Schizophrenie. Der Stellenwert der Sozialen Arbeit in der Therapie einer psychischen Erkrankung


Hausarbeit, 2008

15 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Schizophrenie – Symptome und Formen
a) Der katatone Typus
b) Der paranoide Typus
c) Der undifferenzierte Typus
d) Der residuale Typus
e) Der desorganisierte Typus

3. Mögliche Ursachen der Schizophrenie
1. Biologische Ansätze
2. Gehirnfunktionen und biologische Muster
3. Familienbeziehungen als umweltbedingte Stressoren

4. Verlauf, Medikation und Psychotherapie

5. Familie und Umfeld – Die soziotherapeutischen Hilfen

6. Zusammenfassung und Fazit

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Seit jeher sind psychische Erkrankungen ein großer weißer Fleck in der Gesellschaft. Begründet werden kann dies ohne Frage durch eine Menge an Unwissenheit in der breiten Bevölkerung. Diese Tatsache hat sich auch in der Zeit der modernen Massenmedien nur wenig geändert. Die psychische Erkrankung zeichnet sich dadurch aus, dass es sich dabei immer auch um eine gravierende Verhaltensstörung handelt, die in erster Linie aufgrund ihrer Verhaltensäquivalente eingeordnet werden. In fast jeder ihrer unterschiedlichen Ausprägungen fehlt es an objektiv messbaren Kriterien, wie etwa einem Temperaturanstieg, Veränderungen des Blutes oder Veränderungen in der Zusammensetzung des körpereigenen Liquors. Aus diesem Grund besteht noch heute eine große Unsicherheit im Bezug auf die Definition und die Abgrenzung psychischer Krankheiten. Allgemeine Symptome psychischer Krankheiten sind in erster Linie gekennzeichnet durch Verhaltensformen oder Ausdrucksformen des Erlebens, die stark vom Üblichen Verhalten der breiten Masse abweichen. Hinzu kommen meist nicht kontrollierbare Veränderungen in der Beziehung zu anderen Menschen. Oftmals wirken psychisch Kranke manchmal antriebsarm oder antriebsgesteigert, gekoppelt mit Schweigsamkeit, Verworrenheit, gehobener Stimmung, Kontaktfreudigkeit oder sogar Aufdringlichkeit. Hierbei handelt es sich jedoch keinesfalls um die alleinigen Anzeichen einer psychischen Erkrankung. Es geht vor allem darum, wie sich der Betroffene früher gefühlt und verhalten hat und was ihn nun dazu veranlasst anders zu handeln (vgl. Finzen 2000).

Bei der in dieser Arbeit behandelten Schizophrenie handelt es sich ebenfalls um eine schwerwiegende psychische Störung, in der die Persönlichkeit des Erkrankten quasi auseinander zu fallen scheint. In der gemeinen Bevölkerung ist die Krankheit einer der ersten Gedanken wenn es um die Thematiken Verrücktheit oder Wahnsinn geht. Die Krankheit selbst ist gekennzeichnet durch den Verlust einer integrierten Persönlichkeit und einem massiven Rückzug aus der Realität, welche mit schwerwiegenden emotionalen Störungen und Störungen der Denkprozesse einhergehen. Für viele Betroffene ist die Krankheit eine lebenslange Strafe ohne Hoffnung auf Bewährung. Sie sind Gefangene ihres eigenen Geistes, der schon lange woanders lebt. An dieser Stelle sollte jedoch erwähnt werden, dass die Krankheit selbst relativ selten und daher noch heute sehr rätselhaft ist. Dies wird vor allem dadurch deutlich, das gerade mal 0,7% der amerikanischen Erwachsenen an dieser Störung leiden, d. h. wir sprechen hier von einer geschätzten Zahl von ca. zwei Millionen Betroffenen. Interessant ist jedoch wiederum, dass die Hälfte aller Betten in amerikanischen psychiatrischen Kliniken von schizophrenen Patienten belegt werden, von denen einige ihr ganzes Leben in diesen Kliniken verbringen ohne Hoffnung jemals wieder ein normales Leben führen zu können (vgl. Gerrig / Zimbardo 2004). Erwähnenswert ist an dieser Stelle aber, dass Bewusstseinsklarheit und intellektuelle Fähigkeiten in der Regel nur selten beeinträchtigt sind, obwohl sich im Laufe der Zeit gewisse kognitive Defizite entwickeln können.

Charakteristisch für die schizophrene Psychose sind psychopathologische Phänomene wie Gedankenlautwerden, Gedankenausbreitung, Wahnwahrnehmung, Kontrollwahn, Beeinflussungswahn, ein Gefühl des Gemachten, Stimmen die in der dritten Person den Patienten kommentieren oder über ihn sprechen, Denkstörungen und andere Negativsymptome, die entweder kontinuierlich oder episodisch mit zunehmend stabilen Defiziten auftreten (vgl. Dilling / Freyberger 1999). An dieser Stelle verzichte ich jedoch auf eine detaillierte Beschreibung, da dies die Aufgabe eines späteren Kapitels sein wird.

