Die Invasion des Hochstifts und die Besetzung Bambergs durch das preußische Détachement von Driesen 1758


Diplomarbeit, 2007

133 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung
I.1. Kurzer Abriss der Militärgeschichtsschreibung in Deutschland
I.2. Fragestellung der Arbeit und Verortung derselben im Rahmen einer „neuen“ Militärgeschichte

II. Charakteristika der Kabinettskriegsführung
II.1. Strukturelle Merkmale und Grundzüge des „Großen Krieges“
II.2. Der Sonderfall des „Kleinen Krieges“

III. Das Kriegsjahr 1757 in Franken und dem Hochstift Bamberg

IV. Gesamtstrategische Lage im Frühjahr 1758 und preußische Kriegsziele

V.1. Die Truppenbewegungen im April / Mai 1758 und der preußische
Vormarsch bis vor die Tore der Residenzstadt (20. – 30. Mai)

V.2. Die Kampfhandlungen um die Residenzstadt und deren Übergabe
am 31. Mai

VI. Kriegserfahrungen der Untertanen
VI. 1. Die Einquartierungen im Stadtgebiet während der Besatzungsphase
(1. – 10. Juni 1758)
VI.2. Formen der persönlichen Selbstbereicherung unter den Bedingungen
des Krieges. Die vielen Varianten der „Plünderung“
VI.3. Kontributionen. Logistische Zwänge als bedingender und leitender
Faktor der Kabinettskriegsführung
VI.4. Der Mensch als Pfandobjekt. Geiselnahmen und Kriegsgefangenschaft
VI.5. Bewaffneter Widerstand und Selbstschutzmaßnahmen.
Der Untertan als aktiver Part des Kriegsgeschehens
VI.6 Profiteure des Krieges ? Die Ausnahmesituation Krieg als Katalysator
sozial destruktiver Devianz

VII. 1. Bedingungen und strategische Hintergründe des Rückmarsches am 10. Juni
VII.2. Allgemeine Überlegungen zu Intention und Quellenwert
der Schadensspezifikationen

VIII. Kurzer Ausblick auf den weiteren Kriegsverlauf

IX. Zusammenfassung

X. Quellen- und Literaturverzeichnis
X.1. Archivalische Quellen
X.2. Gedruckte Quellen und Editionen
X.3. Darstellungen

I. Einleitung

I. 1. Kurzer Abriss der Militärgeschichtsschreibung in Deutschland

Militärgeschichte, das hieß seit Beginn der Neuzeit zunächst einmal, das Postulat der "Historia Magistra Vitae" allzu wörtlich zu nehmen. Im Rahmen des umfassenden kulturellen Prozesses der Renaissance schien der Rückgriff auf antike Vorbilder und die Weisheit der Alten auch im Bereich militärischer Reformen lange Zeit als Selbstverständlichkeit. Dies wird schon bei Macchiavellis Bestrebungen zu Beginn des 16. Jahrhunderts deutlich, die Florentiner Bürgerwehr nach dem Vorbild der römischen Republik zu reorganisieren.1 Im Zuge der Oranischen Heeresreform ab den 1590er Jahren, die als entscheidender Impulsgeber im Disziplinierungsprozess des neuzeitlichen Heerwesens gilt, und schließlich - europaweit als Vorbild dienend - aus dem freien, selbst- und standesbewussten Söldner, den zur Subordination erzogenen, als Teil einer Maschinerie funktionierenden Soldaten hervorbrachte, wird der Rückgriff auf antike Militärtheoretiker ganz unmittelbar deutlich. So wurden beispielsweise die Werke des Vegetius bzw. Aelian nur unwesentlich verändert, freilich modifiziert auf den bereits unverkennbaren Siegeszug der Feuerwaffen, auf taktische Formationen übertragen.2

Im Laufe des 17. Jahrhunderts verlor das antike Heerwesen als Referenzgröße in dem Maße an Bedeutung, wie man sich auch auf anderen Gebieten der voranschreitenden Wissensakkumulation gewahr wurde und sich gar allmählich ein Überlegenheitsbewusstsein gegenüber dem Altertum herauszubilden begann. Man versuchte nun zunehmend die aus den Feldzügen der jüngsten Vergangenheit gewonnenen Erfahrungen nutzbringend für die zu erwartenden Kriege zu rezipieren. Friedrich II., der sich in seinen militär-theoretischen Schriften immer wider bewundernd auf Feldherren wie Turenne, Condé und ganz besonders Eugen von Savoyen berief, stellt seinen Generalprinzipien des Krieges, einer ursprünglich für den internen Gebrauch konzipierten Denkschrift für die preußische Generalität, die Feststellung voraus, dass er lediglich seine " eigenen Betrachtungen mit denen vereint [habe, die er] in den großen Schriften der größten Feldherren " vorgefunden hätte.3

Als die Heranziehung eines Offizierskorps in der Epoche der stehenden Heere nach französischem Vorbild im 18. Jahrhundert europaweit professionalisiert und zunehmend an Kadettenanstalten und Militärakademien verlagert wurde (vgl. auch Kapitel II. 1), bildete die Kriegsgeschichte, neben dem Element der Traditionspflege und dem Ansporn zur persönlichen Bewährung anhand vergangener Ruhmestaten, vor allem unter dem Aspekt der Nützlichkeit bereits einen integralen Bestandteil der Lehrpläne. Im 19. Jahrhundert wurden diese Ausbildungsziele weiter systematisiert. Als idealtypisches Beispiel kann die Allgemeine Kriegsschule in Berlin gelten, die 1810 gegründet, und - seit 1859 in Preußische Kriegsakademie umbenannt - bis zum Ende des Kaiserreiches die zentralisierte Institution zur Formung des preußisch-deutschen Offizierskorps darstellte. Deren Leiter Verdy du Vernois entwickelte das Studium der Kriegsgeschichte zur applikatorischer Lehrmethode weiter. Den Offiziersanwärtern wurde dabei eine bestimmte Phase im Verlauf eines historischen Feldzuges präsentiert, anhand derer sie eine persönliche Lagebeurteilung und operative Planung für den weiteren Verlauf zu entwickeln hatten. Das Resultat ihrer Analyse wurde dann den tatsächlichen Entwicklungen gegenübergestellt. Man hielt diese Methode für didaktisch besonders effektiv, da man der Auffassung war, man könne das reale Kriegsgeschehen mit seinen Friktionen und Imponderabilien, wie es Clausewitz formuliert hatte, niemals simulieren.4 Es interessierte dabei wenig, Genese und Verlauf vergangener Konflikte aus ihrem historischen Kontext heraus zu verstehen und als Bestandteil langfristiger politischer und sozioökonomischer Entwicklungslinien der Neuzeit zu begreifen, wie es dem heutigen wissenschaftlichen Erkenntnisinteresse selbstverständlich erscheint.5

Allerdings wirkte diese Form der Geschichtsrezeption insofern stimulierend auf die amtliche militärische Forschung, da sie natürlich nur praktikabel sein konnte, wenn man genaueste Kenntnisse vom Ablauf der teils Jahrhunderte zurückliegenden Kampagnen hatte. In der Konsequenz wurde die Kriegsgeschichtliche Abteilung des Großen Generalstabes geschaffen, die sich der Erforschung vergangener Konflikte unter rein operationsgeschichtlichen Fragestellungen widmete.6 Die von dieser Institution vorgelegten Gemeinschaftswerke - die mitwirkenden Offiziere sind allerdings nie namentlich aufgeführt - stellen bis heute die detaillierteste Analyse des rein operativen Verlaufs der Konflikte vor dem Ersten Weltkrieg dar. Da die Forschung mittlerweile anderen Erkenntnisinteressen folgt, ist auch nicht zu erwarten, dass sich daran in absehbarer Zukunft etwas ändern wird. So gesehen stellen diese Arbeiten, mit der notwendigen kritischen Distanz genutzt, nach wie vor unverzichtbare Hilfsmittel dar, um den Handlungsrahmen der militärischen Konflikte des 18. /19. Jahrhunderts in Mitteleuropa nachzuvollziehen.

Eine akademisch verwurzelte Militärgeschichte versuchte ebenfalls in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg erstmals Fuß zu fassen. Als ihr herausragendster Vertreter ist sicherlich Hans Delbrück zu nennen, der bis 1922 in Berlin sogar eine Professur für “Weltkriegsgeschichte” (gemeint war allerdings eher eine zeitlich, denn geographisch universale Ausrichtung) innehatte. Dabei schlug ihm vehemente Ablehnung, sowohl von Seiten der amtlichen Militärgeschichtsschreibung, als auch von akademischer Seite entgegen. Beide waren auf ihre Weise der Auffassung, dass die Erforschung des Militärs nicht an die Universitäten gehöre.7 Dabei machte Delbrück schon durch den Titel seines Hauptwerkes klar, dass er die Rolle des Militärs in der Geschichte unter grundlegend neuen Fragestellungen erörtern wollte. Er zielte darauf ab, das Militär im “Rahmen der politischen Geschichte” zu verorten, somit nach seiner Funktion im Prozess der Konstitution westlicher Gemeinwesen zu fragen.

Diese viel versprechenden Ansätze wurden jedoch durch die national- sozialistische Herrschaftsphase jäh unterbrochen. Geschichtsschreibung war in diesen Jahren in Deutschland nur noch unter dem Postulat der Wehrgeschichte möglich. Diese sollte sich in ein geschlossenes System von Wehrwissenschaften integrieren, die dem völkischen Kampf ums Dasein als universalem Prinzip der Weltgeschichte, auf vermeintlich wissenschaftlicher Basis das Wort zu reden hatten.8 Historiker, die sich die Erforschung des Faktors Militär in der Geschichte in der Tradition Delbrücks zur Aufgabe machten, zogen in einigen namhaften Fällen die Emigration der Anpassung vor.9

Nach dem Zweiten Weltkrieg schien die Militärgeschichte in Deutschland für lange Zeit unterschiedslos in Verruf geraten zu sein. Zwar wurde die amtliche Forschung in gewisser Weise, Loyalität zum jeweiligen politischen System vorausgesetzt, in den beiden deutschen Teilstaaten wiederbelebt. Im Gründungsjahr der Bundeswehr und der Nationalen Volksarmee 1955 entstanden in Potsdam das Militärgeschichtliche Institut bzw. in Freiburg das Militärgeschichtliche Forschungs- amt.10 An den Universitäten indes schien Militärgeschichte nur dann noch angemessen, wenn sie half, die Ursprünge des deutschen Sonderweges und eines, gegenüber den westeuropäischen Gesellschaften distinkten Militarismus, zu erklären. Hierbei sind insbesondere die Arbeiten von Otto Büsch11 und Gerhard Ritter12 als besonders einflussreich und bis heute nachhaltig in ihrer Wirkung zu nennen.

