Das philosophische und theologische Verständnis der Glückseligkeit. Glückseligkeit nach Immanuel Kant und Muhammad al-GazzalI im Vergleich


Hausarbeit, 2021

21 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Definition der Glückseligkeit
2.1 Das philosophische Verständnis von Glückseligkeit

3 Das theologische Verständnis von Glückseligkeit

4 Glückseligkeit nach einem Philosophen und einem Theologen
4.1 Glückseligkeit nach Abü Hämid Muhammad al-Gazzäli
4.2 Glückseligkeit nach Immanuel Kant
4.2.1 Kategorischer Imperativ
4.2.2 Glückseligkeit

5 Fazit

6 Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

Die Frage nach der Glückseligkeit ist von großem Interesse, dajeder Mensch nach einem guten Leben strebt, in dem er die Glückseligkeit erreichen kann.1 Also steht das gute Leben mit der Glückseligkeit in einer engen Verbindung. Laut dem Phi­losophen Walter Patt ist die Glückseligkeit sogar das endgültige Ziel des Men­schen, die seit der antiken Ethik zu einem der wichtigsten Themen wurde, das im­mer wieder von Philosophen behandelt wird.2

Es ist uns aus den Literaturen bekannt, dass bedeutende Philosophen seit der Anti­ke und später muslimische Philosophen und Theologen sich mit den Themen Ethik, Moral und Glückseligkeit befassen, insbesondere nach dem 9. Jahrhundert, als die griechische Philosophie begann, die islamische Wissenschaft zu beeinflus­sen.3 Somit liegt eine äußerst umfangreiche Literatur zum Thema Glückseligkeit zugrunde. Zu den bedeutendsten Philosophen, die sich in ihren Werken mit diesen Themen beschäftigt haben, zählen unter anderem folgende klassische antike sowie moderne Philosophen, wie Aristoteles, Platon, Epikur, Stoa, Immanuel Kant, John Stuart Mill und Friedrich Nietzsche. Diesbezüglich sind bei den muslimischen Philosophen wie Ya'qüb b. Ishäq al- Kindl, Abü Bakr ar-Räzi, Nasir ad-Dm af- Tüsi, al-Färäbi, al-Gazzäli und Ibn Rusd zu erwähnen, die ebenfalls als angesehe­ne Theologen gelten.4 Bei der vorliegenden Arbeit bilden bei Kants Glückselig­keitsverständnis seine Werke GMS, KPV und KRV die Grundlage. Bei al-Gazzäli hingegen basiert in der vorliegenden Arbeit sein Glückseligkeitsverständnis auf seinem Werk DasElixier der Glückseligkeit.

Bei der Untersuchung der verschiedenen Theorien der Philosophen und Theolo­gen zum Thema Glückseligkeit ist auffallend, dass es zwischen beiden zu Diffe­renzen kommt. Obwohl beide Partien auf dasselbe hinauswollen, haben sie den­noch unterschiedliche Ansichten, wie man zur Glückseligkeit gelangt.

Selbst unter den Philosophen gibt es voneinander variierende Denkweisen, die dazu führen, dass sie sich gegenseitig auch mal ohne Weiteres kritisieren.5

Doch was genau wird unter Glückseligkeit verstanden, nach der sich der Mensch sehnt und die zu solch vielen unterschiedlichen Meinungen führt? Wann und wie gelangt man zu ihr? Das sind Fragen, die sehr interessant sind und zunächst offen­bleiben. Um diesen Fragen nachzugehen, würde ich gerne die Argumentationswe­ge von einem Philosophen der Moderne und einem muslimischen Theologen des Mittelalters untersuchen und miteinander vergleichen. Der Philosoph, den ich in meiner Hausarbeit behandle, ist Immanuel Kant (gest. 1804)6 und der Theologe ist Abü Hämid Muhammad al-Gazzäli (gest. Illi)7. Der Grund für den Vergleich der gegensätzlichen Positionen ist, die Gemeinsamkeiten und Verschiedenheiten von beiden einflussreichen Persönlichkeiten zu erkennen und ihre Denkanstöße für ihre Theorien zu dem bereits erwähnten Thema zu verstehen.

