„Der Güter höchstes dürfen wir verteid’gen gegen Gewalt“ . In diesem Vers beruft sich Werner Stauffacher während der Rütlischwurszene auf das Naturrecht, das unveräußerliche, dem Menschen von Natur aus gegebene Recht auf Leben, körperliche Unversehrtheit und Freiheit. Darin findet die Reaktion der Urschweizer auf die Unterdrückung durch die habsburgerische Besatzungsmacht ihren Ausdruck. Das im Jahre 1804 uraufgeführte und von Friedrich Schiller verfasste Stück Wilhelm Tell liefert eine Begründung zur berechtigten Auflehnung gegen eine autoritär herrschende Regierung und endet schließlich mit dem durch seine gleichnamige Hauptfigur vollzogenen Tyrannenmord.
Einer, dessen „Werk […] unmittelbar die Politik der Menschenrechte des ausgehenden 18. Jahrhunderts“ prägte, war Jean-Jacques Rousseau. Dieser, dessen Gedankengut ideeller Wegbereiter der französischen Revolution war, beeinflusste mit seinen Veröffentlichungen unter anderem auch Friedrich Schiller. Deshalb, aber in erster Linie wegen Rousseaus Gleich- und Freiheitstheoretischer Ansätze, soll in vorliegender Arbeit das Rousseausche in Friedrich Schillers Wilhelm Tell herausgearbeitet werden. Ziel ist dabei nicht die Interpretation der Schriften von Jean-Jacques Rousseau. Auch werden seine darin auftauchenden anthropologischen Sachverhalte und historischen Entwicklungen, von denen er wiederholt den Anspruch erhoben hat sie bewiesen zu haben, nicht auf ihre Richtigkeit untersucht. Vielmehr sollen seine Theorien, neben einer kurzen allgemeinen Hinführung zum Wirken des Philosophen, nach ihren inhaltlichen Schwerpunkten untersucht werden.
Somit bilden die im ersten Abschnitt aufgezeigten Konstrukte von Rousseau lediglich die Basis für die darauf folgende literaturwissenschaftliche Untersuchung des Schillerschen Werkes. Zudem würde der Rahmen dieser Arbeit eine zusätzliche Deutung der Rousseauschen Theorien nicht zulassen.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Hauptteil
- 1. Jean-Jacques Rousseau
- 1.1. Rousseau allgemein
- 1.2. Der natürlich präsoziale Mensch
- 1.3. Der künstlich soziale Mensch
- 2. Schillers, Wilhelm Tell'
- 2.1. Rousseausches im Tell
- 2.1.1. Die Masse des Volkes
- a) Männer des Volkes
- b) Frauen des Volkes
- 2.1.2. Der mächtige Adel
- a) Das Idealbild
- b) Der Grenzfall
- c) Das Negativbild
- 2.1.3. Der Einzelgänger Tell
- 2.1.1. Die Masse des Volkes
- 2.1. Rousseausches im Tell
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht das Rousseausche in Friedrich Schillers Wilhelm Tell. Ziel ist es, die Einflüsse von Jean-Jacques Rousseaus Philosophie auf das Werk Schillers herauszuarbeiten und aufzuzeigen, wie Rousseaus Theorien von Gleichheit und Freiheit in Schillers Drama zum Ausdruck kommen. Dabei wird nicht auf die Interpretation der Schriften von Jean-Jacques Rousseau eingegangen, sondern ausschließlich auf deren inhaltliche Schwerpunkte, die für die Untersuchung von Schillers Werk relevant sind.
- Das Rousseausche Naturrecht und die Freiheit des Einzelnen
- Die Rolle des Volkes und die Kritik an der Unterdrückung durch die Obrigkeit
- Die Bedeutung von Gleichheit und Selbstbestimmung
- Die Auswirkungen von gesellschaftlichen Zwängen auf die menschliche Natur
- Die Ambivalenz von Macht und Herrschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und beleuchtet die zentrale Frage, inwiefern Friedrich Schillers Wilhelm Tell von Jean-Jacques Rousseaus Philosophie beeinflusst ist. Der Hauptteil befasst sich zunächst mit dem Wirken und Denken von Jean-Jacques Rousseau. Dabei werden seine Theorien vom natürlich präsozialen Menschen und vom künstlich sozialen Menschen beleuchtet, die im Kontext von Schillers Drama von besonderer Bedeutung sind. Anschließend wird die Dramaturgie von Schillers Wilhelm Tell unter dem Aspekt des Rousseauschen untersucht. Es werden die Charaktere der Masse des Volkes, des mächtigen Adels und des Einzelgängers Tell im Hinblick auf ihre Beziehung zur Freiheit, Gleichheit und Selbstbestimmung analysiert.
Schlüsselwörter
Jean-Jacques Rousseau, Friedrich Schiller, Wilhelm Tell, Naturzustand, Gesellschaft, Freiheit, Gleichheit, Selbstbestimmung, Tyrannenmord, Volksaufstand, Macht, Herrschaft, Unterdrückung.
- 1. Jean-Jacques Rousseau
- Arbeit zitieren
- Sebastian Schoener (Autor:in), 2005, Das Rousseausche in Friedrich Schillers ‚Wilhelm Tell’, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/117678