Die folgende Arbeit betrachtet die Unterwelt des Eneasromans von Heinrich von Veldeke. Im ersten Kapitel wird der Text Veldekes mit der antiken Aeneis Vergils und mit dem mittelalterlichen Roman d'Eneas, dessen Autor nicht bekannt ist, verglichen. Das Hauptaugenmerk liegt darauf, wie die mittelalterlichen Autoren mit dem antiken Stoff der Aeneis umgegangen sind. An ausgewählten Textstellen soll aufgezeigt werden, welche Teile des Textes und welche Topoi sie einer christlichen Adaptation unterzogen haben und welche Elemente des antiken Stoffes anverwandelt wurden. [...] Das zweite Kapitel behandelt den Eneasroman unter dem Blickpunkt der Erzählstruktur. Die Frage wird untersucht, ob und inwieweit Veldeke bzw. der Anonymus die Struktur seiner Vorlagen übernommen hat und inwiefern er eine eigene Konzepte entwickelt hat. Weiter ist relevant ob und in wieweit die mittelalterlichen Autoren Vergils narrative Anachronien übernommen oder verändert haben, mit welcher Absicht sie dies getan haben und welchen Konsequenzen daraus folgen. Im darauf folgenden Unterkapitel steht die Frage nach der verwendeten Erzählperspektive. Das letzte Unterkapitel beschäftigt sich mit der Frage nach der Fiktionalität; welche Signale und rhetorische Mittel hat Veldeke benutzt im Umgang mit den Vorlagen? Welche Indizien sprechen dafür, dass Veldeke die Vorlagen als Fiktion behandelt hat und welche sprechen dagegen?
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- I. Die Unterwelt
- 1.1 Vorbereitung zur Katabasis: Die Sibylle
- 1.2 Katabasis
- 1.2.1 Dido
- 1.2.2 Elysium
- 1.2.3
- 1.3 Anabasis: Das Tor der Träume
- II. Die Erzälkonzepte in der Unterwelt der Eneasromane mit Blick auf die vergilische Vorlage
- 2.1 Erzählstruktur und -konzeption
- 2.2 Narrative Anachronien
- 2.3 Erzählperspektive
- 2.4 Authentizität und Glaubwürdigkeit
- III. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Unterwelt im Eneasroman von Heinrich von Veldeke, wobei ein Vergleich mit der antiken Aeneis Vergils und dem mittelalterlichen Roman d'Eneas im Vordergrund steht. Es wird untersucht, wie mittelalterliche Autoren mit dem antiken Stoff der Aeneis umgegangen sind, welche Elemente christlichen Adaptationen unterzogen wurden und welche Elemente des antiken Stoffes anverwandelt wurden. Die Arbeit befasst sich auch mit den möglichen Gründen für die Übernahme oder Veränderung der Vorlage.
- Vergleich der Unterwelt-Darstellungen in den drei Texten
- Analyse der christlichen Adaptionen und Anverwandlungen des antiken Stoffes
- Untersuchung der Erzählstruktur und -konzeption im Eneasroman
- Analyse der narrativen Anachronien und ihrer Auswirkungen
- Diskussion der Erzählperspektive und der Frage nach der Fiktionalität
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel betrachtet die Begegnung mit der Sibylle und ihre Funktion in der Unterwelt, wobei die Unterschiede in der Darstellung der Sibylle in den drei Texten beleuchtet werden. Es wird die Begegnung von Eneas mit Dido in der Unterwelt und der Umgang der mittelalterlichen Dichter mit Didos Selbstmord untersucht. Anschließend wird die Beschreibung des Elysiums betrachtet und die Frage, wie dieser paradiesische Ort mit mittelalterlich-christlichen Vorstellungen zu vereinbaren war, analysiert. Die Begegnung mit Anchises im Elysium und das Reinkarnationskonzept, welches Vergil in seinem Werk verarbeitet hat, werden ebenfalls diskutiert. Schließlich wird der Ausgang der Hölle und die Bedeutung der zwei Tore behandelt.
Das zweite Kapitel untersucht die Erzählstruktur des Eneasromans im Vergleich zu den Vorlagen. Es wird geprüft, ob und inwieweit Veldeke bzw. der Anonymus die Struktur seiner Vorlagen übernommen hat und ob er eigene Konzepte entwickelt hat. Weiterhin wird analysiert, ob und inwieweit die mittelalterlichen Autoren Vergils narrative Anachronien übernommen oder verändert haben und welche Absicht dahinter stand. Schließlich wird die verwendete Erzählperspektive und die Frage nach der Fiktionalität untersucht.
Schlüsselwörter
Eneasroman, Heinrich von Veldeke, Aeneis, Vergil, Roman d'Eneas, Unterwelt, Katabasis, Sibylle, Dido, Elysium, Anchises, Reinkarnation, Erzählstruktur, narrative Anachronien, Erzählperspektive, Fiktionalität, christliche Adaption, Anverwandlung, mittelalterliche Literatur.
- Arbeit zitieren
- Jessica Rudi (Autor:in), 2007, Die Unterwelt im Eneasroman , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/118166