Die Arbeitsbedingungen in Pflegeberufen in Deutschland. Einfluss auf die Berufswahl

Eine empirische Untersuchung


Bachelorarbeit, 2020

71 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


I. Inhaltsverzeichnis

II. Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung und Darstellung des Themas
1.1 Politische Hintergründe zur Pflege
1.2 Kurzinformation zur Arbeit

2. Methodik
2.1 Forschungsfrage bzw. Hypothese

3. Politische Detailinformationen und Statistiken
3.1 Krankenhausbarometer Allgemeinstation
3.2 Krankenhausbarometer Intensivpflege
3.3 Vakanzzeit
3.4 Studie Zufriedenheit Pflegepersonal

4. Studiendesign und Zielgruppe
4.1 Datenschutz

5. Ergebnisse persönlicher Daten
5.1 Alter und Geschlecht der Studienteilnehmer
5.2 Anteil von Pflegekräften der Befragten in Prozent

6. Ergebnisse bezüglich der Arbeitsbedingungen
6.1 Schichtarbeitsmeinung
6.2 Ansicht über die Bezahlung in Pflegeberufen
6.3 Körperliche Belastung
6.4 Dokumentationspflicht
6.5 Besetzung in Kliniken und Pflegeheimen
6.6 Einstellungen zu Überstunden
6.7 Kurze Schichtwechsel

7. Persönliche Fragen
7.1 Selbsteinschätzung zum Thema Tod
7.2 Gesellschaftliche Achtung
7.3 Wiederergreifen/Ergreifen des Berufs
7.3.1 Wiederergreifen des Pflegeberufs
7.3.2 Ergreifung des Pflegeberufs

8. Fazit zur Arbeit

Literaturverzeichnis primäre Literatur

Literaturverzeichnis sekundäre Literatur

II. Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Kommentar eines Benutzers unter dem Artikel der Tagesspiegel

Abbildung 2 Stellenbesetzungsproblem in Krankenhäuser auf Allgemeinstationen (Quelle Deutsches Krankenhausinstitut)

Abbildung 3 Stellenbesetzungsproblem in Krankenhäusern in der Intensivpflege (Quelle: Deutsches Krankenhausinstitut) -

Abbildung 4 Vakanzzeit 2016/2017 (Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit aus 2017 https://www.arbeit-plus-rente.de/pdf/vakanzstellend.pdf7)

Abbildung 5 Fachkräftemangel in der Pflege nach Bundesländern (Quelle Bundesagentur für Arbeit)

Abbildung 6 Zufriedenheit des Pflegepersonals (Quelle: Prof. H. Buxel)

Abbildung 7 Geschlechterverteilung (Eigene Abbildung)

Abbildung 8 Verteilung Alter und Geschlecht (Eigene Abbildung)

Abbildung 9 Verteilung Pflegekraft/Nicht-Pflegekraft (Eigene Abbildung)

Abbildung 10 Meinung zur Schichtarbeit (Eigene Abbildung)

Abbildung 11 Ansicht über die Bezahlung in Pflegeberufen (Eigene Abbildung)

Abbildung 12 Interpretation der eigenen körperlichen Belastbarkeit (Eigene Abbildung)

Abbildung 13 Einschätzung zur Dokumentationspflicht (Eigene Abbildung)

Abbildung 14 Ausreichende Besetzung in Kliniken bzw. Pflegeheimen (Eigene Abbildung)

Abbildung 15 Personalschlüssel/Pflegegrad (Quelle: score-personal) (Eigene Abbildung)

Abbildung 16 Personalschlüssel in Pflegeheimen ausreichend? (Eigene Abbildung)

Abbildung 17 Personal in Kliniken ausreichend? (Eigene Abbildung)

Abbildung 18 Einstellung zu Überstunden (Eigene Abbildung)

Abbildung 19 Kurze Schichtwechsel (Eigene Abbildung)

Abbildung 20 Selbsteinschätzung Thema Tod (Eigene Abbildung)

Abbildung 21 Gesellschaftliche Achtung des Pflegeberufs (Eigene Abbildung)

Abbildung 22 Wiederergreifen des Berufs Pflegekraft (Eigene Abbildung)

Abbildung 23 (Pflegeberuf erlernen (Eigene Abbildung))

1. Einleitung und Darstellung des Themas

In dieser Arbeit wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit das generische Maskulinum verwendet. Weibliche und anderweitige Geschlechteridentitäten werden dabei ausdrücklich mitgemeint, soweit es für die Aussage erforderlich ist.

