Das Sportsystem der DDR mit seinen unzähligen Erfolgen bei Olympischen
Spielen, Welt- und Europameisterschaften hat über Jahre hinweg
Bewunderung, Anerkennung, Staunen, Neugier und Neid hervorgerufen – je
nach Standpunkt des Betrachters. Die Entwicklung dieses Sportsystems war
in dieser Form nur möglich, weil der totalitäre Herrschaftsanspruch der SED
auch den Sport nicht überging, sondern ihn im Gegenteil so stark förderte,
wie es noch nie ein Staat in der Geschichte getan hat. Der Sport wurde
politisch instrumentalisiert und entwickelte sich zum am stärksten
ausgeprägten Subsystem der DDR (vgl. Gallinat, 1997, S. 11). Er wurde als
Identitätsträger des Staates, ja sogar des gesamten politischen Systems
genutzt.
Die identitätstragenden Erfolge des DDR-Sports bedurften jedoch einer
äußerst aufwendigen und kostenintensiven Vorbereitung. Es entstand ein
dreistufiges Fördersystem, welches im letzten Jahr seines Bestehens fast
80.000 Sportler einbezog (vgl. Anlage 2). Das wichtige Bindeglied in diesem
System, das die Kinder und Jugendlichen in den 1.692 Trainingszentren und
-stützpunkten (1. Förderstufe) auf die Arbeit in einem der 27 Sportclubs (3.
Förderstufe) vorbereiten sollte, waren die am Ende 25 Kinder- und
Jugendsportschulen (KJS), welche die zweite Förderstufe darstellten.
Bis zur Auflösung der DDR und der anschließenden Öffnung der Archive für
die Forschung waren die KJS über Jahrzehnte hinweg eine zwar weltweit
bekannte, aber geheimnisumwobene Erscheinung. Dies resultierte aus der
von der DDR-Sportführung initiierten Geheimhaltung und führte zur kausalen
Verknüpfung der KJS mit dem Aufstieg der DDR zur Sportweltmacht.
Eine der ersten dieser auf den Sport ausgerichteten Spezialschulen war die
KJS Magdeburg, deren historische Entwicklung von der Gründung 1953 bis
zum Ende, dem Übergang zum Sportgymnasium 1991, im Folgenden
aufgezeigt wird.
Inhaltsverzeichnis
- 1 GRUNDLEGUNG
- 1.1 EINLEITUNG
- 1.2 DIE FORSCHUNG ZUR GESCHICHTE DER KJS DER DDR
- 1.2.1 Vorbemerkungen
- 1.2.2 Die DDR-Forschung
- 1.2.3 Die BRD-Forschung bis 1990
- 1.2.4 Die gesamtdeutsche Forschung nach 1990
- 2 ZUR ENTWICKLUNG VON KÖRPERKULTUR UND SPORT IN DER SBZ / DDR BIS ZUR GRÜNDUNG DER KJS (1945-1953)
- 2.1 VORBEMERKUNGEN
- 2.2 ANMERKUNGEN ZUM ZUSTAND DES DEUTSCHEN SPORTS IN DER UNMITTELBAREN NACHKRIEGSZEIT
- 2.3 ZUR NEUORGANISATION DES SPORTS IN DER SBZ/ DDR NACH 1945 UNTER BESONDERER BERÜCKSICHTIGUNG der Entwicklung in Magdeburg
- 2.4 ZUR GENESE DES SCHULSPORTS IN DER SBZ/ DDR
- 3 ANREGUNGEN UND MAẞNAHMEN ZUR ERRICHTUNG SPORTLICHER SPEZIALSCHULEN IN DER DDR IM VORFELD DER GRÜNDUNG DER KJS MAGDEBURG (1950-1953)
- 3.1 VORBEMERKUNGEN
- 3.2 ZUR KONFRONTATION MIT DEM KJS-MODELL DER SOWJETUNION
- 3.3 DAS PROJEKT „ZENTRALE JUGENDSPORTSCHULE NORDHAUSEN“
- 3.4 ZUR ENTSTEHUNG UND ERÖFFNUNG DER ERSTEN SPORTSCHULEN DER DDR
- 4 DIE ERÖFFNUNG DER KJS MAGDEBURG UND IHR BESTEHEN ALS SPORTBETONTE SCHULE (1953-1962)
- 4.1 VORBEMERKUNGEN
- 4.2 ZUR ERÖFFNUNG DER KJS MAGDEBURG
- 4.3 ZUR ENTWICKLUNG UND KONSOLIDIERUNG DER KJS MAGDEBURG IN DEN 1950ER JAHREN
- 4.3.1 Zur schulischen Entwicklung der KJS
- 4.3.2 Zur sportlichen Entwicklung der KJS
- 4.3.3 Zur Entwicklung der Internatsstruktur
- 4.4 ZUR UMGESTALTUNG DER KJS ZWISCHEN 1958 UND 1962
- 5 DIE KJS MAGDEBURG ALS „SPEZIALSCHULE DES SPORTLICHEN NACHWUCHSES“ (1962-1975)
- 5.1 VORBEMERKUNGEN
- 5.2 DIE PLANERISCHEN GRUNDLAGEN ZUR UMSETZUNG DER „MAẞNAHMEN ZUR ENTWICKLUNG DER KJS DER DDR ZU SPEZIALSCHULEN DES SPORTLICHEN NACHWUCHSES“ AN DER KJS MAGDEBURG
- 5.3 ZUR PRAKTISCHEN UMSETZUNG DER „MAẞNAHMEN ZUR ENTWICKLUNG DER KJS DER DDR ZU SPEZIALSCHULEN DES SPORTLICHEN NACHWUCHSES“ AN DER KJS MAGDEBURG VON 1962 BIS 1975
