Risiken und Chancen der Generation @. Jugend zwischen medialer Verwahrlosung und medialem Kompetenzzuwachs


Tesis, 2008

145 Páginas, Calificación: 1,3


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Grundlagen
2.1 Medien – Kommunikationsmittel der Menschen
2.1.1 Bedeutung von Medien für die Demokratie
2.1.2 Neue Medien
2.1.3 Medienkompetenz
2.2 Exkurs: Kindheit und Jugend
2.2.1 Kindheit und Jugend im geschichtlichen Kontext 17 2.2.2 Bunter Vogel Jugend
2.2.3 Das Verschwinden der Kindheit
2.3 Generation @ in Zahlen
2.3.1 Verfügbarkeit neuer Medien
2.3.2 Nutzung neuer Medien
2.3.3 Einstellungen zu neuen Medien

3 Risiken
3.1 Gefahren durch Gewalt
3.1.1 Definition
3.1.2 Wirkungstheorien
3.1.3 Gewalt in den verschiedenen Medien
3.1.4 Fazit
3.2 Gefahren durch Pornographie
3.2.1 Definition
3.2.2 Zugang
3.2.3 Wirkungsweise
3.2.4 Fazit
3.3 Medienkonsum als Ursache für Schulversagen
3.4 AD(H)S als Ausdruck einer medialen Gesellschaft
3.4.1 Definition
3.4.2 Ursachen
3.5 Second Life – Multiple Identität- Entfremdung
3.5.1 Gesellschaftliche Hintergründe
3.5.2 Psychologische Sichtweise
3.5.3 Fazit
3.6 Die ewig neuen Neuen Medien – Resümee Risiken

4 Chancen
4.1 Exkurs: Wissensgesellschaft
4.1.1 Wissensmanagement
4.1.2 Neue Kompetenzen
4.2 Lernen im Netz
4.2.1 E-Learning
4.2.2 Schule
4.3 Wissen im Netz
4.3.1 Jedermann-Enzyklopädie
4.3.2 Wikis überall
4.4 Leben im Netz
4.4.1 Soziale Netzwerke
4.4.2 Chat
4.4.3 Shopping
4.5 Leben im Web 2.0
4.5.1 Online-Software
4.5.2 GoogleEarth
4.5.3 Geocaching
4.5.4 Blogs
4.6 Chancengleichheit im Netz
4.7 Resümee Chancen

5 Empfehlungen
5.1 0-3 Jahre
5.2 4-6 Jahre
5.3 7-11 Jahre
5.4 12-15 Jahre
5.5 16-18 Jahre

6 Schluss

7 Literaturverzeichnis

8 Abbildungsverzeichnis

9 Tabellenverzeichnis

1 Einleitung

Ohne Frage ist Informationsund Telekommunikationstechnik in verbraucherfreundlicher Verbindung mit den neuen Medien die Zukunft; das begründet ihre wachsende Bedeutung. Egal, ob im Freizeitbereich, in der Schule oder im beruflichen Kontext, die zunehmende Nutzung ist in einer globalisierten Wissensgesellschaft unumgänglich. Dabei gibt es abseits allen Fortschritts wie schnelleren Geschwindigkeiten, neuen Funktionen und jederzeit höherer Verfügbarkeit von Angeboten Gefahren und Risiken. Im besonderen Maße gilt dies für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, welche die neuen Möglichkeiten, oft schutzlos und als erste, voller Begeisterung nutzen.

Diese Arbeit stellt Risiken und Chancen der neuen Medien gegen- über. Gerade in diesen Tagen entlässt – so Horst W. Opaschowski – die neue Medienwelt die erste Generation von jungen Erwachsenen – die Generation @, welche geprägt von diesen aufgewachsen ist, ins Erwachsensein. Während „Schwarzmaler“, bewiesen durch zahlreiche Untersuchungen, nun sicher den schädlichen Einfluss von Medien auf Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene kundgeben können, sehen Visionäre einen neuen Menschen, welcher in einer Art Symbiose mit der Technik das „Total Digitale Zeitalter“ einläutet. Als Ausdruck dieser Zeit werden die neuesten Entwicklungen mit der Bezeichnung „2.0“ ergänzt. Im Web 2.0 scheint nunmehr alles möglich und bald sogar der PC überflüssig. Das Internet mit seiner netzförmigen Struktur verändert nicht mehr nur unsere Arbeitswelt. Auch Kindheit und Jugend sind heute stark davon beeinflusst. Bereits während des Aufwachsens werden Kenntnisse und Fähigkeiten erworben, die heute im Berufsleben jeder Branche notwendige Basics darstellen. Doch was steht abseits der Chancen?

Eine normale Entwicklung, auf dem stets schmalen Grad zwischen Medienkompetenz und ADHS, zwischen Produzent und Konsument, zwischen dem freiesten Menschen aller Zeiten und dem Sklaven seiner Möglichkeiten, zwischen beruflichem Erfolg und modernem Nomadendasein, scheint immer schwieriger zu werden. Wer schützt die Generation @ vor Gefahren der neusten der neuen Medien und von wem lernen sie den Umgang mit diesen, wenn Eltern und Lehrer mit der fortschreitenden Technisierung des Alltags nicht Schritt halten können? Wenn Gesetze in einem globalen Netz an lokalen Grenzen scheitern!

Zu Beginn dieser Arbeit wird beleuchtet, was Medien sind und wie sie sich geschichtlich entwickelt haben. Die Frage, was die neuen Medien auszeichnet, wird beantwortet. Weiterhin werden Kindheit und Jugend, als sie prägendsten zeitlichen Abschnitte im Leben der Generation @ in ihrer Entwicklung betrachtet.

Im Kapitel Risiken und Chancen folgen in logischen Argumentationsketten die positiven und negativen Auswirkungen der neuen Medien auf Kinder und Jugendliche. Die hier angesprochenen einzelnen Bereiche stellen jedoch keine abschließende Betrachtung aller Risiken und Chancen dar.

Am Ende der Arbeit folgen, komprimiert aus den Schlussfolgerungen der Risiken und Chancen, Empfehlungen im Umgang mit Medien für fünf Lebensabschnitte eines Kindes auf dem Weg zum Erwachsenwerden.

2 Grundlagen

„@ könnte das Mc des nächsten Jahrhunderts werden.“

(Coupland, Douglas)

68er, Generation Golf, 89er-Generation, MTV-Generation, Cyberkids – sind nur einige wenige Beispiele für prägnante Begrifflichkeiten, mit welchen auf kürzeste Weise eine Vielzahl von Personen mit einer Gemeinsamkeit beschreiben werden – so auch die Generation @. Heute kennt annähend jeder das Symbol @ (gesprochen: ett), welches erst mit der Entwicklung des Internets Einzug auf der Tastatur hielt. Ohne dass die entstehungsgeschichtliche Bedeutung des Zeichens klar ist, wird es geradezu synonym für alles Moderne eingesetzt. In diesem Kapitel wird die Frage, wer die Generation @ ist und was sie so besonders macht, im Vordergrund stehen. Hier wird vorrangig die Frage gestellt, was die Generation @ mit den Medien macht, während in den nachfolgenden Kapiteln die Frage lautet, was die Medien mit der Generation @ machen. Horst W. Opaschowski schildert diese Generation in seinem gleichnamigen Buch folgendermaßen: „So gesehen beschreibt Generation @ ein Lebenskonzept und keine Jugendphase […]. Generation @ ist also kein neues etikettierendes Schlagwort für die Jugend von heute. Generation @ hat vielmehr die meist jüngeren PC-Pioniere im Blick, für die das Lernen und Leben im Informationszeitalter alltäglich ist. Sie sind in den siebziger bis neunziger Jahren aufgewachsen und in ihren Lebensgewohnheiten durch elektronische Medien nachhaltig geprägt. […] In der Informationsgesellschaft des Jahres 2010 werden die dann 25- bis 40jährigen den Ton angeben“ (Opaschowski 1999, S. 20).

