Die Abtönungspartikeln der deutschen Sprache


Term Paper (Advanced seminar), 2008

22 Pages, Grade: 1,0


Excerpt


Inhalt

1 Einleitung

2 Begriffserläuterung

3 Grammatische Charakteristika
3.1 Stellungsverhalten
3.2 Negation und Antworten auf Fragen
3.3 Akzentuierung

4 Funktionen

5 Vorkommen

6 Pragmatische Wirkung
6.1 Der Aussage-Modus
6.2 Der Frage-Modus
6.2.1 tendenziöse Fragen
6.2.2 Ergänzungsfrage-Modus
6.2.3 Entscheidungsfrage-Modus
6.3 Der Aufforderungs-Modus
6.4 Der Wunsch-Modus
6.5 Der Heische- Modus
6.6 Der Exklamativ- Modus

7 Schlussbemerkung

8 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

In der folgenden Arbeit sind die deutschen Abtönungspartikeln dargestellt. Es werden die typischen grammatischen Charakteristika untersucht und es wird auf die Bedeutung und Funktionen dieser Subklasse von Partikeln eingegangen.

Abtönungspartikeln, welche an ihrem Ende mit einem * versehen sind, sollen als betont verstanden werden und ist nicht zu verwechseln mit einem * vor einem Satz oder Ausdruck, welcher bekanntlich das Angegebene als ungrammatikalisch kennzeichnet.

2 Begriffserläuterung

Der Begriff Partikel entwickelte sich aus dem Lateinischen partikula, was die Diminutivform von pars ist und im Deutschen Teil bzw. Teilchen bedeutet. In der Physik gibt es den Begriff das Partikel und bildet den Plural die Partikel oder die Partikeln und ist der Terminus für Elementarteilchen. Der Begriff Partikel wird in der Sprachwissenschaft im Singular mit femininem Artikel gebildet und bildet den Plural ausschließlich auf –n. Die Artikel und der Plural sind zwar unterschiedlich, aber die ursprüngliche Bedeutung des Teilchens ist sowohl in der Physik als auch in der Sprachwissenschaft enthalten.

In der Tat zeichnen sich die Partikeln durch ihre Kürze aus. Auch findet man unter den sprachwissenschaftlichen Begriff Partikel, die Definition „unveränderliches Redeteilchen“ (Duden, 1998, S. 377). Unveränderlich bedeutet in diesem Fall, dass sie nicht deklinier-, konjugier oder komparierbar sind. Bezüglich ihres Gebrauchs sind aber in der Sprachgeschichte bereits Änderungen aufgetreten.

Der Terminus Abtönungspartikeln stammt aus eigener Aussage von Weydt und sind Ausdrücke wie beispielsweise etwa, doch, bloß/nur, ja. (Hentschel und Weydt,1990,S. 280)

Dieser Begriff impliziert, dass mittels dieser Partikeln etwas abgetönt wird. Die Abtönungspartikeln werden dazu gebraucht, einer Äußerung eine bestimmte Färbung zu geben. Hierbei ist der Terminus abtönen möglicherweise etwas ungünstig gewählt, da man mit Abtönungspartikeln das Diktum auch bekräftigen kann. Zifonun schlägt daher den Begriff Tönungspartikel (Zifonun, 1997, S. 905) vor, welcher etwas neutraler ist. Abtönungspartikeln werden auch als Modalpartikeln, Einstellungspartikeln, Flick-, Füll-, und Würzwörter bezeichnet. Der unterschiedlichen Namensgebung liegen auch verschiedene Definitionen zugrunde. Bis in die 1960iger Jahren wurden Abtönungspartikeln fast ausschließlich als Flick- und Füllwörter betrachtet. Sie wurden in der älteren Stilistik negativ bewertet. Aber vereinzelt wurden weitere Funktionen schon erahnt, wie man bei Abhandlungen von Georg von der Gabelentz aus dem Jahre 1891 erkennen kann (Weydt, 1977, S. 11). Gabelentz stellt fest, dass die Abtönungspartikeln nicht nur zum Ausfüllen genutzt werden, sondern dass diese auch dem objektiven Inhalt der Rede etwas Seelisches einhauchen (vgl. Weydt, 1977, S. 11). Er begreift, dass die Abtönungspartikeln auf der Intentionsebene funktionieren. Der Terminus Würzwörter bewertet die Abtönungspartikeln auch schon positiver, da durch den metaphorischen Gebrauch des Wortes Würzen impliziert wird, dass ein Satz, oder eine Rede mit Würzwörtern stilistisch etwas besser ist als ohne, eben wie bei einem kulinarischen Gericht.

