Wer kennt es nicht, das Superlos der „Aktion Sorgenkind“, die große Lotterie
im ZDF. Jeder weiß, daß er mit diesem Geld zusätzlich auch etwas Gutes
tut, denn mit diesen Geldern können Projekte für behinderte Menschen
gefördert werden. „Aktion Sorgenkind“ ist ein fester Begriff in unserer
Gesellschaft. Doch weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit wird dieser
aufgrund einer gewandelten Selbstwahrnehmung von Behinderten
zunehmend als diskriminierend empfunden.
Der Begriff „Sorge“ ist eindeutig belegt. Er sagt aus, daß jemand auf Hilfe
angewiesen ist, man sich um ihn kümmern muß und Angst um ihn hat. Das
nimmt Kraft und Zeit in Anspruch, und unbewußt ist es eigentlich eher lästig.
Das Wort „Kind“ wird in diesem Zusammenhang für alle Behinderten, egal
welchen Alters, gebraucht. Der ursprüngliche Ausdruck ist jedoch eigentlich
an ein gewisses Alter oder die Familienstruktur gebunden. Er gibt aber immer
eines vor: ein Kind muß versorgt, betreut und bevormundet werden.
Die Selbstbestimmt-Leben-Bewegung in Deutschland distanziert sich von der
Bezeichnung „Sorgenkinder“, und ihre Mitglieder kämpfen seit Jahren für
Gleichberechtigung und Antidiskriminierung.
Im ersten Abschnitt meiner Arbeit möchte ich den Werdegang der
„Selbstbestimmt-Leben-Bewegung“ und auch meinen eigenen Weg, sowie
die Kämpfe, die notwendig waren um dem Ziel eines selbstbestimmten
Lebens etwas näher zu rücken, beschreiben.
Immer mehr „Selbstbestimmt-Leben-Zentren“ wurden und werden gegründet.
Einer der wichtigsten Pfeiler der Arbeit, die dort geleistet wird, ist das
sogenannte „Peer Counseling“. Ich werde im gleichnamigen Kapitel
erläutern, was im Rahmen der Selbsthilfearbeit darunter verstanden wird,
bzw. wie das Peer Counseling im Rahmen der Arbeit des VbA. durchgeführt
werden soll. Vor allem möchte ich aber auch darstellen, was es für
behinderte Menschen bedeutet, selbstbestimmt zu leben, bzw. was es
bedeutet, es nicht zu können oder zu dürfen. Und letztendlich möchte ich
noch die Zielvorstellungen und Wünsche, die wir durch unsere Arbeit für die
Zukunft erreichen wollen, darlegen.
Inhaltsverzeichnis
- ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS.
- I. EINLEITUNG.
- II. KERNPROBLEM - AUSGANGSSITUATION UND ENTWICKLUNG.
- 1. EIGENE ERFAHRUNGEN
- 2. VON BETREUUNG UND BEVORMUNDUNG ZUM SELBSTBESTIMMTEN LEBEN
- 2.1. Independent Living Bewegung in den USA
- 2.2. Historischer Aufriß über die Entwicklung der deutschen Behindertenbewegung nach 1945
- 2.3. Münchener Vorbedingungen und Gründung des VbA e. V.
- III. VBA - SELBSTBESTIMMT LEBEN E.V.
- 1. STRUKTUR DES VBA E.V.
- 2. FINANZIERUNG.
- 3. AUFGABEN UND KOMPETENZVERTEILUNG
- IV. PEER COUNSELING.
- 1. UNTERSCHIEDLICHE BEDEUTUNGEN VON PEER COUNSELING UND PEER SUPPORT
- 2. PEER COUNSELING - METHODE
- 2.1. Verständnis der Methode nach Carl Rogers
- 2.2. Die Bedeutung der Methode
- 2.3. Technische Grundlagen der Methode
- 3. DIE STELLUNG DES PEER COUNSELORS
- 4. MÖGLICHKEITEN UND GEDANKEN ZUR QUALIFIZIERUNG ALS PEER COUNSELOR
- 5. WARUM PEER COUNSELING?
