Zukunftschancen des amerikanischen und europäischen Traums


Hausarbeit (Hauptseminar), 2021

12 Seiten, Note: 1,0

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der „American Dream“ (AD)

3. Der „European Dream“ (ED)

4. Umsetzung im Vergleich

5. Zukunftschancen im Vergleich

6. Fazit

7. Literaturverzeichnis
7.1 Sekundärliteratur
7.2 Internetquellen

8. Abkürzungsverzeichnis

9. Anhang
9.1 Die Europäische Union
9.1.1 Die historische Entwicklung
9.1.2 Die Organe der EU

1. Einleitung

Amerika ist Europas größte Faszination. Auf den Grundgedanken des „American Dream“ und der damit einhergehenden Redewendung „vom Tellerwäscher zum Millionär“ lässt sich ein Großteil der Immigration in die Vereinigten Staaten von Amerika zurückführen.1 Jeremy Rifkin, ein bekannter amerikanischer Ökonom und Autor2 sagte einst sogar: „Amerika wird beneidet […].“3 Menschen, die auf eine bessere Zukunft hofften, kamen und kommen so nach Amerika, um dort ihren persönlichen „American Dream“ zu verwirklichen. Was genau ist jedoch der amerikanische Traum und existiert auch ein Pendant bei uns in Europa?

Im Rahmen dieser Hausarbeit wird der „American Dream“ mit dem „European Dream“ verglichen und erörtert, wie sich Anspruch und Realität unterscheiden. Im Zusammenhang damit wird die Frage beantwortet, ob Europa als Ablösung des „American Dream“ bezeichnet werden kann und die Gesellschaft somit zurück zu ihren Ursprüngen mit Europa als richtungsgebende Macht4 kehrt.

2. Der „American Dream“ (AD)

Trotz der frequentieren Benutzung des Begriffs des “American Dreams” existiert bis heute keine festgeschriebene Definition des Traums. Im 17. Jahrhundert bewegte die Kolonisten ein „Bild vom Traum eines in allen Bereichen besseren Leben“5, von „Freiheit, Gleichheit aller Menschen, Liberalität und Ehrgeiz“.6 Dieser Traum von persönlichem Glück findet sich schließlich in der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung vom 4. Juli 17767 wieder: „[…] they are endowed […] with certain unalienable Rights, that among these are Life, Liberty and the pursuit of Happiness.”8 Seit Mitte des 19. Jahrhunderts verkörperten zahlreiche Groschenromane beispielsweise von H. Alger den unbeirrten Glauben an einen sozialen Aufstieg, den Aufstieg vom Tellerwäscher zum Millionär9, als Ausdruck des „pursuit of happiness“. Der Begriff „American Dream” wurde jedoch erst 1931 von Adams in „The Epic of America“10 geprägt, um zu beschreiben, wie Amerika es „vom Land der Indianer zum Weltreich“11 brachte.

Die Grundidee des heutigen AD beschrieb der deutsche Historiker Emmerich 2008 als „Traum eines mittellosen, unterdrückten Menschen, der nach sozialem Aufstieg strebt [und] Gleichheit und Gerechtigkeit vom Staat erwartet, [sodass er] […] unabhängig und […] glücklich […] [wird].“12. Der AD steht also für Freiheit, Soziale Mobilität, Gleichheit, Grundbesitz, individuelle Entwicklung und Unabhängigkeit für das Individuum.

3. Der „European Dream“ (ED)

Europa ist im Gegensatz zu den USA keine einzelne Nation, sondern ein Kontinent. Allerdings formte Churchill 1946 den Begriff „Vereinigte Staaten von Europa“13 – folglich ist der ED nur ein theoretisches Konstrukt und lässt sich beispielsweise anhand der Europäischen Union (EU) darstellen. Über die Bildung einer Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl 1951 entstand schließlich 1993 die (EU) als Partnerschaft von Staaten.