In den heutigen Medien (Stand Dezember 2019 / Januar 2020) ist sie kaum noch wegzudenken – die Debatte über den Mangel an Pflegekräften. Täglich werden neue Meldungen veröffentlicht, wie der Bericht aus der Hannoversche Allgemeine Zeitung über Patienten, die auf einer Kinderintensivstation abgewiesen wurden, aufgrund von Personalmangel: „Allein in diesem Jahr habe die MHH (Medizinische Hochschule Hannover) 300 Mädchen und Jungen nicht aufnehmen können, darunter 100 Kinder mit lebensbedrohlichen Erkrankungen“, sagte Michael Sasse, leitender Oberarzt der Klinik. (Menkens, G. 2018).

Menschen werden in Notsituationen abgelehnt und akute oder auch lebensgefährliche Erkrankungen können nicht behandelt werden, da es an ausreichend Pflegepersonal mangelt. Dies ist nicht etwa auf einen temporären Notstand zurückzuführen, der nach wenigen Tagen oder Wochen wieder gelöst wird, sondern es ist ein zunehmend dramatisch werdender Zustand.

Der „Tagesspiegel“ berichtete erst kürzlich über die Charité in Berlin: „Personalmangel, ein umstrittener Todesfall und der politisch gewollte Anspruch, zur medizinischen Weltspitze zu gehören – an der Charité herrscht in diesen Tagen wieder Unruhe“ (Heine, 2020)

Es wird in ganz Deutschland zum Alltag werden, dass kranke und verletzte Personen aufgrund von Fachkräftemangel in Krankenhäusern abgelehnt werden oder Wartezeiten in Kauf nehmen müssen, die zu lebensbedrohlichen Situationen führen werden.

Auch die Tagesschau griff dieses Thema auf. Ein Arzt äußerte sich anonym wie folgt: „Am nächsten Tag konnte das Kind dann zu uns verlegt werden, aber es verstarb leider rasch. Das hat uns alle sehr mitgenommen.“

Dieser Bericht machte die Allgemeinheit sehr betroffen. Viele ließen ihren Unmut online in Kommentaren aus. (Oliver Noffke, 2020)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1 Kommentar eines Benutzers unter dem Artikel des Tagesspiegels (Quelle: tagesspiegle.de. Von https://www.tagesspiegel.de/berlin/pflegenot-in-der-charite-gefaehrdet-der-personalmangel-die-behandlung-krebskranker-kinder/25511778.html abgerufen)

Da es um schwerstkranke Kinder ging, die auf eine korrekte medizinische Betreuung angewiesen waren, bedingt durch eine Krebserkrankung wie in diesem Fall, zeigten sich in der ganzen Bundesrepublik die Menschen bestürzt über solche Zustände. Ein Kommentar von „maxost“ wurde zur Verdeutlichung der allgemeinen Bestürzung eingefügt. In einem Industrieland, wie Deutschland ist dies eigentlich nicht nachzuvollziehen, dass es solche Zustände in Kliniken und Pflegeheimen gibt.

Ähnliche Meldungen erreichen die Öffentlichkeit regelmäßig und lassen die Menschen fragen: Warum gibt es nicht mehr die „Schwester“ wie früher? Was ist mit unserem System passiert? Was hat sich so geändert, dass die Pflegeberufe nicht mehr so gefragt sind? Oder ist das alles dem demographischen Wandel geschuldet, durch den die Bevölkerung immer älter, kränker und somit auch pflegebedürftiger wird. In den Klinken hat sich die Leistungsvergütung durch die Einführung von Fallpauschalen dramatisch verschlechtert und sie sind mehr und mehr zu Dienstleistern geworden, anstelle von Gesundheitseinrichtungen. Wie einige Ärzte, meist anonym, bestätigt haben, werden auch Operationen durchgeführt, die keine medizinische Notwendigkeit haben, sondern wirtschaftlich rentabel sind.

