Prävention in der Gesundheitspsychologie. Handlungsfelder universeller und individueller Prävention


Einsendeaufgabe, 2021

21 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Universelle Perspektiven der Prävention
1.1 Interne und externe Ressourcen in derArbeitsorganisation
1.2 Fallbeispiel
1.3 Handlungsempfehlungen zum Fallbeispiel

2 Individuelle Perspektiven der Prävention
2.1 Gesundheits- und Patientencoaching
2.2 Coachingaufgaben im "Patientenfernen Bereich"
2.3 Coachingaufgabe: "Bewertung von Versorgungsnetzen"

3 Institutionelle Perspektiven der Prävention
3.1 Beauftragterfür Gesundheitsmanagement: Ein Überblick
3.2 Vor- und Nachteile der direkten Unterstellung der Unternehmensführung
3.3 Der Steuerkreis und Beauftragter für das Gesundheitsmanagement

Ziel dieser Arbeit

Literatur- und Quellenangaben

In der folgenden Arbeit wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit ausschließlich Das generische Maskulinum verwendet.

1 Universelle Perspektiven der Prävention

Die universelle Prävention richtet sich immer an die gesamte Bevölkerung oder ganze Bevölkerungselemente (z.B. arbeitende Bevölkerung in vorwiegend sitzenderTätigkeit).

An dieser Stelle sollen Prävention (Vorbeugung) und Gesundheitsförderung ineinander übergehen und sich ergänzen. In der universellen Prävention wird die Stärkung gesundheitsfördernder Schutzfaktoren mit einbezogen.

1.1 Interne und externe Ressourcen in der Arbeitsorganisation

Die Gesundheitsförderung orientiert sich an Antonovskys [Antonowsky, 1997] Idee der Salutogenese. Dabei steht die Gesundheit im Zentrum. Wichtig sind die Betrachtung und Untersuchung der Dinge, welche den Menschen gesund erhalten, auch wenn er (großen) Belastungen ausgesetzt ist.

Es muss ein Verständnis für gesundheitsschützende und wiederherstellende Faktoren vorhanden sein. Dazu zählen die im folgenden aufgeführten Ressourcen. In der allgemeinen Fachliteratur wird zwischen internen und externen Ressourcen unterschieden. Externe (im Umfeld liegende) Ressourcen werden nochmals untergliedert in organisationale und soziale Ressourcen. Unter internen Ressourcen werden die personalen (innenliegend) verstanden. Ressourcen können vor Belastungen schützen und/ oder die Gesundheit unterstützen und positiv beeinflussen. Sowohl Belastungen als auch Ressourcen ”(...) können körperlicher (biologischer), psychischer, sozialeroder Struktureller Art sein.” [9.1 Gesundheitsförderung und Prävention - Begriffsklärung I Nationaler Gesundheitsbericht 2020 ]

Als externe Ressourcen werden, unter der organisational Betrachtung, folgende angeführt:

- Aufgabenvielfalt
- Tätigkeitsspielraum
- Qualifikationspotential
- Partizipationsmöglichkeiten
- Zeitelastizität

Es kann davon ausgegangen werden, dass eine Person, welche in höherem Maße eigene Entscheidungen im Unternehmen treffen darf, weniger unter hohen Belastungen leidet. Dies trifft ebenso auf eine große Aufgabenvielfalt und Zeitelastizität zu. Ein Mitarbeiter, welcher ständig unter dem Druck steht, zu viele Aufgaben in zu wenig Zeit erledigen zu müssen oder keine flexible Zeiteinteilung zur Verfügung hat, leidet demzufolge eher unter der Beeinträchtigung des Wohlbefindens. Durch gewährte Flexibilität und Freiheit am Arbeitsplatz, kann ein Mitarbeiter sich weiterentwickeln und individuelle Strategien zu entlastenden Arbeitsweisen finden. Damit kommt es automatisch zu wenigerStresssituationen und geringeren gefühlten Belastung.

Unterdie soziale Betrachtung derexternen Ressourcen fallen:

- Unterstützung durch Vorgesetzte
- Unterstützung durch Kollegen
- Unterstützung durch Partner
- Unterstützung durch andere Personen
- Positives Sozial- und Arbeitsklima

Auch an dieser Stelle kann gesagt werden, dass Unterstützung durch die o.g. Personen eine hohe Belastung abmildern können. Hacker und Richter [Richter & Hacker, 2012] sprechen hier von der „puffernden Wirkung“ belastender Faktoren auf die Gesundheit durch erlebte soziale Ressourcen.

