Diese Arbeit beschäftigt sich mit den verhaltensorientierten Theorien, die es zum Thema Gewalt gegen Frauen gibt und somit für die Frauenhausarbeit Relevanz besitzen, den Bedarfslagen von Klientinnen, mit denen sich die Frauenhausarbeit oftmals beschäftigt, und mit den verhaltensorientierten Interventionen, die hierbei Anwendung finden beziehungsweise wie sie hier umgesetzt werden können.
Zuerst beschäftigt sich die Arbeit mit dem Begriff der Häuslichen Gewalt im Allgemeinen, der Prävalenz dieser und statistischen Daten zur Frauenhausarbeit in Deutschland. Im Anschluss wird das Verhalten rund um Häusliche Gewalt mithilfe verhaltenswissenschaftlicher Theorien und Studien zu Ursachen von Gewalt gegen Frauen in Partnerschaften und Gründe zum Verbleib in solchen Partnerschaften erklärbar gemacht.
Daraufhin werden aktuelle Bedarfslagen von Klientinnen im Frauenhaus mit möglichen verhaltensorientierten Interventionen verknüpft, um betroffenen Frauen (möglichst wirksame) praktische Unterstützung bieten zu können. Es folgt eine Zusammenführung der Ergebnisse und eine Diskussion hinsichtlich ihrer Chancen und Grenzen. Abschließend erfolgen ein Ausblick und Fazit im Hinblick auf den Themenkomplex.
Seit den Anfängen der Neuen beziehungsweise zweiten Frauenbewegung Anfang der 1970er Jahre ist Gewalt gegen Frauen in Deutschland ein öffentliches Thema, zu dessen Bekämpfung Frauen zunächst im Sinne der Selbsthilfe Orte der Entfaltung und des Schutzes aufbauten. Diese spezialisierten sich schnell von allgemeinen Frauenzentren hin zu bedarfsorientierten Frauenberatungsstellen und Frauenhäusern.
Die Frauenhausbewegung setzte sich dabei zu Beginn vor allem zwei grundlegende Ziele: Erstens Frauen und ihre Kinder in Gefährdungssituationen zu schützen und sie auf dem Weg in ein selbstbestimmtes Leben zu unterstützen sowie zweitens durch die Veröffentlichung des Problems das Recht von Frauen auf körperliche Unversehrtheit und sexuelle Selbstbestimmung einzufordern.
Dies beinhaltet nach wie vor die Frage, wie gesellschaftliche und politische Veränderungen weitergedacht und vorangetrieben werden können, sodass Häusliche Gewalt stärker öffentlich sichtbar gemacht wird und geltende Gesetze und Schutzmaßnahmen tatsächlich zur Verhinderung von Gewalt und dem Schutz Betroffener genutzt werden. Heute gilt es mehr denn je, die Veränderung in professionelle Arbeits- und Organisationsformen zu gestalten und dabei eine grundlegende frauenpolitische Ausrichtung zu wahren.
Inhaltsverzeichnis
- Zusammenfassung
- Einleitung
- Häusliche Gewalt gegen Frauen und Frauenhausarbeit
- Begriffsbestimmung
- Prävalenz von Häuslicher Gewalt gegen Frauen
- Statistische Daten zur Frauenhausarbeit
- Verhaltensorientierte Erklärungsansätze zur Entstehung von und zum Verbleib in Partnerschaftsgewalt
- Verhaltensorientierte Theorien zur Entstehung von Partnerschaftsgewalt
- Ärger und Gewalttätigkeit
- Das „Anger Avoidance Model\" (AAM)
- Die Beziehung zwischen Ärger, Kindesmisshandlung und Schwierigkeiten in der Emotionsregulation
- Verhaltensorientierte Theorien zum Verbleib in Partnerschaftsgewalt
- Aversiver Reiz als diskriminativer Stimulus
- Resistenz gegen Löschung
- Bestrafung zur Förderung der Reaktionsfähigkeit
- Folgerungen für die Beratung im Frauenhaus
- Verhaltensorientierte Theorien zur Entstehung von Partnerschaftsgewalt
- Verhaltensorientierte Interventionen mit Frauenhausbewohnerinnen
- Rollenspiel - am Beispiel von Umgangskontakten mit dem gewalttätigen Expartner
- Motivierende Gesprächsführung – am Beispiel Ambivalenz bezüglich der Rückkehr in eine gewalttätige Beziehung
- Gruppenprogramme zur Erweiterung von Wissen, Erkenntnis und Zugehörigkeitserfahrungen
- Gruppentraining sozialer Kompetenzen (GSK)
- Therapeutisches Gruppenprogramm für Stalking-Opfer
- Gruppentherapie bei Traumafolgestörung
- Diskussion
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Anwendung verhaltensorientierter Interventionen in der Frauenhausarbeit, um Frauen in Notlagen langfristig handlungsfähig, selbstbestimmt und sicher zu machen. Sie zeigt die Relevanz des Themas auf, indem sie die Häusliche Gewalt gegen Frauen und die Frauenhausarbeit beleuchtet. Außerdem werden verhaltensanalytische Theorien zur Entstehung und zum Verbleib in Partnerschaftsgewalt vorgestellt, um die Problemlagen von Frauenhausbewohnerinnen zu verstehen. Die Arbeit identifiziert vielversprechende verhaltensorientierte Interventionen, wie Rollenspiele, motivierende Gesprächsführung und Gruppenprogramme, die auf die spezifischen Bedürfnisse der Zielgruppe zugeschnitten sind.
- Verhaltensorientierte Interventionen in der Frauenhausarbeit
- Häusliche Gewalt gegen Frauen und ihre Auswirkungen
- Verhaltensanalytische Erklärungsansätze für Partnerschaftsgewalt
- Spezifische Problemlagen von Frauenhausbewohnerinnen
- Potenzielle verhaltensorientierte Interventionen für Frauenhäuser
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Entwicklung der Frauenhausbewegung und die Notwendigkeit von Veränderungen in der professionellen Arbeit, um Häusliche Gewalt stärker sichtbar zu machen. Kapitel 2 definiert Häusliche Gewalt und beleuchtet ihre Prävalenz sowie die statistische Entwicklung der Frauenhausarbeit. Kapitel 3 erklärt die Entstehung von und den Verbleib in Partnerschaftsgewalt anhand verhaltensorientierter Theorien. Es werden klassische Lerntheorien sowie operante Theorien diskutiert, die wichtige Erkenntnisse für die Beratung in Frauenhäusern liefern. Kapitel 4 widmet sich verhaltensorientierten Interventionen mit Frauenhausbewohnerinnen. Es werden verschiedene Ansätze vorgestellt, wie Rollenspiele, motivierende Gesprächsführung und Gruppenprogramme, die Frauen in ihrem Empowerment unterstützen können. Die Diskussion reflektiert die Chancen und Herausforderungen der verhaltensorientierten Interventionen in der Frauenhausarbeit und hebt den Bedarf an weiterer Forschung in diesem Bereich hervor.
Schlüsselwörter
Häusliche Gewalt, Frauenhausarbeit, verhaltensorientierte Beratung, Interventionen, Partnerschaftsgewalt, Lerntheorie, operante Konditionierung, Rollenspiel, motivierende Gesprächsführung, Gruppenprogramme, Empowerment, Traumafolgestörung, Stalking.
- Citation du texte
- Theresa Hauff (Auteur), 2022, Verhaltensorientierte Interventionen in der Frauenhausarbeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1187688