Dieses Thema wurde von „Focus“ bereits im Jahr 2016 aufgegriffen und mit den Daten von AQUA (Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen) belegt: „Das Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen (AQUA) hat untersucht, wie viele der Hüft- und Knieoperationen medizinisch gerechtfertigt waren. In 4,8 Prozent der Eingriffe war dies nicht der Fall. Das bedeutet: Binnen eines Jahres setzen Ärzte fast 9.000 Patienten eine künstliche Hüfte ein oder tauschten diese aus, obwohl die Operation den AQUA-Kriterien zufolge unnötig war. Das Institut untersuchte neben den Hüft- auch die Kniegelenkoperationen. Hier wurden binnen eines Jahres 5.552 Menschen operiert, ohne dass dies medizinisch gerechtfertigt war.“ (Steinlein, 2016)

Die Gesundheitswirtschaft erzielte 2018 knapp 370 Mrd. Euro Bruttowertschöpfung laut dem Bundesministerium für Gesundheit (vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie S.7 , 2019). Eine Vielzahl von Selbstzahlerleistungen, sogenannte IGeL-Leistungen (Individuelle Gesundheit Leistungen) werden den Patienten in privat geführten Kliniken angeboten bzw. auch angepriesen. Kommunale Krankenhäuser sind hiervon nicht ausgenommen, aber IGeL-Leistungen werden hier nicht so stark fokussiert wie in privatisierten Einrichtungen.

Werbung - mittels Flyern oder auf der Homepage - mit besonderen, aber nicht kassengeförderten Leistungen, bieten viele Praxen an. Dem Patienten ist natürlich selbst freigestellt, ob er diese in Anspruch nimmt. In Beratungen wird aber zumeist die Formulierung „gesundheitsfördernd“ verwendet und da ein Großteil der Gesellschaft mittlerweile sehr bedacht ist mit der eigenen Gesundheit, geben immer mehr Menschen Geld für solche Maßnahmen aus.

Zusätzlich wird einem Kassenpatienten ein Einzel- oder Zwei-Bettzimmer gegen einen Aufschlag, den er selbst bezahlen muss, angeboten.

Im Deutschen Ärzteblatt, Nr. 23/2015, wurde bereits über die Gewinnmaximierung mit Vergleichszahlen berichtet und die Problematik in der Pflege angesprochen. „Dass gerade Beschäftigte in Helios-Kliniken über Leistungsverdichtung klagen, kommt nicht von ungefähr.

Der börsennotierte Konzern setzt sich besonders hohe Gewinnziele: Nach fünf bis sechs Jahren soll eine übernommene Klinik 12 bis 15 Prozent Rendite erwirtschaften. In den kürzlich zugekauften Häusern lag diese Kennzahl (Ebit-Marge/Gewinn vor Zinsen und Steuern in Prozent des Umsatzes) 2014 bei 8,8 Prozent. Selbst die schon länger zu Helios gehörenden Kliniken erreichten mit 11,4 Prozent Umsatzrendite die Zielmarke noch nicht“. (Stüwe, 2015)

Krankenhäuser, die unter keiner kommunalen bzw. staatlichen Trägerschaft stehen, haben auch selten Tarifverträge mit der zuständigen Gewerkschaft ver.di. Sie bezahlen nach sogenannten „Haustarifverträgen“, meist weit unter dem Niveau von Gewerkschaften oder dem des öffentlichen Dienstes. Dies hat zur Folge, dass eine hohe Fluktuation entsteht und ein permanenter Wechsel der Belegschaft in der Einrichtung stattfindet.

Dadurch entstehende Mehrkosten - beispielsweise durch Zeitungsannoncen, Bewerbungsprozesse und das Einarbeiten der neuen Mitarbeiter - könnten durch gute Gehälter sicherlich verringert werden.

