Analytische Psychologie nach C. G. Jung

Die Archetypenlehre am Beispiel Harry Potter


Presentation (Elaboration), 2008

29 Pages, Grade: 1,0


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Analytische Psychologie
2.1. Definitionsversuche
2.2. C.G. Jung
2.3. Abgrenzung zur Psychoanalyse
2.4. Psychotherapie

3. Die Archetypenlehre nach C.G. Jung
3.1. Definition
3.2. Archetypen
3.2.1. Die große Mutter
3.2.2. Anima und Animus
3.2.3. Der Schatten

4. Die Archetypen in Harry Potter
4.1 Hogwarts
4.2. Der Schatten
4.3. Der alte Weise
4.4. Die Mutter
4.5. Anima und Animus
4.6. Erfolg der Archetypen: Der kindliche Held

5. Schlussbemerkung

6. Literaturverzeichnis

7. Anhang

1. Einleitung

Das ursprüngliche Thema dieser Ausarbeitung lautet ,,Ansatz der Analytischen Psychologie nach C. G. Jung - Picassos Weg der Individuation, wie er sich in seinen Kunstwerken spiegelt’’. Meine Recherchen dazu habe ich früh begonnen. Das ist mein Glück, denn schon bald sollte ich merken, wie wenig Literatur es dazu gibt und wie wenig erschöpfend die ist, die man findet. Jung äußert sich in einem Essay im Rahmen einer Picasso- Ausstellung (1932) im Züricher Kunsthaus direkt zu Picassos Werken. Dieses Essay sagt allerdings nicht viel aus. Jung spricht mehr von seinen Erfahrungen mit Schizophrenen, als von Picasso und seinen Werken. Ansatzweise vergleicht er seine schizophrenen Patienten mit Picasso und gibt archetypische Deutungen ab. Insgesamt ist dieses Essay zwar in der Literatur hochgelobt, aber inhaltlich im Bezug auf Picasso sehr mager. Kurzerhand habe ich ein neues Thema gesucht.

In dieser Arbeit beginne ich zunächst einen Einblick in die Analytische Psychologie als solches zugeben. Als Schwerpunkt gelten die Aktualität dieser Psychologie und die Anwendung in der Psychotherapie. Damit einhergehen Carl Gustav Jung als Begründer und seine Archetypenlehre. Am Beispiel Harry Potter veranschauliche ich kurz diese Theorie. Ich stelle ausgewählte Archetypen und Situationen vor. Dies ist jedoch nur als Einführung zu verstehen. Zur Vertiefung des Themas verweise ich auf die angegebene Literatur. Im Übrigen setzte ich Kenntnis über Inhalt und Figuren der Harry Potter Romanserie voraus.

2. Analytische Psychologie

2.1. Definitionsversuche

Eine aussagekräftige Definition der Analytischen Psychologie als solches zu finden stellt ein schwieriges Unterfangen dar. An den beiden folgenden willkürlich gewählten Definitionen wird diese Problematik deutlich:

1. ,,Bezeichnung für die Psychologie Carl Gustav Jungs, auch ,,komplexe Psychologie‘‘ genannt. ‘‘ (Dorsch 1994, S.32)
2. ,,Carl Gustav Jung begründete die Analytische oder auch komplexe Psychologie, eines der drei klassischen Modelle der Tiefenpsychologie. ‘‘ (Michel 2000, S.16)

Beide Definitionen sind bezüglich der Analytischen Psychologie nicht besonders aussagekräftig. Deutlich wird, dass Carl Gustav Jung Begründer dieser psychologischen Richtung ist und dass es sich, neben der Psychoanalyse Freuds und der Individualpsychologie Adlers, um eine der klassischen Richtungen der Tiefenpsychologie handelt. Die A.P versteht sich als ,,Komplexe Psychologie‘‘, d.h. es werden alle Facetten der Persönlichkeit, positives sowie negatives, einbezogen. Sie bemüht sich um eine umfassende Betrachtung der menschlichen Psyche mit dem Ziel die Persönlichkeit zu einem Ganzen werden zulassen.