Ein kurzer, aber pointierter Artikel von Rainer Wohlfeil aus dem Jahre 1967 gilt heute als einer der ersten Versuche, eine Neubestimmung militärgeschichtlicher Fragestellungen anzuregen.13 Schon der programmatische Titel soll die Abgrenzung gegenüber der älteren Forschung unterstreichen. Untersuchungsgegenstand sollten nicht wie bisher Schlachten und Feldzüge sein, gelenkt durch die Hand großer Männer, sondern vielmehr die “bewaffnete Macht als Institution und alle[r] ihre[r] Erscheinungsformen . 14 Dies hieß, die innere Struktur der Streitkräfte und ihre soziale Zusammensetzung ebenso zu untersuchen, wie die Berührungspunkte der sozialen Gruppierung Militär mit anderen gesellschaftlichen und ökonomischen Teilsystemen. Wohlfeil deutete die Breite der Perspektive und ihr makro- wie mikrohistorisches Erkenntnispotential an, als er davon sprach, Militärgeschichte müsse ebenso “nach der bewaffneten Macht als Instrument und Mittel der Politik” fragen, wie nach dem “Soldat[en] in allen seinen Lebensbereichen”. 15

Betrachtet man einige ausgesuchte Forschungsberichte der folgenden Jahrzehnte, so scheint diese Neuausrichtung zunächst auf wenig Resonanz gestoßen zu sein. Ernst Willi Hansen präzisierte zwar 1979 die Fragestellung und entwarf Vorschläge für eine Gesamtkonzeption der Sozialgeschichte des deutschen Militärs im 17. und 18. Jahrhundert. Jedoch beklagte er zugleich das Fehlen einschlägiger Arbeiten insbesondere für die Epoche der stehenden Heere.15a Auch in den 1980er Jahren war noch keine Trendwende spürbar, wie Bernhard Kroener am Ende dieses Jahrzehnts konstatierte.16 Dies hat sich seit Beginn der 1990er Jahre allerdings merklich geändert. Es bleibt Spekulation, ob dieser Wandel lediglich auf eine neue Generation von Historikern zurückzuführen ist, die mit wachsender zeitlicher wie persönlicher Distanz zu den Weltkriegen unbefangener mit dem Faktor Militär in der Geschichte umzugehen weiß. Womöglich ist jedoch auch eine gewisse Ernüchterung ursächlich, die nach dem Zerfall des Ostblocks 1989/90 eingetreten ist, nachdem sich Hoffnungen auf eine neue Epoche friedlicher Koexistenz der Staatenwelt - und im wachsendem Maße nichtstaatlicher Akteure - sehr schnell zerschlagen haben. So könnten sich die Vertreter der Geschichtswissenschaft gefordert sehen, im Hinblick auf die anthropologischen Konstanten Krieg und Gewalt, einen nicht unwesentlichen Diskussionsbeitrag leisten zu müssen.

Neuere Résumés der Forschungslandschaft zeigen mittlerweile ein deutlich verändertes Bild, und dies gilt in wachsendem Maße auch für die Frühe Neuzeit.17 Mittlerweile sind eine Vielzahl einschlägiger Arbeiten entstanden, die sich beispielsweise der sozialen Struktur der Söldnerheere und der individuellen Motivation der Rekruten, dem Zusammenleben von Militär und Bürgertum in Garnisonsstädten oder den Ursachen für Desertionen in den stehenden Heeren widmen.18 Insgesamt kann festgestellt werden, dass die neuen Resultate in der Gesamtschau einen durchaus wesentlichen Beitrag leisten - und womöglich noch leisten werden -, um lange unwidersprochenen Leitkategorien der Frühneuzeit- forschung, wenn auch nicht grundsätzlich in Frage zu stellen, so doch zumindest merklich zu relativieren. Dies betrifft insbesondere Breite und Wirksamkeit der Sozialdisziplinierung, sowohl des Militärs selbst als auch - von diesem rückwirkend - des gesamten Untertanenverbandes.

I. 2. Fragestellung der Arbeit und Verortung derselben im Rahmen einer "neuen" Militärgeschichte

In der folgenden Arbeit soll versucht werden, verschiedene Ansätze und Fragestellungen der “neuen” Militärgeschichte mit einer eher klassischen politischen Geschichte und ihren strategisch-operativen Resultaten im Kriegsverlauf zu verknüpfen. Um eine solche Gesamtschau zu ermöglichen, erscheint es sinnvoll, eine zeitlich und räumlich eng umrissene Episode eines ausgewählten Konfliktes zu untersuchen.

Die erste größere Invasion des Hochstifts Bamberg durch preußische Truppen im Jahre 1758 bietet dabei einen überschaubaren Rahmen. Es war dies der erste von drei größeren Vorstößen im Verlauf des Siebenjährigen Krieges, die jeweils zu einer kurzzeitigen Besetzung der Residenzstadt führten. Die umliegenden Ämter des fürstbischöflichen Territoriums waren dabei in sehr unterschiedlichem Maße betroffen. Diese Randereignisse des weltumspannenden Konfliktes sind bislang nur von der älteren, regionalgeschichtlichen Forschung vor dem Ersten Weltkrieg thematisiert worden. So bieten lediglich zwei Aufsätze in den Jahresberichten des Historischen Vereins Bamberg aus den Jahren 1865 und 1878 kurze ereignisgeschichtliche Darstellungen.19 Nach heutigen Maßstäben sind sie jedoch methodisch völlig unzureichend. So fehlt jeder nachvollziehbare Beleg der Quellen anhand von Fußnoten oder eines wissenschaftlichen Apparats im Anhang. Zudem durchzieht eine unverkennbar anti-preußische Haltung den ganzen Text. Die teilweise bewusst propagandistische Quellenüberlieferung20 wurde unkritisch und wohl auch allzu bereitwillig übernommen. Looshorns achtbändiges Werk zur Geschichte des Bistums Bamberg übernahm noch drei bzw. vier Jahrzehnte später, wenn auch in deutlich gekürzter Form, inhaltlich unverändert besagte Aufsätze. Dabei hat sich die borussophobe Konnotation bei ihm gar noch verschärft, wenn von "militärischen Banditen" und der "preußische[r]n Habsucht" die Rede ist, denen das Hochstift in dieser Zeit ausgeliefert gewesen sei.21 Auch für eine Verortung in den größeren strategisch-operativen Zusammenhang des Kriegsjahres 1758 muss auf ältere Darstellungen zurückgegriffen werden. Als erstaunlich sachlich erweist sich dabei das Generalstabswerk zu den Kriegen Friedrichs II.22 Eher von einem deterministischen Geschichtsverständnis geprägt, das die preußische Bestimmung über das morsche Reichsgebäude zwangsläufig triumphieren lassen musste, fokussiert sich die Arbeit von Artur Brabant auf die Rolle der Reichskreise und der von ihr aufgebotenen Reichsexekutionsarmee.23 Neuere Studien, die Teilaspekte unserer Fragestellung berühren, sollen im Folgenden selektiv rezipiert werden.

Kurz gesagt: Eine neuere Gesamtdarstellung, die eine kritische Interpretation der Geschehnisse liefert, stellt ein vollständiges Desiderat dar. Diese jedoch einfach ereignisgeschichtlich wieder aufzurollen, würde den heutigen Erkenntnisinteressen der Militärgeschichte bzw. - dieser Terminus sei hier ganz bewusst gebraucht - einer Sozialgeschichte des vormodernen Krieges nicht gerecht werden. Zwar muss der eigentliche Kerngedanke der Untersuchung in die politisch-militärische Rahmenhandlung des Frühjahres 1758 eingebettet werden. Das m. E. eigentlich innovative Element der Arbeit stellt jedoch eine strukturell angelegte Analyse der Berührungspunkte des Untertanenverbandes mit dem Krieg bzw. dem Faktor Militär unter den spezifischen Bedingungen desselben dar.23a Auf verschiedene Fragestellungen anregend haben insbesondere zwei Sammelbände des Arbeitskreises Militär und Gesellschaft in der Frühen Neuzeit gewirkt, die die interdisziplinären Potentiale zukünftiger militärgeschichtlicher Forschung aufgezeigt haben.23b

Es sollen dennoch ganz bewusst einige einleitende Überlegungen zur theoretischen Konzeption der Kabinettskriege vorangestellt werden, bei denen - eine Auffassung die durchaus bis heute vertreten wird - eine Hegung des Krieges im Dienste der politischen Vernunft erreicht worden sei. Als signifikante Abweichung von dieser Norm wird auch auf die wachsende Bedeutung des "kleinen Krieges" im Verlauf des 18. Jahrhunderts einzugehen sein. Dies ist umso mehr geboten, da bei sämtlichen preußischen Vorstößen im Verlauf des Siebenjährigen Krieges ein Gros der Invasionsverbände eben aus Freitruppen bestand.

Die Schlussbetrachtung sollte schließlich zu einer kritischen Bewertung der Staatenkriege im Zeitalter des Absolutismus gelangen. Darüber hinaus werden jedoch auch andere zentrale Fragestellungen der Frühneuzeitforschung berührt werden. So wirft die Ausnahmesituation Krieg ein aufschlussreiches Schlaglicht auf den Durchdringungsgrad der Sozialdisziplinierung und die Wirksamkeit zentralstaatlicher Institutionen und deren Anspruch auf das souveräne Gewaltmonopol in Krisenzeiten.

Zur Quellenüberlieferung sei abschließend festgestellt, dass sie sich überaus umfangreich und in ihrer Urheberschaft diversifiziert präsentiert. Einen zentralen Angelpunkt bildet dabei die offizielle Darstellung der Ereignisse seitens der Obrigkeit, die in den so genannten Species Facti niedergelegt wurde.24 Es handelt sich dabei um eine gedruckte und Reichsweit publizierte Klagschrift des Fürstbistums, die womöglich für ein späteres Verfahren vor dem Reichshofrat bzw. Reichs- kammergericht bestimmt war. Noch im August des Jahres 1758 gedruckt, führt sie die von den Untertanen und Amtleuten eingereichten Schadensspezifikationen zusammen und bilanziert diese jeweils nach den Ämtern des Hochstifts. Hinzu kommen ausgewählte Berichte der Bürgermeister, Vögte oder auch Priester über die Vorkommnisse während der Invasion. Obwohl unzweifelhaft die wichtigste Quelle, um den Ablauf der Ereignisse insgesamt zu rekonstruieren, muss die darin genannte Schadenssumme von insgesamt nahezu 600.000 rheinischen Gulden kritisch gewertet werden. Eine Erörterung über Entstehungshintergrund und Intention dieser Schrift wird später in eine abschließende Wertung der Invasion einfließen.

Unter den archivalischen Quellen sind insbesondere die Aktenbestände des Hofkriegsrates bzw. der Obereinnahme25 sowie der Statthalterregierung in Bamberg, die während der Abwesenheit des Fürstbischofs Adam Friedrich von Seinsheim die Amtsgeschäfte führte, maßgeblich.26 Darüber hinaus führten verschiedene Immunitäten mit größerem Grundbesitz, wie das Kloster Michaelsberg oder das Hospital in Schesslitz, eigene Schadensregister. Das Kloster führte ein Diarium der Ereignisse, sammelte und archivierte die betreffenden Korrespondenzen.