Bei der nun vorliegenden Arbeit handelt es sich in erster Linie um eine klinische Betrachtungsweise der Schizophrenie. Im ersten Kapitel werde ich damit beginnen, die wichtigsten allgemeinen Symptome und die dazugehörigen Formen der Schizophrenie näher darzustellen, um mich dann im darauf folgenden Kapitel näher mit den möglichen Ursachen dieser Krankheit beschäftigen zu können. Im daran anschließenden Abschnitt geht es mir in erster Linie um die momentan praktizierten Therapieansätze. Das letzte Kapitel beschäftigt sich schließlich gänzlich mit der Lebenswelt der Erkrankten. Mit Hilfe dieses Kapitels werde ich aufzeigen, mit welchen Schwierigkeiten die Betroffenen in ihrem privaten Umfeld zu kämpfen haben und welche Möglichkeiten für die Soziale Arbeit daraus resultieren, helfend in den Therapieprozess einzugreifen, um nicht nur die Krankheit selbst, sondern auch die daraus entstandenen Probleme im sozialen Umfeld wieder ins Lot zu bringen.

2. Schizophrenie – Symptome und Formen

Das nun folgende Kapitel widmet sich in erster Linie den Symptomen und Formen der Schizophrenie. Beginnen möchte ich mit einer Darstellung der allgemeinen Symptomatiken nach ICD-10, der International Classification of Diseases, in welcher die Krankheit unter F20 aufgeführt ist. Hierbei ist wichtig, dass die Symptome während der meisten Zeit innerhalb eines Zeitraumes von mindestens einem Monat (oder während einiger Zeit an den meisten Tagen) mit mindestens einem der unter 1. aufgezählten Syndrome, Symptome und Anzeichen oder mit mindestens zwei der unter 2. aufgezählten Symptome und Anzeichen bestehen müssen (vgl. Dilling / Freyberger 1999).

„1. Mindestens eines der folgenden Merkmale

a) Gedankenlautwerden, Gedankeneingebung, Gedankenentzug oder Gedanken-

ausbreitung

b) Kontrollwahn, Beeinflussungswahn, Gefühl des Gemachten, deutliche

bezogen auf Körper- oder Gliederbewegungen oder bestimmte Gedanken, Tä-

tigkeiten oder Empfindungen, Wahnwahrnehmung

c) kommentierende oder dialogische Stimmen, die über die Patienten reden oder

andere Stimmen, die aus bestimmten Körperteilen kommen

d) anhaltender kulturell unangemessener, bizarrer Wahn, wie der, das Wetter

kontrollieren zu können oder mit Außerirdischen in Verbindung zu stehen.

2. Oder mindestens zwei der folgenden Merkmale:

a) anhaltende Halluzinationen jeder Sinnesmodalität, täglich während mindestens

eines Monats, begleitet von flüchtigen oder undeutlichen ausgebildeten Wahn-

gedanken ohne deutliche affektive Beteiligung oder begleitet von langanhalten-

den überwertigen Ideen

b) Neologismen, Gedankenabreißen oder Einschiebungen in den Gedankenfluß,

was zu Zerfahrenheit oder Danebenreden führt,

c) katatone Symptome wie Erregung, Haltungsstereotypen oder wächserne Bieg-

samkeit, Negativismus, Mutismus und Stupor

d) negative Symptome wie auffällige Apathie, Sprachverarmung, verflachte oder

inadäquate Affekte.“ (Dilling / Freyberger 1999, S. 88 – 89)

Zu den oben genannten Symptomen ist anzumerken, dass wenn ebenfalls Kriterien für eine manische oder depressive Episode erfüllt sind, die eben genannten Kriterien vor der affektiven Störung aufgetreten sein müssen. Hinzu kommt, dass die Störung nicht einer organischen Erkrankung oder einer Alkohol- oder Substanzintoxikation, einem Abhängigkeitssyndrom oder einem Entzugssyndrom zugeordnet werden darf (vgl. Dilling / Freyberger 1999).