2.1 Medien – Kommunikationsmittel der Menschen

„Das Medium ist d i e Botschaft“ (Mc Luhan)

Wenn wir an die Generation @ denken, so denken wir an Medien

– Medien wie Internet und Computer, wie Handy und Web 2.01. Doch dies greift zu kurz, denn die benannten Beispiele für neue Medien sind der nachfolgenden Definition nach zwar eindeutig Medien, dennoch unterscheiden sie sich deutlich von klassischen Medien (vgl. Phase A-C in Tabelle 1).

„Medien sind dem traditionellen Wortsinne nach Mittel oder Mittler. In der Pädagogik wird der Begriff derzeit zusammenfassend für alle Träger und Vermittler von Informationen gebraucht“ (Kreft et al. 1996, S. 393). Die Unterscheidung von alten (traditionellen) und neuen Medien ist nicht eindeutig. Werner Faulstich nutzt genau aus dem Grund eine Unterteilung, welche bezüglich der jeweiligen Eigenschaften schlüssiger ist.

Tabelle 1: Phasenhafte Entwicklung von Medien

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(vgl. Faulstich 2000, S. 31)

„Das erste Medium der Geschichte war demnach die Frau, lebensspendende Mutter und soziales Organisationsprinzip der Horden und Stämme. Sie fungiert zugleich als sakrales Kommunikationsprinzip […]. Gegenläufig entstand, als zweites Schlüsselmedium, das patriarchale Opferritual mit seinen Ausdifferenzierungen und seinem Verbund mit den Gestaltungsund Schreibmedien. Medienkultur der damaligen Zeit war bestimmt von einer primär kultischen Funktion“ (Faulstich 2000, S. 32). Von dieser religiösen Basis der kultischen Funktion haben wir uns seither zumindest in unseren Gesellschaften weit entfernt. Nichts desto trotz haben Medien eine kulturelle Funktion bzw. stehen gewisse Medien für Kulturen und andersrum.

Der unentbehrliche Modus der Kommunikation ist die Sprache, welche sich bald in sofern weiterentwickeln sollte, dass die Menschen auch dann noch mit ihr arbeiten bzw. sie verstehen konnten, wenn sie nicht als Instrument der mündlichen Kommunikation eingesetzt wurde. Der erste folgenschwere Medienwandel erfolgte mit der Entwicklung der Schrift. Hier sah bereits Platon, der sehr viel schrieb, ein Problem. Als Philosoph seiner Zeit verstand er, dass die „Erfindung“ des Alphabets die Wahrnehmung so verändern sollte, dass Sprachverarbeitung nun nicht mehr nur Aufgabe des Ohres sein würde, sondern vielmehr des Auges (vgl. Postman 2006, S. 22). Heute ist völlig klar, dass weder das Auge noch das Ohr das Organ der Sprachverarbeitung sind, sondern das Gehirn diese Aufgabe erfüllt. Seine Befürchtungen äußerte er folgendermaßen. „Die Schrift lässt das gesprochene Wort erstarren und ruft damit den Grammatiker, den Logiker, den Rhetoriker, den Historiker, den Wissenschaftler auf den Plan – all jene, die sich die Sprache vor Augen führen müssen, um sie zu erkennen, was sie bedeutet, wo sie irrt und wohin sie führt“ (Postman 2006, S. 22).

In Phase B kam es mit der Erfindung des Buchdrucks zu einer für uns heute noch nachhaltigeren Veränderung. Die ersten Drucke waren vor allem Flugblätter, die nun nicht mehr handschriftlich und deshalb in wesentlich größerer Auflage und Häufigkeit unter das Volk, das von Kirche und Adel beherrscht wurde, gebracht wurden. In Angst vor dieser Bedrohung durch das Massenmedium verhängten die Machthabenden 1487 das erste Zensurgesetz. Was heute oftmals in Vergessenheit geraten ist: „Die primäre Funktion der Medien dieser Zeit war agitatorisch: Die Medien der frühen Neuzeit waren zuallererst Kampfmedien“ (Faulstich 2000, S. 35).

2.1.1 Bedeutung von Medien für die Demokratie

„Unsere Nachrichten gehen mit den Tatsachen genauso um wie das SpieI […] trivaI pursuit (frei übersetzt: triviaIer Zeitvertreib) […] – sie benutzen sie zum Amüsement.“ (Postman, Niel) Nach der Verabschiedung des Reichspressegesetzes 1874 wurde die Präventivzensur aufgehoben und die Entwicklung von Zeitungsverlagen begünstigt. „Die Zeitung, geprägt von Merkmalen wie Periodizität, Aktualität, Publizität und Universität, wurde zum ,Geburtshelfer der Demokratie‘ erklärt, zur ,vierten Macht‘“ (Faulstich 2000, S. 36). Seither gab es in dieser Entwicklung zwar auch Rückschritte, z.B. in der Weimarer Republik. Jedoch führten die Entwicklungen insgesamt zu einem freiheitlichen Denken, welches in Deutschland bis heute gesetzlich verankert ist. „Im politischen Prozess nimmt die Freiheit der Meinungsbildung und -kundgabe eine Schlüsselstellung ein. Erst durch das Grundrecht der Meinungsfreiheit (Art. 5 GG) kann sich öffentliche Meinung bilden und Einflussnahme auf politische Entscheidungen — auch außerhalb der Wahlen – entfalten. Die Freiheit der Meinungsäußerung und der geistigen Einflussnahme und die Freiheit der Information bilden die Grundlage für den ,Kampf der Meinungen‘. Sie sind konstituierend für die freiheitlichdemokratische Staatsordnung, denn, ‘Demokratie (...) lebt vom Kampf der Meinungen‘“ (Harth 1999, S. 9). Um Meinungen in das Blickfeld der Öffentlichkeit rücken zu können braucht es in modernen Gesellschaften ein Instrument, das diese Kommunikation ermöglicht. Massenmedien können diese Funktion einnehmen und den Prozess der politischen Willensbildung Wirklichkeit werden lassen. Aus dieser Möglichkeit ergeben sich jedoch auch Pflichten und eine Verantwortung der Medien in einer pluralistischen Gesellschaft (vgl. Harth 1999, S. 2). Laut Harth lässt sich die politische Funktion aus folgenden sechs Aufgaben ableiten:

1. Reduktion der Komplexität, um für Akteure als auch für Bürger eine fassbare Wirklichkeit zu schaffen
2. Bildungsfunktion, indem sie Kenntnisse und Wissen weltweit verfügbar machen
3. Informationsfunktion über Ereignisse, die von politischer, wirtschaftlicher oder kultureller Relevanz sind
4. Sozialisationsfunktion zur Einübung von Toleranz
5. Artikulationsfunktion, da sie relevanten Gruppen Möglichkeit zur Äußerung ihrer Meinung und Standpunkte geben
6. Kritikund Kontrollfunktion, die sich auf Sach-, Personalund Verfahrensfragen richtet

(vgl. Harth 1999, S. 2)