In Deutschland leben ca. 3,4 Millionen pflegebedürftige Menschen; etwa 765.000 davon sind in Heimen untergebracht. 2,635 Millionen werden von Angehörigen versorgt und betreut (vgl. Radtke, 2019). Diese Form der Pflege durch die Familie und nahe Angehörige ist oft nur möglich, da viele ältere Menschen, oft vor 1965 geboren, in sogenannten Mehrgenerationenhäusern leben und Frauen aus dieser Generation seltener berufstätig waren. Dadurch können nahe Verwandte die Pflege ausüben und die Pflegebedürftigen benötigen keinen stationären Heimplatz. Zusätzlich sind die Kosten für die Pflegekasse dadurch geringer.

Bei häuslicher Pflege durch Angehörige, Partner oder Freunde erhalten diese von der Pflegekasse folgende Beträge:

- Pflegegrad 1: 0 Euro,
- Pflegegrad 2: 316 Euro
- Pflegegrad 3: 545 Euro
- Pflegegrad 4: 728 Euro,
- Pflegegrad 5: 901 Euro.

(§ 37 Pflegegeld für selbst beschaffte Pflegehilfen; (SGB) - Elftes Buch)

Pflegebedürftige der Pflegegrade 2 bis 5 haben Anspruch auf Pflege in vollstationären Einrichtungen.

Im Vergleich zur häuslichen Pflege, werden für vollstationäre Pflege wesentlich höhere Sätze bezahlt:

- Pflegegrad 2: 770 Euro,
- Pflegegrad 3: 1262 Euro,
- Pflegegrad 4 1.775 Euro
- Pflegegrad 5: 2.005 Euro

(§ 43 Inhalt der Leistung (SGB) - Elftes Buch)

Diese Leistungen decken in vielen Fällen nicht einmal ansatzweise den Bedarf des Pflegebedürftigen. Viele Familien zahlen bei vollstationären Heimplätzen monatlich Beträge im vierstelligen Bereich dazu. Für viele ist dies auf Dauer nicht zu leisten. Jenes ist wohl auch ein Grund, weshalb fast dreiviertel der zu pflegenden Menschen im häuslichen Umfeld versorgt werden oder durch ambulante Pflegedienste Unterstützung eingeholt wird. Es ist eine Belastung für viele Menschen, wenn diese ihre Angehörigen über Jahre hinweg pflegen müssen, da ein Platz im Heim oft weder verfügbar, noch bezahlbar ist.

Dadurch, dass in der heutigen Zeit immer mehr Frauen berufstätig sind und junge Familien unabhängig sein wollen, werden Mehrgenerationenhäuser oft abgelehnt. Die Betreuung und Pflege von kranken, alten oder dementen Menschen muss immer häufiger in Heimen erfolgen. Folglich werden mehr Pflegeplätze benötigt, ebenso wie auch das entsprechend ausgebildete Personal. Dies ist eine Situation - bedingt durch den demographischen Wandel - die zeitnah in die richtigen Bahnen gelenkt werden sollte.

1.1 Politische Hintergründe zur Pflege

Das Gesundheitsministerium, insbesondere Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (Stand Januar 2020), versucht aufgrund dieses erkannten Problems mittlerweile in die Offensive zu gehen: Mögliche Vorschläge , wie etwa der, Pflegekräfte aus Mexiko anzuwerben, sind nur ein Beispiel für Ansätze, die aus diesem Ministerium kommen. Dieser Vorschlag und dass z.B. die Teilzeitkräfte mehr Stunden leisten sollten, um den Personalmangel aufzufangen, werden in der öffentlichen Diskussion oft kritisch bewertet. Die Reaktionen der Angestellten fielen durchweg negativ aus, was wohl auch darauf zurückzuführen ist, dass also ein Großteil der Beschäftigten weiblich ist 75,8% (vgl. Bundesgesundheits-ministerium, 2018). Einige fallen wegen Kinderbetreuung und Erziehung aus, andere stehen nur in einem Teilzeitarbeitsverhältnis.

Der Mangel an Pflegekräften wird regelmäßig öffentlich diskutiert wird; es stellt sich die Frage nach den Gründen hierfür. Ein zentrales hier zu untersuchendes Thema ist die Wahl des Ausbildungsberufes.

