Zu den heute am meisten diskutierten Fragen in der Kirche gehört die nach der Gemeindeleitung und ihrer Zukunft. Diese ist zwar zunächst eine pastoraltheologische Frage, die aber mit Problemen aus anderen theologischen Sektionen, v. a. mit der systematischen Ekklesiologie, dem Kirchenrecht und der Liturgiewissenschaft, eng verknüpft ist.
Den Hintergrund für die Aktualität der Frage bildet der - besonders in der europäischen Kirche beobachtbare - Rückgang der Priesterberufe. Da der Priester in der katholischen Kirche für mehr als 1000 Jahre der traditionelle Gemeindeleiter war , stellt die Frage nach Alternativmodellen in der Gemeindeleitung - natürlich neben dem Problem, wie dem Priestermangel entgegenzuwirken sei - eine neue Herausforderung dar.
Der Priestermangel ist allerdings nur ein Teil eines umfassenden „Gestaltwandels der Kirche“ , der mit dem II. Vatikanischen Konzil und seiner Wirkungsgeschichte, aber auch mit den großen gesellschaftlichen Umbrüchen der „68er-Revolution“ verbunden ist. Hinzu kommt die - vom „Priestermangel“ zunächst unabhängige - Entwicklung neuer pastoraler Berufe, durch die inzwischen viele gut theologisch ausgebildete Frauen und Männer mit langjähriger pastoraler Praxis zur Verfügung stehen, die - prinzipiell - Leitungsaufgaben übernehmen können. Diese Übernahme von Leitungsaufgaben ist auch schon vielfache Praxis.
Wichtige theologische Stichworte sind die der „Communio“ und der „Volk-Gottes-Ekklesiologie" des II. Vatikanischen Konzils, die zusammen mit dem aus dem Geist der „68er-Bewegung“ stammenden Streben nach mehr Demokratie auch in der Kirche bis auf die Ebene der Gemeinde hinunter wirken.
Was diese Umbrüche für den Dienst der Leitung der Gemeinde bedeuten, insbesondere im Hinblick auf seine Verbindung mit dem „Vorsitz bei der Eucharistiefeier“ , wird im vorliegenden Werk näher beleuchtet. Nach einem geschichtlichen Überblick erfolgt eine - nach ekklesiologischen, amtstheologischen und kirchenrechtlichen Aspekten differenzierte - systematisch-theologische Grundlegung. Sodann werden einige ausgewählte Leitungsmodelle vorgestellt und auf ihre je eigenen Probleme hin untersucht. Abgerundet wird das Werk durch eine persönlich geprägte Stellungsnahme des Verfassers, wie eine mögliche Lösung des Problems aussehen könnte.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Hauptteil
- 2. 1 Geschichtlicher Überblick
- 2. 2 Systematisch-theologische Grundlegung
- 2. 2. 1 Ekklesiologische Grundlagen
- 2.2. 2 Amtstheologische Grundlagen
- 2. 2. 3 Kirchenrechtliche Grundlagen
- 2. 3 Verschiedene Modelle der Gemeindeleitung und ihre Probleme
- 3. Schluß
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Frage nach der Gemeindeleitung und ihrer Zukunft. Dabei stehen insbesondere die Auswirkungen des Priestermangels und die Verbindung zur Eucharistiefeier im Fokus. Es werden historische Entwicklungen, systematisch-theologische Grundlagen und verschiedene Modelle der Gemeindeleitung beleuchtet.
- Historisches Verständnis von Gemeindeleitung und ihr Bezug zum Eucharistievorsitz
- Ekklesiologische, amtstheologische und kirchenrechtliche Grundlagen der Gemeindeleitung
- Verschiedene Modelle der Gemeindeleitung und ihre Herausforderungen
- Der Zusammenhang zwischen Gemeindeleitung und dem Vorsitz bei der Eucharistiefeier
- Die Bedeutung der „Communio“ und der „Volk-Gottes-Ekklesiologie“ im Kontext der Gemeindeleitung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel stellt die Frage nach der Gemeindeleitung in den Kontext der gegenwärtigen Diskussionen in der Kirche. Es wird auf den Priestermangel, den „Gestaltwandel der Kirche“ und die Entwicklung neuer pastoraler Berufe eingegangen. Das zweite Kapitel bietet einen geschichtlichen Überblick über die Gemeindeleitung und ihren Bezug zum Eucharistievorsitz. Es werden die Herausforderungen der Leitung in der frühen Kirche und die Entwicklung verschiedener Leitungsformen beleuchtet. Das dritte Kapitel behandelt die systematisch-theologischen Grundlagen der Gemeindeleitung. Es werden die ekklesiologischen, amtstheologischen und kirchenrechtlichen Aspekte der Gemeindeleitung untersucht. Das vierte Kapitel stellt verschiedene Modelle der Gemeindeleitung und ihre Probleme vor. Es werden verschiedene Ansätze der Gemeindeleitung im Kontext der heutigen Kirche diskutiert.
Schlüsselwörter
Gemeindeleitung, Eucharistievorsitz, Priestermangel, „Communio“, „Volk-Gottes-Ekklesiologie“, Ekklesiologie, Amtstheologie, Kirchenrecht, Geschichte der Kirche, Pastoraltheologie, Fundamentaltheologie.
- Quote paper
- Magnus Kerkloh (Author), 2002, Der Zusammenhang zwischen Gemeindeleitung und Eucharistievorsitz - Grundlagen und Probleme, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/11880