Es gibt nicht wenige Wissenschaftler, welche diese Aufgaben und damit die eigentliche politische Funktion als gefährdet sehen und Alarm schlagen. Nicht ohne Grund ist dieses Kapitel mit einem Zitat einer der größten Kulturkritiker unserer Zeit überschrieben. Wobei Postman klar macht, dass diese demokratiegefährdende Tendenz, wie Aldous Huxley sie bereits beschrieben hat, unbemerkt und unbekümmert am Publikum vorbeigeht. Die Sorge sollte in erster Linie einem der neuen Medien, dem Fernseher, gelten. Dieser weist bereits an sich innere gefährliche Tendenzen auf, entscheidend jedoch ist, was wir aus dem Medium machen. „Die Technik verhält sich zu Medium wie das Gehirn zum Verstand oder zum Denken. […] In vielen Ländern der Erde unterscheidet sich das Medium Fernsehen, obwohl die Technik überall die gleiche ist wie in Amerika, ganz erheblich von dem, was wir kennen. […] Wenn man sagt, das Fernsehen sei unterhaltsam, dann ist das zunächst noch nichts weiter als eine Banalität“ (Postman 2006, S. 106ff). Postman geht es jedoch nicht darum, dass Fernsehen unterhaltsam ist, „sondern darum, dass es die Unterhaltung zum natürlichen Rahmen jeglicher Darstellung von Erfahrung gemacht hat“ (Postman 2006, S. 110). Auch Nachrichten haben scheinbar den Anspruch der o.g. sechs politischen Aufgaben von Medien verloren. Es erscheint der Eindruck, dass Nachrichten in erster Linie zur Erlangung hoher Einschaltquoten ausgestrahlt werden. Erst in zweiter Linie kommen sie ihrer Kritikund Kontrollfunktion nach. Die immer größer werdende Schwierigkeit liegt für den Benutzer darin zu erkennen, wo genau das „Schaugeschäft“ aufhört und relevante Informationen anfangen (vgl. Postman 2006, S. 122).

Postman interpretiert Huxley folgendermaßen: „Die Menschen in Schöne neue Welt leiden nicht daran, dass sie lachen, statt nachzudenken, sondern daran, dass sie nicht wissen, worüber sie lachen und warum sie aufgehört haben, nachzudenken“ (Postman 2006, S. 198). Die Massenmedien haben zwar der Demokratie auf die Beine geholfen; ihr Einfluss auf die Sicherung demokratischer Systeme hat aber an Bedeutung verloren.

2.1.2 Neue Medien

„In einer Wissensgesellschaft aufzuwachsen und zu leben bedeutet nicht, mehr Wissen als je anzusammeln oder auswendig zu lernen, sondern es intelligent zu nutzen." (Heckt, Dietlinde H.)

Radio und Fernseher zählten anfangs zu den neuen Medien. Mit dem Beginn der Phase D (vgl. Tabelle 1) und dem Aufbruch ins digitale Zeitalter übernahmen Internet und Computer und damit die Quartärmedien die Rolle der neuen Medien im Sprachgebrauch.

Im 21. Jahrhundert ist der nächste Wandel bereits eingeläutet. In dieser rasenden Zeit ist sogar längst das Symbol jener Medien überholt, welche diese Zeit eingeläutet haben – das Internet. Dank neuester Entwicklungen braucht das Medium Internet heute einen neuen Namen, um alle seine Möglichkeiten zu beschreiben. „Web 2.0“ hat das Potential seine Wegebener wie Computer gänzlich überflüssig zu machen. Das gedruckte Buch wird zum Elitemedium, da sein Preis durch die immer geringer werdenden Auflagen immens gestiegen ist. Im Web 2.0 werden eben E-Books genutzt. Bei einem Definitionsversuch zu Web 2.0 führt Tom Alby eine zu Beginn schwerfällig anmutende Voraussetzung für seine Entwicklung an. Er zeigt auf, dass die Nutzung der meisten Funktionen bereits im Web 1.0 möglich gewesen wäre, da sie bereits vorhanden waren. Das Einzige, woran es für eine Weiterentwicklung mangelte, waren die Erfahrungen und das Wissen der Benutzer. „Die Systemanforderungen an das Web 2.0 waren der Benutzer 2.0, der selbst Zugangsgeschwindigkeit 2.0 und Zugangskosten 2.0 erforderte“ (Alby 2007, S. 12). In Kapitel 3 Chancen und 4 Risiken wird darauf eingegangen.

Abbildung 1: Mindmap Web2.0

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Angermeier 2008)

„Zum ausgehenden zwanzigsten Jahrhundert lassen sich die enormen Auswirkungen dieses Wandels, der real gerade erst einzusetzen beginnt, und die Gesamtbedeutung noch sehr schwer abzuschätzen ist; deshalb überwiegend spekulative Verklärungen und kulturkritische Klagen, wie sie bislang noch bei jedem mediengeschichtlich hervorgerufenen ,Kulturschock‘ spätestens seit Platon und dem griechischen Theater üblich waren“ (Faulstich 2000, S. 40). Die Unsicherheit im Umgang mit neuen Medien führt nicht selten zur Ablehnung, zur „Verteufelung“ und daraus resultierend zu völlig überspitzten Verboten.

2.1.3 Medienkompetenz

„Das demokrat i sche Netz, an dem a II e tei I haben und zu dem aIIe beitragen.“ (SpiegeI OnIine)

Zwar ist Medienkompetenz das Schlagwort des eingehenden 21. Jahrhunderts, dennoch ist es keineswegs eine neue Erfindung. Diese Begrifflichkeit existiert spätestens, seitdem es Massenmedien gibt, aber auch davor wurden durchaus gewisse Kompetenzen benötigt, um mit Medien umzugehen. Bereits Hans Magnus Enzensberger sah verbunden mit den Anfängen dieses Begriffs Aufgaben für unsere Gesellschaft. Warum braucht es aber heute mehr denn je einen Begriff, der beschreibt, dass man die Kompetenz braucht, also fähig sein muss, mit Medien umzugehen? Und was beinhaltet diese Fähigkeit?

Enzensberger prangerte bereits 1972, als er seine Theorie des Medienbaukastens vorstellte, die vorrangig repressive Funktion der Medien an (vgl. Enzensberger 1997, S. 132). Er hatte, ohne dass eine Umsetzung mit zu dieser Zeit alltäglichen Medien realistisch gewesen wäre, Vorstellungen von einem emanzipatorischen Mediengebrauch (vgl. Tabelle 2).

Enzensberger sah bereits in diesen Anfangsjahren des Fernsehers verbunden mit der Typologie des Mediums Gefahren für die Demokratie. Besonders das zentralgesteuerte Programm, beeinflusst von einer Minderheit und der Tendenz weg von einem Aufklärungsund Nachrichtenverbreitungsmedium hin zu einem machterhaltenden Medium, war für ihn problematisch.

Tabelle 2: Unterscheidungen Mediengebrauch

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Enzensberger 1997, S. 116)

Dieter Baacke, dessen Verständnis von der Bedeutung der Medienkompetenz heute am meisten zitiert wird, baut mit seinem Wissen auch auf die neusten neuen Medien auf, welche wie oben bereits beschrieben, wieder Individualisierungstendenzen aufweisen und in besonderer Weise zu einem Tätigwerden in der Medienwelt aufrufen (vgl. Tabelle 1). Baackes Begriff der Medienkompetenz unterteilt sich in vier Einzelkompetenzen wie in Abbildung 2 zu sehen.