- 6. EMPOWERMENT DURCH PEER COUNSELING
- 7. EINSATZFORMEN VON PEER COUNSELING
- V. TRAININGSPROGRAMM
- 1. VORBEREITUNG ZUR DURCHFÜHRUNG
- 1.1. Unsere Überlegungen
- 1.2. Ausschreibung zur Trainingsgruppe: (Auszüge aus unserem Faltblatt)
- 1.3. Zusammenstellung der Trainingseinheiten
- 2. PROTOTYP DES TRAININGSPROGRAMMES
- 1. Treffen: Vorstellung und Einführung
- 2. Treffen: Rahmenbedingungen und Zielformulierungen
- 3. Treffen: „Independent Living“ und „Selbstbestimmt Leben“
- 4. Treffen: Behinderung und Gesellschaft - Darstellung von Behinderung in den Medien
- 5. Treffen: Welches Wissen und welche Fertigkeiten benötige ich?
- 6. Treffen: Assistenzsuche
- 7. Treffen: Assistenzauswahl
- 8. Treffen: Verhalten in der Probezeit
- 9. Treffen: Konflikte
- 10. Treffen: Ungeklärte Fragen oder „Heißer Stuhl“ zum Thema Sexualität
- 11. Treffen: Abschlußveranstaltung
- 3. ERSTE AUSWERTUNG DER TRAININGSGRUPPEN
- 3.1. Gruppenstruktur
- 3.2. Ablauf und Auswertung
- VI. ABSCHLIEBENDE GEDANKEN
- VII. LITERATURLISTE
- IX. ANHANG
- 1. SATZUNG DES VBA SELBSTBESTIMMT LEBEN E. V.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit befasst sich mit der Entwicklung und Implementierung von Peer-Counseling-Programmen für Menschen mit Behinderung in München. Der Fokus liegt auf dem Aufbau und der Arbeit des Vereins „Selbstbestimmt Leben e.V.“ (VbA), der sich für die Förderung von Selbstbestimmung und Teilhabe von Menschen mit Behinderung einsetzt. Die Arbeit untersucht die Entstehung des Peer-Counseling-Konzepts im Kontext der Independent Living Bewegung und analysiert dessen Bedeutung und Anwendung in der Praxis.
- Entwicklung und Geschichte der Independent Living Bewegung
- Die Bedeutung von Selbstbestimmung und Teilhabe für Menschen mit Behinderung
- Struktur und Organisation des VBA e.V.
- Das Konzept des Peer-Counseling und seine Anwendung in der Praxis
- Die Rolle von Empowerment und Selbstwirksamkeit im Kontext von Peer-Counseling
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Diplomarbeit ein und skizziert die Relevanz von Peer-Counseling für Menschen mit Behinderung. Das zweite Kapitel befasst sich mit der Entstehung und Entwicklung des Konzepts „Selbstbestimmt Leben“ in Deutschland und den USA. Es werden die rechtlichen Grundlagen und die historische Entwicklung der Behindertenbewegung beleuchtet. Das dritte Kapitel widmet sich dem Verein „Selbstbestimmt Leben e.V.“ und beschreibt dessen Struktur, Finanzierung und Aufgaben. Das vierte Kapitel analysiert das Konzept des Peer-Counseling und dessen Bedeutung für Menschen mit Behinderung. Es werden verschiedene Ansätze und Methoden des Peer-Counseling dargestellt sowie die Rolle des Peer Counselors und die Möglichkeiten der Qualifizierung erläutert. Das fünfte Kapitel beschreibt das Trainingsprogramm, welches der Verein „Selbstbestimmt Leben e.V.“ für Menschen mit Behinderung entwickelt hat. Das Trainingsprogramm umfasst verschiedene Module, die auf die Förderung von Selbstbestimmung und Teilhabe ausgerichtet sind.
Schlüsselwörter
Peer Counseling, Selbstbestimmt Leben, Independent Living, Behinderung, Empowerment, Teilhabe, Assistenz, Trainingsprogramm, Verein, München, Sozialwesen
- Quote paper
- Dipl.-Soz.-Päd. Karin Brich (Author), 1999, "Sorgenkinder" werden erwachsen! Peer Counseling - Aufbauarbeit in München, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/117411