Ab 2020 wird die Pflegeausbildung generalisiert werden, d.h. die klassischen Berufe wie Krankenpfleger, Kinderkrankenpfleger und Altenpfleger wird es nicht mehr geben. Stattdessen werden die Pflegeberufe zusammengefasst und eine dreijährige Lehre zur Pflegefachkraft eingeführt.

Die ersten beiden Ausbildungsjahre werden für alle gleich sein. Im letzten Ausbildungsdrittel können die Azubis dann einen Schwerpunkt setzen und damit einen Abschluss mit der Spezifikation „Gesundheits- und Kinderkrankenpflege“ oder „Altenpflege“ erlangen. Ein sogenannter Vertiefungseinsatz muss dann im Ausbildungsvertrag vereinbart sein.

Zusätzlich ist geplant, die Verantwortung und Aufgaben der Gesundheitsberufe neu zu verteilen bzw. besser zu ordnen. Birgit Nasse, Leitung „Pflegesicherung, Prävention“ im Bundesgesundheitsministerium, möchte wie im Koalitionsverstrag zwischen Union und SPD vereinbart, eine neue Justierung der Gesundheitsberufe. Dadurch sollte sich die Attraktivität und Wertschätzung wieder erhöhen. (vgl. Osterloh, 2020)

Ob dies durch Umverteilung von Aufgaben- und Verantwortungsbereichen erlangt werden kann, lässt sich nur in der Praxis überprüfen, indem mittels regelmäßiger Befragungen die Bewerberzahl in diesem Segment und andere Faktoren überprüft werden.

Zudem zeigt gerade jetzt die „Corona-Krise“, die seit März 2020 besteht, neue Probleme im Gesundheitswesen auf. Den Umgang mit diesen systemrelevanten Berufen zu analysieren und zu modernisieren wird nach diesem Aus-nahmezustand notwendig sein, um für zukünftige Pandemien gewappnet zu sein.

1.2 Kurzinformation zur Arbeit

In dieser Arbeit wird der Einfluss der Arbeitsbedingungen auf die Berufswahl in Pflegeberufen in Deutschland untersucht. Es wird auf der Basis einer Umfrage (online) erforscht, ob die bekannten Rahmenbedingungen der Berufe „Gesundheits- und Krankenpfleger“ bzw. „Altenpfleger“ Menschen daran hindern bzw. gehindert haben einen dieser Berufe zu ergreifen.

Eine Veränderung der Aufgaben in diesen Tätigkeiten wird kaum möglich sein, aber es wäre möglich, die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten anzupassen und zu optimieren, damit der Mangel nicht noch größer, sondern die bestehende Lücke geschlossen wird.

Die politischen Hintergründe wurden bereits in Punkt 1.1. behandelt. Das Bundesministerium für Gesundheit hat die Problematik bereits erkannt und versucht, erste neue Gesetze, Verordnungen und auch Möglichkeiten zur Verbesserung der Ausbildung und des Berufsfeldes zu erarbeiten.

Nach der genannten probeweisen Generalisierung der Ausbildung für Pflegeberufe ab 2020 ist eine Testphase von sechs Jahren vorgesehen. Nach Abschluss dieser Testphase wird durch das Bundesgesundheits- und Familienministerium eine Auswertung und Bewertung zu diesem Modellprojekt stattfinden. Danach wird der Bundestag entscheiden, wie die Zukunft der Pflegeberufe aussieht.

2. Methodik

Um ein breites Meinungsbild einzuholen und den Einfluss der Arbeitsbedingungen auf die Berufswahl in Pflegeberufen in Deutschland zu untersuchen, war eine empirische Untersuchung mit zufällig ausgewählten Teilnehmern im gesamten Bundesgebiet am sinnvollsten.

Die Befragung wurde unter „SoSci Survey“ durchgeführt. Gestaltung und Auswahl der Umfrage konnte frei designt werden. Via social Media (Facebook, Whats App) und über die Fernhochschule Diploma wurde die Umfrage deutschlandweit geteilt.

