Ziel dieser Arbeit ist die Herausarbeitung und kritische Betrachtung des spezifischen Charakters
einer solchen Gerechtigkeitskonstruktion, sowie der sich daraus ergebenden Konsequenzen
für Qualität und Funktion eines Völkerrechts „à la Rawls“: Welches Verständnis von
Staaten, Völkern und ihren Beziehungen zeichnet er? Was für ein Weltbild möchte Rawls vermitteln?
Lassen sich Handlungsempfehlung an die politischen Entscheidungsträger herausdestillieren?
Hierzu werde ich zunächst Rawls Gerechtigkeitstheorie darstellen und zusammenfassen, um
die basalen Bedingungen und Annahmen seiner Argumentation herauszustellen. Zwar hat der
Autor seit Ersterscheinen der „Theorie der Gerechtigkeit“ sein Werk immer wieder revidiert
und fortentwickelt; dennoch zieht sich eine theoretische Grundstruktur wie ein roter Faden
durch Rawls Argumentation, die es aufzuzeigen gilt. Im nächsten Schritt beschäftige ich mich mit der Anwendung der Theorie auf die internationalen
Beziehungen, wie sie Rawls in „A Theory of Justice“ bereits angedeutet und später in
„Law of the Peoples“2 formuliert hat. Die Folgen der hier eingeführten Modifikationen der ursprünglichen
Theorie sind entscheidend für die sich daraus ableitende Qualität des Rawlsschen
Verständnisses eines internationalen Rechts der Völker und bedürfen daher näherer Betrachtung.
Das für diese Arbeit zur Verfügung stehende Quellenangebot ist als höchst umfangreich zu
bezeichnen und spiegelt die intensiven wissenschaftlichen Debatten, auch über den Tod Rawls
hinaus, wider. Viele Autoren greifen seine Ideen auf, entwickeln sie weiter oder erheben Einwände.
Aus Gründen der Handhabbarkeit des Stoffes habe ich daher versucht, mich auf wenige
Autoren zu beschränken, die möglichst nahe und direkt mit Rawls' Schriften arbeiten, sowie
dessen Arbeiten selbst.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Die Theorie der Gerechtigkeit
- 2.1 Das Individuum und der Konflikt um Grundgüter
- 2.2 Gesellschaftsvertrag und Urzustand
- 2.3 Die Gerechtigkeitsprinzipien
- 2.4 Zwischenergebnis und Kritik
- 3 Das Recht der Völker
- 3.1 Forderungen an ein internationales Recht der Völker
- 3.2 Der Urzustand auf internationaler Ebene
- 3.3 Die Einbeziehung der Völker
- 3.4 Ideale und nichtideale Theorie
- 3.4.1 Die ideale Theorie
- 3.4.1.1 Die liberalen Völker
- 3.4.1.2 Die nichtliberalen, aber angemessenen Völker
- 3.4.2 Die nichtideale Theorie
- 3.4.2.1 Die auẞerrechtlichen Staaten
- 3.4.2.2 Die belasteten Gesellschaften
- 3.4.3 Die wohlwollend absolutistischen Gesellschaften
- 3.4.1 Die ideale Theorie
- 4 Fazit und Kritik
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit analysiert John Rawls' Theorie der Gerechtigkeit im Kontext internationaler Beziehungen. Sie untersucht, wie Rawls' Konzepte auf die internationale Ebene übertragen werden können und welche Folgen dies für die Gestaltung eines internationalen Rechts der Völker hat.
- Die Anwendung von Rawls' Gerechtigkeitsprinzipien auf die internationale Ebene
- Die Definition eines „Rechts der Völker“ nach Rawls
- Die Rolle von Staaten und Völkern in der internationalen Ordnung
- Die Unterscheidung zwischen idealen und nichtidealen Gesellschaften
- Die Herausarbeitung von Handlungsempfehlungen für politische Entscheidungsträger
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt Rawls' Theorie der Gerechtigkeit und deren Relevanz für die internationalen Beziehungen dar. Kapitel 2 analysiert die grundlegenden Elemente von Rawls' Theorie, einschließlich des Konzepts des Urzustands und der Gerechtigkeitsprinzipien. Kapitel 3 befasst sich mit der Übertragung der Theorie auf die internationale Ebene, wobei die verschiedenen Arten von Völkern und Gesellschaften sowie die Bedingungen für ein internationales Recht der Völker untersucht werden. Das Fazit fasst die zentralen Argumente der Arbeit zusammen und diskutiert kritisch die Stärken und Schwächen von Rawls' Konzept.
Schlüsselwörter
Gerechtigkeitstheorie, John Rawls, Recht der Völker, Internationale Beziehungen, Urzustand, Liberalismus, Nichtliberalismus, Ideale und nichtideale Theorie, Handlungsempfehlungen.
- Citation du texte
- Hendrik Neumann (Auteur), 2007, Recht fertigen und rechtfertigen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/118673