Die als Anhaltpunkt genommene „Charta der Grundrechte der Europäischen Union“14 dient der Sicherung der politischen, wirtschaftlichen, bürgerlichen und sozialen Rechte der EU-Bürger gegenüber der Hoheitsgewalt.15 Seit der Ratifikation durch den „Vertrag von Lissabon“ 2009 gilt die Charta zudem als rechtsverbindlich.16 Die insgesamt 54 Artikel sind in die sechs großen Kapitel „Würde des Menschen“, „Freiheiten“, „Gleichheit“, „Solidarität“, „Bürgerrechte“ und „Justizielle Rechte“ unterteilt.17

Zur Proklamation der Charta sagte die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel: „[Es] […] wird […] wichtig sein, dass wir als Europäer in der Lage sind, unsere Wurzeln klar zu benennen […]. Wie sollten wir für unsere Werte fechten, wenn wir das nicht könnten?“18 Die EU ist neben der Wirtschaftsgemeinschaft eben auch eine Wertegemeinschaft.19 20 Daher bietet die Charta einen guten Anhaltspunkt für die Definition des ED. Dieser soll Antwort auf den von Krieg, Zerstörung und Menschenrechtsverbrechen geprägten Alptraum der Vergangenheit bieten.21

4. Umsetzung im Vergleich

Freiheit für die amerikanische Bevölkerung bedeutet Autonomie und Soziale respektive Ökonomische Mobilität; Wirtschaftswachstum und Kapitalismus werden verehrt.22 Die USA verspricht Erfolg ungeachtet der Herkunft und noch immer kommen weitere Immigranten, um in Amerika ihr Glück zu versuchen. Nur verliert der Traum im Land selber an Attraktivität. Etwa 50% der Bevölkerung glauben nicht mehr an den Traum, herrschen doch die schlechtesten Bedingungen für die Schaffung von Arbeitsplätzen seit 1929.23 Vor der Corona-Pandemie lag die Zahl der Arbeitslosen bei 3,7%24, was gut 12 Millionen Menschen25 ohne Arbeitsplatz entspricht – soziale und ökonomische Mobilität hat abgenommen. Zusätzlich ist die Einkommensungleichheit in den USA deutlich höher als in anderen Industriestaaten.26 „Wo man in der Einkommensverteilung beginnt, bestimmt wesentlich, wo man in ihr endet.“27 1/5 der gesamten Einkommen wird von nur 1% der US-Bevölkerung verdient.28 Daher heißt es immer wieder, „der amerikanische Traum […] [gleite] den Leuten aus den Händen.“29

Heute leben wir Europäer das, was nach Ende des Zweiten Weltkrieges unvorstellbar schien: Als einziger transnationale Raum, der nach 1945 entstand, bildet die EU mit ihren insgesamt 447 Millionen Einwohnern30 den größten Binnenmarkt in der westlichen Hochkultur. Genauso wie Kultur- und Wissenschaftsprogramme sind mehrere Sprachen entstanden und auch auf dem Weltmarkt gilt die Europäische Union als größter Exporteur sowie Importeur.31 Einrichtung von Institutionen mit dem Ziel eines friedlichen Interessenausgleichs zwischen Völkern, Aufnahme neuer Mitglieder, Einführung einer gemeinsamen Währung und die anvisierte Vertiefung der politischen Eingliederung gelten als dominante Aufgaben der EU, deren Erweiterung jedoch stets neue Problematiken birgt.32 Auch wenn die Arbeitslosenquote in der EU mit durchschnittlich 6,4% (28 Millionen Menschen33 ) vergleichsweise höher als in der USA ist34, ist die Ökonomische Mobilität in Europa deutlich weniger verschlossen. Die Zukunft der Kinder hängt weniger vom Einkommen deren Eltern ab.35

Allerdings taucht im Angesicht von progressiver Diversität und Größe der EU immer häufiger die Frage nach der eigenen europäischen Identität auf. Gegensätzlich zu einzelnen Ländern kann sich die EU nicht auf einen nationalen Mythos als Basis eines Zusammengehörigkeitsgefühls verlassen. Die Historie der EU ist zu verwickelt und dualistisch, als dass sie sich durch eine einzige Vorstellung beschreiben ließe. Daher ist es nicht verwunderlich, dass der Nationalstolz an immer größerer Bedeutung gewinnt.36 Ein weiteres Problem der EU stellt die Schwerfälligkeit bei Entscheidungen und die geringen Machtbefugnisse bei der Umsetzung dar. Bei 27 Mitgliedstaaten mit unterschiedlichen Interessen wird es immer schwieriger einen gemeinsamen Konsens zu finden – vor allem in Finanzfragen wird dies erkennbar.37 Zudem wird deutlich, dass aufgrund der Wirtschaftskrise von 2008 die ökonomische Entwicklung der Mitglieder immer weiter auseinander geht; ein deutliches Wohlstandsgefälle in Richtung Osten ist erkennbar.38 Unterstützung der europäischen Einigung kann nicht mehr als Selbstverständlichkeit angenommen werden.39