Die genannten Bestände befinden sich sämtlich im Staatsarchiv Bamberg, dem das Behördenschriftgut des ehemaligen Hochstifts zugeordnet ist. Jedoch sollen auch ausgewählte Funde aus dem hiesigen Stadtarchiv bzw. der Staatsbibliothek in die Arbeit mit einbezogen werden.

Eine interessante Ergänzung hätten sicherlich, sofern sie überhaupt geführt wurden, die Aktenbestände der an der Invasion und Besetzung beteiligten preußischen Regimenter bieten können. Eine Anfrage an das Geheime Staatsarchiv in Berlin ergab allerdings, dass keine einschlägigen Findbucheinträge existieren.27 Überraschend ist das leider nicht. Das Gros der Bestände des ehemaligen Heeresarchivs in Potsdam wurde bei einem Luftangriff im Frühjahr 1945 vernichtet.

II. Charakteristika der Kabinettskriegsführung

II. 1. Strukturelle Merkmale und Grundzüge des "Großen Krieges"

Es herrscht in der Forschung seit langem weitgehende Einigkeit, dass die Epoche zwischen Dreißigjährigem Krieg und dem Beginn der Revolutionskriege 1792 als eine in sich geschlossene Phase der Militärgeschichte zu werten sei.1 Versuche in jüngster Zeit, eher die Kontinuitäten der Kriegsführung zwischen absolutistischem und revolutionärem Staat hervorzuheben, sind bislang auf wenig Resonanz gestoßen.2

Während in der Staats- und Verfassungsgeschichte längst Tendenzen erkennbar sind, die Epochenübergreifenden Entwicklungslinien zwischen 18. und 19. Jahrhundert zu betonen,3 steht dieser Paradigmenwechsel in der Militärgeschichte noch aus. Ob ein solcher Diskurs sinnvoll sein könnte, und inwiefern diese Arbeit einen Beitrag dazu leistet, wird in der Schlussbetrachtung nochmals zur Sprache kommen. Dagegen sollen auf den folgenden Seiten lediglich die weitgehend unumstrittenen Strukturmerkmale der Kabinettskriege, die allerdings den Ablauf militärischer Operationen wie politischer Zielsetzungen gleichwohl bedingten, überblickartig dargestellt werden.

Für den Zeitraum von der Mitte des 17. bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts gilt der miles perpetuus im Rahmen der stehenden Heere als vorherrschende Form der Heeresverfassung. Zwar gab es schon im 15. und 16. Jahrhundert einzelne Einheiten, die beständig unter Waffen gehalten wurden. Es handelte sich jedoch eher um persönliche Leibwachen verschiedener Fürsten, die noch auf lehnsrechtlichen Bindungen beruhten, wenn auch ihr Unterhalt über die Dauer eines Feldzuges hinaus durch Geldzahlungen sichergestellt wurde.4 Dagegen war die lange Konfliktphase zwischen 1568 und 1659, die letztlich eine Neuordnung der europäischen Hegemonie zugunsten Frankreichs herbeiführte, ausschlaggebend für die Verstetigung der bewaffneten Macht in der Hand des souveränen Fürsten. Mit dem jus armorum des Westfälischen Friedens und § 180 des "jüngsten Reichsabschieds" von 1654, der die jeweiligen Landstände und Untertanen verpflichtete, zum Unterhalt der "nöthigen Vestungen, Plätzen und Guarnisonen" den erforderlichen "hülfflichen Beytrag" zu entrichten, wurden die reichsrechtlichen Rahmenbedingungen zum dauerhaften Aufbau stehender Truppen geschaffen.5

Der nicht zeitgenössische Terminus der Kabinettskriege soll dabei den Anspruch des absolutistischen Fürsten kennzeichnen, unter gänzlichem Verzicht auf ständische oder gar demokratische Legitimation, gewissermaßen aus dem Kabinett heraus, das Instrument der bewaffneten Macht gebrauchen zu können. Diese selbstverständliche Prämisse der absolutistischen Staatskonzeption war im völkerrechtlichen Denken des 18. Jahrhunderts bereits tief verinnerlicht worden. So stellte Emer de Vattel völlig unzweideutig fest: “Der Souverän ist der Kriegsherr. In seinem Namen und auf seinen Befehl wird der Krieg geführt. Die Truppen, Offiziere und Soldaten, also alle, mittels derer der Souverän den Krieg führt, sind nur seine Werkzeuge. Sie führen seinen Willen aus und nicht den ihren”. 5a

Obwohl die Monopolisierung der bewaffneten Macht gegen die ständische Selbstbestimmung nur sehr unterschiedlich vollkommen durchgesetzt werden konnte, ist die Vorstellung irrig, das stehende Heer sei den Ständen gewissermaßen gewaltsam oktroyiert worden. Nach Jahrzehnten des Zerfalls der öffentlichen Ordnung wogen die Vorzüge zu schwer. Das ständige Abdanken und Neurekrutieren der wachsenden Söldnerheere stellte eine permanente Bedrohung des Landfriedens und der weitgehend schutzlosen Landbevölkerung dar.6 Zudem schien es selbst für kleinere Territorien ratsam, sich unter den armierten Reichständen einzureihen. Die Beweggründe zur Aufstellung eines stehenden Heeres in den Fürstbistümern Bamberg und Würzburg können dabei durchaus als exemplarisch für viele kleinere Territorien gewertet werden. Nachdem der Fränkische Reichskreis während der französisch-habsburgischen Auseinandersetzungen im Rahmen des Holländischen Krieges bereits mehrfach von Truppendurchmärschen betroffen worden war, entschloss sich der damalige Bischof Peter Philipp von Dernbach für ein offensiveres, eigenständiges Vorgehen.7 Durch einen 1675 geschlossenen Allianzvertrag verpflichtete er sich dem Kaiser 6.000 Mann gegen Subsidienzahlungen zur Verfügung zu stellen.8 Eine kleine Streitmacht, selbst wenn sie nur einige tausend Mann umfasste, schien zu gewährleisten, dass man nicht zum Spielball der europäischen Großmächte wurde. Vielmehr machte die vollkommen übliche Praxis der Truppenvermietung selbst kleinere Reichsstände zu begehrten Bündnispartnern. Das stehende Heer kann somit als wesentliche Voraussetzung einer - zumindest dem Anschein nach - souveränen Außenpolitik gewertet werden.

Es darf zudem nicht übersehen werden, dass eine klare Trennung zwischen Polizei und militärischer Macht, mithin zwischen innerer Sicherheit und äußerer Defension bzw. Interessenwahrung, sich erst im 19. Jahrhundert durchzusetzen begann. Für den absolutistischen Fürsten diente das stehende Heer mindestens ebenso der Konsolidierung seiner Macht im Inneren seines beanspruchten Souveränitätsbereiches. Insofern machte die Aufstellung eigener Truppen selbst für Kleinststaaten Sinn, wenn diese vorrangig polizeiliche Ordnungsfunktionen wahrnahmen.8a

Neben der Verstetigung ist das enorme Größenwachstum der Heeresverbände ein weiteres Merkmal dieser Epoche, was wiederum weitreichende Implikationen nach sich zog. Am Beispiel Frankreichs, das seit den Anfängen der Selbstregierung Ludwigs XIV. 1661 bis zum beginnenden Niedergang im Verlauf des Spanischen Erbfolgekrieges als europaweiter Maßstab für militärische Innovationen galt, wird die Dynamik dieser Entwicklung besonders deutlich. Wird die Stärke der Feldarmee am Ende der dreißigjährigen Auseinandersetzungen mit den Habsburgern 1659 erst lediglich mit 40.000 bis 50.000 Mann veranschlagt, so war sie zu Beginn des Devolutionskrieges 1667 bereits auf ca. 85.000 angewachsen und erreichte Anfang des 18. Jahrhunderts gar 360.000 bis 400.000 Mann. Für Österreich und Preußen wird der Höhepunkt der Heeresstärken erst mit der Konfliktphase 1740-1763 angenommen, wobei insbesondere letzteres durch eine in Europa beispiellose Relation der Bevölkerungszahl zur Truppenstärke hervorsticht.9 Dabei darf nicht übersehen werden, dass die in längeren Friedensphasen weiter unterhaltenen Truppen meist nur einen Bruchteil der Kriegsstärke ausmachten. Kurze Dienstzeiten von nur zwei bis sechs Jahren bei den Mannschaften ermöglichten eine rasche Mobilisierung bei Bedarf. Die Forschung hat mittlerweile vielfach belegen können, dass das Soldatenhandwerk in den ländlichen und städtischen Unterschichten, die das hauptsächliche Rekrutierungsreservoir darstellten, lediglich als zeitlich befristete Beschäftigung zur Überbrückung persönlicher Subsistenzkrisen angesehen wurde.10 Das Größenwachstum der Heere erzwang neue Formen der Administration und Logistik. Auf die Bedeutung, die den stehenden Heeren bei der Genese des modernen Verwaltung- und Steuerstaates zukam, ist seit Otto Hintze immer wieder hingewiesen worden.11

Während eines Feldzuges war dagegen der materielle Unterhalt der Truppen der bedeutendste Faktor in der Gesamtstrategie. Dabei wird häufig übersehen, dass der Anteil der Montierung, Ausrüstung und Bewaffnung am Gesamtbedarf einer Armee noch sehr viel geringer war, als dies bei der modernen industrialisierten und mechanisierten Kriegsführung der Fall ist. Dagegen kam der Verpflegung der Mannschaften und der Fourage für eine wachsende Anzahl von Pferden zentrale Bedeutung zu. So beziffern die General-Nachweisung aller Kriegskosten die preußischen Gesamtausgaben für das Jahr 1758 auf rund 20,05 Mio. Reichstaler. Davon nahm die "Anfüllung derer Magazine" 7,58 Mio. und die "ordinaire Verpflegung" der Feldtruppen und Miliz 2,15 Mio. und damit gut 47 % der Gesamtausgaben in Anspruch. Bemerkenswert gering dagegen die Munitionskosten. Sie wurden für dasselbe Jahr lediglich auf 74.126 Reichstaler (0,36 %!) veranschlagt.12 Brach die Versorgung zusammen, waren die Folgen meist katastrophal. Dies verdeutlichen die Verlustquoten der Kriege des 17. und 18. Jahrhunderts auf eindringliche Weise.13 So wird angenommen, dass von zehn verstorbenen Soldaten lediglich einer unmittelbar als Folge von Kampfhandlungen zu Tode kam. Drei erlagen, auf Grund der völlig unzureichenden medizinischen Versorgung, an teilweise leichten, nach heutigem Stand nicht lebensbedrohlichen Verletzungen. Die übrigen sechs wurden jedoch Opfer von Hunger bzw. einer dauerhaften Mangelernährung und daraus resultierenden Infektionskrankheiten.14

Diese Ausführungen erscheinen mir daher besonders wesentlich, da sie einen strukturellen Mangel der stehenden Heere des 17. und 18. Jahrhunderts offenbaren. Die logistischen Rahmenbedingungen konnten noch in keiner Weise mit den sprunghaft gewachsenen Heeresstärken Schritt halten. Erst im 19. Jahrhundert konnten diese Mängel in Folge einer vervielfachten Produktivität der Landwirtschaft und Industrie - bzw. des produzierenden Gewerbes - sowie des Ausbaus der Verkehrsinfrastruktur allmählich beseitigt werden.