Zu internen (personalen) Ressourcen gehören:

- Kognitive Kontrollüberzeugung
- Kohärenzerleben
- Optimismus
- Selbstkonzept (Kontaktfähigkeit, Selbstwertgefühl)
- Handlungsmuster
- Bewältigungskompetenzen und
- Wissen/ Kompetenz angesehen. [Richter und Hacker, 2012, Bareiß et al, 2016]

Ist sich eine Person ihrer eigenen internen Ressourcen bewusst und weiß diese auch zu nutzen, nimmt damit die (gefühlte) Belastung ab. Eine dieser Ressourcen ist beispielsweise die kognitive Kontrollüberzeugung. Die Person geht davon aus/ weiß, dass sie die belastende Situation bewältigen kann. Gründe dafür können u.a. das Wissen sein, eine ähnliche Situation in der Vergangenheit schon gelöst und gemeistert zu haben. Mit Optimismus, einer grundsätzlichen positiven Grundeinstellung und dem Vertrauen in die eigenen Bewältigungskompetenzen lässt sich die Gesundheit und das Wohlbefinden stärken und damit die Belastung vermindern.

Es muss immer davon ausgegangen werden, dass vorhandene externe Ressourcen nur im Zusammenspiel mit den internen Ressourcen genutzt werden können. Ohne die Befähigung dazu und den Glauben an sich selbst, kann auch aus den besten externen Ressourcen kein Nutzen gezogen werden. Fehlen einer Person die nötigen Lebenskompetenzen, können die Herausforderungen des Lebens nur mangelhaft bewältigt werden. All ” (...) jene Fähigkeiten, die Menschen benötigen, um mit den Aufgaben des täglichen Lebens erfolgreich umzugehen” werden als Lebenskompetenzen angesehen. [BZgA-Leitbegriffe: Lebenskompetenzen und Kompetenzförderung ]

1.2 Fallbeispiel

Frau Melanie Michaelis arbeitet im Stab des Tochterunternehmens einer großen Bank. Sie ist seit über einem Jahr pandemiebedingt mit zwei Kindern (8 und 11 Jahre) im Homeoffice. Es gibt keinen voll ausgestatteten ergonomischen Arbeitsplatz. Besprechungen finden ausschließlich virtuell oder telefonisch statt. Sie lebt verheiratet mit ihrem Partnerzusammen.

Mit Hilfe zweier Fragebögen zur Erfassung der aktuellen Ressourcenrealisierung (RES) wurden die Fähigkeiten zur Bewältigung von Belastungen ermittelt. [Fragebogen zur Erfassung der aktuellen Ressourcenrealisierung (RES) - PDF Free Download (docplayer.org) , ] Frau Michaelis sollte damit ihre aktuelle Lage und Verfassung, sowohl beruflich als auch privat, einschätzen.

Es wurde festgestellt, dass Frau Michaelis grundsätzlich schon einige gute Bewältigungsressourcen verinnerlicht hat. Ihre Motivation sich im Unternehmen einzubringen ist als hoch einzuschätzen. Sie kann das Unternehmen in Bezug auf Produkte, Dienstleistungen und als Arbeitgeber weiterempfehlen. Die Zusammenarbeit mit den direkten Vorgesetzten/ Führungskräften schätzt Frau Michaelis als gut bis sehr gut ein. Zu der Aussage: “Bei meiner Arbeit sind keine unnötigen Störungen vorhanden” äußerte sie sich positiv mit “trifft (fast voll) zu“. Dies sollte kritisch betrachtet werden, da im Homeoffice mit zwei schulpflichtigen Kindern, welche nur im Wechselunterricht oder gar nicht die Schule besuchen dürfen, oftmals Störungen auftreten. Es muss davon ausgegangen werden, dass Frau Michaelis die Aussage so beantwortet hat, als könnte sie ins Büro gehen. Die Kommunikation im Unternehmen, den Umgang mit den Kollegen und die eigene Zufriedenheit, bewertet sie fast durchgehend positiv.

