Der Einfluss der Gesundheitslehren auf die Werke Friedrich Schillers

Medizin, Psychologie und Psychosomatik in Schillers Dramen und Gedichten


Dossier / Travail, 2021

15 Pages, Note: 2,3


Extrait


Inhaltsverzeichnis

2. Die Theorien Schillers
2.1 Dramentheorie
2.2 Medizin, Psychologie und Psychosomatik

3. Die Räuber
3.1 Grundlegendes
3.2 Der Tod des Grafen von Moor
3.3 Charakter und Aussehen

4. Die Pest, eine Phantasie
4.1 Vorbemerkung
4.2 Aufbau und Inhalt
4.3 Die Gesundheitslehre

5. Fazit und Ausblick

6. Literaturverzeichnis

7. Quellenverzeichnis

8. Anhänge
8.1 Friedrich Schiller: Die Pest, eine Phantasie

Friedrich Schiller ist einer der bekanntesten und wichtigsten Schriftsteller des deutschsprachigen Raums. Dennoch war es vom Herzog Carl Eugen von Württemberg nicht vorgesehen, dass Schiller diese Laufbahn einschlägt. Stattdessen wurde er von diesem ausgewählt, in der Militärakademie in Stuttgart Jurisprudenz zu studieren. Aufgrund der Vielzahl an Auszubildenden im Rechtsbereich wurde er allerdings auf die medizinische Fakultät verlegt1.

In den Anfängen war Schiller ein guter und eifriger Schüler, er fiel aber später durch kleinere Regelbrüche und teils mittelmäßigen Leistungen auf2. Er soll die Zwänge und beengenden Strukturen gehasst haben, angefangen von den Uniformen bis zu den Hygienevorschriften.3

Im Jahre 1779 reichte Schiller schließlich seine erste Dissertation „Philosophie der Physiologie“ ein, in der er die Wechselwirkung von körperlichen und psychischen Vorgängen untersucht4. Allerdings wurde die Annahme verweigert, genauso wie bei seiner zweiten Abhandlung „De discrimine febrium inflammatoriarum et putridarum“ (lat. für: „Über die Unterscheidung von entzündungsartigen und fauligen Fiebern“). Erst mit dem dritten Versuch wurde sein Elaborat angenommen. Diese trägt den Titel „Versuch über den Zusammenhang der tierischen Natur des Menschen mit seiner geistigen“.

Bereits in Schillers akademischen Schriften zeigt sich ein Faible für die Psychologie und deren Zusammenhang mit der klassischen Medizin. Zeitgleich schreibt er sein erstes großes Drama, „Die Räuber“5.

Die Psychologie und Psychosomatik schienen Schiller begeistert zu haben. Es ist also naheliegend, dass diese Begeisterung zumindest in Teilen auf sein Werk Einfluss hatte. Dahingehend ist nur sehr wenig erforscht. Wenige Abhandlungen befassen sich mit der Medizin und Psychologie in Schillers Werken, so beispielsweise Monika Ritzer explizit mit der Psychologie in „Die Räuber“6. Umso wichtiger und interessanter ist es, seine Arbeit auf deren Einflüsse zu untersuchen.

Bei Schiller sind Medizin und Psychologie kaum trennbar, denn er schrieb in seiner letzten Dissertation: „Der Mensch ist nicht Seele und Körper, der Mensch ist die

innigste Mischung dieser beiden Substanzen“7. Dieser Umstand macht die Erforschung des Einflusses der Medizin auf seine Werke umso schwieriger, weshalb im Allgemeinen von Gesundheitslehre gesprochen wird. Damit sind in der Regel immer Medizin, Psychologie und Psychosomatik gleichzeitig gemeint, außer eine Strömung wird explizit genannt.

Um Schillers Theorien der Gesundheitslehre und deren Einbettung in seine Dramen zu verstehen, ist es wichtig, zunächst ein wenig seine Ansichten zur Ästhetik des Dramas näher zu beleuchten. Anschließend ist es nicht außer Acht zu lassen, die Theorien Schillers zur Gesundheitslehre näher darzustellen. Durch die Auseinandersetzung mit diesen können einzelne Aspekte davon besser in ausgewählten Beispielen aus seinem Werk identifiziert und analysiert werden.

