Die vorliegende Arbeit beginnt mit einem einleitenden Wirtschaftsteil, der diese wirtschaftsgeschichtlichen Entwicklungen – von ersten liberalistischen Diskursen in Frankreich, über die eng-lische Freihandelsbewegung bis hin zur deutschen Entwicklung – und ihre sozioökonomischen Auswirkungen nachzeichnen soll. Um die wirtschaftlichen Veränderungen kenntlich zu machen, sollen zunächst die unterschiedlichen Merkantilismusausprägungen der drei Länder thematisiert werden. Hiervon ausgehend soll verdeutlicht werden, inwieweit Goethe im ersten Akt des Faust II auf die Begebenheiten seiner Zeit anspielt. Zu diesem Zweck muss die Eröffnungsszene des Werkes untersucht werden. Es soll betrachtet werden, ob dieser eine Prologfunktion im Werk zukommt, ob sie ein literarisches Thema für die weitere Handlung vorgibt. Nach der ersten Szene spielt das Geschehen in der Gesellschaft des Hofes. Der Staat ist verschuldet, das alte System be-darf einer Erneuerung. Daher soll beleuchtet werden, inwieweit die wirtschaftliche Neubelebung der literarischen Gesellschaft mit in der Goethe-Zeit erfahrbaren Entwicklungen korrespondiert. Führt die Entstehung einer neuen Wirtschaftsform tatsächlich zu einer Verbesserung der Verhältnisse? Bedingt das neue Marktsystem die Beziehung des Menschen zur Natur? Welches ist die neue Instanz, die die Gesellschaft – nach der Zurückdrängung des feudalen Systems - zusammenhält? Die literarischen Antworten Goethes auf all diese Fragen sollen in dieser Arbeit interpretiert werden. Besondere Bedeutung kommt hier der Untersuchung der zwischen Analyse der Systemkrise und der Erneuerung des wirtschaftlichen Systems liegenden Mummenschanz-Szene zu, in der die Gesellschaft literarisch seziert wird. Auf keinen Fall sollen Goethes eigene wirtschaftstheoretische Ansichten analysiert werden. Dies wird Teil einer späteren Arbeit sein. Im vorliegenden Text geht es vielmehr um die Kenntlichmachung literarischer und realgeschichtlicher Parallelitäten. Wie spiegelt der erste Akt des Faust II diese Zeit der Veränderungen wider?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung.
- Zeit der Veränderungen in Europa..
- Vom Colbertismus zu Quesnay: Frankreich.
- Der englische Merkantilismus.
- Liberalistischer Ideenwandel.
- Industrialisierung in England: Umsetzung des liberalistischen Postulats.
- Wirtschaftlicher Rückstand in Deutschland.....
- Einzug des wirtschaftlichen Fortschritts in Deutschland.
- Zwischenfazit…………………………………….
- Anmutige Gegend – Natur und Abglanz
- Erwachen im reinen Naturzustand..
- Farbiger Abglanz: Der Schein wird Thema
- Das Sein vor dem Schein: Systemkrise im Reich..
- Die Zustandsbeschreibung der Minister.
- Systemdiagnose: „Hier aber fehlt das Geld\".
- Das Wesen des Geldes: Geld-Schein ..
- Kompetenzübertragung des Kaisers: Auslieferung an den Schein.
- Mummenschanz: Scheinhafte Vorführung des Neuen
- Die Geburt einer neuen Gesellschaft...
- Erneuerung der Wirtschaftsform: Die neue Natürlichkeit der Märkte..
- Einzug des Reichtums: Verwechslung von Schein und Sein...
- Der Reichtum übernimmt die Regie: Entstehung einer neuen Religion
- Triumph des Reichtums - Degradierung des Kaisers.....
- Das Sein nach dem Schein...
- Wiedergeburt der Gesellschaft: Wirtschaftlicher Aufschwung.
- Der Grund des Aufschwungs – Retrospektive...........
- Das neue Prinzip: Alles beim Alten?.
- Fazit...
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Spiegelung des gesellschaftlichen Umbruchs im ersten Akt des FAUST Zweiten Teil im Kontext der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen des 18. und 19. Jahrhunderts. Sie untersucht, inwieweit Goethes Werk auf reale politische und wirtschaftliche Begebenheiten seiner Zeit anspielt, insbesondere auf die Entwicklung des Merkantilismus und die Entstehung des liberalen Wirtschaftsdenkens.
- Die Entwicklung des Merkantilismus in Frankreich, England und Deutschland
- Die Bedeutung des liberalistischen Ideenwandels
- Die Auswirkungen der Industriellen Revolution
- Die Rolle des Geldes und des Reichtums in der Gesellschaft
- Die Beziehung zwischen Wirtschaft und Natur
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den historischen Kontext der Arbeit dar und beleuchtet die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen des 18. und 19. Jahrhunderts, die Goethes Werk beeinflusst haben. Das zweite Kapitel zeichnet die Entwicklung des Merkantilismus in Frankreich, England und Deutschland nach, wobei es auf die Unterschiede in den jeweiligen Ausprägungen eingeht. Es wird außerdem der liberalistische Ideenwandel und die Entstehung des Freihandels beleuchtet. Das dritte Kapitel untersucht die Eröffnungsszene des FAUST Zweiten Teil und analysiert, ob diese eine Prologfunktion im Werk zukommt. Das vierte Kapitel analysiert die Systemkrise im Reich und beleuchtet die Zustandsbeschreibung der Minister, die Systemdiagnose und die Rolle des Geldes. Das fünfte Kapitel beschäftigt sich mit der Mummenschanz-Szene, in der die literarische Gesellschaft seziert wird und die Entstehung einer neuen Wirtschaftsform mit ihren Auswirkungen auf die Beziehung des Menschen zur Natur untersucht wird. Das sechste Kapitel beleuchtet die Wiedergeburt der Gesellschaft nach der Systemkrise und analysiert die Gründe für den wirtschaftlichen Aufschwung. Das Fazit fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen und zieht Schlussfolgerungen über die Spiegelung des gesellschaftlichen Umbruchs im ersten Akt des FAUST Zweiten Teil.
Schlüsselwörter
Merkantilismus, Colbertismus, Physiokratie, Quesnay, Adam Smith, Freihandel, Industrielle Revolution, Gesellschaftlicher Umbruch, Systemkrise, Geld, Reichtum, Natur, FAUST Zweiter Teil, Goethe.
- Quote paper
- Andree Czerwinski (Author), 2005, «Dem Grenzenlosen grenzenlos Vertrauen» - Aufkommen der Ökonomie und Rückzug der Natur, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/118469