Abbildung 2: Operationalisierung von Medienkompetenz

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(vgl. Baacke 1997, S. 98ff)

In der Praxis haben sich folgende fünf Fähigkeiten unter dem Begriff Medienkompetenz durchgesetzt:

1. Medien (Bücher, Zeitschriften, Internet, Hörfunk, Fernsehen etc.) kennen und nutzen können – beispielsweise ein Buch in der Bibliothek suchen und entleihen
2. sich in der Medienwelt orientieren können – beispielsweise unter den verschiedenen Fernsehangeboten eine Nachrichtensendung finden
3. an medial vermittelten Kommunikationen teilnehmen können – beispielsweise einen Leserbrief verfassen
4. eine kritische Distanz zu Medien halten – beispielsweise kommerzielle oder politische Interessen in journalistischen Beiträgen erkennen können
5. selbst kreativ in der Medienwelt tätig werden – beispielsweise in einer Schülerzeitung zu einem offenen Kanal oder der Wikipedia etwas beitragen

(vgl. Baacke 1997, S. 98ff)

Diese zu kennen und zu beherrschen sind, wie noch im Punkt 4.1 zur Wissensgesellschaft zu sehen sein wird, basale Entwicklungsanforderungen an Kinder und Jugendliche im heutigen Informationszeitalter.

2.2 Exkurs: Kindheit und Jugend

„Wenn die Jugend nur wüsste, Alter nur könnte!" (Etienne, Charles-Guillaume)

Die Diskussion um die Generation @ macht es notwendig, den Begriff Generation zu definieren. Kurzum bezeichnet Generation „ein Aggregat von benachbarten Altersgruppen bzw. Geburtsjahrgängen, die sich a) in ihren charakteristischen Verhaltensmustern zu einem bestimmten Zeitpunkt von anderen Altersgruppen und b) von der gleichen Alterskategorie früherer oder späterer Zeitpunkte unterscheiden“ (Fuchs-Heinritz et al.

1994, S. 1394). Dieses gemeinsame charakteristische Verhaltensmuster vereinigt die Generation @ in besonderem Maße in Bezug auf ihr selbstverständliches Aufwachsen in einer elektronisierten Welt umgeben von Internet, Computern, Fernseher, Handy usw. Gleichsam vereinigt sie ein Lebensgefühl – z.B.: online zu leben (vgl. Opaschowski 1999, S. 18). „Inmitten einer multimedialen Welt aufgewachsen, verfügt die Generation der unter 30jährigen heute über mehr Medienerfahrungen und mehr mediales Expertenwissen als ihre Elterngeneration, die kaum mehr Schritt halten kann und sich teilweise sogar verweigert“ (Opaschowski 1999, S. 10). Dieser Fakt markiert eine weitere mit dieser Generation verbundene Besonderheit. Niemals seit der Entwicklung von Kindheit und Jugend ist es vorgekommen, dass der Wissensvorsprung von Eltern und Lehrern abnimmt bzw. in gewissen Gebieten sich sogar umkehrt. „Weder Locke noch Rousseau, welche unterschiedliche Auffassungen der Aufgaben von Kindheit hatten, wären je auf den Gedanken gekommen, dass es Kindheit ohne zukunftsorientierte Anleitung durch Erwachsene geben könnte“ (Postman 2006, S. 73).

Aus dem Grund der hohen geschichtlichen Bedeutung dieses Wandels wird, bevor auf diesen genauer eingegangen wird, die Entstehung der Kindheit und der Jugendphase kurz umrissen. Die Mediensozialisation beginnt mit der Geburt des Kindes und nimmt entscheidende Prägungen im Kindesund Jugendalter. Eine scharfe Trennung dieser Phasen ist nicht möglich. Diese Tatsache macht eine Betrachtung beider Phasen im Zusammenhang und gleichermaßen notwendig.

2.2.1 Kindheit und Jugend im geschichtlichen Kontext

„Der Weg ist nicht das Ziel. Was wir Weg nennen ist

zögern“ (Kafka, Franz)

Die Herausbildung der eigenen Identität – die Individuation – „wird seit ERIKSON (1974) als eine zentrale Entwicklungsaufgabe im Jugendalter angesehen. Der Jugendliche muss zu sich selbst, zum anderen Geschlecht, zu den Werten seiner Kultur und Gesellschaft einen Standpunkt gewinnen“ (Fix 2001, S. 64). Dabei sind seine Aufgaben im Konkreten, der Übergang in den Beruf, der Auszug aus dem Elternhaus und das Gründen einer eigenen Familie. Ähnlich wie Kindheit ist Jugend ein Phänomen und geschichtlich gesehen nicht selbstverständlich. So gibt es diese besonderen Phasen, welche Kinder von Pflichten in der Familie und der Erwerbsarbeit freistellt, erst seit ca. 250 Jahren und sie waren keineswegs so ausgeprägt wie wir sie heute kennen (vgl. Reinders 2004, S. 3).

„In der alten Ständegesellschaft war der Einzelne Teil einer fest gefügten, eindeutigen und überschaubaren Umwelt, in der sein Platz bereits mit der Geburt festgelegt war. Das galt prinzipiell für Bauern und Handwerker ebenso wie für den Adel. Im ganzen Haus bildeten Arbeit und Leben noch eine Einheit“ (Grundwissen Soziologie 1999, S. 67). So wurden Kinder als kleine Erwachsene ohne kindliche „Schonräume“ wahrgenommen und das Übergangsalter Jugend existierte gleich gar nicht. Warum auch? Wenn überhaupt von Kindheit gesprochen wurde, so endete sie mit sieben Jahren. „Warum mit sieben? Weil die Kinder in diesem Alter die Sprache beherrschen. Sie sind fähig zu sagen und zu verstehen, was die Erwachsenen sagen und verstehen“ (Postman 2006, S. 24). „Das Wissen um beruflich notwendige Fertigkeiten wurde durch die Zusammenarbeit von Eltern und Kindern bereits in jungen Jahren weiter gegeben (etwa im Handwerk) bzw. Kinder mussten bereits früh Arbeiten ausführen, die wenig Wissen und viel Körperkraft verlangten (Feldarbeit, Bergbau etc.)“ (Reinders 2004, S. 3). Kinderund Jugendzimmer gab es schlichtweg aus platzund finanziellen Gründen nicht. Dementsprechend fehlte die Privatsphäre gänzlich wie eben auch die der Eltern im Bezug auf die Sexualität im gemeinschaftlichen Schlafraum. Auch die Idee des Schamgefühls war noch nicht geboren. „Die Sitte, mit dem Geschlechtsteil des Kindes zu spielen, gehörte zu einer weitverbreiteten Tradition“ (Ariès 1998, S. 179).

„Kurzum, in der Welt des Mittelalters ist die Kindheit unsichtbar. […] Von allen Eigenheiten, in denen sich das Mittelalter von der heutigen Zeit unterscheidet, ist keine so auffallend wie das fehlende Interesse an Kindern‘“ (Postman 2006, S. 29).