Die Tatsache, dass Carl Gustav Jung Begründer und hauptsächlicher Entwickler dieser Psychologie ist, kann ein Grund dafür sein, dass eine kurze und bündige Definition nicht möglich ist. Wenn man sich mit C. G. Jung und seinen Theorien auseinandersetzt, wird man sehr bald auf das Problem stoßen, dass seine Schriften sehr umfangreich und unstrukturiert sind und einen Gesamtüberblick nur nach intensiver Beschäftigung mit Ihnen ermöglicht. (vgl. http://www.cgjung.de/Info/AnalytPsy/body_ analytpsy.html; Michel 2000, S.16 f.)

2.2. Carl Gustav Jung

Carl Gustav Jung wird 26.Juli 1875 in Kesswil am Bodensee in der Schweiz geboren. Er stammt aus einer katholischen Familie. Zunächst studiert er Medizin in Basel und arbeit ab 1900 in der Kantonalen Irrenanstalt und psychiatrische Klinik ,,Burghölzli’’ in Zürich. 6 Jahre lang widmet er sich der Psychoanalyse Sigmund Freuds. Es entwickelt sich eine freundschaftliche Beziehung zwischen Ihnen, zunächst über einen regen Briefwechsel, später persönlich. Jung gilt bald als ,,Kronprinz’’ von Freud. Umso erschütternder war für beide Seiten der Bruch, der sich 1913 zwischen Jung und Freud vollzieht. Grund dafür sind Jungs neue Ideen zur Psychologie, die zu großen Auseinadersetzungen der beiden führt. Jung führt den Begriff des ,,kollektiven Unbewussten’’ ein. Sein Leben lang setzt er sich mit verschiedenen Kulturen, Überlieferungen, Mythen, Sagen und Märchen auseinander. Er sucht nach Parallelen zwischen Ihnen. Sein Wissen verknüpft er mit seinen Erfahrungen in der psychiatrischen Klinik, u. a. mit schizophrenen Patienten. Die Beschreibungen seiner Patienten haben verblüffende Ähnlichkeiten mit jahrhunderte alten alchemistischen Schriften aus verschiedenen Kulturen.

Er stirbt im Alter von 86 Jahren am 6.Juni 1961 in Küsnacht in der Schweiz. (vgl. Eicke 1977, S.153 ff.; Schuster 1992, S. 63)

2.3. Abgrenzung zur Psychoanalyse

Die Analytische Psychologie hat sich aus einer intensiven Auseinandersetzung Jungs mit der Psychoanalyse von Sigmund Freud entwickelt. Es ist unumgänglich, dass die A.P. einige Wesenzüge der Psychoanalyse in sich trägt. Wie schon in Kapitel 2.1. Definitionsversuche erwähnt, handelt es sich bei der A.P., wie auch bei der Psychoanalyse, um eine Richtung der klassischen Tiefenpsychologien. Wie Freud geht auch Jung von einem bewussten und unbewussten Teil der menschlichen Psyche aus. Beide sind sich auch darin einig, dass psychische Störungen in der Kindheit ihren Ursprung haben. Es gibt noch einige weitere Gemeinsamkeiten, auf die in diesem Rahmen nicht näher eingegangen werden kann. Interessanter sind die Unterschiede zwischen diesen Psychologien.

Freud reduziert den Mensch auf seine Grundbedürfnisse, in diesem Fall Sexualität und Selbstwertgefühl. Jung und seine Psychologie verstehen den Mensch als ein komplexes, facettenreiches Wesen, bei dem mehr als Sexualität und Selbstwert für psychische Prozesse von Bedeutung sind. Hinzukommt, dass die Individualität eines jeden Menschen respektiert wird. Während die Psychoanalyse von den eher negativ besetzten Teilen der Psyche ausgeht, z.B. Ängste, Komplexe etc, setzt die Analytische Psychologie beim Positiven im Menschen an. Auch der Therapieprozess ist ein ganz anderer. In einer Therapiesitzung der Psychoanalyse gibt es die berühmte Couch auf dem der Patient liegt, wobei der Analytiker außerhalb des Patientenblickfeldes sitzt. Das Verhältnis zwischen Therapeut und Patient ist eher distanziert. Bei Jung gibt es ebenso die Couch. Hier ist es jedoch so, dass der Therapeut im Blickfeld des Patienten sitzt und mit ihm gemeinsam in den Sitzungen wächst. Die Beziehung zwischen Analytiker und Patient ist eher persönlicher Natur.

