In dieser Arbeit bezieht sich der Begriff "Familie" auf die patriarchalische Familie, in der der Vater die Autorität darstellt und die Familienmitglieder, das heißt die Eltern und deren Kinder, gemeinsam im selben Haushalt leben. Für die Arbeit wurden die drei kurzen Erzählungen namens "Der plötzliche Spaziergang", "Der Aufbruch" und "Heimkehr" ausgewählt. Die drei Texte veranschaulichen drei unterschiedliche Phasen: ein Verbleiben zu Hause mit den Gedanken an eine Flucht aus der Familie, dann ein Weglaufen ohne Ziel, und letztendlich wieder eine Rückkehr nach Hause.
So wie in anderen Reise bezogenen Literaturen finden sich „Aufbruch“ und „Ankunft“ als Topoi der literarischen Bewegungsformen auch häufig in Kafkas Werken wieder. Wenn das Wandermotiv jedoch mit der Familienthematik, welche in den Werken Kafkas ebenfalls häufig vorkommt, in einem Zusammenhang steht, gilt es zu bedenken, ob und inwieweit die zwei Hauptbewegungsformen zusammen mit dem Zustand des Zuhauses, also der Aufbruch von Zuhause und die Ankunft in das Zuhause, auf die paradoxe Einstellung des Protagonisten gegenüber der Familie hinweist.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zur Auswahl der Texte
- Zur Struktur und Forschungslage der Arbeit
- Zuhause: Der Plötzliche Spaziergang
- Interpretation zum Text
- Das äußere Verbleiben und der innere Aufbruch
- Zusammenfassung: Phantastisches und misslingendes Entkommen aus der Familie
- Aufbruch: Der Aufbruch
- Interpretation zum Text
- Der Aufbruch ohne bestimmte Ankunft
- Zusammenfassung: Zielloses Weggehen von der Familie
- Rückkehr: Heimkehr
- Interpretation zum Text
- Die Rückkehr ohne gelungene Ankunft
- Zusammenfassung: Zögern mit dem Zurückkommen zu der Familie
- Schlussfolgerung: Das Paradox der Einstellungen zur Familie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit der widersprüchlichen Beziehung des Protagonisten zur Familie in Kafkas Prosatexten "Der plötzliche Spaziergang", "Der Aufbruch" und "Heimkehr". Dabei untersucht sie die Phasen des Aufbruchs und der Ankunft im Kontext des "Zuhause" und beleuchtet die ambivalenten Einstellungen des Protagonisten gegenüber der Familie.
- Die paradoxe Einstellung des Protagonisten zur Familie in Kafkas Prosatexten.
- Die Analyse des Aufbruchs und der Ankunft in den drei Texten "Der plötzliche Spaziergang", "Der Aufbruch" und "Heimkehr".
- Die Einordnung der Texte in die literarische Tradition des Reisemotivs und der Familienthematik bei Kafka.
- Die Interpretation der Texte im Kontext der biografischen und literarischen Situation Kafkas.
- Die Relevanz der Werke von Fırtına, Krings, Flach, Wolfradt, Urbich, Alt und Neumann für die Analyse.
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel analysiert "Der plötzliche Spaziergang" und untersucht die ambivalenten Gedanken des Protagonisten über eine Flucht aus der Familie. Dabei werden die formalen Elemente des Textes sowie die implizite "Sohn"-Figur und der "Familien"-Hintergrund beleuchtet. Das zweite Kapitel behandelt "Der Aufbruch" und beschäftigt sich mit der Darstellung eines ziellosen Weglaufens ohne Ankunft. Das dritte Kapitel analysiert "Heimkehr" und untersucht die Rückkehr des Protagonisten nach Hause, die jedoch keine gelungene Ankunft darstellt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die zentralen Themen der Familie, des Aufbruchs, der Ankunft, der Paradoxie und der Ambivalenz in Kafkas Prosatexten. Wichtige Begriffe sind: "Sohn", "Familie", "patriarchalische Familie", "Zuhause", "Reisemotiv", "Aufbruch", "Ankunft", "Verbleib", "Entkommen", "Ziellosigkeit", "Rückkehr", "Parabel", "Prosadichtung", "Interpretation", "biografischer Kontext" und "literarische Tradition".
- Citar trabajo
- Chuyue Yin (Autor), 2021, Aufbruch und Ankunft. Das Paradox der Einstellungen zur Familie in Kafkas Prosatexten "Der plötzliche Spaziergang", "Der Aufbruch" und "Heimkehr", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1183406