Im Mittelalter konnten weder Kinder noch Eltern lesen. Sie waren in ihrer Wissensund Erfahrungswelt auf das Unmittelbare und Lokale gerichtet. Wenn sich Menschen jedoch nicht unterscheiden, dann braucht es auch keinen eigenen Lebensabschnitt – der Kindheit. „Als aber die Druckerpresse zur Wirksamkeit gelangt war, da zeigte sich, dass mit ihr eine neue Art von Erwachsenheit auf den Plan getreten war. Seit der Erfindung des Buchdrucks musste die Erwachsenheit erworben werden. Sie wurde zu einer symbolischen Leistung, die nicht länger Resultat einer biologischen Entwicklung war. Seit der Erfindung des Buchdrucks mussten Kinder Erwachsene werden, und dazu mussten sie lesen lernen, der Welt der Typographie beitreten. Damit ihnen das gelang, brauchten sie Erziehung. Deshalb erfand die europäische Zivilisation die Schule von neuem. Und damit machten sie aus der Kindheit eine Institution“ (Postman 2006, S. 48). Gegen Ende des 16. Jahrhunderts wurden die Kinder in den Schulen endgültig in altershomogene Gruppen zusammengeschlossen. In diesen Gruppen, in der heutigen Zeit als Peer- Groups bezeichnet, glichen sich nicht nur der Altersund Entwicklungsstand, sondern und das ist das Besondere daran, die Interessen und Kompetenzen der jeweils gleichaltrigen Kinder und Jugendlichen (Reinders 2004, S. 3). „Es entstand ein Unterschied zwischen Kinderund Erwachsenenkleidung“ (Postman 2006, S. 55).

Um 1800 kam es durch die Industrialisierung zur Auflösung der Ständegesellschaft und somit zu einer funktionalen Differenzierung der gesamten Gesellschaft bis hinein in die Familie. Doch damit wurden natürlich nicht alle alten tradierten Gesellschaftsverhältnisse aufgehoben. So blieb beispielsweise der Mann oberstes Familienoberhaupt und Kinder waren weiterhin in der Produktionsgemeinschaft Familie eingebunden. Außerdem hatten die Familien bzw. die Eltern eine weitere Aufgabe hinzubekommen, die Erziehung. „Die Fähigkeit zur Selbstbeherrschung und zur Überwindung der eigenen Natur wurde zu einem bestimmenden Merkmal von Erwachsenheit und deshalb auch zu einem zentralen Erziehungsziel, für einige sogar zu dem Erziehungsziel schlechthin“ (Postman 2006, S. 59).

Während die Kindheit die Phase markiert, in der wie o.g. Lesen und Selbstbeherrschung gelernt werden müssen, wird die Jugendphase zum Symbol der Erlangung eines gewisses Grades an sozialer Reife, z.B.: der Fähigkeit zu eigenständigem Denken, der Ausbildung eines kohärenten Wertesystems und des Erlangens von sozialer Verantwortung. Kurzum, die Jugendphase ist seit dem 19. spätestens aber seit dem 20. Jahrhundert eine weitere Übergangsphase zwischen Kindheit und Erwachsensein.

2.2.2 Bunter Vogel Jugend

„Es gibt heute so vie I e Jugenden wie es Jugend I iche gibt“

(Vogelgesang, Waldemar)

Auf dem Weg zum Heute kam es durch die Pluralisierung der Lebenswelten im Zusammenhang mit der Modernisierung der Gesellschaft zum Zerfall von Sinnwelten, Traditionen und ganzen Weltbildern.

In der modernen Gesellschaft ist der Mensch dazu gezwungen, sehr schnell zwischen möglichst unterschiedlichen und teilweise sogar widersprüchlichen Bedeutungsund Erfahrungswelten hin und her zu wechseln. Nur durch Flexibilität ist es ihm möglich, in einer höchst fragmentierten Welt angestrebte Ziele zu erreichen. Aus dieser Perspektive ist die Identität oder das „Selbst“ als multidimensional aufzufassen, d.h. eine Person hat nicht nur eine „wahre Identität“, sondern operiert mit multiplen Teil-Identitäten (z.B.: Familien-Identität, Geschlechts-Identität, Sexuelle-Identität, Fan-Identität), die schließlich eine Art „Patchwork“ bilden (vgl. Döring 1999, S. 325). Nach dieser Theorie sind immer eine oder mehrere dieser Identitäten aktiv je nach Situation, sozialem Kontext, Raum oder Zeit. Dabei sind die von Döring angesprochenen Teil-Identitäten als Rollen zu verstehen, die nach der Rollentheorie stets und ständig eine Rolleninterpretation nötig machen und selbst dann Rollenkonflikte nicht verhindern können. In dem anonymen Medium Internet lassen sich beliebig viele Identitäten aus vorhandenen Teil-Identitäten oder gar neuen Identitäten schaffen. Jugendliche können sich im Umgang mit den neuen Medien oder eben gerade durch das neue Medium ausprobieren. „Ausprobieren, Austesten, Experimentieren und Aushandeln sind essentielle Handlungsprozesse im Kontext von Entwicklung, die die Ausbildung von Autonomie und Identität unterstützen und etwa den Ablösungsprozess von den Eltern erleichtern können“ (Reinders et al. 2003, S. 70).

ERIKSON ging bei der oben zitierten Beschreibung von Individuation allein im Jugendalter aus, was für seine Zeit (1959) durchaus richtig war. Doch in Anbetracht des technischen Fortschritts ist es möglich, innerhalb fast aller Sprachen, Kulturen und Ländern der Welt binnen weniger Stunden zu wechseln. Das Internet lässt diesen Austausch praktisch in Echtzeit stattfinden; völlig gelöst von Raum, Zeit und teilweise sogar von Personen.

„Die Pluralisierung der Lebenswelten im Zuge der gesellschaftlichen Modernisierung war begleitet von einem Zerfall der alten sinnstiftenden Traditionen und Weltbilder“ (Grundwissen Soziologie 1999, S. 68). Damit ist das Individuum heute im Alltagsleben unzähligen höchst fragmentierten Welten ausgesetzt und die Herausbildung des Ichs ist zu einer Art lebenslangem Prozess geworden. „[…] Im Sog gesellschaftlicher Individualisierungsprozesse verlieren vormals verbindliche Rollen und Lebenspläne an Prägekraft. Die Devise lautet ,Anything goes‘. […] Es ist das Individuum selbst, das zum Bastler seines Lebens wird“ (Vogelgesang 2002, S. 1). Modernität heißt im Umkehrschluss aber auch „,Man hat keine Wahl, außer zu wählen‘. Denn die expandierenden Ansprüche sind schnell zu enttäuschen und es können Desorganisationen und Stabilitätsverluste entstehen“ (Vogelgesang 2002, S. 2). Vor der Bewältigung dieser zentralen Entwicklungsaufgabe stehen heute nicht nur Jugendliche. Auch im Erwachsenenalter müssen die eigenen Ziele ständig neu ausgerichtet, reflektiert und in Angriff genommen werden.

2.2.3 Das Verschwinden der Kindheit

„…es ist für d i e e I ektron i schen Medien unmög I i ch, irgendwelche Geheimnisse zu bewahren. Ohne Geheimnisse aber kann es so etwas wie Kindheit nicht geben“ ( P o st ma n , Neil) Philippe Ariès bedauert, was auf den ersten Blick schwer zu verstehen ist, die Entstehung von Kindheit und zwar nicht aus den Gründen der Schutzbedürftigkeit, sondern aus erzieherischer Hinsicht. Er kritisiert das Kontrollieren von kindlichem Überschwang, weil das seiner Meinung nach den Kern der Kindheit ausmacht. Sie in der Lebhaftigkeit zu beschränken und an den „Stuhl zu binden“ nehme ihnen die besten Entfaltungsmöglichkeiten (vgl. Ariès 1998, S. 211ff).