Die Begriffe Modalpartikeln und Einstellungspartikeln weisen schon recht deutlich auf deren Funktion hin, wobei man die Modalpartikeln aufgrund der Namensgebung auch leicht mit den Modalwörtern verwechseln kann, gerade weil sie auch ähnliche Eigenschaften haben.

Der Terminus Einstellungspartikeln deutet darauf hin, dass sie sich auf die Einstellung beziehen, wobei unklar ist auf wessen, also auf Sprecher –oder Rezipienteneinstellung. Außerdem werden die vielfältigen Funktionen der Abtönungspartikeln durch diesen Terminus eingeschränkt.

3 Grammatische Charakteristika

Den Abtönungspartikeln spricht man in der Regel folgende grammatische Eigenschaften zu. Sie sind nicht vorfeldfähig, sie sind nicht negierbar, sie können nicht als Antworten auf Fragen fungieren, sie sind meist unbetont und können nicht koordiniert werden (vgl. Römer, 2006, S. 164)

Im Folgenden möchte ich diese Charakteristika näher erläutern.

3.1 Stellungsverhalten

Nach Helbig und Buscha (vgl. 1991, S. 420) sind Abtönungspartikeln keine selbständigen Satzglieder, daher sind sie nicht erststellenfähig und aufgrund dessen können sie die Position vor dem finiten Verb nicht allein einnehmen. Dieser Umstand führt auch dazu, dass sie nicht auf Fragen antworten können. Sie stellen aber fest, dass es eine Gruppe von Abtönungspartikeln im weiten Sinne gibt, die erstellenfähig sind und auch nicht in eine andere Wortklasse als homonyme Formen übergehen. Es werden hierzu die Wörter allerdings, immerhin, eigentlich, jedenfalls und überhaupt als Beispiele angeführt. Als Beweise fungieren bei ihnen folgende Sätze:

1(a) Er hat immerhin die Prüfung bestanden.
1(b) Immerhin hat er die Prüfung bestanden. (Helbig und Buscha, 2001, S. 422)

Es gibt sicherlich Überschneidungen in den Eigenschaften verschiedener Wortarten. Daher sollte man bei Wortarten, die sich sehr ähneln zumindest eine Eigenschaft als die distinguierende festhalten und nicht konstatieren, dass es auch eine weite Gruppe gibt, welche dann doch andere Eigenschaften hat. Nach Römer beispielsweise ist das Wort immerhin in (b) keine Abtönungspartikel, sondern ein Satzadverb, welches sich gerade in der Fähigkeit zur Selbständigkeit von den Abtönungspartikeln unterscheidet.

Abtönungspartikeln können also nicht allein im Vorfeld oder Nachfeld stehen, sie sind demnach reine Mittelfeldeinheiten, in diesem aber relativ frei verteilbar (vgl. Hentschel und Weydt, 1990, S.318).

Beispiele wären in diesem Fall:

2 (a) Ulla hat doch ihrer Freundin das Buch geschenkt.
2 (b) Ulla hat ihrer Freundin doch das Buch geschenkt.
2 (c) Ulla hat ihrer Freundin das Buch doch geschenkt.

Bei diesen Beispielen nach Hentschel und Weydt (1990, S. 318) muss man hinterfragen, wie der Ausdruck doch akzentuiert ist, denn je nach aufsteigender oder absteigender Prosodie des ganzen Satzes und Betonung der Abtönungspartikel entstehen verschiedene Bedeutungsmöglichkeit. 2 (a) und 2 (b) können als Teilsätze gelesen werden und erforderten dann eine Fortsetzung. Das doch in 2 (c) kann den Skopus auch nur für das Prädikat haben und ist somit auch als Adverb bestimmbar. Ich denke, es besteht bezüglich der Verteilung im Mittelfeld noch Forschungsbedarf, da es hinsichtlich der Sprecherabsicht und des Kontextes nicht ganz unerheblich ist, wo genau im Mittelfeld die Partikeln stehen.