Daraus ergibt sich, dass die fragile Logistik für Konzeption und Verlauf der Kabinettskriege von nicht zu unterschätzender Bedeutung war. Eine allzu Schlachtenzentrierte Militärgeschichtsschreibung hat diesen Faktor bislang zu wenig in ihre Analysen mit einbezogen. Erst in neueren Darstellungen wird dieser Umstand angemessen gewürdigt.15 Die Sicherung ergiebiger Winterquartiere,16 das Ausfouragieren ganzer Landstriche, um die Bewegungen des Gegners zu hemmen und den Unterhalt der eigenen Truppen zu gewährleisten,17 sowie die Wegnahme bzw. Verteidigung zentraler Magazine konnten die strategischen Zielsetzungen ganzer Kampagnen bestimmen. Für die Motivation der preußischen Vorstöße nach Franken waren, wie im Folgenden gezeigt werden soll, solche Überlegungen - neben den politischen Zielsetzungen, also Erzwingung der Neutralität im Idealfall - wohl vordergründig. Die im 19. Jahrhundert gerne belächelte "Manöverstrategie" der Kabinettskriege scheint daher eher aus einer nüchternen Einschätzung dieser strukturellen Mängel, denn aus humanitärer Gesinnung erwachsen zu sein.

Der die Neuzeit kennzeichnende Fundamentalprozess der Rationalisierung scheint nirgends greifbarer zu werden als bei der Institution des Militärs. Neben einer immer funktionaleren Differenzierung der Waffengattungen und einer strikt hierarchischen Gliederung der Befehlsränge springt v. a. eine zunehmende Verwissenschaftlichung der Kriegsführung im Laufe des 18. Jahrhunderts ins Auge. Dies wird schon an dem geradezu exponentiellen Anwachsen der militärtheoretischen Literatur in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts deutlich.18 In diesen Kontext gehört auch die Etablierung von Militärakademien nach französischem Vorbild, die der Heranziehung des Offiziersnachwuchses dienen sollten. Neben das Studium der Taktik und Strategie trat ein breiter Fächerkanon mit militärischem Nutzwert, wie beispielsweise Geographie und Mathematik, bei dieser insbesondere die Geometrie.19 Man verfiel der Vorstellung, von den Feldzugsvorbereitungen im Großen bis zu den Evolutionen - den elementartaktischen Bewegungen auf dem Schlachtfeld also - sei der Krieg eine gänzlich plan- und berechenbare Angelegenheit. Das preußische Infanteriereglement von 1726, das Max Jähns als "Grundlage aller Exercier- und Dienst-Reglements der Welt" bezeichnet hat, 20 setzte europaweit Maßstäbe für die kommenden Jahrzehnte.

Dabei erscheint es fragwürdig, ob diese Rationalisierung des Krieges lediglich unter dem Postulat eine gesteigerten Effizienz geschah, oder ob nicht auch das Militär in einem zeitspezifischen, ästhetischen Denksystem gefangen war. So hat Hennig Eichberg bereits vor fast drei Jahrzehnten darauf hingewiesen, dass das Denken in mechanistisch-geometrischen Ordnungsmustern kennzeichnend für die gesamte Kultur des Barock war.21 Dieses Ordnungsdenken erfasste nicht nur die Exerzierreglements und Festungsbauten der militärischen Lebenswelt, sondern auch weite Bereiche des zivilen Lebens der Oberschichten wie die (Garten-)architektur, das Dressurreiten und gar den höfischen Tanz.22 Dies konnte geradezu innovations- hemmend wirken. Jürgen Luh verweist darauf, dass ein Grund für das Beibehalten der Flinte bei der Masse der Infanterie in der schlanken, aufstrebenden Silhouette, die Waffe und Musketier beim Exerzieren bildeten, zu suchen sei. Die weitaus präziseren, aber kurzen und gedrungenen Büchsen hätten dem ästhetischen Empfinden der Zeit widersprochen und blieben daher den irregulären leichten Truppen vorbehalten. Ähnlich verhält es sich mit absurd anmutenden Vorschriften, wie dem synchronen Niederstoßen des Ladestockes, ein Vorgang, der die Feuergeschwindigkeit im Gefecht unsinnig gehemmt hätte.23

Höhepunkt der doktrinären Erstarrung dieses mechanistischen Denkens stellt die so genannte rangierte Schlachtordnung dar. Der Aufmarsch zur Ordre de Bataille war ein exakt choreographierter Vorgang, der Stunden in Anspruch nahm. Einmal in Bewegung gesetzt ließ sich diese Maschinerie praktisch nicht mehr umlenken, ein Mangel an Flexibilität, der zahlreichen Reformern Anlass zur Kritik bot, aber erst in den Revolutionskriegen durch neue taktische Formationen überwunden wurde.24

Als ein weiteres Charakteristikum der Kabinettskriege galt lange Zeit, dass in der Epoche der stehenden Heere eine gewisse Hegung des Krieges erreicht worden sei. Gerhard Ritter hat dafür bereits vor über fünfzig Jahren die griffige Allegorie der gezähmten Bellona geprägt.25 Noch unter dem Eindruck der Weltkriege stehend, die gezeigt hätten, wozu der Militarismus geführt habe, der sich der Ressourcen der industrialisierten Nationalstaaten bedient hätte, um eine Totalisierung des Krieges zu erzwingen, glaubte er, in den Konflikten der absolutistischen Monarchen ein Prinzip zu erkennen, das den Krieg der politischen Vernunft unterwarf. Tatsächlich war das Clausewitzsche Postulat, das militärische Instrument sei klaren politischen Zielsetzungen zu unterwerfen, bereits lange vor dessen berühmtem Diktum Allgemeingut. Hans Friedrich von Fleming merkte schon 1726 an, dass die raison de guerre es gebiete, zu "beobachten, ob dasjenige, was man thäte, ein nothwendiges Mittel wäre, um den bey dem Kriege intendirten Endzweck zu erreichen". 26 Für den alltäglichen Kriegsgebrauch seien zudem "unter civilisirten Nationen[...] Ceremonien [...] introduciret worden", die unnötigen Gewaltexzessen Einhalt geböten.27 Johann Wilhelm von Archenholz, der in seiner Geschichte des Siebenjährigen Krieges immer wieder die anzustrebende Humanisierung des Krieges hervorhebt, berichtet über den preußischen Einmarsch in Dresden am 10. September 1756, dieser "charakterisierte den Geist unsers Zeitalters, wo man sich bemüht, selbst im Kriege, mitten unter harten Demütigungen, unter höchst kränkenden, ja schröcklichen Szenen, verfeinerte Sitten, Empfindsamkeit und Höflichkeit anzubringen". 28

In dieser idealisierten Konzeption des Krieges wurde es angestrebt, die Masse der Untertanen weitgehend unbehelligt von den Kampfhandlungen auf einem umgrenzten Kriegstheater ihren alltäglichen Verrichtungen nachgehen zu lassen, so dass sie, wie es Friedrich II. - und dies nach all den sicherlich gegenteiligen Erfahrungen der vorangegangen Jahrzehnte - noch in seinem Testament von 1768 formuliert, gar nicht merkten, dass ihr "Land Krieg führt, würde [n, sie] es nicht aus den Kriegsberichten erfahren". 29 Und über die Feldzüge des Prinzen Heinrich, Bruder des Königs und Inbegriff dieser chevaleresken Haltung, hieß es, dass "zwischen den entgegengesetzten Vedetten die Landleute ackerten und ernteten, und beladene Frachtwagen quer durch die Vorposten giengen, von Streifpartheyen unversehrt". 30

Dieses Bild einer rationalen Hegung und Instrumentalisierung des Krieges hat lange nachgewirkt und sich bis heute als kennzeichnend für die Epoche erhalten.31 Es soll hier auch nicht von vorneherein als falsch abgetan werden. Vielmehr wird in den folgenden Kapiteln versucht werden, dieses Urteil kritisch zur Diskussion zu stellen.

II. 2. Der Sonderfall des "Kleinen Krieges"

Der so genannte Kleine Krieg, also die Operationen der leichten, irregulären Truppen, verdient an dieser Stelle noch eine kurze einleitende Erörterung, denn bei sämtlichen preußischen Vorstößen nach Franken und in das Hochstift bildeten solche Verbände einen wesentlichen Anteil, oft gar das Gros der Invasoren. Insofern ist das Instrumentarium dieser Kriegsform, das sich von den selbst auferlegten Beschränkungen der Linientruppen und ihrer Befehlshaber wesentlich abhob, als prägend für die Erscheinungsformen des Konfliktes in Franken zu werten.

Dem Begriff des Kleinen Krieges sowie des Parteigängers bzw. Partisanen als dessen Akteur fehlt im 18. Jahrhundert noch die politische Konnotation, die er dann während der Aufstände gegen die französischen Besatzungstruppen zu Beginn des 19. Jahrhunderts annimmt.32 Lediglich die angewandten Taktiken verbinden die Guerilla der Moderne mit ihren Vorläufern. Dagegen hat Johannes Kunisch gerade den Zeitraum von 1740 bis 1790 als klassische Phase des kleinen Krieges definiert.33 Nicht zufällig fällt sein Bedeutungszuwachs mit dem Beginn des Österreichischen Erbfolgekrieges zusammen, in dem die Habsburger gezwungen waren, den eigenen Herrschaftsbereich mit begrenzten Mitteln gegen eine überlegene Koalition zu behaupten. Jene Hilfsvölker, wie Kroaten und Panduren, deren Rekrutierungspotentiale - und wohl auch Loyalitäten - man sich erst wenige Jahrzehnte zuvor durch die Gebietsgewinne aus den Türkenkriege erschlossen hatte, wurden mit großem Erfolg gegen die Verbindungslinien der gegnerischen Truppen eingesetzt und erzwangen gar den verlustreichen preußischen Rückzug aus Böhmen 1744/45. Der französischen Freikorpsführer Grandmaison zog aus den Erfahrungen dieser Feldzüge den Schluss, dass man in Ermangelung eigener leichter Truppen genötigt sei, "sich Tag und Nacht abzumatten, um seine Convoien und Furaschirungen zu bedecken [...], welche beständigen Beunruhigungen ausgesetzet sind" . 34 In Preußen zog man ähnliche Konsequenzen daraus. So wurde die Anzahl der Husareneskadronen beständig erhöht, von neun im Jahre 1740 auf kurzzeitig bis zu 83 in den 1770er Jahren.35 Allein zwischen den Kampagnen 1757/58 wurden die Freibataillone von vier auf acht verdoppelt. Im Gegensatz zu den regulären Einheiten bestanden die Freitruppen wohl tatsächlich aus gesellschaftlichen Elementen, die sich in Friedenszeiten außerhalb der rechtlichen Ordnung zu stellen pflegten. Der immer wieder gern aufgegriffene Ausspruch Friedrichs II. über das "execrable[s] Geschmeiß" spiegelt dabei nur die allgemeine Verachtung wieder, die ihnen aus den Reihen des adeligen Offizierskorps entgegenschlug.36 Pragmatische Erwägungen gewannen jedoch bald die Oberhand über diesen Standes- und Ehrenkodex, denn "so hat doch die Erfahrung bewiesen, daß sie [die Freitruppen; d. V.] , wenn sie durch Aussichten auf Beute angefeuert werden, einer Armee sehr nützliche Dienste leisten können".37