Der geschichtliche Vergleich der heutigen Kindheit mit der im Punkt 2.2.1 beschriebenen, macht deutlich, dass das Verständnis und die Fürsorge für Kinder stark zugenommen haben. In den modernen Gesellschaften werden den Kindern ausreichend Zeiträume zur Entfaltung ihrer Persönlichkeit zugestanden. Das sich anschließende Jugendalter verkörpert einen zusätzlichen Schonraum, welcher tendenziell die Erwerbsfähigkeit weiter verzögert. Auf diese Entwicklung hat sich die Wirtschaft eingestellt und ganze Branchen an speziellen Produktpaletten für Kinder, Jugendliche und deren Eltern hervorgebracht. So hat manche Werbung nicht nur eine spezielle Ausrichtung auf Kinder, sondern vielmehr auf differenzierte Altersgruppen von Kindern und Jugendlichen, je nach Konsumentenzielgruppe. Da Kinder erst lernen müssen ihre Affekte zu steuern, lässt sich leicht vorstellen, wie schwierig das Widerstehen für sie sein muss.

Medien unterscheiden bei der Werbung ganz bewusst zwischen Kindern und Erwachsenen jedoch nicht aus schutzzwecken sondern um ihre Produkte Zielgruppengerecht anzupreisen. Eine Unterscheidung zum Wohle der Kinder ist in unserer modernen Medienwelt nicht selbstverständlich – im Gegenteil. Postman prangert eben diese Eigenschaft am Beispiel eine Metapher des Fernsehers an. Fernsehen ist ein Fenster zur Welt. Doch er stellt folgerichtig die Frage, wo darin ein Fortschritt zu erkennen wäre. Es bedeutet schließlich nichts weiter, als dass Kinder ebenso viel von der Welt mitbekommen wie Erwachsene (vgl. Postman 2006, S. 114). Wie oben bereits beschrieben, wurde in über 200 Jahren ein kindlicher Schonraum ausgebildet, der bewusst Geheimnisse schuf; Geheimnisse über unsere Welt, über Menschen, über Nachrichten, über Kriege, über Gewalt usw. Eine Aufgabe der Erziehung in Elternhaus und Schule ist es, diese Geheimnisse nach und nach individuell angepasst an die Verarbeitungsmöglichkeiten der Kinder zu enthüllen und ihnen somit die Möglichkeit zu eröffnen, nur langsam und ohne Entwicklungsprobleme erwachsen zu werden. Märchen erfüllen die Funktion, Kindern diesen Horizont Stück für Stück zu öffnen. „So schildert auch das Märchen die Welt; sein Gestalten sind entweder abgrundtief böse oder von selbstloser Güte. […] Jede Gestalt ist im Grunde Eindimensional, so dass das Kind ihre Handlungen und Reaktionen leicht begreifen kann. […] Das Märchen vermittelt dem Kind eine Vorstellung davon, wie es Chaos in seinem Inneren ordnen kann“ (Bettelheim 2006, S. 88).

Genau hier jedoch kommt die Typologie des Fernsehens und anderer neuer Medien jeglicher Erziehung zuvor. Zum einen ist die Verfügbarkeit nicht kindgerechter Inhalte in den neuen Medien problematisch und zum anderen die Nutzbarkeit dieser bereits ab dem frühesten Kindesalter möglich. „Wie die alphabetische Schrift und das gedruckte Wort eröffnet auch das Fernsehen Geheimnisse, macht öffentlich, was zuvor privat war. Aber anders als die Schrift und das Buch hat das Fernsehen keine Möglichkeit, Dinge zu verschließen. […] Für die Geheimnisse des Buches muss man sich erst qualifizieren, indem man sich den Härten der schulischen Erziehung unterwirft. […] Das Fernsehen dagegen ist eine Technologie des freien Eintritts, die keine praktischen, ökonomischen, wahrnehmungsoder vorstellungsspezifischen Schranken kennt“ (Postman 2006, S. 100).

Margaret Mead spricht von einer Glaubenskrise, in der ältere Menschen keine Autorität mehr vor jüngeren haben können. Heute „machen junge Menschen überall plötzlich Erfahrungen, wie sie kein älterer je gemacht hat oder je machen wird. Entsprechend wird die ältere Generation im Leben der Jungen nie ihre eigene, ebenfalls beispielslose Erfahrung einer unaufhörlichen Folge von Wandlungsprozessen wiederholt sehen. […] Kinder sind heute in einer Welt aufgewachsen, die die Älteren nicht gekannt haben […]“ (Mead 2003, S. 96). In Folge dessen, ist die Kluft geschlossen, „und alle gehören der gleichen Generation an. […] Wenn Medien beide Welten“, die Kinderwelt und die Erwachsenenwelt, „miteinander verschmelzen, wenn die vom noch ungelüfteten Geheimnis ausgehende Spannung abnimmt, verändert sich das Staunen selbst. An die Stelle der Neugier tritt Zynismus oder, schlimmer noch, Arroganz. Wir haben dann Kinder, die sich nicht mehr auf die Erwachsenen und deren Wissen verlassen, sondern auf Nachrichten aus dem Nirgendwo“ (Postman 2006, S. 107). Die Bedeutung dessen ist bei weitem noch nicht konkret abschätzbar und es lässt sich nur hoffen, dass die Ängste ungerechtfertigt sind.

2.3 Generation @ in Zahlen

Im diesem Teil der Arbeit geht es darum aufzuzeigen, wie eine Generation die für sie zur Verfügung stehenden Medien nutzt und wie ihre Einstellungen zu diesen sind. Hier werden heute als sicher geltende Grundlagen für spätere Ausführungen im Kapitel Risiken und Chancen geschaffen. Es muss klar sein, dass verschiedene Studien, welche im Folgenden Verwendung finden, in gewissem Maße zu unterschiedlichen Ergebnissen gelangt sind. Dies geschieht durch unterschiedliche Studiendesigns und deren unterschiedliche Zielsetzung. Eine altersspezifische Betrachtung ist an vielen Stellen unumgänglich. Opaschowski schließt in seiner Definition der Generation @ ausschließlich die erste Generation die in dem Informationszeitalter aufgewachsen ist ein. Hier jedoch werden auch die nachfolgenden Generationen betrachtet.

2.3.1 Verfügbarkeit neuer Medien

„(fast) alle nutzen (fast) alles zu (fast) jeder Tageszeit“

(Vogelgesang, Waldemar)

Heute leben knapp 99 % der Deutschen in einem Haushalt mit Fernsehapparat und Radio, wobei den meisten gleich mehrere Geräte zur Verfügung stehen (vgl. Meyen 2004, S. 43). Die voranschreitende Entwicklung der Kommunikationsund Unterhaltungselektronik wirkt sich natürlich auf die Verfügbarkeit und den Besitz dieser bei Jugendlichen aus. Dazu kommt, dass Jugendliche heute über beträchtliche finanzielle Mittel, die sie in ihrer Freizeitgestaltung ausgeben können, verfügen (vgl. Jugend 2006: 15. Shell Jugendstudie 2006, S. 77). Nahezu jeder Haushalt, in dem 12- bis 19- Jährige aufwachsen, hat nicht nur o.g. Fernseher zur Verfügung, sondern ebenso Mobiltelefon oder Computer. In 95% der Haushalte ist ein Internetzugang vorhanden (2004: 85%). Mobiltelefone sind nicht nur in 100% der Haushalte existent, jeder Haushalt verfügt im Durchschnitt über 3,8 Geräte. Auch kommt ein Haushalt im Schnitt auf 2,6 Fernsehgeräte, 2,2 Computer, 2 MP3-Player und 1,5 Digitalkameras sowie eine Spielkonsole (vgl. Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest 2007). Diese genannten Angaben der JIM-Studie 2007 für die 12- bis 19- Jährigen unterscheiden sich grundsätzlich nicht sonderlich von denen der KIM-Studie 2006 (6- bis 13- Jährige), da hier der Gerätebesitz im Haushalt und nicht nach dem Alter erfragt wurde. Das bedeutet, dass unabhängig vom Alter fast alle Medien samt Risiken und Chancen nutzbar sind. In Abbildung 3 steht die Geräteausstattung von Haushalten bis unter 1.500€ Monatseinkommen anderen Einkommensgrößen gegenüber.