5. Zukunftschancen im Vergleich

Der AD stirbt aus beziehungsweise kann seine bisherige Form nicht mehr halten. Einerseits mag das an der Arbeitsethik der Bevölkerung liegen. Bei einer Umfrage von 1999 stellte sich heraus, dass 76% junger Amerikaner glauben40, dass das Volk, unabhängig vom ausgeübten Beruf, nicht „so bereit [ist], für ihr Vorankommen hart zu arbeiten, wie in der Vergangenheit.“41. Auf der anderen Seite kann es aber auch sein, dass die Bevölkerung realisiert hat, dass der AD in der heutigen globalisierten Welt nicht mehr umsetzbar ist.42 Für eine wachsende Anzahl von Amerikanern lautet die Antwort auf die Frage, ob der AD zu „einem Traum vom bloßen Glückhaben verkommen“43 ist, „ja". Offensichtlich haben viele Einwohner die Hoffnung auf den AD schlichtweg aufgegeben.44 Die zentralen Grundsätze des AD lassen sich auf eine global vernetzte Welt nicht mehr anwenden. Um zukunftsfähig zu werden, müsste Amerika universelle Menschenrechte und kollektive Verantwortung anstelle von Bindung an Eigentum und Territorien praktizieren. Solidarität und weniger Nationalismus müssten auf der Agenda der Zukunft stehen.45 Personen wie Jeff Bezos oder Elon Musk gelten als einige wenige Persönlichkeiten, die diesen Traum erfüllen konnten.46 „Der AD bleibt also in der Regel ein schöner, aber leerer Traum.“47

Allerdings lässt sich in keiner Weise behaupten, dass dafür der ED zukunftssicherer ist: „[…] der Zusammenhalt der EU steht unter großem Druck. Alles ist zurzeit im Fluss, seit der Aufbau neuer Allianzen und politische Konstellationen zu einer möglichen Alternative zur EU geworden ist.“48 Vor allem auch durch den Brexit wurden Fragen nach der Zukunft der EU laut. Für die Zukunft des Traumes muss es dementsprechend Voraussetzung sein, dass die Bürger wieder verstärkt für europäische Ziele gewonnen werden.49 Innerhalb der letzten Jahre lässt sich deswegen ein geplantes Wiedererstarken der EU feststellen. Die Wahlbeteiligung – vor allem auch bei den jüngeren Generationen – nimmt wieder zu50 und innere Strukturen werden geändert, um mehr Transparenz und Mitspracherecht der EU-Bürger gewährleisten zu können.51 Der ED mit seiner Diversität, Nachhaltigkeit, Inklusivität, mit den universellen Menschenrechten und dem Frieden „gewinnt für eine Generation, die global vernetzt und zugleich lokal eingebunden ist, zunehmend an Attraktivität."52

[...]


1 Vgl. Schwarz, Hans-Peter: Faszination Amerika. Beobachtungen zu der „Leitkultur“ einer Einwanderungsgesellschaft (Zugriff: 28. November 2021).

2 Vgl. The Office of Jeremy Rifkin (Zugriff: 28. November 2021).

3 Rifkin, Jeremy: Der Europäische Traum. Die Vision einer leisen Supermacht. Campus-Verlag, Frankfurt am Main/ New York 2004, S. 410.

4 Vgl. Weltmacht Europa | Haus der Europäischen Geschichte (Zugriff: 28. November 2021).

5 Emmerich, Alexander: Die Geschichte der USA. Theiss, Stuttgart 2008, S. 162f.

6 Vgl. Ahbe, Thomas u.a.: Buchners Kolleg Geschichte. Ausgabe Niedersachsen – Abitur 2023. C. C. Buchner Verlag, Bamberg 2021, S. 36f.

7 Vgl. Waldeck, Winfried: Oberstufenwissen Erdkunde. Fit fürs Abi. Georg Westermann Verlag, Braunschweig 2018, S. 220.

8 Declaration of Independence: A Transcription (Zugriff: 14. November 2021).

9 Vgl. Rifkin, Jeremy, 2004, S. 35.

10 Vgl. ebd., S. 20f.

11 Der Aufstieg Amerikas: Vom Land d. Indianer zum Weltreich (Zugriff: 28. November 2021).

12 Emmerich, Alexander, 2008, S. 162.

13 Vgl. Hausen, Kirstin: Winston Churchill: „… die Vereinigten Staaten von Europa errichten!“ (Zugriff: 31. Oktober 2021).

14 Vgl. Thiede, Carsten Peter: Europa. Werte, Wege, Ziele. (2. Auflage) Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, Berlin/ Rostock 2006, S. 9.