Epische Werke Schillers können in dieser Abhandlung aufgrund der Kürze der Arbeit nicht thematisiert werden, sind aber nicht pauschal unwichtig.

2 Die Theorien Schillers

2. 1. Dramentheorie

In Schillers Essay mit dem Titel „Über das gegenwärtige teutsche Theater“ wird beschrieben, dass dem Theater deutliche „Wirkungsgrenzen“ gesetzt würden8. Für Schiller ist das Theater ein „offener Spiegel des menschlichen Lebens [...], [der] auch dem stumpfesten Auge zu Gesicht“ liegen müsse. Psychische Lasten, aber auch Glück und wirtschaftlichen bzw. finanziellen Erfolg und Misserfolg müssten sich „in die Seele prägen“9.

Er ist der Ansicht, dass durch die aktuelle Vorgehens- und Aufführungsweise Dramen im Theater nichts bewirkten. Zudem müsste die Erzeugung von Empathie und Abstand des Zuschauers ausgeglichen sein.10

Für Schiller ist es offensichtlich von großer Bedeutung, dass das Theater und seine Dramen etwas vermitteln und die Zuschauerinnen berühren. Dramen sollen bewegen, aber auch eine Schnittmenge der Gesellschaft darstellen. Und eben hier spielt vor allem die Psychologie die größte Rolle: Gefühle müssen - salopp gesagt - rüberkommen.

Nichtsdestotrotz schreibt er nicht, dass die Gesundheit im Allgemeinen eine Rolle spielen muss. Auch, wenn sich Protagonist*innen eines Stücks zum Beispiel aufgrund einer Verstimmung nicht gut fühlen, führt dies nicht automatisch zur Annahme, dass diese auch krank sein müssen. Zumal die Psychologie des 18. und 19. Jahrhunderts nicht sehr ausgereift war. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des 20. gab es erste fundierte wissenschaftliche Standards zur Erforschung der Psychologie, und erst im Lauf der Zeit bekam die Psychologie den Ruf einer ernstzunehmenden Wissenschaft11.

2.1. Medizin, Psychologie und Psychosomatik

Friedrich Schiller studierte an der militärischen Pflanzschule in Ludwigsburg zunächst zwei Jahre Jura, bis er 1776 an der Kadettenschule in Stuttgart das Medizinstudium aufnahm12. Wie schon erwähnt, wurde erst die dritte eingereichte Dissertation mit dem Titel „Versuch über den Zusammenhang der tierischen Natur des Menschen mit seiner geistigen“ angenommen. Hier schrieb er beispielsweise, dass die „Tätigkeiten des Körpers [...] den Tätigkeiten des Geistes“13 entsprächen14

Bereits vor seiner Dissertation verfolgt Schiller einen Ansatz, den man heute „psychosomatisch“ oder „ganzheitlich“ nennen würde. Er diagnostizierte seinem guten Freund eine Depression und schilderte: „Das genaue Band zwischen Körper und Seele macht es unendlich schwer, die erste Quelle des Übels ausfindig zu machen, ob es zuerst im Körper oder in der Seele zu suchen sei.“15 Zudem behandelt Schiller einen Freund während seines Studiums mit dem Ansatz, den man heute „Sprechende Medizin“ nennen würde. Er redet mit seinem Patienten und nimmt sich Zeit.16,17

Frederick Beiser schreibt hierzu: „ [...], Schiller's early philosophy is fundamentally monistic and holistic, devoted to overcoming the dualisms between mind and body, intellect and sensibility, in a single unified conception of the self.”18

Für Schiller sind Geist und Seele untrennbar. Die moderne Psychosomatik vertritt ähnliche Ansichten, dennoch sieht sie nicht zwingend in jedem Krankheitsbild einen Zusammenhang mit beiden Instanzen (Physis und Psyche).

[...]