Abbildung 3: Gerätebesitz Jugendlicher 2007 nach Haushaltseinkommen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest 2007, S. 10) Deutlich wird, dass zwar mit steigendem Einkommen die Verfügbarkeit aller Medien im Haushalt steigt, jedoch im Umkehrschluss das Gefälle bei geringerem Einkommen nicht proportional für alle Medien gleich gilt. So sind passive Medien in geringverdienenden Haushalten etwa ebenso häufig Verfügbar (Fernseher) wie in Haushalten mit mehr 2500€ Einkommen pro Monat. Bei klassischen Medien wie der Zeitung wird zuerst gespart.

Auch der Internetanschluss scheint 2008 alltäglich geworden zu sein. Zwar unterscheiden sich hier die Zahlen der Zugangsart zum Internet zwischen der JIM-Studie 2006 und der (N)Onliner-Studie, jedoch lässt sich konstatieren, dass über zwei Drittel der Internethaushalte einen modernen Breitbandinternetanschluss haben (vgl. Abbildung 4). Genauer noch ist aus der JIM-Studie 2006 ersichtlich, dass 65 % der Haushalte nutzungsdauerunabhängige Verträge für das Internet haben, was sich mit Sicherheit auch auf Einstellung und Nutzung auswirkt.

Abbildung 4: Breitbandnutzug in den Jahren 2005 bis 2007

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(TNS-Infratest; Initiative D21 2007, S. 62)

„Jungen und Mädchen unterscheiden sich hinsichtlich der Geräteausstattung in einigen Punkten. Ein eigenes Handy und auch Musikabspielgeräte wie MP3-Player, Radio, CD-Player, Kassettenrekorder und Walkman sind bei Mädchen häufiger zu finden. Auch Digitalkameras sind mehr eine Sache der Mädchen. Jungen haben dagegen häufiger einen eigenen Fernseher. Mehr Jungen als Mädchen haben einen Computer und Internetzugang im eigenen Zimmer. Und Jungen sind deutlich besser mit Spielkonsolen ausgestattet. […] 47 % beziehen regelmäßig zumindest eine Zeitschrift und 60 % der Haushalte haben eine Tageszeitung abonniert. Allerdings haben Jugendliche, die auf das Gymnasium gehen, deutlich häufiger Zugang zu aktuellen Zeitungen und Zeitschriften: Während 68 % der Gymnasiasten angeben, in ihrem Haushalt eine Tageszeitung abonniert zu haben, bestätigen dies nur gut jeder zweite Hauptund Realschüler.“ (Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest 2007, S. 9).

Abgesehen von Bildung und Einkommen der Eltern bleibt festzustellen, dass die Verfügbarkeit verschiedenster Medien für Jugendliche, aber auch für Kinder hoch ist. Ohne Frage gibt es jedoch Abhängigkeiten von Schulform und Bildung. Diese Betrachtung ist Bestandteil der Kapitel Nutzung und Einstellungen.

2.3.2 Nutzung neuer Medien

„Med i ennutzung, Sch I afen, Arbeiten“ (Meyen, Michael)

„Wie Jugendliche zwischen zwölf und 19 Jahren mit dem breiten Medienangebot in ihrer Freizeit umgehen, ist ein zentraler Aspekt der JIM-Studie. Am häufigsten wird immer noch der Fernseher genutzt, 92 Prozent sitzen mindestens mehrmals pro Woche davor. Bereits an zweiter Stelle kommt der Computer, den 84 Prozent der Jugendlichen regelmäßig verwenden. Den dritten Platz teilen sich der MP3-Player und das Handy, die jeweils von 82 Prozent mehrmals pro Woche genutzt werden. Über drei Viertel (77 %) wählen sich regelmäßig ins Internet ein. Musikkassetten oder -CDs (75 %) und Radio hören (74 %) sind für drei Viertel der Jugendlichen eine regelmäßige Beschäftigung. Fast jeder Zweite (48 %) nutzt regelmäßig eine Zeitung, Bücher werden von 37 Prozent, Zeitschriften von 31 Prozent mit dieser Häufigkeit gelesen. Ein Viertel macht regelmäßig digitale Fotos (23 %). Ein Fünftel (21 %) schaut mehrmals pro Woche Filme auf DVD. Etwas weniger nutzen regelmäßig eine Spielkonsole am Fernseher (19 %). Hörspielen lauschen 19 Prozent und Videos sehen 18 Prozent der 12- bis 19- Jährigen mehrmals pro Woche. Sieben Prozent lesen regelmäßig Comics und sechs Prozent beschäftigen sich mehrmals pro Woche mit der Produktion digitaler Filme oder Videos“ (Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest 2007, S. 12).

Abbildung 5: Medienbeschäftigung in der Freizeit 2007

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest 2007, S. 12) Die Nutzung der Spielkonsole ist nicht nur im Vergleich zwischen den Geschlechtern interessant, sondern auch in Verbindung mit dem Bildungsniveau der Familie. Die Abbildung 6 „zeigt, dass Kinder aus Familien mit niedrigem Bildungsniveau erheblich stärker mit Bildschirmgeräten ausgestattet sind als die Vergleichsgruppe. Besonders deutlich fällt hier auf, dass Kinder, deren Eltern ein hohes Bildungsniveau haben, erheblich seltener über eine Spielkonsole verfügen als solche aus einem Elternhaus mit niedriger formaler Schulbildung (11,3 % zu 42,7 %)“ (Mößle et al. 2007, S. 3).

Abbildung 6: Geräte im eigenen Zimmer (4. Klasse)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Mößle et al. 2007, S. 4)

Es wird nachgewiesen, dass die deutlich vielfältiger nutzbaren Medien Computer und Internet im Gegensatz zum Medium TV von Jugendlichen mit höherem Bildungsniveau wesentlich mehr genutzt werden. Sie fordern zur Mitgestaltung und Kommunikation auf, während dem Medium TV vorrangig passiv gefolgt wird. Die Folgen dieser, heute als absolut sicher geltenden, Fakten herauszustellen, wird vor allem Inhalt der Kapitel Risiken und Chancen sein.

Während bei der Nutzung von Medien wie Computer und der zuvor erwähnten Spielkonsole, aber auch beim Schauen von DVDs und Videos, die Jungen deutlich vorn liegen, besitzen die Mädchen den Vorsprung beim Hören von Musik-CDs und Radio und der Nutzung von Handy und der Digitalkamera. Besonders drastisch ist der unterschiedliche Gebrauch von Büchern. Fast die Hälfte der Mädchen, jedoch nur 28 % der Jungen, lesen regelmäßig in der Freizeit ein Buch.