Jung übernimmt aus der Psychoanalyse die Begriffe Es, Ich und Überich und erweitert sie um den Begriff ,,kollektives Unbewusstes’’. Freud sah im Unbewussten lediglich das persönliche Unbewusste. Jung teilte das Unbewusste in persönliches und kollektives. Das kollektive Unbewusste ist bei jedem Menschen gleichermaßen entwickelt, unabhängig von Kulturzugehörigkeit, Schichtzugehörigkeit oder Bildungsgrad. Jung übernimmt ebenfalls den Begriff Libido, der Energie des Sexualtriebs. Die Bedeutung dieses Begriffs wird durch Jung erweitert, Libido als gesamte psychische Energie. (vgl. Dorsch 1994, S. 32; Schuster 1992, S. 63; http://de.wikipedia.org/wiki/Analytische_Psychologie)

2.4. Psychotherapie

,,Es muss klargestellt werden, dass der psychotherapeutische Prozess seinem Wesen nach nicht die Behandlung einer Krankheit, sondern ein Abenteuer der Selbstforschung und Selbstentdeckung ist. ‘‘ (Schuster 1986, S.43)

Die Therapie aus dem Bereich der Analytischen Psychologie ist eine anerkannte Form der Psychotherapie, jedoch ohne Wirkungsnachweis. Sie ist, wie andere Therapien auch, einzeln oder in der Gruppe möglich. Gegenstand einer solchen Therapie sind neben psychischen Störungen, wie Depssion, Angstzustände, Schizophrenie, Arbeitsstörung, sexuelle Störung und vielen anderen Krankheitsbildern, auch gesunde Menschen. Ihnen geht es vorrangig um die im Zitat angeklungene Selbstfindung. Ziel ist es auf schöpferische Art und Weise eine gesunde Entwicklung des Menschen, ferner der Gesellschaft und der Kultur, voranzutreiben. Innerhalb der Therapie setzt sich der Patient mit sich Selbst, seinen positiven und negativen Eigenschaften, auseinander. Gemeinsam versuchen Analytiker und Patient die Persönlichkeit zu einem Ganzen werden zulassen. Jung nennt diesen Prozess Individuation. Der Weg als Archetyp bildet eine bildliche Metapher des Individuationsprozesses. In der Psychotherapie ist die Individuation das Ziel. Somit wird die Psychotherapie zur Verlebendigung und Inkarnation des Weg- Archetyps.

Jung gesteht jedem Patient höchste Individualität zu. Er meint, dass der Therapeut in der Therapie eines neuen Patient zunächst all sein Methoden- und Analysewissen über Bord schmeißen soll und sich ganz auf die jeweilige individuelle Person einlassen soll. Eine Planung der Therapie ist bei dieser Vorgehensweise nicht möglich. Jung ist bekannt für seine Spontaneität. Der Therapeut kann mit Hilfe seines Wissens im Verlauf der Therapie dem Patient Einsicht in sein Leiden vermitteln und damit die Veränderung im Erleben ermöglichen.