In der vorliegenden Hausarbeit wird der Frage nachgegangen, inwiefern sich die Verständnisse über die Glückseligkeit von dem Theologen Abü Hämid Muhammad al-Gazzäli und dem Philosophen Immanuel Kant voneinander unter­scheiden. Zu Beginn der Arbeit wird der Begriff „Glückseligkeit“ einmal aus der Perspektive von Philosophen und einmal aus der Sichtweise von Theologen defi­niert, um einen allgemeinen Vergleich zwischen beiden machen zu können. An­schließend wird in einem neuen Kapitel das Glückseligkeitsverständnis von al- Gazzäli vorgestellt. Darauf folgt im nächsten Kapitel eine Darstellung von Kants „kategorischem Imperativ“, um nachfolgend sein Glückseligkeitsverständnis zu behandeln. Es hat einen Grund, weshalb bei Kant zunächst sein „Kategorischer Imperativ“ vorgestellt werden muss, der sich im Laufe der Arbeit erklären wird. Letztendlich wird zum Schluss ein Vergleich von al-Gazzäli und Kants Verständ­nis von Glückseligkeit erfolgen, worin beleuchtet wird, inwiefern ihre Ansichten Gemeinsamkeiten oder Unterschiede haben.

2 Definition der Glückseligkeit

2.1 Das philosophische Verständnis von Glückseligkeit

In diesem Kapitel wird das philosophische Verständnis von Glückseligkeit defi­niert. Zunächst ist bemerkenswert, dass der Ausdruck „Glück“ nicht aus der Phi­losophie entstanden ist, sondern seinen Ursprung in der Alltagssprache hat.8 Im deutschen Sprachgebrauch werden zwei unterschiedliche Bedeutungen mit dem Begriff assoziiert. Diese Unterscheidung wird deutlich gemacht, indem man von „glücklich sein“ oder „Glück haben“ spricht.9 Während „glücklich sein“ einen se­ligen Wert hat, bedeutet „Glück haben“ so gut wie zufälliges Glück.10 Dieser Ar­beit wird durchaus die erstere Bedeutung zugrunde liegen. Um zu dem Ursprung des Wortes in der Philosophie zurückzukommen, bedeutet der Ausdruck „Glück“ im Griechischen „eudaimonia“, welcher den Zustand eines glücklichen Menschen beschreibt, bei dem man glaubt, dass sich ein „guter Geist“ befindet.1112 Nach Wolf­gang Pleger hat das Wort „eudaimonia“ mehrere Bedeutungen, welche er in sei­nem Werk wie folgt erwähnt: „Glück“, „Glückseligkeit“, „glücklicher Zustand“, „Segen“, „Wohlergehen“, „Wohlstand“ und sogar „Macht“ n Nach dem antiken Philosophen Aristoteles ist das höchste Gut des Menschen seine Glückseligkeit, welcher mit „Gut-Leben“ und „Sich-gut-Verhalten“ erreicht wird.13 Er verbindet also das glückselige Leben mit tugendhaften Handlungen.14

In diesem Kapitel wurde das philosophische Verständnis von Glückseligkeit defi­niert und nun folgt eine theologische Definition des Begriffs im nächsten Kapitel.

3 Das theologische Verständnis von Glückseligkeit

Mit dem theologischen Verständnis von Glückseligkeit meine ich sowohl die isla­mische Theologie als auch die islamische Philosophie, da die muslimischen Ge­lehrten seit dem Mittelalter diese beiden Gebiete nicht voneinander getrennt, son­dern vielmehr bewusst oder unbewusst zusammengedacht haben. Darüber hinaus wurde die Glückseligkeit durch den Einfluss der antiken Philosophie zu einem der Hauptthemen in der islamischen Philosophie.15 Glückseligkeit bedeutet im Arabi­schen „sa'ödb“16 und beschreibt in der islamischen Philosophie, genauso wie in der griechischen Philosophie, das höchste Ziel des menschlichen Strebens.17 Nach der islamischen Philosophie kann dieses höchste Ziel durch die ethische Vervoll­kommnung und zunehmendes Wissen erreicht werden.18 Es gibt auch eine weitere Definition des Begriffs saäda. aus der nichtphilosophischen Literatur des Islam, welcher glückliche Lebensumstände, ein unerwartetes Glück eines langen Lebens, die Bewahrung vor Versuchungen oder den ewigen Aufenthalt im Paradies be­schreibt.19