Es wurden Menschen mit einbezogen, die einen anderen Beruf erlernt haben bzw. ein Studium gewählt haben, das nicht medizinisch/pflegerisch ist. Die Gruppe, die keinen Pflegeberuf erlernt hatte, war am bedeutendsten, da untersucht wurde, weshalb sich diese Personen gegen das Ergreifen einer medizinisch/pflegerischen Ausbildung entschieden haben. Aus den Antworten kann abgeleitet werden, ob die bereits bekannten Arbeitsbedingungen (wie etwa Schicht- und Wochenenddienste oder Gehalt) einen Einfluss auf die Auswahl der Ausbildung im Vorfeld haben bzw. hatten oder ob die Wahl des Berufes von persönlichen Faktoren wie Talent, Interesse oder Begabung getroffen wurden. Zudem stellt sich die Frage, inwiefern für einen pflegerischen Beruf viel Empathie, Einfühlungsvermögen und Geduld von Nöten sind, welche sicher nicht jede Person als Eigenschaften miteinbringen kann.

Die Fragen wurden anhand des Berufsbildes von Pflegekräften erstellt. Ebenso wurde der Inhalt des Arbeitsalltages im Ansatz in der Umfrage dargestellt. Durch binäre Fragen bzw. skalierte Fragen, die alle geschlossen waren, lässt sich ein übersichtliches und präzises Ergebnis ableiten. Eine Operationalisierung der Daten ist dadurch gegeben und kann in verschiedenen Varianten durchgeführt werden. Eine Gegenüberstellung von Pflegekraft und „Nicht-Pflegekraft“ ist bei dieser Fragestellung objektiv und aussagekräftig. Eine Gesamtmeinung wurde in der Regel den beiden Gruppen gegenübergestellt.

Die Onlineumfrage wurden mit „soscisurvey.de“ erstellt und durchgeführt. Die Datenerhebung fand vom 19.12.2019 – 19.01.2020 statt. Anschließend folgten Auswertung und Bewertung der gesammelten Daten. Mit Hilfe von Excel wurden Tabellen und Grafiken erstellt. Die Daten wurden operationalisiert und somit vergleichbar gemacht. Eine Gegenüberstellung von Pflegekräften und „Nicht-Pflegekräften“ wurden in den meisten Fragen angestrebt, um in der Operationalisierung neue Erkenntnisse in Bezug auf den Einfluss der Arbeitsbedingungen zu erlangen.

2.1 Forschungsfrage bzw. Hypothese

Aufgrund der schlechten Arbeitsbedingungen (z. B. Schicht / Bezahlung) entscheiden sich immer weniger Menschen für einen Pflegeberuf.

Diese Frage wurde aufgrund des aktuellen Notstandes in Kliniken entwickelt. Die Ansätze und auch Angebote der Politiker und Gewerkschaften haben bisher noch nicht zur Linderung des Pflegenotstands beigetragen, wie dies in den allgemeinen Medien berichtet wird. Dies geschieht vermutlich, um zu beruhigen, als dass eine allgemeine Verbesserung für diesen Berufszweig eintritt. Neue gesetzliche Regelungen, sogenannte Pflegeschlüssel, die das Bundesministerium für Gesundheit in der Pflegepersonaluntergrenzen-Verordnung (PpUGV) verankert hat, sollen eine Entlastung für Angestellte bringen und zugleich eine Verbesserung in der Versorgung für Patienten.

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) gab am 27.12.2019 eine Pressemitteilung zum sogenannten Krankenhaus Barometer. (Karl Blum eta, 2019) heraus. Das Krankenhaus Barometer ist eine Sammlung und Auswertung von Daten, die Kliniken in ganz Deutschland anonym erheben. Die meisten Krankenhäuser haben mehr als 100 Betten zur Verfügung. Es handelt sich um eine jährliche, repräsentative Umfrage, die im Auftrag der Träger des DKI erstellt wird. Dazu gehören die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG), der Verband der Krankenhausdirektoren Deutschlands (VKD) und der Verband der leitenden Krankenhausärzte Deutschlands (VLK).

