hauptteil dieser Arbeit wird es sein, mit dem Hintergrund der zeitgeschichtlichen Einordnung und der gesammelten archäologischen Funde, die Schlacht am Harzhorn, hier im Schwerpunkt den Verlauf der Schlacht, zu beschreiben und zu rekonstruieren.

Im Fazit werden die Ergebnisse und wesentlichen Erkenntnisse dieser Arbeit zusammenfassend dargestellt und die Bedeutung der archäologischen Funde am Harzhorn für Geschichte, die deutsche und insbesondere die niedersächsische Archäologie akzentuieren. Um sich einen persönlichen Eindruck über die Funde, Geländemorphologie und den Verlauf der Schlacht zu verschaffen, war der Autor selbst vor Ort und hat den Rundgang am Harzhorn durchgeführt und mit Hilfe von Fotografien dokumentiert, welche innerhalb dieser Arbeit auch verwendet werden.

Diese Abbildung wurde aus urheberrechtlichen Gründen von der Redaktion entfernt

Abbildung1Übersicht des Geländes und der Fundstelle (Kartierung Google Maps - Beschriftung des Autors)

2. Zeitgeschichtliche Einordnung

„Die Neuentdeckung belegt ein dramatisches Ereignis im Rahmen der Beziehungen zwischen Germanen und Römern mehr als 200 Jahre nach dem Vernichtungssieg von Arminius 9 nach Christus bei Kalkriese und den Rachefeldzügen des Germanicus in den Jahren 14 bis 16 nach Christus. Eine überlegene römische Streitmacht – mehrere tausend Mann stark – stieß mit Infanterie und Artillerie begleitet von Kavallerie und Tross tief ins Innere des „Freien Germaniens“ vor“ (https://roemerschlachtamharzhorn. de/entdeckung/ [Zugriff: 10.08.2020]). Aufgrund der Tatsache, dass lediglich die Varusschlacht und die Rachefeldzüge des Germanicus als einzige große militärische Aktivitäten seitens des römischen Reiches in Germanien, bis zu den Funden am Harzhorn im Jahr 2008, datiert waren, zeigt wie Bedeutend diese Entdeckung für Archäologie und Geschichte in Deutschland und ganz Europa ist.

Nach den bereits erwähnten Schlachten änderte sich Anfang des 1.Jahrhunderts n.Chr. zunächst die Situation zwischen dem Römischen Reich und der germanischen Stämme, hin zu diplomatischen und wirtschaftlichen Beziehungen. Ab dem 3.Jahrhundert n.Chr. gab es jedoch eine Kehrtwende, aufgrund von einfallenden Germanen über den Rhein in die westlichen römischen Provinzen. Resultierend aus dem Vordringen der Germanen in die römischen Gebiete, kam es zum Ende des 2.Jahrhunderts n.Chr. über viele Jahrzehnte hinweg zu großen Kriegen und Auseinandersetzungen (Vgl. Geschwinde et al. 2013, S. 231f.).

Im Jahr 213 n.Chr. führte der damalige Kaiser Caracalla ein römisches Heer über den Raetischen Limes und schlug die Alamannen (westgermanische Bevölkerungsgruppe) in einer Schlacht am Main. Heute noch sind verschiedene Monumente entlang des Limes zu finden, die an den Sieg des Kaisers Caracalla, der fortan innerhalb des römischen Reiches den Titel des „Germanicus Maximus“ trug, erinnern sollen (Vgl. https://www.limesmuseum.de/germanica-expeditio--der-germanenfeldzug-des-kaisers-caracalla.14592.52497.htm [Zugriff: 13.08.2020]).

Ab 233 n.Chr. fielen die Alamannen in die Grenzgebiete nahe der heutigen Stadt Mainz ein, woraufhin im Jahr 234 n.Chr. der damalige Kaiser Alexander Serverus, auf diplomatischem Wege versuchte, eine Vereinbarung mit den Germanen zu verhandeln. Dieses defensive Verhalten des Kaisers stieß in seinen Legionen auf Unverständnis und Widerstand, da es nur im Krieg den Soldaten möglich war, Kriegsbeute zu erzielen. Nach dem Bau einer Brücke über den Rhein, wurde Kaiser Serverus und seine Mutter Julia Mammea von seinen eigenen Soldaten ermordet (Vgl. Berger et al. 2013, S.387f.).

