Die Theologie Karl Rahners lebt vom Geheimnis Gottes und vom Geheimnis des Menschen. Geheimnis ist dabei weder ein Ersatz für den Verzicht auf das Denken, aber auch nicht erst ein Wort am Rande menschlicher Möglichkeiten. Das Geheimnis ist zwar Grenze, ist aber schon vor jedem Anfang des Denkens gegenwärtig.
Nach der Einleitung, in der das Unvermögen des neuzeitlichen Denkens für das Geheimnis zur Sprache kommt, werden im ersten Teil Rahners philosophische Voraussetzungen dargelegt. Gerade weil der Mensch unaufhebbar auf die Transzendenz verwiesen ist, ist und bleibt er selbst ein Geheimnis. Albus zeigt dies von der Abstraktionslehre bis zum Ansatz in der Anthropologie auf.
Der zweite Teil zeigt zunächst, wie diese erkenntnistheoretischen Vorüberlegungen Voraussetzungen sind für den theologischen Begriff von Geheimnis, durch diesen aber auch eingeholt werden. Nach einer kurzen Skizze über Rahners Auseinandersetzung mit dem schultheologischen Begriff von Geheimnis ergibt sich eine Analogie der geistigen Dynamik des Menschen auf die Transzendenz und ursprünglicher Charakteristika dessen, was Gott heißt: die Namenlosigkeit, die Unbegrenzbarkeit, die Unverfügbarkeit und so weiter. Der Mensch kann aber als Geheimnis nicht verstanden werden, wenn man nicht sieht, wie die Transzendenzerfahrung im "übernatürlichen Existential" gründet. Dieses ist aber als Hinordnung zu Gott bereits die Gnade Gottes beim Menschen selbst. In dieser Perspektive möchte der Verfasser auch das Verhältnis des "esse commune und des esse absolutum" klären. Nun wird das Geheimnis Gottes als seine Selbstmitteilung in den entscheidenden Dimensionen entfaltet.
Der dritte Teil beschäftigt sich konsequent mit Rahners Auffassung vom Sprechen von Geheimnis. Zuerst wird der Kontext theologischen Sprechens geklärt: der ekklesiale Charakter, das reflexe Satzwissen und das unreflexe wissende Haben einer Wirklichkeit. Schließlich erscheint bei Rahner das Wort als das "Ursakrament der Transzendenz". Die entsprechenden Äußerungen Rahners zum Dichterischen und zu den Urworten werden besonders ausführlich analysiert. Schließlich erscheint die theologische Aussage als eine Aussage in das Mysterium hinein. Die Theologie des Geheimnisses Rahners erfordert am Ende eine Hinführung und Einweisung in das Geheimnis selbst, die den Katechumenen vor die eigene Existenz bringen: eine Mystagogie.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG:
- Vorbetrachtungen zu "Geheimnis"
- I. PHILOSOPHISCHE VORAUSSETZUNGEN
- § 1 Der Hermeneutische Zirkel der Theologie Rahners: Die transzenden-tale Komponente seines Denkens am Beispiel seiner Abstraktionslehre
- - Die Transzendenz als Bedingung der Möglichkeit einer kategorialenErkenntnis
- Transzendenz und Erfahrung
- "Sein", das Wovon und das Woraufhin der menschlichen Erkenntnis
- Deutung des Woraufhin der Transzendenz des Geistes als das Geheim-nis
- Das "Mehr" der transzendentalen Erfahrung (im Vergleich zu denexakten Wissenschaften) als der Geheimnischarakter des menschlichenDaseins
- § 2
- Die Grundzüge des Woraufhin der Geisttranszendenz als vomsprung her auszeichnende Charakteristika Gottes
- Ur-
- 1. Das Namenlose
- 2. Das Unbegrenzbare
- 3. Das Unverfügbare
- § 3 Der Ort des Verständnisses von Geheimnis
- § 4 Der Mensch als Geheimnis:
- Das übernatürliche Existential
- Exkurs: Das Verhältnis des esse commune und des esse absolutum im Hin-blick auf das übernatürliche Existential
- § 5
- Gott, dem Menschen als heiliges Geheimnis gegeben: Die Selbstmit-teilung Gottes (Die theologischen "Geheimnisse")