Die Abtönungspartikeln können auch kombiniert werden, ohne Phrasen zu bilden. Dabei können sie sich zu Zweier – Dreier und Viererkombination verbinden, wie folgende Beispiele zeigen:

3 (a) War das aber auch ein Wetter ! ( Duden, 1998,S. 380)
3 (b) Was hast du denn auch schon geleistet? (Duden, 1998,S.380)
3 (c) Du hättest mich ja doch wohl mal anrufen können.

Es werden nicht etwa beliebige Abtönungspartikeln miteinander kombiniert, sondern es entstanden durch häufigen Gebrauch feste Kombinationen wie beispielsweise doch nicht etwa, doch bloß, doch nur

Es gibt aber auch im Gegensatz zu diesen geschlossenen konventionalisierten Kombinationen auch offene Kombinationen. Wenn diese offenen Kombinationen im Satz auftreten, sind zwischen den einzelnen Abtönungspartikeln andere Satzelemente (vgl. Zifonun 1997,S. 1212).

Hinsichtlich der Reihenfolge der Abtönungspartikeln in geschlossenen Kombinationen hat Zifonun festgestellt, dass die unspezifischere Abtönungspartikel immer vor den spezifischeren Abtönungspartikeln mit der Funktion des Abschwächen oder Verstärken auftreten. (vgl. Zifonun, 1997,S. 1212).

3.2 Negation und Antworten auf Fragen

Den Abtönungspartikeln wird in Wörterbüchern oft die Eigenschaft „ohne eigentliche Bedeutung“ zugesprochen (vgl. Helbig und Buscha, 2001, S.419). Das bedeutet, dass die Abtönungspartikeln keine lexikalische Bedeutung haben. Wenn man diese in einem Satz weglässt, ändert sich nichts an dessen Inhalt, er ist syntaktisch also immer noch korrekt. Daher verändern Abtönungspartikeln auch nicht den Wahrheitswert eines Satzes. Dies ist auch ein Grund, warum man sie nicht negieren kann.

4 (a) Das ist doch blanker Unsinn.
4 (b) * Das ist nicht doch blanker Unsinn.

Was in dieser Hinsicht verwirrend sein kann, ist die Tatsache, dass auch die Negationspartikel eine homonyme Form bei den Abtönungspartikeln hat. In einem Satz wie 4 ( c ) wird nicht die Abtönungspartikel negiert, sondern nicht ist in diesem Fall auch eine Abtönungspartikel, welche die nachfolgende in der Funktion der emotionalen Beteiligung noch verstärkt.

4 (c) Du hast doch nicht etwa geraucht?

Es leuchtet ein, dass wegen der sehr geringen semantisch – denotativen Bedeutung, Abtönungspartikeln auch nicht auf Fragen antworten können. Es tritt hinsichtlich dieser Feststellung ein Problem auf, was folgende Beispiele verdeutlichten.

4 (d) 1. Person: Hast du den Zug nicht gesehen ? 2. Person: Doch.
4 (e) 1. Person: Warum zappst du die ganze Zeit rum, es kommt doch eh nichts im Fernsehen. 2. Person: Eben.

In Beispiel 4 (d) kann man sich vorstellen, dass der Antwortsatz noch weiterginge. Er ist also elliptisch. Eine Möglichkeit wäre: Doch, ich habe den Zug gesehen. Hier kann man erkennen, dass es sich bei doch in diesem Fall um eine Art Reaktiv handelt.

[...]

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Details

Title
Die Abtönungspartikeln der deutschen Sprache
College
http://www.uni-jena.de/
Course
Die unflektierbaren Wortarten des Deutschen
Grade
1,0
Author
Year
2008
Pages
22
Catalog Number
V117742
ISBN (eBook)
9783640200917
File size
408 KB
Language
German
Keywords
Abtönungspartikeln, Sprache, Wortarten, Deutschen
Quote paper
Studentin Karin Schwiegerr (Author), 2008, Die Abtönungspartikeln der deutschen Sprache, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/117742

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