15 Vgl. Krumbein, Frédéric: Charta der Grundrechte, in: (Weidenfeld, Werner/ Wessels, Wolfgang) Europa von A bis Z. Taschenbuch der europäischen Integration, 14. Auflage, Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2016, S. 112.

16 Vgl. Ein Meilenstein für die Europäische Union. Worum ging es beim Vertrag von Lissabon? (Zugriff: 21. November 2021).

17 Charta der Grundrechte der Europäischen Union (Zugriff: 21. November 2021), S. 4-15.

18 Thiede, Carsten Peter, 2006, S. 11.

19 Vgl. Schmuck, Otto/ Unser, Günther: Die Europäische Union. Aufgaben, Strukturen und Chancen, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2018, S. 10.

20 Ebd., S. 10.

21 Vgl. Assmann, Aleida: Der europäische Traum. Vier Lehren aus der Geschichte. C.H.Beck, München 2018.S. 77f.

22 Vgl. Hönigsberger, Herbert (2004): Europas Traum – Europas Wirklichkeit? Magazin Mitbestimmung 11, S. 1 (Zugriff: 24. November 2021).

23 Vgl. ebd., S. 1.

24 Vgl. Statista: USA -Arbeitslosenquote bis 2026 (Zugriff: 27. November 2021).

25 Vgl. Statista: Einwohner in den USA bis 2025 (Zugriff: 27. November 2021).

26 Vgl. Congressional Research Service: The U.S. Income Distribution and Mobility: Trends and International Comparisons (Zugriff: 24. November 2021).

27 Rötzer, Florian: In den USA gibt es die höchste Einkommensungleichheit unter den Industrieländern (Zugriff: 27. November 2021).

28 Vgl. Der Wandel des „American Dream“ (Zugriff: 24. November 2021).

29 Wergin, Clemens: Der amerikanische Traum hat Dellen bekommen (Zugriff: 24. November 2021).

30 Vgl. Statistisches Bundesamt: EU-Bevölkerung (Zugriff: 21. November 2021).

31 Vgl. Thiede, Carsten Peter, 2006, S. 7f.

32 Vgl. Krumbein, Frédéric, 2016, S. 117.

33 Vgl. Statistisches Bundesamt: EU-Bevölkerung (Zugriff: 21. November 2021).

34 Vgl. Arbeitslosenquote im Euroraum bei 7,7%, S.1 (Zugriff: 27. November 2021).

35 Vgl. Congressional Research Service: The U.S. Income Distribution and Mobility: Trends and International Comparisons (Zugriff: 27. November 2021).

36 Vgl. Weidenfeld, Werner: Die Europäische Union. (5. Auflage) Wilhelm Fink Verlag, Paderborn 2020, S. 40f.

37 Vgl. Schmuck, Otto/ Unser, Günther, 2008, S. 147.

38 Vgl. Regionen in der EU: Von schwerreich bis bitterarm (Zugriff: 28. November 2021).

39 Vgl. Statista: Vertrauen in die Europäische Union (EU) 2021 (Zugriff: 28. November 2021).

40 Vgl. Rifkin, Jeremy, 2004, S. 36.

41 Ebd., S. 36.

42 Vgl. ebd., S. 163.

43 Ebd., S. 37.

44 Vgl. ebd., S. 46.

45 Vgl. Rifkin, Jeremy, 2004, S. 288.

46 Vgl. Dolan, Kerry A.: The 2021 Forbes 400 List of Richest Americans: Facts and Figures (Zugriff: 28. November 2021).

47 Vgl. Rötzer, Florian: In den USA gibt es die höchste Einkommensungleichheit unter den Industrieländern (Zugriff: 28. November 2021).

48 Assmann, Aleida, 2018, S. 19.

49 Vgl. Schmuck, Otto/ Unser, Günther, 2008, S. 156.

50 Vgl. Wahlbeteiligung | Ergebnisse der Europawahl 2019 (Zugriff: 24. November 2021).

51 Vgl. Schmuck, Otto/ Unser, Günther, 2018, S. 153.

52 Rifkin, Jeremy, 2004, S. 381.

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Zukunftschancen des amerikanischen und europäischen Traums
Note
1,0
Jahr
2021
Seiten
12
Katalognummer
V1174266
ISBN (eBook)
9783346594648
Sprache
Deutsch
Schlagworte
zukunftschancen, traums
Arbeit zitieren
Anonym, 2021, Zukunftschancen des amerikanischen und europäischen Traums, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1174266

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