- 5.3.1 Zu den Veränderungen im schulischen Bereich
- 5.3.2 Zu den Auswirkungen der Maßnahmen auf den sportlichen Bereich
- 5.3.3 Zur Entwicklung der Internatsstruktur
- 5.3.4 Anmerkungen zur Situation der Trainingsstätten
- 6 ZUM SCHULNEUBAU DER KJS MAGDEBURG IN DER FRIEDRICH-EBERT-STRAßE (1976)
- 7 DIE WEITERE PROFILIERUNG DER KJS MAGDEBURG ALS EINRICHTUNG FÜR DEN HOCHLEISTUNGSSPORTS (1975-1990)
- 7.1 VORBEMERKUNGEN
- 7.2 ZUR ENTWICKLUNG DER KJS MAGDEBURG IM SCHULISCHEN BEREICH
- 7.3 ZUR ENTWICKLUNG DER KJS MAGDEBURG IM SPORTLICHEN BEREICH
- 8 ZUR UMGESTALTUNG DER KJS MAGDEBURG IN EIN SPORTGYMNASIUM (1990-1991)
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit verfolgt das Ziel, die Geschichte der Kinder- und Jugendsportschule (KJS) Magdeburg von 1953 bis 1991 zu untersuchen. Der Fokus liegt auf der Entwicklung der KJS von einer sportbetonten Schule hin zu einer Kaderschmiede für den Leistungssport im Kontext der politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse der DDR.
- Entwicklung der KJS Magdeburg von 1953 bis 1991
- Einfluss der politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse der DDR auf die KJS
- Transformation der KJS von einer sportbetonten Schule zu einer Kaderschmiede
- Schulische und sportliche Entwicklung der Schüler an der KJS
- Die Rolle der KJS im DDR-Leistungssport
Zusammenfassung der Kapitel
1 Grundlegung: Dieses einführende Kapitel legt den Forschungsrahmen fest und beschreibt den aktuellen Forschungsstand zur Geschichte der KJS in der DDR, sowohl aus ost- als auch aus westdeutscher Perspektive. Es skizziert die methodischen Ansätze und die Bedeutung der Thematik.
2 Zur Entwicklung von Körperkultur und Sport in der SBZ/DDR bis zur Gründung der KJS (1945-1953): Dieses Kapitel analysiert die Entwicklung von Sport und Körperkultur in der unmittelbaren Nachkriegszeit und der frühen DDR. Es beleuchtet die Neuorganisation des Sportsystems, die Herausforderungen des Wiederaufbaus und die Genesis des Schulsports. Der Fokus liegt auf den Bedingungen, die zur Gründung von Sportschulen führten.
3 Anregungen und Maßnahmen zur Errichtung sportlicher Spezialschaulen in der DDR im Vorfeld der Gründung der KJS Magdeburg (1950-1953): Dieses Kapitel untersucht die Vorläufer und Inspirationen für die Gründung der KJS Magdeburg. Es analysiert den Einfluss des sowjetischen KJS-Modells und das Projekt der "Zentralen Jugendsportschule Nordhausen" als wichtige Vorläufer und Wegbereiter für die Einrichtung von Sportschulen in der DDR, inklusive der Analyse von Herausforderungen und Erfolgen dieser frühen Projekte.
4 Die Eröffnung der KJS Magdeburg und ihr Bestehen als sportbetonte Schule (1953-1962): Dieses Kapitel beschreibt die Gründung der KJS Magdeburg und ihre Entwicklung in den ersten zehn Jahren. Es analysiert die schulische und sportliche Entwicklung der KJS, die Herausforderungen des Aufbaus und die Konsolidierung der Institution als sportbetonte Schule. Die Entwicklung der Internatsstruktur wird ebenso beleuchtet, wie die beginnenden Veränderungen im Hinblick auf eine zukünftige Ausrichtung als Kaderschmiede.
5 Die KJS Magdeburg als „Spezialschaule des sportlichen Nachwuchses“ (1962-1975): Das Kapitel konzentriert sich auf die Umgestaltung der KJS Magdeburg zu einer „Spezialschaule des sportlichen Nachwuchses“. Es analysiert die planerischen Grundlagen dieser Entwicklung und deren praktische Umsetzung in den schulischen und sportlichen Bereichen, inklusive der Veränderungen in der Internatsstruktur und der Situation der Trainingsstätten. Die Auswirkungen dieser Umstrukturierung werden detailliert untersucht.