Im Bereich der personalen (internen) Ressourcen erscheint Frau Michaelis grundsätzlich gut aufgestellt. Mehrfach äußerte sie, dass sie in letzter Zeit etwas geschafft hat, auf das sie stolz sein kann. Das deutet unter anderem auf eine gute kognitive Kontrollüberzeugung als auch auf gutes Kohärenzerleben hin. Frau Michalis gibt an regelmäßig Sport zu treiben und andere Aktivitäten auszuführen, welche sie ausfüllen. Dies habe u.a. auch dabei geholfen frühere Krisen zu bewältigen. Des Weiteren finden sich an mehreren Stellen Hinweise darauf, dass sich durch gute Vorbereitung und Planung, Ergebnisse zeigten, auf welche Frau Michaelis stolz war. Damit kann auch von einer positiven Einstellung bezüglich Selbstinstruktion und (Situations)Kontrollbemühung ausgegangen werden. Bei der Bewältigung von (alltäglichem) Stress sei es hilfreich gewesen, sich vor Augen zu führen, dass die Situation nur vorübergehend sei. Des Weiteren einen Schritt zurückzutreten, um sich einen Überblick zu verschaffen und im Zuge dessen auch Ziele und Fortschritte zu betrachten und sich damitzu motivieren.

Die Ehe erscheint glücklich. Die Partnerschaft findet auf Augenhöhe statt. Frau Michaelis kann ihre Stärken und Schwächen gut einschätzen. Sie versucht offensichtlich auf sich zu achten und scheint vielfach auf vorhandene Ressourcen zur Bewältigung zurückzugreifen.

1.3 Handlungsempfehlungen zum Fallbeispiel

Trotz einer guten Ausgangslage gibt es bei Frau Michaelis an verschiedenen Stellen noch Möglichkeiten den Zugriff auf interne und externe Ressourcen zu verbessern.

Udris und Rimann [Udris und Rimann, 2000] zählen zu der organisationalen Ressource auch betriebliche Bedingungen und Hilfsmittel, welche einen gesundheitsschützenden Charakter haben und es damit der Person erleichtern ’’mit den Anforderungen bei der Arbeit zurecht zu kommen und Belastungen auszuweichen” [ebd., S. 132], In Kapitel 1.2 wurde festgestellt, dass Frau Michaelis seit über einem Jahr im Homeoffice arbeitet, ohne einen voll eingerichteten Arbeitsplatz. Im Zuge dessen ist es nötig Frau Michaelis zu verdeutlichen mit ihren Vorgesetzten zu sprechen, damit geeignetes Material zur Verfügung gestellt wird. Beispiele dafür könnten ein ergonomischer Stuhl, ein zusätzlicher Bildschirm, eine ergonomische Computermaus oder ein höhenverstellbarer Schreibtisch sein. Sollten die Führungskräfte dies nicht bewilligen/ bereitstellen können, sollte Frau Michaelis in einen Gymnastikball investieren, um dem einseitigen Sitzen entgegenzuwirken. Dies würde in jedem Falle positive Auswirkungen auf den Gesundheitszustand haben. In der Auswertung der Fragebögen wurde festgestellt, dass Frau Michaelis diesbezüglich noch besser in sich selbst investieren sollte. Auf einer Bewertungsskala von 0 (nie) bis 6 (sehr häufig) wurde eine 4 angegeben.

Zusätzlich zu den sportlichen Aktivitäten (Pilates, Fahrrad fahren) wäre es empfehlenswert zusätzliche Entspannungseinheiten in den Alltag einzubauen. Möglich wären Meditation (z.B. per App) oder Atemübungen (um Stress abzubauen undKörper und Geist zu entspannen). Falls Frau Michaelis zu den Menschen gehört, welche sich lieber aktiv entspannen, wäre progressives Muskelrelaxing (aktives Anspannen und Entspannen der Muskeln) oder achtsames Gehen empfehlenswert. Diese Möglichkeiten führen in der Regel 'automatisch' zu mehr Ruhe und Gelassenheit. Hier ließ der Fragebogen Bedarf zu besserer Nutzung der Ressourcen erkennen. Diese Alternativen ermöglichen Frau Michaelis ein Rückbesinnen auf sich selbst. Des Weiteren unterstützen diese Aktivitäten die zeitweise Ablenkung von einer Belastung und führen damit auch zum Überdenken des Problems (und tragen zu dessen Lösung bei). Grundsätzlich bieten die meisten Krankenkassen (z.B. AOK, (Die besten Entspannungsübungen bei stress (aok.de)]) auch geförderte Kurse zur Bewegung und Entspannung an, darauf sollte Frau Michaelis explizit hingewiesen werden.