Natürlich lassen sich auch anhand des Alters Unterschiede aufzeigen. So ist es auffällig, dass mit steigendem Alter das Lesen der Zeitung, die Nutzung des Computers und des Internets zunimmt und das Lesen von Büchern und Comics und das Spielen an Spielkonsolen abnimmt. (vgl. Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest 2007, S. 13)

Hier lassen sich anbahnende Veränderungen feststellen, denn schon jüngste Nutzer, als nachkommende Generation @, „die noch nicht lesen und schreiben, aber sehr wohl mit der Maus spielen können“ (Schrob et al. 2004, S. 317) spielen laut Schrob und Warkus im Netz. „[…] Das Internet ist für die Kinder kein technisches Medium, das neben dem Fernsehen oder dem Radio steht, sondern es ergänzt die Vorlieben der Heranwachsenden. Die Vorlieben für Spiele und Musik sind es […], die die Internetnutzung bestimmen. Nicht das Internet ist für die Kinder interessant, sondern die Inhalte, die dort zu finden sind. Gegenüber dem ebenso attraktiven Fernsehgerät hat es sogar den Vorteil, dass die Kinder nicht nur sehen und hören, sondern auch aktiv werden können “ (Eigene Hervorhebung) (Schrob et al. 2004, S. 317ff).

2.3.3 Einstellungen zu neuen Medien

„Alles erleben, nichts verpassen“(Opaschowski, Horst W.)

Unter diesem Zitat Opaschowskis lässt sich die Tendenz der Mediennutzung der Generation @ wohl am besten zusammenfassen. „Der Konkurrenzkampf der Anbieter um das Zeitbudget der Generation @ wird immer härter. Die 14- bis 29- Jährigen wollen alles sehen, hören und erleben und vor allem im Leben nichts verpassen. […] Bestimmte Bücher werden von der jungen Generation nicht mehr nur gelesen, sondern auch ,benutzt‘. […] Die öffentliche Kritik darüber, dass die meisten Jugendlichen heute kein ,gutes Buch‘ mehr lesen, hat eher die schöngeistliche Literatur im Blick. Das Informationszeitalter fordert seinen Tribut. Die Einstellung zum Medium Buch wird pragmatischer…“ (Opaschowski 1999, S. 21). Dieser Pragmatismus lässt sich ebenso am Medium Fernsehen aufzeigen. Das Fernsehen ist zum Nebenbei-Medium mutiert. Gründe dafür liegen in der flachen Unterhaltung. Neben dem laufenden Fernseher wird gegessen, gelesen und telefoniert (vgl. Opaschowski 1999, S. 29). Die geschätzte durchschnittliche Fernsehdauer der 12- bis 19- Jährigen liegt bei etwa zwei Stunden pro Tag (123 Minuten) und ist im Vergleich 2006 zu 2007 um 12 Minuten gesunken. Bei der Frage nach den bevorzugten Sendern ist die Belegung der vorderen Plätze durch das Privat-Fernsehen sicher nicht überraschend. Im direkten Vergleich ist der Unterschied deutlich sichtbar. So gaben laut der JIM-Studie 37,5% Pro7 und gerade mal 3% ARD an. (vgl. Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest 2007, S. 24ff)

Abbildung 7: Bindung an Medien 2007 – Am wenigsten verzichten kann ich auf…

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest 2007, S. 17)

Der Fernseher befindet sich in der Liste der Medien, auf die am wenigsten verzichtet werden kann, nunmehr nur auf Platz 4 und der PC mit gerade mal 3% Unterschied gefolgt vom Internet auf Platz 1 (vgl. Abbildung 7). „Berücksichtigt man den Bildungshintergrund der Jugendlichen, so zeigt sich ein uneinheitliches Bild: Hauptschüler nennen häufiger den Fernseher (18 %) als Realschüler (16 %) und Gymnasiasten (13 %). Umgekehrt verhält es sich beim Internet, das mit höherer Schulbildung deutlich häufiger genannt wird (Hauptschüler: 17 %, Realschüler: 20 %, Gymnasiasten: 27 %)“ (Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest 2007, S. 17). Der oben angesprochene Pragmatismus macht aber auch vor dem PC nicht halt. Während er noch vor wenigen Jahren ausschließlich als Arbeitsinstrument betrachtet wurde, ist er inzwischen auch im Privatbereich alltäglich geworden. Grund hierfür sind mit Sicherheit auch veränderte Zugangsendgeräte zum Internet. Zwar nutzen nur 4% der Jungen und 1% der Mädchen den Internetzugang ihres Mobiltelefons, die technische Möglichkeit dazu haben jedoch bereits 82% aller Jugendlichen. „Ein Viertel der jugendlichen Internetnutzer beteiligt sich aktiv am ,Web 2.0‘ und produziert mindestens mehrmals pro Woche eigene Inhalte, sei es durch das Einstellen von Bildern, Videos, Musikdateien oder das Verfassen von Beiträgen in Blogs2 oder Newsgroups3. […] Wie die Untersuchung konkreter ,Web 2.0‘-Angebote zeigt, werden diese aber vor allem passiv genutzt. […] Daneben zeigt sich, dass der Medienhype um ,Second life4‘ an den jugendlichen Internetnutzern weitgehend vorbeigeht“ (Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest 2007, S. 42).

Waldemar Vogelgesang fasst seine Erkenntnisse unter folgenden Punkten zusammen:

- Jugendliche nutzen (fast) alle Medien (fast) überall zu (fast) allen Tageszeiten.
- Alte und neue Medien stehen in keinem Verdrängungsverhältnis, sondern sind kombinierbar und anschlussfähig.
- Medien können mit massiver sozialer Ungleichheit einhergehen und diese verstärken.
- Mediale Kompetenzunterschiede werden gleichsam in eigener Regie in der Freizeit ausgeglichen.

(vgl. Vogelgesang 2002, S. 6ff)

„Wie aktuelle Studien zeigen, haben nur wenige Jugendliche, vor allem diejenigen aus sozial benachteiligten Familien, einen eingeschränkten Zugang zu modernen Medien wie dem Internet. In Familien mit hohem Bildungsniveau wird meist der Umgang mit Büchern, Zeitungen, Fernsehen und Computern reflektiert und ein bewusstes Medienverhalten der Jugendlichen gefördert. Eltern mit niedrigerer Bildung hingegen nutzen Medien meist selbst eher passiv konsumierend und prägen damit nachhaltig die Mediennutzung ihrer Kinder“ (Jugend 2006: 15. Shell Jugendstudie 2006, S. 83).

Als ein weiterer Baustein fügt der Computer „sich in das Medien- Ensemble der jugendlichen Freizeitwelt ein. Der Computer ist zum ständigen Wegbegleiter, und zu einem Instrument unterschiedlicher Interessen geworden, nicht aber zum alleinigen Kristallisationspunkt“ (Schwab et al. 1999, S. 255).

[...]


1 Neue Begrifflichkeit für Internetanwendungen die den Benutzer interaktiv einbeziehen

2 Abkürzung für Weblog (Logbuch im Internet), was ein öffentlich zugängliches meist privates Tagebuch auf einer Website ist

3 Virtuelles Diskussionsforum im Internet

4 Eine Art Spiel im Internet in der man mit einem virtuellen Mensch (Avatar) interagiert(zu Deutsch: Zweites Leben)

Final del extracto de 145 páginas

Detalles

Título
Risiken und Chancen der Generation @. Jugend zwischen medialer Verwahrlosung und medialem Kompetenzzuwachs
Universidad
University of Applied Sciences Gera-Eisenach
Calificación
1,3
Autor
Año
2008
Páginas
145
No. de catálogo
V118718
ISBN (Ebook)
9783640220984
ISBN (Libro)
9783640223077
Tamaño de fichero
3872 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Risiken, Chancen, Generation, IT, Web2.0, Kommunikation
Citar trabajo
Steffen Otto (Autor), 2008, Risiken und Chancen der Generation @. Jugend zwischen medialer Verwahrlosung und medialem Kompetenzzuwachs, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/118718

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