3. Politische Detailinformationen und Statistiken

Mit Hilfe des Krankenhausbarometers (Blum Karl, 2019) und Vakanzzeiten (Warjes, 2017) kann eine aktuelle Übersicht der Situation in Kliniken und Pflegeheimen erstellt werden. Ebenso sind die neuen gesetzlichen Vorschriften des Bundesministeriums für Gesundheit mit aufgeführt.

Neuregelungen für die Personaluntergrenzen, die als Pflegepersonaluntergrenzen-Verordnung (PpUGV) benannt wurden (Bundesministerium für Gesundheit), werden hier aufgezeigt und in Zahlen gefasst.

3.1 Krankenhausbarometer Allgemeinstation

Im folgenden Diagramm, das aus dem Krankenhausbarometer 2019 (Blum Karl, 2019) übernommen wurde, erfasste man die Probleme bei der Stellenbesetzung des Pflegedienstes auf Allgemeinstationen in den Jahren 2011, 2016 und 2019 mittels Fragebögen. Aussagekraft verlieh die Aufstellung nach Bettenzahl der Kliniken und der Gesamtvergleich.

Dies wurde mit Hilfe von Umfragen erfasst und ausgewertet. Alle Daten wurden in Prozent angegeben und aufgeschlüsselt nach der Bettenanzahl. Eine Übersicht über alle Krankenhäuser, ohne Relevanz der Betten ist ebenfalls dargestellt. Durch das Balkendiagramm ist es möglich, die Veränderungen innerhalb der Jahre 2011, 2016 und 2019 auf einen Blick zu sehen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltenAbbildung 2 Stellenbesetzungsproblem in Krankenhäuser auf Allgemeinstationen (Quelle Deutsches Krankenhausinstitut www.dki.de. Von https://www.dki.de/sites/default/files/2019-12/2019_Bericht%20KH%20Barometer_final.pdf)

Es ist deutlich in der Grafik des deutschen Krankenhausinstitutes zu sehen, je mehr Betten eine Klinik zu belegen hat, umso schwieriger ist es für solche Einrichtungen, Personal zu rekrutieren. Von 2011 bis 2019 hat sich diese Problematik drastisch erhöht. In allen Kliniken, unabhängig von der Bettenanzahl bzw. Größe des Krankenhauses hat sich dies, wie im Balkendiagramm abzulesen ist, fast verdoppelt.

Stellt man die KH Gesamtzahl aus 2011 mit 36,9% der Zahl von 2019 mit 78,8% gegenüber ist dies ein Anstieg von 31,9%. Dies spiegelt nur das Stellenbesetzungsproblem, wenn Angestellte ausscheiden. Hier ist nicht mit einberechnet, wenn Mitarbeiter längerfristig aufgrund von Erkrankungen ausfallen. Ebenfalls fehlt das Beschäftigungsverbot, was in einem medizinischen Beruf, bedingt durch die meist weiblichen Angestellten häufig eintritt; beispielsweise durch Schwangerschaft und anschließendem Mutterschutz.

Kurzzeitige Engpässe können meist im Regelfall von einer Station selbstständig aufgefangen werden. Auch besteht in einer größeren Klinik die Möglichkeit sich Kollegen von anderen, gut besetzten Stationen, temporär und in Absprache mit der Personalabteilung zu versetzten, sofern die nötige Qualifikation vorhanden ist. Jedoch ist das keine Dauerlösung, sondern sollte für den Notfall gedacht sein.

Das Gesundheitsministerium hat die Pflegepersonaluntergrenzen-Verordnung (PpUGV) im September 2019 neu geregelt und dies ab 01.01.2020 als neue gesetzliche Regelung beschlossen. In den Kliniken legte das Bundesministerium für Gesundheit in folgenden Abteilungen diese Bestimmungen fest:

- Geriatrie
- Unfallchirurgie
- Kardiologie
- Herzchirurgie
- Neurologie
- Neurologische Schlaganfalleinheit und
- Neurologische Frührehabilitation.