Zwar lagen die Schwerpunkte einschlägiger Instruktionen auf den bezeichneten offensiven Aufgaben der Freitruppen,38 jedoch kam ihnen auch in defensiver Verwendung eine immer essentiellere Bedeutung zu. So umschwärmten sie - meist beritten und daher sehr beweglich - die Marschformationen der Linientruppen großräumig. Dies hatte offenkundig eine doppelte Funktion. Zum einen betrieben sie dadurch eine beständige Vorfeldaufklärung, die ein überraschendes Zusammentreffen mit größeren gegnerischen Verbänden verhindern und zugleich die genaue Position und Marschrichtung des eigenen Verbandes verschleiern sollte. Nicht minder wichtig war dagegen die Verfolgung von Deserteuren, die sich von den Linientruppen abzusetzen versuchten. So konnten sich diese, auch wenn sie bereits einen Tagesmarsch weit entfernt waren, nicht in Sicherheit wägen, da sie ohne weiteres noch von berittenen Freitruppen aufgegriffen werden konnten.

Ein wachsender Stellenwert kam auch ihrer logistischen Funktion zu. War das Magazin als Versorgungsbasis erschöpft, die Verbindungslinien überdehnt oder unterbrochen, so war auch im 18. Jahrhundert das "Leben aus dem Lande" ein unvermeidliches Erfordernis militärischer Subsistenz. Daher waren die leichten Truppen während eines Feldzuges beständig mit dem Requirieren von Lebensmitteln und Fourage, der Beschlagnahmung von Gespannen und sonstigen militärischen Bedarfsgüter beschäftig. Dass ihnen dabei vielfältige Möglichkeiten zur Selbst- bereicherung eingeräumt wurden, gehörte ins nüchterne Kalkül der Generalität, ja wurde ihnen durch eine deutlich niedrigere Besoldung geradezu nahe gelegt.

So waren es in der Tat weniger die regulären Truppen, mit denen die Bevölkerung im Verlaufe eines Krieges in Kontakt geriet. Diese wurden ja, ob auf dem Marsch, im Gefecht oder im Lager, beständig abgeschirmt.39

Dabei schwingt häufig eine Mischung aus Furcht und Faszination in den Schilderungen der Freitruppen mit. So schwärmte Archenholz regelrecht über das Erscheinungsbild der schwarzen Husaren, diese seien "ein lebendiges memento mori [gewesen] ; und schon der bloße Anblick eines solchen Todes-Predigers mit einem scharfen Säbel in der Faust, um dem Sittenspruch den stärksten Nachdruck zu geben, flößte Schrecken ein". 40 Ähnlich ambivalent konnte sich der Kontakt der Bevölkerung mit den Freitruppen gestalten, deren Auftauchen keineswegs ausschließlich Verheerung und Elend zur Folge haben musste. In einer Situation, in der die noch fragilen staatlichen Strukturen zeitweise außer Kraft gesetzt wurden, können - wie wir im Folgenden sehen werden - vielfältige Formen der Kooperation oder gar des Profits festgestellt werden.

Nach der allgemeinen Erschöpfung der Kriegsparteien, die bereits im Verlaufe des Jahres 1759 auftrat, gewann der kleine Krieg zunehmend an strategischer Bedeutung. Die begrenzten Operationen kleinerer Détachements dominierten gegenüber den großräumigen Bewegungen der Hauptarmeen in den Anfangsjahren des Siebenjährigen Krieges.41 Beim letzten großen Waffengang des Krieges, der Schlacht von Freiberg am 29. Oktober 1762, deren Resultat nochmals verhängnisvolle Konsequenzen für das Fürstbistum Bamberg haben sollte,42 hatten sie gar maßgeblichen Anteil.43

Bemerkenswert ist schließlich, dass der beständige Bedeutungszuwachs des Kleinen Krieges im Laufe des 18. Jahrhunderts Kontinuitätslinien zur revolutionären Kriegsführung ab 1792 aufzeigt und deren wesentliche Charakteristika bereits antizipiert. Dies betrifft nicht nur den offenkundigen, militärischen Bereich, bei dem neue Elemente wie Tirailleurtaktiken oder das Requisitionssystem erprobt werden konnten.44 Vielmehr kündigten sich in der Nische der Freitruppen bereits die sozialen Umwälzungen der kommenden Jahrzehnte an. War das Offizierskorps der regulären Truppen noch durch eine praktisch undurchdringliche adelige Exklusivität gekennzeichnet, so boten die Freitruppen - neben den, freilich gering geschätzten, technischen Einheiten und der Artillerie - Aufstiegsmöglichkeiten bis in die höchsten Offiziersränge.45

III. Das Kriegsjahr 1757 in Franken und dem Hochstift Bamberg

Am 17. Januar 1757 beschloss der Reichstag in Regensburg mit deutlicher Mehrheit die Reichsexekution gegen Brandenburg-Preußen, wegen der landfriedensbrüchigen Besetzung Kursachsens im Spätsommer des Vorjahres.

Man verständigte sich das Reichsheer in der armatura ad triplum aufzubieten, d. h. das Dreifache des in der erneuerten Reichsdefensionalordnung von 1682 festgelegten Simplums von 40.000 Mann.1 Theoretisch hätte dies also die beachtliche Stärke von 120.000 Mann bedeutet. Da jedoch die Sächsischen Reichskreise und der Niederrheinisch-Westfälische Reichskreis entweder zum preußischen Einflussbereich gehörten bzw. schlicht besetzt waren und die Habsburger ihre beträchtlichen Kontingente aus verschiedenen Kreisen der kaiserlichen Armee zuführten, war die Truppe, die sich im Frühjahr in einem großen Lager bei Fürth zu sammeln begann, lediglich um die 25.000 Mann stark.2 Auch die übrigen Kreise kamen ihren Verpflichtungen nur teilweise nach.

Für den Fränkischen Reichskreis muss allerdings festgestellt werden, dass dessen Kontingent - vorgesehen waren 2.940 Mann Kavallerie und 5.706 Mann Infanterie - fast vollständig mobilisiert werden konnte.3 Auf dem Papier nahm die Zusammensetzung dieser Kreistruppen teils bizarre Formen an, da theoretisch jeder noch so kleine souveräne Stand einige Soldaten zu stellen hatte. So hätten die winzigen Grafschaften Castell und Rieneck z. B. drei bzw. fünf Reiter und sieben bzw. elf Fußsoldaten stellen müssen.4 In der Praxis war es daher durchaus üblich, deren Unterhaltskosten an die größeren Stände auszubezahlen. So trug das Hochstift Bamberg einige geschlossene und dadurch auch bedingt kampffähige Einheiten zur Reichsarmee bei. Es waren dies eine Dragoner- sowie eine Kürassiereskadron, zwei Grenadier- und drei Musketierkompanien, in einer Gesamtstärke von rund 790 Mann.5

Gleichwohl hat dieses fragmentarische Erscheinungsbild der Reichsarmee schon bei den Zeitzeugen - zumal den borussophil gesinnten - nur Spott und Hohn ausgelöst. Archenholz, dessen populäre Darstellung des Siebenjährigen Krieges für die Erinnerungskultur einer breiten Öffentlichkeit bis in das 20. Jahrhundert nachhaltig gewirkt hat, bezeichnete sie gar als “ein[en] Zusammenfluß undisziplinierter Horden, in Scharen verteilt, die ein buntscheckiges Ganzes bildeten”. Manche Stände hätten lediglich einen Soldaten geschickt, “der ein vom Pfluge weggenommener Bauerkerl war, andere lieferten bloß einen Tambour und gaben ihm eine Trommel aus ihren alten Rüstkammern [...]. Die Schweinetreiber avancierten zu Querpfeifern, und abgelebte Karrengäule wurden bestimmt, Dragoner zu tragen.“6

Obwohl zweifelsohne überzeichnet, lag er in einem wesentlichen Punkt damit durchaus richtig. Einige größere armierte Stände zogen es vor, ihre Pflichtbeiträge zur Reichsarmee mit kurzfristig ausgehobenen Milizverbänden aufzufüllen. Dies bot nicht nur den Vorteil einer minimalen Besoldung, sondern eröffnete darüber hinaus die Möglichkeit, die regulären Truppen gewinnbringend an eine der Großmächte zu vermieten.7

Eben nach diesem Muster verfuhr auch Adam Friedrich von Seinsheim, der nach seiner Wahl zum Bamberger Fürstbischof im April 1757 mit den Hochstiften Würzburg und Bamberg eine beachtliche territoriale Machtbasis in Personalunion vereinte. Bereits am 16. September 1756, und damit nur knapp drei Wochen nach dem preußischen Einmarsch in Kursachsen, schloss er als erster Fürst des Reiches überhaupt einen Subsidienvertrag mit der Hofburg. Dieser beinhaltete die Stellung der zweier Infanterieregimenter, als Blau- bzw. Rot-Würzburg bezeichnet.8 Es handelte sich dabei um professionelle Haustruppen des Bischofs, die den ohnehin maßgeblichen Pflichtbeitrag zu den Kreistruppen nicht beeinträchtigten. Würzburg-Bamberg stellte somit den weitaus größten Beitrag aller fränkischen Stände zu der gegen Preußen gerichteten Allianz.