Auch im Koran kommt der Ausdruck saada vor, jedoch im Zusammenhang mit dem gegensätzlichen Begriff„sagäma“20, welcher generell als Unglück oder Elend übersetzt wird.21 Im westlichen Sprachraum ist dieser Ausdruck als „Tragödie“ bekannt.22 Es handelt sich bei saqöwa um die Textstelle in der Sure Hudl 11:105­108, in der über die Menschen im Jenseits berichtet wird, von denen einige unglü­cklich (saqi)2324 und andere glückselig (sa7<J)' sein werden.25 Laut der bereits er­wähnten Textstelle in der oben genannten Sure, gelten diejenigen im Jenseits als unglücklich, die im Höllenfeuer landen und für eine ewige Zeit dort weilen wer­den.

...


1 Vgl. Pleger: Das gute Leben (2020), S. 1.

2 Vgl. Patt: Kants Kritik der praktischen Vernunft (2004), S.ll.

3 Vgl. Endress: Der arabische Aristoteles (1990), S. 3.

4 Vgl. Qagnci: Saadet (2008), Bd. 35, S. 320.

5 Vgl. Himmelmann: Kants Begriff des Glücks (2003), S. 130 f.

6 Vgl. Pleger: Das gute Leben (2020), S. 126.

7 Vgl. al-Ghasäli: Das Elixier der Glückseligkeit (2017), S. 9.

8 Vgl. Buridan: Über Freiheit und Glück (2020), S. 56.

9 Vgl. ebd., S. 56 f.

10 Vgl. Buridan: Über Freiheit und Glück (2020), S. 57.

11 Vgl. Pleger: Das gute Leben (2020), S.ll.

12 Vgl. ebd.

13 Vgl. Pauer-Studer: Einführung in die Ethik (2003), S.62.

14 Vgl. ebd., S.64.

15 Vgl. Qagnci: Saadet (2008), Bd. 35, S. 320.

16 Wehr: Arabisches Wörterbuch (1998), S. 571.

17 Vgl. Daiber: Sa'äda (2012), s.p.

18 Vgl. ebd.

19 Vgl. ebd.

20 Wehr: Arabisches Wörterbuch (1998), S. 668.

21 Vgl. Qagnci: Saadet (2008), Bd. 35, S. 319.; Vgl. Daiber: Shakäwa (2012), s.p.

22 Vgl. al-Attas: Die Bedeutung und das Erleben von Glückseligkeit im Islam (1998), S. XIII.

23 Wehr: Arabisches Wörterbuch (1998), S. 668.

24 Wehr: ebd., S. 571.

25 Vgl. Qagnci: Saadet (2008), Bd. 35, S. 319.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Das philosophische und theologische Verständnis der Glückseligkeit. Glückseligkeit nach Immanuel Kant und Muhammad al-GazzalI im Vergleich
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main  (Studien der Kultur und Religion des Islam)
Veranstaltung
Einführung in die Falsafa
Note
1,0
Autor
Jahr
2021
Seiten
21
Katalognummer
V1183243
ISBN (eBook)
9783346606884
ISBN (Buch)
9783346606891
Sprache
Deutsch
Schlagworte
al-Ġazzālī, Kant, Glückseligkeit, Theologie, Philosophie
Arbeit zitieren
Hatice Kübra Yildirim (Autor:in), 2021, Das philosophische und theologische Verständnis der Glückseligkeit. Glückseligkeit nach Immanuel Kant und Muhammad al-GazzalI im Vergleich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1183243

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