Diese sehen wie folgt aus: Geriatrie: Tagschicht zehn Patienten pro Pflegekraft; in der Nachtschicht 20 Patienten pro Pflegekraft.

In der Unfallchirurgie sind in der Tagschicht zehn Patienten pro Pflegekraft; in der Nachtschicht 20 Patienten pro Pflegekraft vorgesehen.

Für den Bereich Kardiologie umfasst eine Besetzung bei Tagschicht zehn Patienten pro Pflegekraft; Nachtschicht 20 Patienten pro Pflegekraft gesetzlich geregelt.

Der Herzchirurgie Station werden bei Tagschicht 7 Patienten pro Pflegekraft; bei Nachtschicht 15 Patienten pro Pflegekraft zugeteilt.

Die Neurologie (Allgemein) ist bei Tagschicht mit 10 Patienten pro Pflegekraft; Nachtschicht 20 Patienten pro Pflegekraft zu besetzen. Für die Neurologische Schlaganfalleinheit wird aufgrund der Betreuungsintensität die Tagschicht mit 3 Patienten pro Pflegekraft; Nachschicht 5 Patienten pro Pflegekraft gesetzlich geregelt. Bei der Abteilung für Neurologische Frührehabilitation wird die Tagschicht mit 5 Patienten pro Pflegekraft besetzt; für die Nachschicht rechnet man eine Pflegekraft für 12 Patienten.

In diesem Zusammenhang wird auch festgelegt, welchen Grenzwert der Anteil von Pflegehilfskräften jeweils nicht überschreiten darf, damit ausreichend qualifiziertes Personal zur Verfügung steht.

3.2 Krankenhausbarometer Intensivpflege

Auch in der Intensivpflege ist ein gravierender Mangel an Pflegekräften zu erkennen. Wie das folgende Balkendiagramm des Deutschen Krankenhausinstituts zeigt, hat sich in fast allen Kliniken die Problematik von 2011 bis 2019 verdoppelt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltenAbbildung 3 Stellenbesetzungsproblem in Krankenhäusern in der Intensivpflege (Quelle: Deutsches Krankenhausinstitut www.dki.de. Von https://www.dki.de/sites/default/files/2019-12/2019_Bericht%20KH%20Barometer_final.pdf)

Die Notsituation , bezogen auf das Stellenbesetzungsproblem, ist hier besonders dramatisch, da auf Intensivstationen zumeist Menschen versorgt werden, die nicht bei Bewusstsein sind.

Ein erhöhter pflegerischer Aufwand, spezifische Ausbildung um die Überwachungsgeräte bedienen zu können und ein hoher Hygienestandard machen die Anzahl an geeigneten Bewerbern zusätzlich schwer.

Gesetzliche Vorschriften gelten für bestimmte Fachbereiche und wurden vom Bundesministerium für Gesundheit in der Pflegepersonaluntergrenzen-Verordnung (PpUGV) festgelegt zum 01 Januar 2020.

Bei der Intensivmedizin lauten diese wie folgt:

Tagschicht maximal 2,5 Patienten pro Pflegekraft; Nachtschicht 3,5 Patienten pro Pflegekraft

Ab 1. Januar 2021 gilt: Tagschicht 2 Patienten pro Pflegekraft; Nachschicht 3 Patienten pro Pflegekraft

[...]

Ende der Leseprobe aus 71 Seiten

Details

Titel
Die Arbeitsbedingungen in Pflegeberufen in Deutschland. Einfluss auf die Berufswahl
Untertitel
Eine empirische Untersuchung
Hochschule
DIPLOMA Fachhochschule Nordhessen; Abt. München
Note
1,7
Autor
Jahr
2020
Seiten
71
Katalognummer
V1184809
ISBN (eBook)
9783346636621
ISBN (eBook)
9783346636621
ISBN (eBook)
9783346636621
ISBN (Buch)
9783346636638
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Personalmangel, Arbeitsbedingungen, Pflegeberufe, Mangel
Arbeit zitieren
Daniela Rasch (Autor:in), 2020, Die Arbeitsbedingungen in Pflegeberufen in Deutschland. Einfluss auf die Berufswahl, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1184809

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