Der Kreis insgesamt war hingegen tief gespalten, wenn es auch äußerlich gelungen war, eine weitgehend geschlossene Zustimmung zu der erwähnten Reichstagsresolution zu erreichen. Friedrich II. hatte es hingegen in den zurückliegenden Friedensjahren geschickt verstanden, die konfessionellen Gegensätze im Reich erneut zu schüren und Preußen als alleinige Schutzmacht des Protestantismus darzustellen.9 Dass die Habsburger jetzt gar mit den beiden Garantiemächten des Westfälischen Friedens, Frankreich und Schweden, paktierten - eine Konstellation die bis dahin als unvorstellbar galt - , schien die Notwendigkeit für eine solche Schutzmacht dramatisch zu unterstreichen. An einer vernichtenden Niederlage Preußens war den protestantischen Ständen des Kreises, namentlich den beiden Markgrafentümern Ansbach und Bayreuth sowie der Reichstadt Nürnberg, also wohl kaum gelegen und so ist deren Politik während des Krieges, durch förmliche Kooperation bei einer gleichzeitigen Verschleppungstaktik gekennzeichnet, die ein entschlossenes Engagement des Kreises für die Zielsetzungen der Allianz verhindern sollte.10 Im Falle Bayreuths ergab sich gar während des Jahres 1757 noch die paradoxe Situation, dass man den Pflichtbeitrag zu den Kreistruppen zwar widerwillig leistete, gleichzeitig jedoch ein Dragonerregiment in preußischem Sold stand.11

Schon im Frühsommer 1757, als die äußerst schleppende Sammlung der Reichsarmee bei Fürth noch in vollem Gange war, sollte sich zeigen, dass Seinsheim der einzig verlässige Verbündete des Kaisers in Franken war.

Während die preußische Hauptarmee seit Anfang Mai Prag belagerte, beauftrage Friedrich II. den Freikorpsführer Johann Mayr von Reichenbach mit einem Vorstoß nach Bayern und Franken. Mayr standen nur sehr begrenzte Kräfte zur Verfügung - zwei Bataillone mit einer Gesamtstärke von 1.400 Mann und fünf leichte Feldgeschütze -, jedoch gelang es ihm, maximale Verunsicherung unter den Verbündeten des Kaiserhofes zur erreichen.12 Während der unmittelbare operative Auftrag darauf ausgerichtet war, einige gegnerische Magazine zu zerstören und das Zusammenziehen der Reichsarmee zu hemmen, war die Zielsetzung v. a. eine politische. Wenn nicht gar der ganze Reichskreis, so sollten doch wenigstens einzelne Stände zu einer Neutralitätserklärung gezwungen werden. Im Falle Bayerns gelang dies sogar kurzzeitig. Das Kurfürstentum hielt seine, für den Marsch nach Böhmen bestimmten Subsidientruppen für einige Wochen zurück, bis sich die Lage nach der Schlacht von Kolin (18. Juni) wieder grundlegend zu Gunsten der Österreicher gewandelt hatte.13

In Franken hingegen war zunächst das Territorium Nürnbergs, später dann fast ausschließlich das Hochstift Bamberg betroffen.14 Noch während die Freitruppen das Umland von Nürnberg und dessen Vorstädte in Unruhe versetzten, um den dort tagenden Kreistag zu einer hastigen Neutralitätserklärung zu veranlassen, ergriff Seinsheim allerdings die Initiative. Er entsandte sein bei der Reichsarmee befindliches Infanterieregiment Blau-Würzburg - das als kaiserliches Subsidienregiment nominell ja eigentlich unter dem Kommando des Wiener Hofkriegsrates stand und dessen Zustimmung bedurft hätte - zusammen mit seinen Würzburger und Bamberger Kreiskontingenten von Forchheim aus gegen die Reichsstadt.15 Verschiedene weitere Einheiten, wie die von Eichstätt und Ansbach, schlossen sich an, so dass die Streitmacht unter dem Kommando des bischöflichen Generals von Kolb bald um die 6.000 Mann umfasste. Dessen Ziel, dem Freikorps den Weg nach Norden abzuschneiden, konnte allerdings nicht erreicht werden. Am 9. Juni kam es bei Vach (etwa zehn Kilometer südlich von Erlangen) zu einem kurzen Gefecht, nachdem es Mayr gelang, sich der Umklammerung zu entziehen. Um seine schwerfälligen Verfolger abzuschütteln und den Übergriffen bewaffneter Bauern zu entgehen, wählte er den Weg durch die Fränkische Schweiz, um das schützende Territorium der Markgrafschaft Bayreuth zu erreichen. Als er am 16. Juni die Bambergsche Amtsstadt Weismain angriff, um die verweigerten Kontributionsforderungen zu erzwingen, leistete die Bürgerschaft besonders energischen Widerstand. Der preußische Angriff wurde noch am mittelalterlichen Mauerring der Stadt unter größeren Verlusten zurückgeschlagen.16 Eine Demütigung, die nicht ohne Folgen bleiben sollte.

Während Nürnberg die erlittenen Schäden auf etwa 20.000 fl. rh. bezifferte, 17 geben die Species Facti des Jahres 1758 die im Vorjahr angefallenen Schäden für das Fürstbistum Bamberg mit genau 58.137 fl. rh. an, 18 verursacht überwiegend in den Ämtern der Fränkischen Schweiz, die von dem Durchzug der Freitruppen betroffen waren. Auf das Städtchen Weismain entfielen jedoch allein 20.784 fl. und damit fast 36 % .19 Nachdem der preußische Angriff so schmählich zurückgeschlagen worden war, ließ Mayr die Vorstädte des Ortes systematisch niederbrennen, im Ganzen 24 Wohngebäude und ebenso viele Stallungen. Eine noch im September 1757 ausgeschriebene Kollekte lobte die "bezeigte[r] Herzhaft= und Standhaftigkeit" der Bürgerschaft, denen man zur "Wiedererbauung ihrer Wohnungen / noch auch zu forthinniger ehrlicher Nahrung" Unterstützung zukommen lassen werde.20 Es ist unklar, welche Summen diese Kollekte einbrachte und was die Bürger von Weismain im Winter 1757 / 58 noch erreicht hat, allerdings hatte doch - wie wir noch sehen werden - nach diesen Vorfällen ihre Bereitschaft, zukünftig Leben und Eigentum aufs Spiel zu setzten, empfindlich gelitten.

Erst Mitte August verließ das Reichsheer das Lager bei Fürth, um sich in Erfurt mit einer der beiden französischen Armeen unter dem Kommando des Prinzen von Soubise zu vereinigen.21 Monatelang kam es zu Scharmützeln und zermürbenden Märschen, ohne dass eine entscheidende Konfrontation mit preußischen Truppen stattgefunden hätte. Die Akten des Bamberger Hofkriegsrates dokumentieren fragmentarisch die Folgen dieses "Manöverkrieges" für die beteiligten Einheiten. So meldete allein die Kompanie des Majors von Bibra, es seien " 7 Mann theils desertirt, theils verlohren, ohnwissendt wie", bei einer weiteren Kompanie seien "der Feldwaibel und ein Mousquetier gefangen, ein Mousquetier desertirt". 22

Wie belastend die unablässigen Märsche nicht nur für die Mannschaften, sondern auch für die Pferde waren, wird aus den Verlusten deutlich, die eine Dragoner- kompanie angab. So seien "4 Pferd abgängig [was wohl nichts anderes bedeutet, als verendet; d. V.] , dann 3 Pferd ohnumgänglich auszumustern". Neben einem teils erheblichen Abgang an Schusswaffen - im Falle der Infanteriekompanie von Bibra annähernd 20 % des Bestandes an Musketen - stechen insbesondere die Einbußen an Teilen der persönlichen Ausrüstung ins Auge. Allein die Kompanie Bibra (nur um die 100 Mann) verzeichneten den Verlust von 72 Feldflaschen, 36 Zelten und 76 "Feldsäcklein" die offenbar der universellen Aufbewahrung dienten. Die Grenadierkompanie Oberham meldete 36 Feldflaschen und 34 Feldsäcke, die oben erwähnte Dragonerkompanie 50 Feldsäcke, 66 Tornister und gar "15 Paar neue Stifel und 53 Paar zum Vorschuhen" als verloren.22a

Es fällt also auf, dass die Abgänge besonders hoch bei jenen Gebrauchsgegenständen waren, die sehr gut auch im zivilen Bereich Verwendung hätten finden können. Feldflaschen, Tornister und ganz besonders die hochwertigen Reiterstiefel dürften sehr begehrt gewesen sein und so liegt der Verdacht nahe, dass diese als verloren gemeldet, in Wahrheit aber an die Zivilbevölkerung oder gar an organisierte Hehler verkauft wurden.

Am 5. November 1757 fand die erste Feldzugssaison der Reichsarmee bei Roßbach ein jähes Ende. Ihre mit der französischen Südarmee verbundenen Kontingente, die ein knappes Viertel der eingesetzten Kräfte ausmachten, 23 erlitten eine vernichtende Niederlage gegen eine kaum halb so große preußische Armee. Die Folgen waren schwerwiegend. Während der demütigende Misserfolg in Frankreich jahrzehntelange Reformdebatten auslöste, die den Boden für die organisatorische Neugestaltung der Armee in den Revolutionskriegen bereiteten, war die Reichsarmee fortan nur noch unter dem Namen der "Reißausarmee" bekannt. Von den knapp 11.000 Mann Gesamtverlusten der kombinierten Armee entfielen auf die Reichstruppen 2.535, auf die fränkischen Kreisregimenter, die mehr als die Hälfte davon ausgemacht hatten, alleine 1.526. Die Masse geriet jedoch in Gefangenschaft, ohne einen einzigen Schuss abgefeuert zu haben.24

Ein Vorstoß nach Sachsen oder wenigstens das begrenzte Ziel, noch die Winterquartiere im Elbe - Saale - Gebiet einrichten zu können, war vorerst in weite Ferne gerückt. Die Armee des Prinzen von Soubise zog sich bis in den nördlichen Oberrheingraben zurück, die Reichsarmee überwinterte, großräumig disloziert, in Franken und der Oberpfalz.

Für die Bevölkerung des Hochstifts muss das erste Kriegsjahr, auch unabhängig von dem Einfall des Freikorps im Frühsommer, bereits vielfältige Belastungen zur Folge gehabt haben. Im Namen des Domkapitels äußerte Horneck von Weinheim bereits am 24. November gegenüber Seinsheim in aller Offenheit, dass die "Hochstifts-Landen, welche bey denen vorigen Völker=Durchzügen zimlich abgeschwächet worden seynd, durch die neuer Dingen veranlassende Marche [...] vollends erschöpfet und an Mitteln heruntergesetzet [werden]". Es sei zu befürchten, dass die wirtschaftlichen Schäden der bevorstehenden Einquartierungen weitaus größer seien, "als vormahlshin bey dem Einfall der Mayerischen Frey-Parthio geschehen ist " . 25

[...]


1 Delbrück, Hans: Geschichte der Kriegskunst, Bd. 4 Die Neuzeit, S. 131 ff.; Fiedler, Siegfried: Heerwesen der Neuzeit. Taktik und Strategie der Landsknechte, S. 107 f.; Zur Interpretation der Oranischen Heeresreform als Nukleus einer später auch gesamtgesellschaftlich wirksamen Sozial- disziplinierung vgl. insb. Oestreich, Gerhard: Soldatenbild, Heeresreform und Heeresgestaltung im Zeitalter des Absolutismus, S. 303 ff.