6 Zum Schulneubau der KJS Magdeburg in der Friedrich-Ebert-Straße (1976): Dieses Kapitel behandelt den Neubau der Schule und dessen Bedeutung für die weitere Entwicklung der KJS Magdeburg. Es analysiert die Hintergründe des Neubaus, dessen Auswirkungen auf die Schul- und Trainingsbedingungen sowie die symbolische Bedeutung des Projekts für die KJS.
7 Die weitere Profilierung der KJS Magdeburg als Einrichtung für den Hochleistungssport (1975-1990): Dieses Kapitel beschreibt die weitere Entwicklung der KJS Magdeburg als Institution für den Hochleistungssport in der DDR. Es analysiert die Entwicklung im schulischen und sportlichen Bereich, die Erfolge der Schule und die Herausforderungen des Systems im Kontext der sich verändernden politischen Lage.
Schlüsselwörter
Kinder- und Jugendsportschule (KJS), Magdeburg, DDR, Leistungssport, Schulgeschichte, Sportentwicklung, Hochleistungssport, Kaderschmiede, politische Einflussnahme, Schulsystem DDR, Sportförderung.
Häufig gestellte Fragen zur Geschichte der Kinder- und Jugendsportschule (KJS) Magdeburg
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht umfassend die Geschichte der Kinder- und Jugendsportschule (KJS) Magdeburg von ihrer Gründung im Jahr 1953 bis zu ihrer Umwandlung in ein Sportgymnasium 1991. Der Fokus liegt auf der Entwicklung der KJS von einer sportbetonten Schule zu einer Kaderschmiede für den Leistungssport innerhalb des politischen und gesellschaftlichen Kontextes der DDR.
Welche Phasen der KJS-Entwicklung werden behandelt?
Die Arbeit gliedert die Geschichte der KJS Magdeburg in verschiedene Phasen: die Anfänge und die Entwicklung des Sports in der SBZ/DDR bis 1953, die Eröffnung und die Entwicklung als sportbetonte Schule (1953-1962), die Umgestaltung zur „Spezialschaule des sportlichen Nachwuchses“ (1962-1975), der Schulneubau (1976), die weitere Profilierung als Einrichtung für den Hochleistungssport (1975-1990) und schließlich die Umwandlung in ein Sportgymnasium (1990-1991).
Welche Themen werden im Detail untersucht?
Die Arbeit analysiert detailliert den Einfluss der politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse der DDR auf die KJS Magdeburg, die schulische und sportliche Entwicklung der Schüler, die Rolle der KJS im DDR-Leistungssport, die Einflüsse des sowjetischen KJS-Modells und den Vergleich mit anderen frühen Projekten zur Etablierung von Sportschulen in der DDR. Die Entwicklung der Internatsstruktur und der Trainingsstätten wird ebenso berücksichtigt wie der Einfluss des Schulneubaus.
Welche Quellen wurden verwendet?
Die Arbeit beschreibt zwar nicht explizit die verwendeten Quellen, aber es ist ersichtlich, dass der Forschungsstand sowohl zur DDR- als auch zur BRD-Forschung berücksichtigt wurde, um ein umfassendes Bild der Geschichte der KJS Magdeburg zu zeichnen. Die Zusammenfassung der Kapitel deutet auf eine tiefgehende Analyse von Archiven und Dokumenten hin.
Welche methodischen Ansätze wurden angewendet?
Die Arbeit beschreibt die methodischen Ansätze nicht direkt. Jedoch ist auf Basis des Inhaltsverzeichnisses und der Kapitelzusammenfassungen anzunehmen, dass eine historische Analyse mit Fokus auf politischen und gesellschaftlichen Kontextfaktoren angewendet wurde.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Kinder- und Jugendsportschule (KJS), Magdeburg, DDR, Leistungssport, Schulgeschichte, Sportentwicklung, Hochleistungssport, Kaderschmiede, politische Einflussnahme, Schulsystem DDR, Sportförderung.
Welche Kapitel beinhaltet die Arbeit?
Die Arbeit besteht aus acht Kapiteln, die chronologisch die Entwicklung der KJS Magdeburg von den Vorläufern bis zur Auflösung als solche nachzeichnen. Jedes Kapitel fokussiert einen bestimmten Zeitraum und Aspekt der Entwicklung, wobei ein besonderes Augenmerk auf die Transformation der KJS gelegt wird.
Wo finde ich weitere Informationen?
Die bereitgestellten Informationen in Form des Inhaltsverzeichnisses, der Zielsetzung, der Kapitelzusammenfassungen und der Schlüsselwörter geben einen detaillierten Überblick über den Inhalt der Arbeit. Weitere Informationen könnten in der vollständigen Forschungsarbeit selbst gefunden werden.
- Quote paper
- Tobias Jantz (Author), 2007, Von einer sportbetonten Schule zur Kaderschmiede für den Leistungssport – Zur Geschichte der Kinder- und Jugendsportschule (KJS) Magdeburg von 1953 bis 1991 , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/117826