Die Veränderungsprozesse, die die Hochschulen von „Stätten freier Geistesbildung zu gesellschaftlichen Dienstleistungseinrichtungen“ werden lassen, sind ein Thema, das bei steigenden Studentenzahlen und knapper werdenden finanziellen Mitteln, den politischen Druck auf die öffentliche Rechenschaftslegung der Hochschulen erhöht. Die bisherigen Steuerungsmittel werden den gesellschaftlichen Erwartungen nicht mehr gerecht. “Die Welle der Einführung betriebswirtschaftlicher Instrumente in den öffentlichen Sektor in Form von Leitbildern, Zielvereinbarungen oder Leistungsbeurteilungen, hat mit der Umsetzung der leistungsorientierten W-Besoldung durch das Gesetz zur Reform der Professorenbesoldung auch die Professoren erreicht.“ Mit Erlass dieses Gesetzes hat die Bundesregierung die Möglichkeit geschaffen Hochschullehrer leistungsabhängig zu vergüten.
Die Grundidee von Leistungsvergütung, den Menschen über einen finanziellen Anreiz zu Handlungen zu motivieren, ist keine moderne Erfindung sondern entstand schon vor langer Zeit. Durch die Motivation jedes Einzelnen soll die Leistung der gesamten Organisation verbessert werden. Für die Motivationswirkung stellt sich jedoch nicht bloß die Frage, ob eine Leistungsvergütung vorhanden ist, sondern vorrangig in welcher Form sie ausgestaltet wurde. Da im wissenschaftlichen Diskurs nach wie vor umstritten ist, auf welche Weise Leistungsvergütung das menschliche Verhalten beeinflusst, ist es nicht verwunderlich, dass in der Praxis verschiede Ansätze und Gestaltungen von Leistungsvergütungssystemen existieren. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, ob das gegenwärtige Besoldungssystem in Deutschland mit der leistungsabhängigen Vergütung von Hochschullehrern die Leistungen der Hochschulen verbessert.
Zunächst wird das alte C-Besoldungssystem beschrieben und kurz die Gründe genannt, die zur Einführung der leistungsabhängigen Vergütung geführt haben, bevor die neue W-Besoldung skizziert wird. Nach einer knappen Darstellung der Principal-Agent-Theorie werden die hieraus ersichtlichen Probleme auf das System der leistungsabhängigen Vergütung von Hochschullehrern übertragen und mögliche Wirkungen aufgezeigt. Abschließend werden Fragestellungen beleuchtet, die nicht mit der Principal-Agent-Theorie zu erklären sind.
Inhaltsverzeichnis
- Problemstellung, Ziel und Gang der Arbeit
- Grundlagen zum Besoldungssystem im Hochschulsektor
- Das alte C-Besoldungssystem
- Die Besoldungsreform
- Das neue W-Besoldungssystem
- Analyse der Anreizwirkungen
- Anreizwirkungen auf Basis der Principal-Agent-Theorie
- Problem der Aversen Selektion
- Verfehlte Anreizkompatibilität durch Regulierung des Wettbewerbs
- Unzureichende Kompensation der geforderten Mehranstrengung
- Unzureichende Kompensation des entstandenen Einkommensrisikos
- Multitasking-Problematik bei Vergabe von Leistungszulagen im Rahmen eines mehrstufigen Bewertungsverfahrens
- Vergabe leistungsbezogener Bezüge mittels hochschulinterner Turnierentlohnung
- Multiprincipals-Problematik
- Vertrauen in Principal-Agent-Beziehungen
- Anreizwirkungen auf Basis weiterer Überlegungen
- Ignorierung nicht-monetärer Präferenzen
- Gerechtigkeit der Entlohnung
- Steuerungs- und Kontrollkosten
- Anreizwirkungen auf Basis der Principal-Agent-Theorie
- Thesenförmige Zusammenfassung
- Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht, ob das derzeitige Besoldungssystem in Deutschland mit der leistungsabhängigen Vergütung von Hochschullehrern die Leistungen der Hochschulen verbessert. Dazu werden das alte C-Besoldungssystem, die Gründe für die Einführung der leistungsabhängigen Vergütung und das neue W-Besoldungssystem beleuchtet. Die Arbeit analysiert die Anreizwirkungen des Systems mithilfe der Principal-Agent-Theorie und betrachtet weitere relevante Aspekte wie nicht-monetäre Präferenzen, Gerechtigkeit der Entlohnung und Steuerungs- und Kontrollkosten.
- Bewertung der Anreizwirkungen des W-Besoldungssystems auf die Leistung von Hochschullehrern
- Analyse der Probleme der Principal-Agent-Theorie im Kontext der leistungsabhängigen Vergütung
- Relevanz von nicht-monetären Präferenzen für die Motivation von Hochschullehrern
- Bewertung der Gerechtigkeit der Entlohnung im Vergleich zu anderen Berufsgruppen
- Bedeutung von Steuerungs- und Kontrollkosten im Zusammenhang mit leistungsbezogener Vergütung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel skizziert die Problemstellung der Arbeit und erläutert die Zielsetzung und den Gang der Arbeit. Es wird die Bedeutung der Leistungsvergütung im Kontext von gesellschaftlichen Erwartungen an Hochschulen und die Notwendigkeit einer Reform des Besoldungssystems hervorgehoben.
Das zweite Kapitel beleuchtet die Grundlagen des Besoldungssystems im Hochschulsektor. Zunächst wird das alte C-Besoldungssystem beschrieben, das auf einem altersstufenabhängigen Grundgehalt basierte. Anschließend werden die Gründe für die Einführung der leistungsabhängigen Vergütung im Rahmen des Programms „Moderner Staat – Moderne Verwaltung“ erläutert und die Kritikpunkte am alten System dargestellt. Abschließend wird das neue W-Besoldungssystem skizziert, das auf einer leistungsbezogenen Vergütung basiert.
Das dritte Kapitel analysiert die Anreizwirkungen des W-Besoldungssystems auf die Leistung von Hochschullehrern. Mithilfe der Principal-Agent-Theorie werden die Probleme der Aversen Selektion, der Verfehlten Anreizkompatibilität, der unzureichenden Kompensation von Mehranstrengung und Einkommensrisiko sowie die Multitasking-Problematik und Multiprincipals-Problematik beleuchtet. Zusätzlich werden weitere Überlegungen zum Einfluss von nicht-monetären Präferenzen, Gerechtigkeit der Entlohnung und Steuerungs- und Kontrollkosten auf die Leistungsmotivation von Hochschullehrern angestellt.
Schlüsselwörter
Hochschullehrer, Besoldungssystem, Leistungsvergütung, Principal-Agent-Theorie, Anreizwirkungen, W-Besoldung, C-Besoldung, Motivation, Steuerungs- und Kontrollkosten, Gerechtigkeit, nicht-monetäre Präferenzen.
- Arbeit zitieren
- Alexander Scharf (Autor:in), 2008, Verbessert Pay for Performance für Hochschullehrer die Leistungen an Hochschulen?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/118138