Die vollständigen bibliographischen Angaben finden sich im Literaturverzeichnis. Bei mehrmaliger Benennung wird zukünftig nur noch der Name des(r) Autor(in) angegeben. Nur wenn verschiedene Arbeiten des gleichen Verfassers rezipiert wurden, wird der Titel in Kurzform wieder aufgegriffen.

2 Flavius Vegetius Renatus: Epitoma Rei Militaris (4. Jh. n.Chr.); Aelianus Tacticus: De instruendis

aciebus (1. Jh. n. Chr.); Zur Oranischen Heeresreform allgemein: Delbrück, S. 197 ff.; Fiedler: Landsknechte, S. 140 ff.; Wie umfassend diese Antikenrezeption Eingang in die praktische Ausbildung gefunden hat wurde von Werner Hahlweg in seiner Habilitationsschrift belegt. (Die Heeresreform der Oranier und die Antike; erstmals Berlin 1941)

3 Vgl. Friedrich II.: Die Generalprinzipen des Krieges und ihre Anwendungen auf die Taktik und Disziplin der preußischen Truppen, S. 179 ; Zu Entstehungshintergrund und Intention der Generalprinzipien allgemein: Duffy, Christopher: Friedrich der Große. Ein Soldatenleben, S. 117 ff.

4 Hahlweg, Werner: Artikel "Clausewitz" in NDB, Bd. 3, S. 271-276; Zur Rezeption und Wirkungsgeschichte des Hauptwerkes "Vom Kriege" vgl. S. 272 ff.

5 Zur "applikatorischen Lehrmethode" vgl. Nowosadtko, Jutta: Krieg, Gewalt und Ordnung. Einführung in die Militärgeschichte, S. 54 ff.

6 In Österreich-Ungarn wurde mit dem K.u.K. Kriegsarchiv eine vergleichbare Einrichtung geschaffen, über deren Arbeiten sich das Selbe sagen ließe.

7 Vgl. Kroener, Bernhard R.: Vom "extraordinari Kriegsvolck" zum "miles perpetuus", S. 141; Nowosadtko: Krieg, Gewalt und Ordnung, S. 75 ff.

8 Vgl. Kroener: Vom "extraordinari Kriegsvolck", S. 142 ff.

9 Darunter auch Fritz Redlich, dessen Arbeit The German Military Enterpriser and his Work Force. A Study in European Economic an Social History (1964) maßgeblich zur Öffnung der Militärgeschichte für sozialgeschichtliche Fragestellungen beitrug; Vgl. Pröve, Ralf:Vom Schmuddelkind zur anerkannten Subdisziplin?, S. 598

10 Vgl. Nowosadtko: Krieg, Gewalt u. Ordnung, S. 71 ff.; Pröve, Ralf: Schmuddelkind, S. 598

11 Büsch, Otto: Militärsystem und Sozialleben im alten Preußen 1713-1807. Die Anfänge der sozialen Militarisierung der preußisch-deutschen Gesellschaft; Erstmals Berlin 1962

12 Ritter, Gerhard: Staatskunst und Kriegshandwerk; Für die Fragestellung dieser Arbeit insb. Bd. 1 Die altpreußische Tradition 1740-1890.

13 Wohlfeil, Rainer: Wehr-, Kriegs- oder Militärgeschichte ?

14 Vgl. ebd. S. 170

15 Vgl. ebd. S. 175

15a Hansen, Ernst Willi: Zur Problematik einer Sozialgeschichte des deutschen Militärs im 17. und

18. Jahrhundert. Ein Forschungsbericht, S. 434 ff.

16 Er beklagte insbesondere gegenüber der angelsächsischen und französischen Forschung einen wachsenden Rückstand im Bereich sozialgeschichtlich ausgerichteter Arbeiten; Vgl. Kroener: Vom "extraordinari Kriegsvolck", S. 161

17 Verwiesen sei hier nur auf den Forschungsbericht von Ralf Pröve: Vom Schmuddelkind zur anerkannten Subdisziplin ? (2000) und den Einführungsband von Jutta Nowosadtko: Krieg, Gewalt und Ordnung (2002)

18 Zu der Vielfalt und Diversifizierung der neuen Ansätze vgl. Pröve: Schmuddelkind, S. 606 ff.; Mit ausführlichen bibliographischen Angaben insb. Nowosadtko: Krieg, Gewalt u. Ordnung, S. 131 ff.

19 Für die Vorstöße der Jahre 1757 und 1758 vgl. Schweitzer: Der preußische Einfall im Bamberger Fürstbisthume; Für die Invasionen 1759 und 1762 vgl.Kilian: Dritter bzw. Vierter Einfall der Preußen.

2 0 Zu verweisen wäre hier insbesondere auf die sogen. Species Facti (siehe weiter unten), die offenbar die ausschließliche Arbeitsgrundlage beider Beiträge bilden.

21 Looshorn, Johann: Geschichte des Bisthums Bamberg, Bd. 7, Hier S. 231

22 Großer Generalstab: Die Kriege Friedrichs des Großen; Der Siebenjährige Krieg. Für die preußischen Operationen in Franken Bd. 3 (1757), Bd. 7 (1758), Bd. 9 (1759)

23 Brabant, Artur: Das Heilige Römische Reich teutscher Nation im Kampf mit Friedrich dem Großen; insb. Bd.2: Die Reichspolitik und der Feldzug in Kursachsen 1758

23a Der Begriff des Untertanen soll in dieser Arbeit in einem weit gefassten, zeitgenössischen Verständnis gebraucht werden. Zedlers Universallexikon definiert die Untertanen etwa als "diejenigen, welche einer Obrigkeit unterworffen und deren Gesetzten und Befehlen zu gehorchen verbunden sind" (Bd. 49, S.1142, Sp.2253). Ein solcher Gebrauch des Begriffes scheint hier sinnvoll, da in der idealtypischen Konzeption der Kabinettskriege, der aktiv handelnde Souverän und die seinem Willen unterworfene bewaffnete Macht, dem passiven Untertanenverband gegenübergestellt wird.

23b Kroener, Berhard / Pröve, Ralf (Hrsg.): Krieg und Frieden. Militär und Gesellschaft in der Frühen Neuzeit (1996); Kroll, Stefan / Krüger, Kersten (Hrsg.): Militär und ländliche Gesellschaft in der Frühen Neuzeit (2000)

24 Species Facti. Fernerweite verläßige Geschichtsverzehlung und umständliche Beschreibung derer dem Fürstlichen Hochstifft Bamberg durch verschiedene gewaltsam eingedrungene königlich= preußische und Chur=Fürstlich=Brandenburgische Kriegs=Völkere landfriedensbrüchig zugefügte Vergewaltiungen [...]; Bamberg 1758; Für die preußischen Invasionen der Jahre 1759 und 1762 wurden später nach dem selben Muster ganz ähnliche Klagschriften erstellt.

25 StA Ba, Rep.B 63; Tatsächlich waren beide Behörden personell völlig identisch besetzt, wie die Verzeichnisse des Hof- Stands- und Staatskalenders (1764) belegen; Vgl. dort S. 59 ff. bzw. 62 ff.

26 StA Ba, Rep.71 / II; Die Aktenbestände sind zeitlich deckungsgleich mit den Phasen, in denen die Hochstifte Bamberg und Würzburg in Personalunion vereinigt waren. Der jeweilige Fürstbischof residierte dann üblicherweise in Würzburg, während er die Amtsführung in Bamberg einer Statthalterregierung überließ, die jedoch an dessen Instruktionen vollständig gebunden blieb.

27 Meine Anfrage enthielt dabei ausdrücklich nicht nur eine Schilderung der Kampagne, sondern auch Namen und Nummern der beteiligten Regimenter, über die das Generalstabswerk recht genau Auskunft gibt.

1 Schon bei Hans Delbrück findet sich die klassische Trennlinie der "Epoche der stehenden Heere" (Bd. 4, 3. Buch, S. 285-495) zu dem vorausgehenden "Zeitalter der Religionskriege" und der nachfolgenden "Epoche der Volksheere". Neuere Überblicksdarstellungen wie John Childs: Armies and Warfare in Europe 1648-1789 (1982) und Jürgen Luhs: Kriegskunst in Europa 1650-1800 (2004) messen diesen Epochengrenzen noch grundsätzlich die gleiche Bedeutung bei.

2 Vgl. etwa Black, Jeremy: European Warfare 1660-1815 (1994)

3 Die These an sich ist allerdings nicht neu, bekanntlich demontierte schon von Alexis de Tocqueville den Mythos vom vollständigen Bruch mit der alten Ordnung während der Französischen Revolution.

4 Als Beispielhaft wären die Compagnies d´ordonnances in Frankreich zu nennen, die noch während des Hundertjährigen Krieges begründet wurden. Vgl. Delbrück, Bd. 4, S. 288

5 Vgl. Krüger, Kersten: Kriegsfinanzen und Reichsrecht im 16. und 17. Jahrhundert, S. 57

5a Vgl. Emer de Vattel: Le droit des gens ou principes de la loi naturelle [...], Buch III, Kaptiel I, § 6,

(S. 369). Diese prägnante Feststellung bleibt im Grundsatz auch von der heutigen Forschung unwidersprochen. Vgl. etwa Kunisch, Johannes: La guerre c’est moi. Zum Problem der Staatenkonflikte im Zeitalter des Absolutismus, S. 39 ff.

6 Ein zeittypisches Paradoxon stellt der abgedankte "gartende Landsknecht" dar, der wiederum durch neu geworbene Söldner bekämpft werden muss. Vgl. dazu insbes. Burschel, Peter: Söldner im Nord- westdeutschland des 16. und 17. Jahrhunderts, Kapitel V., S. 273-317; Auch Baumann, Reinhard: Landsknechte. Ihre Geschichte und Kultur vom späten M.A bis zum Dreißigjährigen Krieg, S. 131 ff.

7 Vgl. Caspary, Hermann: Staat, Finanzen, Wirtschaft und Heerwesen im Hochstift Bamberg, S. 289 ff.

8 Vgl. ebd. S. 293

8a Vgl. Black, S. 211 ff.

9 Zahlenangaben zu Truppenstärken unterliegen in der Literatur erheblichen Schwankungen, was nicht nur an der noch recht fragmentarischen Datenbasis liegt, sondern auch davon abhängt, ob man Milizverbände, die beispielsweise zum Garnisonsdienst oder Küstenschutz mobilisiert wurden, mit einrechnet; Tabellarische Zusammenstellungen z.B. bei Kroener, Bernhard: „Das Schwungrad an der Staatsmaschine“. Die Bedeutung der bewaffneten Macht in der europäischen Geschichte der Frühen

Neuzeit, S. 7; Luh, S. 17; Childs, S. 42

10 Vgl. Kroener: Schwungrad, S. 9 ff.

11 Vgl. Hintze, Otto: Staatsverfassung und Heeresverfassung, S. 69 ff.; ders.: Wesen und Wandlung des modernen Staates, S. 480 f.