Sein Nachfolger, ein Berufssoldat aus Thrakien, war Maximinus Thrax, der von den Soldaten zum neuen Kaiser erhoben wurde, womit er seit dieser Zeit auch als Soldatenkaiser bekannt war. Es wird gemutmaßt, dass Maximinus Thrax auch an der Planung der Ermordung seines Vorgängers beteiligt war, bewiesen ist dies jedoch nicht. Der neue Kaiser begann einen Rachefeldzug Richtung Norden, ein Vorhaben, welches von den Legionen begrüßt worden war. In vielen Geschichtsquellen ist innerhalb dieses Feldzuges von einer „Schlacht im Sumpf“ im Jahr 235 n.Chr. die Rede, wobei nie das Gebiet um das Harzhorn in Betracht gezogen wurde. Man ist davon ausgegangen, dass diese Schlacht nur wenige Meilen hinter dem Limes stattgefunden haben muss, und nicht 300-400 Meilen weit, tief in Germanien (Vgl. Kracht 2013, S. 6f.).

Diese Abbildung wurde aus urheberrechtlichen Gründen von der Redaktion entfernt

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung2 Büste von Kaiser Maximinus Thrax in den Kapitolinischen Museen in Rom

(Vgl. https://www.osservatore-romano.de/inhalte.php?jahrgang=2015&ausgabe=50&artikel=3 [Zugriff: 13.08.2020])

3. Archäologische Funde am Harzhorn

Als Beginn der Entdeckung der Fundstelle und den Beginn von archäologischen Tätigkeiten am Harzhorn wird das Jahr 2000 datiert, als Hobbyarchäologen mit Hilfe von Metalldetektoren den Wald und den Höhenzug am Harzhorn durchsuchten. Die ersten Funde beschränkten sich auf Geschossspitzen und Achsnägel, später jedoch kam es zu einem Fund einer römischen Hipposandale. Diese Funde wurden zunächst durch die Entdecker selbstständig restauriert und verwahrt, bis diese im Jahr 2008 erneut begutachtet, fotografiert und ins Internet gestellt wurden. Die Entdeckungen der Amateurarchäologen wurden als römische Funde erkannt, woraufhin sich an die zuständige Kreisarchäologin von Northeim gewandt wurde. Zunächst bestanden Zweifel an den Objekten und dem Fundort „Harzhorn“, mit der Unterstützung der Kreisarchäologie Göttingens wurde deren Zusammenhang und die große Bedeutung der Fundstelle jedoch bekräftigt (Vgl. Berger et al. 2013, S.314).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3 Prospektion und Ausgrabung am Fundort (Foto des Autors vom Informationsrundgang 06.08.2020)

Da im Bereich des Harzhorns schon viele Jahrzehnte Forstarbeit betrieben wurde, ist es umso erstaunlicher, dass die unzähligen Funde erst im Jahr 2000 entdeckt werden konnten. Zudem zersetzen sich am Boden liegende Objekte aus Holz, Metall und Knochen, wenn sie nicht schon bereits vorher durch Plünderung entwendet worden sind, über die vielen Jahrhunderte. Durch die Zuhilfenahme der Metalldetektoren der beiden Amateurarchäologen war es möglich, den großen Bereich der damaligen Schlacht zu prospektieren (Vgl. Abb.3)

Die gesammelten Funde, u.a. „Katapultbolzen, Speer-, Lanzen- und Pfeilspitzen, aber auch Teile römischer Rüstungen, Pferdegeschirr, Schanzwerkzeug, Zeltheringe und weitere Exponate“ und „ eine gut erhaltene, fast 2,5 kg schwere römische Dolabra, auf der die Inschrift «LEG IIII S A» eingeritzt ist“, wurden 2013 erstmals in der Niedersächsischen Landesausstellung im Landesmuseum Braunschweigs für die Öffentlichkeit präsentiert (Vgl. Kracht 2013, S.4).

Ein weiterer interessanter Fund, welcher ebenfalls Teil der Ausstellung war, ist ein Kettenhemd, welches unmittelbar am Ort des Hauptkampfes gefunden wurde (Vgl. Abb.4). Hier wurde das Kettenhemd nicht als Ganzes entdeckt, sondern lediglich einzelne Fragmente, aus Eisen bestehende kleine Kettenglieder, wobei das Material zum Großteil bereits zersetzt war. Auch wenn in sehr wenigen Fällen die germanischen Krieger solche Kettenhemden getragen haben, geht man hier von einem römischen Besitzer aus.

[...]

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Roms vergessener Feldzug. Die Fundstelle am Harzhorn
Untertitel
Inwieweit lässt sich durch die gesammelten Funde der Verlauf der Schlacht herleiten?
Hochschule
Helmut-Schmidt-Universität - Universität der Bundeswehr Hamburg
Veranstaltung
Einführung in die Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie
Note
1,0
Jahr
2020
Seiten
22
Katalognummer
V1173839
ISBN (eBook)
9783346591975
ISBN (Buch)
9783346591982
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Archäologie, Rom, Feldzug, Schlacht, Harz, Harzhorn, Fundstelle
Arbeit zitieren
Anonym, 2020, Roms vergessener Feldzug. Die Fundstelle am Harzhorn, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1173839

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