Der Gründungsvertrag der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) hatte zunächst keinen nennenswerten sozialpolitischen Auftrag für die Gemeinschaft vorgesehen. Die Sozialpolitik gehört zu jenen Politikfeldern, in denen die Vergemeinschaftung erst spät eingeleitet wurde und in denen es nur allmählich zu einer Ausweitung der Kompetenzen der Gemeinschaft gekommen ist. Die Sozialpolitik spielt auch heute noch eine untergeordnete Rolle in der Europäischen Union, und die konkrete Ausgestaltung der sozialen Sicherungssysteme bleibt im Wesentlichen den einzelnen Mitgliedstaaten überlassen. Angesichts der inzwischen mehrfach erweiterten EU und der großen Unterschiede zwischen den Sozialsystemen der einzelnen Staaten wurden lediglich einzelne Maßnahmen ergriffen, die zu einer besseren Kompatibilität dieser Systemen führen sollen. Eine Diskussion innerhalb der EU seit 2005 über das Europäische Sozialmodell zeigte, dass es kein einheitliches europäisches Modell gibt, sondern lediglich sehr unterschiedliche nationale Konzeptionen.1 Auch von einer Sozialunion ist die EU in Anbetracht ihrer begrenzten Kompetenzen noch ein gutes Stück entfernt. Deshalb ist es passender, bislang nur von einem europäischen Sozialraum zu sprechen. Das sozialpolitische Defizit der EU ist stets ein aktuelles und überaus strittiges Thema. Während zahlreiche nationale Politiker befürchten, dass die EU den Sozialstaat aushöhlen wird, vertreten andere, dass eine positive wirtschaftliche Entwicklung in Europa durch eine sozialpolitische Überforderung beeinträchtigt werden würde. Während für die einen also eine europäische Sozialpolitik ähnlich der nationalstaatlichen vorstellbar und wünschenswert ist, streben anderen eine EU im Wesentlichen nur als Freihandelszone an. [1 Siehe http://www.euractiv.com/de/soziales-europa/eu-berat-europaeisches-sozialmodell/article-146385; letzter Zugriff am 1. Oktober 2008.]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Der EWG-Vertrag von 1957
- Der Europäische Sozialfonds (ESF)
- II. Die europäische Sozialpolitik in den 1970er Jahren
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text analysiert die Entwicklung der Arbeitnehmerrechte und des sozialen Raums in Europa vom EWG-Vertrag bis zum Vertrag von Lissabon. Er beleuchtet, wie die europäische Integration die Sozialpolitik beeinflusst hat und welche Herausforderungen dabei entstanden sind.
- Die Rolle des EWG-Vertrages in der Gestaltung der europäischen Sozialpolitik
- Die Herausforderungen der sozialen Dimension der Europäischen Union
- Die Entwicklung des Europäischen Sozialfonds und seine Bedeutung für die Arbeitsmarktpolitik
- Die Bedeutung der Arbeitnehmerrechte in der europäischen Integration
- Die Rolle der nationalen Sozialsysteme im europäischen Kontext
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung beleuchtet die Anfänge der europäischen Sozialpolitik und die Herausforderungen, die sich aufgrund der unterschiedlichen Sozialsysteme der Mitgliedstaaten ergeben. Sie führt den Begriff des "europäischen Sozialraums" ein und verdeutlicht die Bedeutung der sozialen Dimension für die Europäische Union.
I. Der EWG-Vertrag von 1957
Dieses Kapitel analysiert den EWG-Vertrag von 1957 und seine sozialpolitischen Inhalte. Es wird deutlich, dass der Vertrag zwar sozialpolitische Ziele formuliert, aber konkrete Handlungsaufträge eher spärlich ausfallen. Die Bedeutung des Europäischen Sozialfonds (ESF) wird hervorgehoben.
II. Die europäische Sozialpolitik in den 1970er Jahren
Das zweite Kapitel beleuchtet die Entwicklung der europäischen Sozialpolitik in den 1970er Jahren. Im Kontext der Ölkrise wird die verstärkte sozialpolitische Aktivität der EWG beschrieben, sowie die Umsetzung eines sozialpolitischen Aktionsprogramms. Die Herausforderungen der Harmonisierung der nationalen Sozialsysteme werden deutlich.
Schlüsselwörter
Europäischer Sozialraum, Arbeitnehmerrechte, Sozialpolitik, EWG-Vertrag, Vertrag von Lissabon, Europäischer Sozialfonds, Sozialsysteme, Sozialmodell, Harmonisierung, Integration, Wettbewerb.
- Citation du texte
- Dr. Gerald G. Sander (Auteur), 2008, Europäischer Sozialraum und Arbeitnehmerrechte, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/117987