Dies bedeutet im Groben, dass das Denken des Patienten unlogisch wird. Ein Hauptmerkmal der Krankheit sind die auftretenden Halluzinationen, welche sich durch Anblicke, Gerüche oder wie in den meisten Fällen durch Geräusche, d.h. Stimmen, auszeichnen. Diese Halluzinationen werden vom Patienten als real wahrgenommen. Es ist zum Beispiel möglich, dass Patienten durchgängig Kommentare ihrer eigenen Verhaltensweisen hören oder auch verschiedene Stimmen die sich miteinander unterhalten. Auch Wahnvorstellungen sind ein häufig verbreitetes Symptom der schizophrenen Psychose. Diese zeichnen sich idR. durch falsche irrationale Annahmen aus, die trotz widersprechender Belege beibehalten werden. Ebenfalls kommt eine zusammenhängende Sprache im Sinne eines Wortsalats unverbundener oder erfundener Wörter genauso häufig vor, wie ein plötzliches Verstummen. Hinzu kommen noch abgestumpfte oder flache Affekte ohne sichtbaren Ausdruck oder auch Störungen des psychomotorischen Verhaltens, welches sich durch Grimassen oder erstarrte Körperhaltungen auszeichnet.

Wie bei jeder Erkrankung sind auch bei der Schizophrenie natürlich niemals alle Symptome auf einmal vorhanden. Aus diesem Grund werden die Symptome auch in positive und negative Symptomatiken aufgeteilt. Positive Symptomatiken sind z. B. Halluzinationen, Täuschungen, Verwirrtheit oder gestörtes Verhalten während einer akuten, d. h. aktiven Phase der Krankheit. Unter negativen Symptomatiken verstehen wir soziale Zurückgezogenheit und eine starke Emotionslosigkeit zu den nicht aktiven Zeiten.

Aufgrund der großen Bandbreite von Symptomen wird die Schizophrenie von der Wissenschaft nicht als eine einzelne Störung betrachtet, sondern in verschiedene Subtypen untergliedert. Diese Subtypen möchte ich abschließend noch kurz mit ihren einzelnen Symptomatiken vorstellen:

a) Der katatone Typus

Der katatone Typus ist gekennzeichnet durch eine Störung der motorischen Aktivität, welche meist gekoppelt ist mit bizarren Körperhaltungen, d. h. Erstarrungszuständen. Hierauf folgt meist eine übermäßige motorische Aktivität ohne äußerlich erkennbaren Reiz. Die Patienten des katatonen Typus zeichnen sich oft auch durch eine starke Negativität aus, welche oftmals durch einen kontinuierlichen Widerstand gegen jede Form von Anweisung gekennzeichnet ist (vgl. Gerrig / Zimbardo 2004). Zusätzlich zu den eben genannten Symptomen können episodenhafte, schwere Erregungszustände entstehen. Auch traumähnliche Zustände mit lebhaften szenarischen Halluzinationen sind möglich. Häufig prägen die Patienten auch eine Art Befehlsautomatismus aus, in dem sie jede Anweisung automatisch befolgen (vgl. Dilling / Freyberger 1999).

b) Der paranoide Typus

Beim paranoiden Typus handelt es sich um die Ausprägung der Schizophrenie, die am ehesten in die allgemeine Vorstellung von der Krankheit hineinpasst. Er ist ausgeprägt durch komplexe systematische Wahnvorstellungen, die sich meist um eine bestimmte Thematik ranken. Hinzu kommt ein starker Verfolgungswahn, in dem sich die Betroffenen meist ausspioniert oder als Opfer eines Komplotts fühlen, in dem sie nicht minder oft auch in Lebensgefahr schweben. Ebenfalls sehr häufig leiden die Patienten an Größenwahn, in dem sie glauben besonders wichtige oder bedeutende Personen zu sein. Aus diesem Glauben der besonderen Wichtigkeit entsteht nicht weniger häufig auch der eben bereits genannte Verfolgungswahn. Auch Eifersuchtswahn ist ein Symptom des paranoiden Typus (vgl. Gerrig / Zimbardo 2004). Zu diesen bereits äußerst schweren Symptomen gesellen sich oftmals noch Abstammungswahn, Sendungswahn, drohende oder befehlende Stimmen, Geruchs- und Geschmackshalluzinationen sowie sexuelle oder andere körperliche Sensationen hinzu (vgl. Dilling / Freyberger 1999). Wichtig anzumerken ist an dieser Stelle allerdings, dass diese Symptome häufig erst im späteren Lebensverlauf auftreten. Die Patienten selbst wirken dann meist sehr ernst und förmlich.

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Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Schizophrenie. Der Stellenwert der Sozialen Arbeit in der Therapie einer psychischen Erkrankung
Hochschule
Hochschule Fulda
Veranstaltung
Individuum und Gesellschaft - Entwicklung im Kontext
Note
1,3
Autor
Jahr
2008
Seiten
15
Katalognummer
V118198
ISBN (eBook)
9783640208067
ISBN (Buch)
9783668094871
Dateigröße
527 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Schizophrenie, Stellenwert, Sozialen, Arbeit, Therapie, Erkrankung, Individuum, Gesellschaft, Entwicklung, Kontext
Arbeit zitieren
Mathias Schäfer (Autor:in), 2008, Schizophrenie. Der Stellenwert der Sozialen Arbeit in der Therapie einer psychischen Erkrankung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/118198

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