1 Informationen über Schillers Ausbildung: https://www.aerzteblatt.de/archiv/47242/Friedrich-Schiller- Ein-Arzt-auf-Abwegen (16.08.2021)

2 André-Alt, Peter: Schiller. Leben - Werk - Zeit. 1. Bd., München 12009, S. 89f

3 Hesse, Volker: Friedrich Schiller - Arzt und Dichter. Schöpferkraft trotz Krankheit. In: Romberg, Regine (Hg.): Friedrich Schiller. Zum 250. Geburtstag. Würzburg 12014. S. 96

4 André-Alt, Peter: Schiller. Leben - Werk - Zeit. 1. Bd., München 12009, S. 116f

5 André-Alt, Peter: Schiller. Leben - Werk - Zeit. 1. Bd., München 12009, S. 167

6 Ritzer, Monika: Schillers dramatischer Stil. Das Schauspiel der Seele: Die Räuber. In: Koopmann, Helmut (Hg.): Schiller Handbuch. Stuttgart 22011. S. 254-257

7 https://www.aerzteblatt.de/archiv/125503/Friedrich-Schiller-(1759-1805)-und-die-Medizin-Der- Mensch-als-innigste-Mischung-von-Koerper-und-Seele (20.08.2021)

8 André-Alt, Peter: Schiller. Leben - Werk - Zeit. 1. Bd., München 12009, S. 372

9 http://www.wissen-im-netz.info/literatur/schiller/werke/philosophisch/theater/index.htm (18.08.2021)

10 André-Alt, Peter: Schiller. Leben - Werk - Zeit. 1. Bd., München 12009, S. 373

11 https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/WISSENSCHAFTPSYCHOLOGIE/PsychologieZeittafel.shtml (18.08.2021)

12 Hesse, Volker: Friedrich Schiller - Arzt und Dichter. Schöpferkraft trotz Krankheit. In: Romberg, Regine (Hg.): Friedrich Schiller. Zum 250. Geburtstag. Würzburg 12014. S. 92f

13 Luserke-Jaqui, Matthias: Schriften aus der Karlsschulzeit. In: Luserke-Jaqui, Matthias (Hg.): Schiller Handbuch. Leben - Werk - Wirkung. Stuttgart 12011. S. 342

14 Luserke-Jaqui, Matthias: Schriften aus der Karlsschulzeit. In: Luserke-Jaqui, Matthias (Hg.): Schiller Handbuch. Leben - Werk - Wirkung. Stuttgart 12011. S. 341-343

15 Hesse, Volker: Friedrich Schiller - Arzt und Dichter. Schöpferkraft trotz Krankheit. In: Romberg, Regine (Hg.): Friedrich Schiller. Zum 250. Geburtstag. Würzburg 12014. S. 99

16 Zur „Sprechenden Medizin“: maiLab: 5 Missverständnisse über den Placebo-Effekt. [2019, YouTube].https://www.youtube.com/watch?v=ESMooFO0aaY&t=31s (20.08.2021), 15:20 bis 16:05

17 Hesse, Volker: Friedrich Schiller - Arzt und Dichter. Schöpferkraft trotz Krankheit. In: Romberg, Regine (Hg.): Friedrich Schiller. Zum 250. Geburtstag. Würzburg 12014. S. 99f

18 Beiser, Frederick: Schiller as Philosopher. A Re-Examination. Oxford 12005. S. 23

Fin de l'extrait de 15 pages

Résumé des informations

Titre
Der Einfluss der Gesundheitslehren auf die Werke Friedrich Schillers
Sous-titre
Medizin, Psychologie und Psychosomatik in Schillers Dramen und Gedichten
Université
University of Stuttgart
Note
2,3
Auteur
Année
2021
Pages
15
N° de catalogue
V1182819
ISBN (ebook)
9783346604712
ISBN (Livre)
9783346604729
Langue
allemand
Mots clés
Schiller, Medizin, Psychologie, Germanistik, Friedrich Schiller, Schiller als Arzt, Schiller und Medizin, Schiller und Psychologie, Schiller und Psychosomatik
Citation du texte
Bastian Wieland (Auteur), 2021, Der Einfluss der Gesundheitslehren auf die Werke Friedrich Schillers, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1182819

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