12 Vgl. Großer Generalstab: Der Siebenjährige Krieg Bd. 7, Anlage 3, S. 20 ; wieder abgedruckt in: Kroener, Bernhard R.: Die materiellen Grundlagen österreichischer und preußischer Kriegs- anstrengungen 1756-1763.

13 Erst ab der 2. Hälfte des 17. Jh. sind die Schwankungen der Mannschaftsstärken der Regimenter im Verlauf eines Krieges teilweise dokumentiert, was verallgemeinernde Aussagen ermöglicht.

14 Vgl. Kroener: Schwungrad, S. 11; Zum Medizinalwesen insbesondere Luh, S. 55-76

15 Vgl. Parker, Geoffrey: Die militärische Revolution. Die Kriegskunst und der Aufstieg des Westens 1500-1800, Kapitel 2: Logistik (S. 68-106); Creveld, Martin van: Supplying war. Logistics from Wallenstein to Patton; Für die Kabinettskriege insbesondere S. 17 – 39; Luh, Kapitel 1:Versorgung und Unterhalt (S. 13-80)

16 Vgl. Schmidt, Hans: Der Einfluss der Winterquartiere auf Strategie und Kriegführung des Ancien Régime

17 Friedrich II., gerne als Vertreter einer offensive Strategie gewertet, die sich von den defensiven Lehren des Zeitalters abhob, äußert hingegen in den Generalprincipia im Bezug auf die böhmisch-schlesische Grenze: "Der ganze Landstrich [...], den Ihr im Sommer ausfouragiert habt, wird Euch die Winterruhe sichern" (S. 186)

18 Die immer noch umfassendste Bibliographie zum militärtheoretischen Schriftgut des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit bietet Max Jähns: Geschichte der Kriegswissenschaften vornehmlich in Deutschland. Bezeichnend ist, dass der dritte Band allein dem Zeitraum 1740-1800 gewidmet ist.

19 Zur Tendenz der Verwissenschaftlichung des „Kriegshandwerks“ vgl. allgemein Hohrath, Daniel: Spätbarocke Kriegspraxis und aufgeklärte Kriegswissenschaften; auch Kunisch, Johannes: Friedensidee und Kriegshandwerk im Zeitalter der Aufklärung; S. 133 ff.

20 Vgl. Jähns, Bd. 3, S. 2606

21 Eichberg, Hennig: Geometrie als barocke Verhaltensnorm. Fortifikation und Exerzitien. Für das Militärwesen hier insbesondere S. 21 ff. und S. 34 ff.; Zum geometrischen Ordnungsdenken allgemein vgl. auch: Kunisch, Johannes: Absolutismus, S. 11 ff.

22 Vgl. Eichberg, S. 26-34

23 Vgl. Luh, S. 147 ff. bzw. 197 ff.

24 Vgl. Kunisch: Abosulutismus, S. 91 ff.

25 Vgl. Ritter, Bd. 1, S. 50-59 auch 41 ff.

26 Vgl. Fleming, Hannß Friedrich von: Der vollkommene teusche Soldat, S. 188

27 ebd. S. 188

28 Archenholz, Johann Wilhelm von: Geschichte des Siebenjährigen Krieges in Deutschland von 1756 bis 1763, S. 22

29 Zit. nach Hohrath, Daniel: Der Bürger im Krieg der Fürsten, S. 305

30 Zit. nach Ritter, S. 57

31 Vgl. z.B. Kunisch: Absolutismus, S. 95 f. und S. 157

32 Vgl. Rink, Martin: Vom "Partheygänger" zum Partisanen. Die Konzeption des kleinen Krieges in Preußen 1740-1813., S. 92 f.

33 Vgl. Kunisch, Johannes: Der Kleine Krieg. Studien zum Heerwesen des Absolutismus, S. 6

34 Vgl. Grandmaison, Thomas Auguste le Roy de: Der Kleine Krieg oder Abhandlung von dem Dienst der leichten Truppen im Felde (erstmals 1756), S. 5; Das Werk gilt als besonders einflussreich und wurde auch im deutschsprachigen Bereich jahrzehntelang breit rezipiert, wie zwei Übersetzungen (1762 und 1809) belegen. Nach Max Jähns (Bd. 3, S. 2712) soll die Lektüre Grandmaisons auch auf Friedrichs II. Beurteilung der leichten Truppen nachhaltig gewirkt haben.

35 Vgl. Wernitz, Frank: Die preußischen Freitruppen im Siebenjährigen Krieg 1756-1763, S. 11

36 Vgl. Kunisch: Der Kleine Krieg, S. 34 ff.

37 Vgl. Tempelhof, Georg Friedrich von: Geschichte des Siebenjährigen Krieges in Deutschland [...], Bd. 2 Feldzug 1758, S. 9

38 Vgl. die Kapitel 18 bis 20 bei Grandmaison (S. 184-197), die sich anhand von Fallbeispielen und Anekdoten explizit mit Hinterhaltstaktiken gegen kleinere Gruppen von Soldaten, Versorgungskonvois und Feldwachen befassen.

39 Zum Kontakt zwischen ländlicher Bevölkerung und Freitruppen vgl. allgemein Rink, Martin: Die noch ungezähmte Bellona. Der Kleine Krieg und die Landbevölkerung in der Frühen Neuzeit.

40 Vgl. Archenholz: S. 203; Das erwähnte "memento mori" bezieht sich insbesondere auch auf das Totenkopfemblem, das die schwarzen Husaren an ihrem Dolman trugen.

41 Vgl. Kunisch, Johannes: Die große Allianz der Gegner Preußens im Siebenjährigen Krieg, S. 92 f.

42 Vgl. dazu den Ausblick in Kapitel VIII.

43 Vgl. Wernitz: Die preußischen Freitruppen, S. 123-128

44 Vgl. Kunisch: Der Kleine Krieg, S. 13 ff.

45 ebd. S. 50 ff.

1 Bei der Reichsdefensionalordung handelte es sich tatsächlich um insgesamt sechs Einzelresolutionen, die in den Jahren 1681 / 82 unter dem Eindruck der wachsender Bedrohung durch das ludovizianische Frankreich und das Osmanische Reich, zustande gekommen waren. Bis dahin galten noch die Wormser Matrikel von 1521, die das Simplum auf 24.000 Mann festgelegt hatten.

2 Vgl. Neuhaus, Helmut: Das Reich im Kampf mit Friedrich dem Großen, S. 217 ff.

3 Die fränkische Infanterie war sogar stärker als gefordert. Es wurden nämlich 3. Inf.-Regimenter mit einer Sollstärke von 1.940 Mann aufgeboten. Ein Ausgleich für einen gewissen Mangel an Kavallerie, da die beiden Dragonerregimenter lediglich 700 Mann stark waren. Vgl. Güßregen, Josef: Die Wehrverfassung des Hochstiftes Bamberg im 18. Jahrhundert, S. 17

4 Vgl. Sicken, Bernhard: Das Wehrwesen des Fränkischen Reichskreises, S. 111

5 Der Beitrag von Schmalkalden und Schönborn - gerade mal 26 Mann - war in diese Einheiten integriert.Vgl. Güßregen, S. 17

6 Vgl. Archenholz, S. 52

7 Vgl. Schnitter, Helmut: Volk und Landesdefension, S. 169

8 Vgl. Helmes, Hermann: Aus der Geschichte der Würzburger Truppen (1628-1802), S. 72 ff.

Die Benennung der Regimenter ist aus der Farbe ihrer Uniformaufschläge abgeleitet. Die Grundfarbe

der Uniform war hingegen, wie bei der kaiserlichen Infanterie üblich, weiß; Zu den Verhandlungen um die Modalitäten des Subsidienvertrages vgl. insb. Hofmann, Wilhelm: Die Politik des Fürstbischofs von Würzburg und Bamberg Adam Friedrich Grafen von Seinsheim 1756-1763, S. 15 ff.

9 Vgl. Gotthard, Axel: Das Alte Reich 1495-1806, S. 136 ff.

10 Vgl. Brunner, Otto: D. politische Stellung des fränk. Reichskreises im Siebenjährigen Krieg, S. 7 ff.

11 Dieses gehörte gar zu den bewährtesten Subsidienregimentern Preußens. In den Schlachten von Hohenfriedberg 1745 und Leuthen 1757 hatte es maßgeblichen Anteil an den preußischen Erfolgen. Vgl. Duffy, S. 99 ff. bzw. 213 ff.

12 Vgl. Großer Generalstab, Bd. 3, S. 117

13 Zum Gesamtzusammenhang vgl. Duffy, S. 189 f.

14 Gesamtdarstellungen der ersten preußischen Invasion in: Großer Generalstab, Bd. 3 S., 117-125; Schweitzer: Erster Einfall der Preußen in das Bamberger und Nürnberger Gebiet, S. 5-27;

Brabant, Bd. 1, S. 112-124

15 Vgl. Brunner, S. 25

16 Nach einheitlicher Darstellung hatten die Angreifer 12 Tote und bis zu 50 Verwundete zu beklagen, während es unter der gut verschanzten Bürgerschaft lediglich fünf Verwundete gab.

17 Vgl. Brabant, Bd. 1, S. 125

18 Vgl. Species Facti,Teil I, S. 5

19 Vgl. Stadtarchiv Ba: Rep. B 4-48, Bd. II, Nr. 84

20 ebd.

21 Vgl. Brabant, Bd. 1, S. 183 ff.

22 Vgl. StA Ba: Rep. B 63, Nr. 782

22a ebd.

23 Etwa 10.000 von insgesamt 40.000 Mann. Die Angaben schwanken allerdings deutlich. So geht Brabant von ca. 11.000, das Generalstabswerk (Bd. 5, S. 207 f., auch bei Neuhaus, S. 219) nur von 8.400 aus. Die preußischen Kräfte werden recht einheitlich mit knapp 23.000 Mann veranschlagt.

24 Vgl. Brabant, Bd. 1, S. 335 f.; Die preußischen Gesamtverluste betrugen nur rund 560 Mann.

25 Vgl. das Schreiben von Philip Anton Horneck von Weinheim an Seinsheim in Würzburg vom

24. Nov. 1757; StA Ba: Rep. B 71 / II, Bd. 13, Nr. 45

Ende der Leseprobe aus 133 Seiten

Details

Titel
Die Invasion des Hochstifts und die Besetzung Bambergs durch das preußische Détachement von Driesen 1758
Hochschule
Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Note
1,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
133
Katalognummer
V117542
ISBN (eBook)
9783640200016
ISBN (Buch)
9783640205776
Dateigröße
1114 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Invasion, Hochstifts, Besetzung, Bambergs, Détachement, Dreisen
Arbeit zitieren
Diplom-Historiker (Univ.) Erik Omlor (Autor:in), 2007, Die Invasion des Hochstifts und die Besetzung Bambergs durch das preußische Détachement von Driesen 1758, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/117542

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