Innerhalb der Therapie gibt es außer der Individuation einen weiteren wichtigen Begriff: Aktive Imagination. Beispielsweise forderte Jung seine Patienten auf, nachdem er diese Methode an sich selbst angewendet hat, ihre Träume oder Traumserien zu zeichnen. Durch das Zeichnen der Trauminhalte werden unbewusste Probleme bewusst bearbeitet und eine Auseinadersetzung mit ihnen wird möglich. Die entstanden Werke werden mit verschiedenen kulturellen Überlieferungen und verschiedenen Kulturen verglichen. Die im Werk vorhandenen Archetypen werden dem Patient verständlich gemacht. Für die Arbeit als Psychotherapeut nach dem jungianischen Konzept ist es eine unbedingte Vorraussetzung sich intensiv mit Kunst- und Geistesgeschichte sowie mit Jungs Theorien der Archetypen auseinanderzusetzen. (vgl. Schuster 1986, S.37; http://de.wikipedia.org/wiki/Analytische_Psychologie#Individuationsphase; http://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Gustav_Jung; http://www.cgjung.de/Info/ AnalytPsy/body_analytpsy.html; http://de.wikipedia.org/wiki/Analytische_ Psychologie; Eicke 1982, S. 251 ff.)

3.Die Archetypenlehre nach C. G. Jung

3.1. Definition Archetypus

Ein Archetyp oder Archetypus wird definiert als ,,Urbild, urtümliches Bild. Von der Struktur der Analytischen Psychologie her sind Archetypen ,,die Dominanten des kollektiven Unbewussten‘‘(Jung 1916). Der Archetyp ist ein a priori vorhandener unanschaulicher typischer Anordner formaler Natur, der inhaltlich von den archetypischen Bildern einer bestimmten Kultur und des Einzelmenschen angefüllt wird. ‘‘ (Dorsch 1994, S.52) Archetypen findet man in Mythen, Märchen, Sagen und Überlieferungen aus verschiedenen Kulturen. Es gibt eine Grundstruktur oder -Vorstellung eines Archetyps, die bei jedem Mensch gleich ist. Die Ausprägung eines Archetyps ist jedoch von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Sie finden sich in Träumen, Phantasien, Visionen u. v. m. Ein Archetyp erscheint erst dann, wenn im Leben der Person etwas passiert oder eintritt, was diesem Archetyp entspricht. Es ist gleichgültig aus welcher Kultur ein Mensch kommt, welchen Glauben oder Bildungsgrad er hat. Archetypen sind in jedem Mensch unbewusst verankert.

Der Ursprung von Archetypen ist unbekannt. Was man jedoch weiß ist, dass sie sich evolutionär entwickelt haben. Instinktives Verhalten hat die Kultur und Bewusstseinseinstellung der Menschen geprägt. Bestimmte Strukturelemente sind für das Überleben einer Art wichtig, finden in archetypischer Form über Jahrtausende Bestand und werden weitervererbt. Die verschiedenen Archetypen sind schwer voneinander abzugrenzen und laufen teilweise ineinander über, z.B. Anima und die große Mutter. Sie sind entweder Figuren oder Situation, z.B. Tot, Kindheit, der Held, der Schatten, der alte Weise, der Weg, Wiedergeburt, u. v. a. Archetypen sind unanschaulich, aber ihre Wirkung wird in symbolischen Bildern aus Träumen, Phantasien etc. deutlich. Sie weisen eine Doppelnatur auf. Einerseits können Archetypen wegweisend sein und der Selbstfindung dienen. Anderseits sind sie äußerst gefährlich. Die Psyche kann mit unbewussten Inhalten überschwemmt werden. Das würde zu Wahnsinn, Angst und Psychosen führen. (vgl. Jung 1968, S.68ff.; Schuster 1992, S. 63 ff; http://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Gustav_Jung; Schuster 2000, S. 109 f.; http://de.wikipedia.org/wiki/Archetypus)

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Details

Title
Analytische Psychologie nach C. G. Jung
Subtitle
Die Archetypenlehre am Beispiel Harry Potter
College
University of Koblenz-Landau  (Institut für Sonderpädagogik)
Course
Kunstpsychologie
Grade
1,0
Author
Year
2008
Pages
29
Catalog Number
V117514
ISBN (eBook)
9783640199891
File size
469 KB
Language
German
Keywords
Analytische, Psychologie, Jung, Kunstpsychologie
Quote paper
Katharina Kantreiter (Author), 2008, Analytische Psychologie nach C. G. Jung , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/117514

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