- Gnade: Die Erfahrung der absoluten und vergebenden Nähe Gottes
- Inkarnation: Die kategorial-geschichtliche Offenbarung
- Trinität: Das Grundgeheimnis
- § 1 Der Hermeneutische Zirkel der Theologie Rahners: Die transzenden-tale Komponente seines Denkens am Beispiel seiner Abstraktionslehre
- II. EINHOLUNG DER ERKENNTNISTHEORETISCHEN ÜBER-LEGUNGEN IN DEN THEOLOGISCHEN BEGRIFF VON GE-HEIMNIS
- § 1 Die Kritik Rahners am theologischen Schulverständnis des Geheim-nisbegriffs
- - Geheimnis als defizienter Modus eines Satzes
- § 1 Die Kritik Rahners am theologischen Schulverständnis des Geheim-nisbegriffs
- III. ZUM SPRECHEN VON GEHEIMNIS
- § 1 Der formale Aspekt
- 1. Alltagssprache
- 2. Vorüberlegungen zum theologischen Sprechen
- a. Der ekklesiale Charakter der theologischen Aussage
- b. Die kommunitäre terminologische Sprachregelung
- c. Reflexes Satzwissen
- d. Unreflexes wissendes Haben einer Wirklichkeit
- - "Successio apostolica" als Modell
- § 2 Das Wort als Ursakrament der Transzendenz
- § 3 Die theologische Aussage als eine Aussage ins Mysterium hinein
- § 4 Die mystagogische Funktion des Wortes
- - Notwendigkeit einer Mystagogie
- § 1 Der formale Aspekt
- SCHLUSS: Beispiele theologischer Sätze
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Zulassungsarbeit von Bertold Albus analysiert die Beziehung zwischen theologischer Aussage und dem Geheimnis Gottes bei Karl Rahner. Ziel ist es, Rahners Herangehensweise an das Geheimnis im Kontext seiner Philosophie und Theologie zu verstehen und die Auswirkungen auf das theologische Sprechen zu untersuchen.
- Rahners Hermeneutischer Zirkel und die transzendentale Komponente seines Denkens
- Der Einfluss von Platon und Aristoteles auf Rahners Begriff von Geheimnis
- Das Wesen des Geheimnisses in der Theologie Rahners: Gottes Unzugänglichkeit und die Grenzen menschlichen Verstehens
- Die Rolle des übernatürlichen Existentials und die Selbstmitteilung Gottes in der Theologie Rahners
- Die Herausforderungen und Möglichkeiten des Sprechens über Geheimnis in der Theologie
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema "Geheimnis" ein und beleuchtet dessen Bedeutung in der Philosophie Platons und Aristoteles. Das erste Kapitel untersucht Rahners philosophische Voraussetzungen, insbesondere die transzendentale Komponente seines Denkens und deren Auswirkungen auf die Frage des Geheimnisses. Das zweite Kapitel befasst sich mit der Einholung der erkenntnistheoretischen Überlegungen in den theologischen Begriff von Geheimnis. Der Fokus liegt dabei auf Rahners Kritik am traditionellen Schulverständnis des Geheimnisses und der Bestimmung des Geheimnisses als ein Merkmal Gottes selbst. Das dritte Kapitel widmet sich dem Sprechen von Geheimnis, wobei der formale Aspekt, das Wort als Ursakrament der Transzendenz und die mystagogische Funktion des Wortes beleuchtet werden.
Schlüsselwörter
Die Zulassungsarbeit konzentriert sich auf die zentralen Themen der Theologie Karl Rahners, insbesondere das Geheimnis Gottes, die transzendentale Philosophie, das übernatürliche Existential, die theologische Aussage und die Hermeneutik. Weitere wichtige Begriffe sind der Hermeneutische Zirkel, die Geisttranszendenz, die Inkarnation und die Trinität. Die Arbeit analysiert Rahners Ansatz im Kontext der philosophischen Traditionen Platons und Aristoteles.
- Quote paper
- Bertold Albus (Author), 1983, Beziehung zwischen theologischer Aussage und dem Geheimnis Gottes bei Karl Rahner, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1176672