1. ZIELSETZUNG, METHODE UND AUFBAU DER ARBEIT
Der UNO-Weltgipfel zur Informationsgesellschaft (World Summit on the Information Society, WSIS)war in zweifacher Hinsicht eine Premiere. Erstmals wurde global und auf höchster Ebene über die Auswirkungen, Chancen und gerechte Verteilung moderner Informations- und Kommunikationstechnologien (IuKT) diskutiert. Und erstmals wurden die Zivilgesellschaft und der Privatsektor umfassend in den Politikbildungsprozess eines UN-Gipfels eingebunden. In einem mehr als dreieinhalb Jahre langen Prozess sprachen alle betroffenen gesellschaftlichen
Akteure über die globale Netzsicherheit, E-Government, Meinungsfreiheit und die Überbrückung der digitalen Kluft (digital divide)1 zwischen Industrie- und Entwicklungsländern. Am Ende des Gipfels am 18. November 2005 unterschrieben die UN-Staaten eine gemeinsam erarbeitete Absichtserklärung und einen Aktionsplan.
Das Besondere des WSIS war zudem sein normativer Charakter: Es sollte eine Vision der Informationsgesellschaft entworfen werden. Auf dem Gipfel wurde nicht nur über bereits gegebene Normen diskutiert, sondern es wurden auch neue Normen gesetzt. Das neue Phänomen der Informationsgesellschaft brauchte eine international anerkannte Definition, um greifbar und damit politisierbar zu werden.
In meiner Arbeit möchte ich die Frage klären, welche Rolle die Zivilgesellschaft für den WSIS hatte. Hierfür werde ich erstens untersuchen, welche Rahmenbedingungen für eine Teilnahme vorlagen, und zweitens, wie die Zivilgesellschaft diese Möglichkeiten nutzte. Die Rahmenbedingungen für eine zivilgesellschaftliche Teilnahme an UN-Gipfeln sind über mehrere
Jahrzehnte hinweg entstanden. Im Vorfeld des WSIS wurden einige Änderungen vorgenommen, da die bisherigen Regelungen nicht mehr zeitgemäß waren. Dennoch gibt es im UN-System keine für die Staaten bindenden Gesetze. Es handelt sich immer nur um Richtlinien und Empfehlungen, die durchaus interpretierbar sind. Während des WSIS-Prozesses kam es daher immer wieder zu Modifizierungen der Teilnahmemodalitäten und zu entsprechenden Gegenreaktionen der zivilgesellschaftlichen Teilnehmer.[...]
Inhaltsverzeichnis
- Liste der Abkürzungen
- Liste der Diagramme
- 1. Zielsetzung, Methode und Aufbau der Arbeit
- 2. Begriffe, Definitionen, Konzept
- Zivilgesellschaft
- Informationsgesellschaft
- Digitale Kluft
- Globales Regieren
- Die Vereinten Nationen und die Zivilgesellschaft
- Die Rolle der Zivilgesellschaft für den WSIS: Untersuchungsdesign
- Teilnahmemodalitäten
- Zugang zu Informationen
- Konsultierung
- Artikulation
- Netzwerkbildung
- Lobbying
- 3. Der UNO-Weltgipfel zur Informationsgesellschaft WSIS
- Entstehung und Struktur
- Ablauf
- Themen und Konflikte
- Organisationsstruktur
- Staatliche Akteure
- Private Akteure
- Zivilgesellschaftliche Akteure
- 4. Südafrika als Untersuchungsbeispiel
- Zivilgesellschaft in Südafrika
- Informations- und Kommunikationstechnologien in Südafrika
- 5. Die Untersuchung: Die Rolle der Zivilgesellschaft für den WSIS
- Gewährte Partizipationsmöglichkeiten
- Teilnahmemodalitäten
- Zugang zu Informationen
- Konsultierung
- Zusammenfassung
- Eigeninitiative: Fallbeispiel südafrikanische Zivilgesellschaft
- Artikulation
- Netzwerkbildung
- Lobbying
- Zusammenfassung
- 6. Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die wissenschaftliche Arbeit untersucht die Rolle der Zivilgesellschaft für den UNO-Weltgipfel zur Informationsgesellschaft (WSIS). Sie befasst sich mit den Möglichkeiten und Herausforderungen der Partizipation der Zivilgesellschaft an diesem globalen Prozess.
- Die Bedeutung der Zivilgesellschaft im Kontext der Informationsgesellschaft
- Die Rolle der Zivilgesellschaft bei der Gestaltung der digitalen Agenda
- Die Herausforderungen der Partizipation der Zivilgesellschaft an globalen Prozessen
- Die Auswirkungen des WSIS auf die Zivilgesellschaft in Südafrika
- Die Bedeutung von Netzwerken und Koalitionen für die Zivilgesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Zielsetzung, die Methode und den Aufbau der Arbeit erläutert. Anschließend werden die zentralen Begriffe und Konzepte der Arbeit definiert, darunter Zivilgesellschaft, Informationsgesellschaft, Digitale Kluft und Globales Regieren. Im Fokus steht dabei die Rolle der Zivilgesellschaft im Kontext der Vereinten Nationen.
Kapitel 3 befasst sich mit dem UNO-Weltgipfel zur Informationsgesellschaft (WSIS). Es werden die Entstehung und Struktur des Gipfels, der Ablauf, die Themen und Konflikte sowie die Organisationsstruktur beleuchtet. Kapitel 4 fokussiert auf Südafrika als Untersuchungsbeispiel. Es werden die Zivilgesellschaft in Südafrika und die Informations- und Kommunikationstechnologien in diesem Land analysiert.
Im Kapitel 5 wird die Rolle der Zivilgesellschaft für den WSIS anhand von empirischen Daten untersucht. Es werden die gewährten Partizipationsmöglichkeiten sowie die Eigeninitiative der südafrikanischen Zivilgesellschaft analysiert. Die Arbeit endet mit einem Fazit und Ausblick, in dem die wichtigsten Ergebnisse zusammengefasst und die Bedeutung der Ergebnisse für die Zukunft der Zivilgesellschaft und der Informationsgesellschaft diskutiert werden.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Zivilgesellschaft, Informationsgesellschaft, Digitale Kluft, Globales Regieren, UNO-Weltgipfel zur Informationsgesellschaft (WSIS), Partizipation, Netzwerke, Koalitionen und Südafrika. Im Fokus stehen die Möglichkeiten und Herausforderungen der Partizipation der Zivilgesellschaft an globalen Prozessen, insbesondere im Kontext des WSIS.
- Arbeit zitieren
- Petra Sander (Autor:in), 2006, Die Rolle der Zivilgesellschaft für den UNO-Weltgipfel zur Informationsgesellschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/117580