Defizite sieht Frau Michaelis im Unternehmen bei der Unterstützung im Bereich Weiterbildung. Das lässt sich an mehreren Aussagen erkennen. Hier können zur Lösung mindestens zwei Optionen angeboten werden. Zum einen ist es möglich, die Führungskraft anzusprechen, welche Möglichkeiten zur Weiterbildung zur Verfügung stehen. Ist es der Führungskraft unmöglich Angebote zu unterbreiten (keine verfügbaren Weiterbildungen, keine monetären Mittel, etc.) ist es ratsam Frau Michaelis Weiterbildungen im privaten Bereich in Anspruch zu nehmen. Das Unternehmen könnte dafür Bildungsurlaub genehmigen. Dieser steht Mitarbeitern eines Unternehmens im Rahmen des Bildungsfreistellungsgesetztes von Sachsen- Anhalt § 1 gesetzlich zu. Des Weiteren ist eine Förderung über einen Bildungsgutschein möglich. Diese Möglichkeiten des Lernens würde Frau Michaelis’ organisationale Ressourcen (indirekt) und insbesondere die personalen Ressourcen (Selbstwirksamkeit, Kompetenz, etc.) stärken.

Grundsätzlich liegt es nahe, dass Frau Michaelis sich mit einigen Kreativitätstechniken auseinandersetzt. Im Verlauf von Gesprächen und der Auswertung der Fragebögen konnte festgestellt werden, dass Kreativität und Phantasie erweitert werden können. Durch das Erlernen solcher Techniken ist es für sie nachfolgend möglich, Probleme im privaten wie auch beruflichen Kontext aus einer anderen Perspektive zu betrachten und neue Möglichkeiten zur Lösung zu finden. Das Erlernen solcher Techniken ist sehr gut über Literatur (z.B. Bas Käst “Und plötzlich hat es Klick gemacht”) oder das Internet möglich [beispielsweise: Kreativitätstechniken und Ideenfindung für mehr Ideen - Ideenfindung ]. Neues zu erlernen, unterstützt in der Regel immer das eigene Wohlbefinden und somit die eigenen Ressourcen.

2 Individuelle Perspektiven der Prävention

Die individuelle Perspektive der Prävention bezieht sich auf jede einzelne Person. Was kann und muss ich selber tun, um meine Gesundheit aufrecht zu erhalten oder gar zu verbessern?

DerPatient soll mit dem eigenen Verhalten gewährleisten , dass therapeutische Maßnahmen erfolgreich durchgeführt werden können. Hiermit soll die Gesundung gefördert und (chronische) Langzeiterkrankungen besser bewältigt werden.

Bevor es zu Langzeit- und/ oder Folgeerkrankungen kommt, kann der Einzelne etwas tun, um diese auszuschließen oder die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung zu verringern. Dazu gehören u.a. ungünstige Bedingungen am Arbeitsplatz und im Privatleben zu vermeiden oder auszuschalten und schlechte Gewohnheiten (beispielsweise zu viel Fast Food) und Süchte (wie zum Beispiel Alkohol, Tabak) abzulegen. [Bareiß et al, 2016]

2.1 Gesundheits- und Patientencoaching

Um die einführend genannten Maßnahmen durchzuführen, muss die Person allerdings dazu befähigt (worden) sein. Hier ist der Punkt, an dem ein Gesundheits- oder Patientencoach seinen Aufgabenbereich findet. Der Begriff Coaching als unterstützende Dienstleistung im Gesundheitsbereich ist mittlerweile gängig. Momentan gibt es leider keine anerkannten Qualitätsstandards oder allgemeine Ausbildungsrichtlinien.

[...]

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Prävention in der Gesundheitspsychologie. Handlungsfelder universeller und individueller Prävention
Hochschule
SRH Hochschule Riedlingen
Veranstaltung
Handlungsfelder der Prävention
Note
1,7
Autor
Jahr
2021
Seiten
21
Katalognummer
V1177384
ISBN (eBook)
9783346600585
ISBN (Buch)
9783346600592
Sprache
Deutsch
Schlagworte
universelle, individuelle und, institutionelle Perspektiven der Prävention
Arbeit zitieren
Jacqueline Sander (Autor:in), 2021, Prävention in der Gesundheitspsychologie. Handlungsfelder universeller und individueller Prävention, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1177384

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Prävention in der Gesundheitspsychologie. Handlungsfelder universeller und individueller Prävention



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden