Falldokumentation einer Familientherapie. Gestaltung von systemischen Prozessen


Dossier / Travail, 2020

19 Pages


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Angaben zum Fall

2. Beschreibung des Anlasses und der Problemsituation

3. Situationseinschätzende Maßnahmen

4. Einschätzung des Bedarfs an psychosozialer Unterstützung

5. Verwendete Beratungsmodelle, durchgeführte Verfahren und psychosoziale Maßnahmen

6. Einbeziehung der sozialen Systeme und der Bezugspersonen der Zu- Beratenden

7. Umfang, Dauer und Ergebnis der unterstützenden Beratung und psychosozialer Begleitung

8. Vorläufige Auswertung der durchgeführten psychosozialen Beratung und Begleitung

Literaturverzeichnis

Anhang

1. Angaben zum Fall

Die Beratung in Form einer Familientherapie fand in meiner Arbeitsstelle statt. Da ich momentan aufgrund meiner beruflichen Position als Gruppenleitung in einer Kinderkrippe arbeite, habe ich nur im Ansatz Fälle von Beratung. In einem der jährlich stattfindenden Elterngespräche, kam eine Mutter auf mich zu, die große Bedenken vor der Zeit während der Schließung der Kinderbetreuungseinrichtungen hatte. Die Bedenken der Mutter nahm ich in Hinblick auf Wahrung des Kindeswohls wahr und gab ihr meine Nummer, um mich bei Problemen zu kontaktieren. Mit meiner Chefin (Geschäftsführung/Krippenleitung) klärte ich dies zuvor ab und ging mit ihr noch einmal die Grundlagen durch, die ich durch mein Studium erhalten habe. Sie gab mir die Freigabe mit dieser Familie, wenn deren Bereitschaft dazu vorhanden wäre, eine annähernde Familientherapie durchzuführen.

Am 15. Mai 2020 kontaktierte mich Frau R.. In einem Telefonat, bei dem sie sehr aufgelöst war, schilderte sie die häusliche Situation und dass sie mit dem Gedanken spiele, morgens einfach das Haus zu verlassen, um der familiären Situation zu entfliehen. Es wurde ein Erstgespräch vereinbart für Montag, den 18.Mai 2020. Das Gespräch fand unter strengsten Hygienemaßnahmen in einem gut durchlüfteten Raum in der Kita statt. In diesem Gespräch konnte ich folgende Stichpunkte zum Fall entnehmen:

- Mutter (36) ist dauerhaft zu Hause in einer 3-Zimmer-Wohnung mit den beiden Kindern (9) und (1 ½)
- L. (9) muss wöchentlich Aufgaben von der Grundschule erledigen und benötigt hierfür sehr oft die Hilfe der Mutter
- M. (1 ½) fordert sehr viel Nähe der Mutter ein und besteht mit von Zorn geprägtem Verhalten auf die Aufmerksamkeit seiner Mutter
- Vater (35) arbeitet im Schichtdienst, der sich zur Zeit auf der Nachtschicht liegt und fällt damit tagsüber als Hilfe in der Erziehung weg
- Der Arbeitgeber der Mutter, eine Förderschule, fordert ein, dass sie im Homeoffice Vorbereitungen für den Unterricht vornimmt und an wöchentlichen Treffen des Personals in der Einrichtung teilnimmt
- Die Großeltern fallen als Stütze weg, da sie aufgrund des Alters zur Corona-Risikogruppe gehören
- In die örtlichen Notbetreuungsangebote wurden die Kinder nicht aufgenommen

Der gemeinsam vereinbarte Problemtitel lautete Uneinigkeit bei der Kindserziehung und Problemsituation durch Schulschließung, sowie Druck von dem Arbeitgeber

2. Beschreibung des Anlasses und der Problemsituation

Aus dem Telefonat und dem Erstgespräch mitFrau R.konnte ich ihre Beweggründe für das Ersuchen einer Beratung bei mir entnehmen. Sie schilderte die Problemsituation, dass sie unter den Erwartungen ihres Arbeitgebers, die häusliche Situation nicht mehr aushalte. L. (9) braucht täglich ihre Hilfe bei den Hausaufgaben und versucht nur wenig eigenständig zu lösen. Dadurch gerate sie oft in Streit mit ihm. Er schließt sich dann in sein Zimmer ein und reagiert nicht mehr auf Streitschlichtungsversuche durch sie. Des Öfteren hat sie nun schon erlebt, dass L. sich dann aus dem Fenster herausschleicht und bis zum Abend nicht mehr zurückkehrt. Sie macht sich große Sorgen um ihn und hat Angst vor strafrechtlichen Folgen, wenn er sich auf abgesperrten Spielplätzen aufhält. Zudem hat sie M. (1 ½) zu Hause, der ihre permanente Aufmerksamkeit fordert und wieder vermehrt körperliche Nähe zu ihr sucht. Sie versucht ihn zu animieren, dass er sich auch für wenige Minuten alleine beschäftigt, worauf er mit Zornanfällen reagiert. Ihr Arbeitgeber fordert zusätzlich Homeoffice ein und erwartet Unterrichtsvorbereitungen von ihr. Sie schildert, dass sie nicht unentgeltlich zu Hause bleiben kann, da somit das Haushaltseinkommen zu niedrig wäre.

Aus ihrer Sicht kümmert sich ihr Ehemann nicht um die Erziehung der Kinder. Er erlaube Sachen, die sie zuvor verboten hat. Allgemein schildert sie ihn als laissez-fairen Erziehungstyp.

Sie kam mit dem Beweggrund zu mir, ihr aus dieser Situation zu helfen und ihren Mann dazu zu animieren, dass er ihr in der Erziehung der Kinder beisteht und mit ihr an einem Strang zieht. Sie wünscht sich Hilfe bei der Erziehung und Beaufsichtigung der beiden Kinder, um den Ansprüchen ihres Arbeitgebers gerecht zu werden.

An einem weiteren Termin, konnte ich die Problemschilderung der anderen Familienmitglieder erfragen.

Herr R.schildert, dass er ein schlechtes Gewissen habe, da er seiner Frau bei der Betreuung der Kinder nicht helfen kann. Er sei tagsüber durch die vorangegangene Nachtschicht so müde, dass er dafür keinen Kopf habe. Das Verhalten von L. sieht er im Kontext zur aktuellen Lage mit der Schließung der Schulen als verständlich an und sagt, dass man dem Jungen seinen Freiraum lassen müsse. Er sagt, dass er als Kind keinen Vater hatte und deswegen bei der kurzen Zeit durch die Schichtarbeit, die ihm mit seinen Kindern bleibt, ein guter Vater sein möchte. Er beschreibt Belohnungen und wenig bis kein Tadeln als Anzeichen für einen guten Vater.

Er wünscht sich ein harmonisches Familienleben und hofft, dass die Zeit der Schulschließung bald endet.

L.sagt, dass ihm die Aufgaben von der Schule zu viel und zu schwer sind und er sich nicht auf diese konzentrieren kann, wenn M. immer wieder kommt und schreit. Er wünscht sich, dass seine Mutter ihm ungeteilte Aufmerksamkeit schenkt und seine Eltern ihn verstehen. Zudem sagt er, dass er seine Freunde treffen möchte und seine Eltern ihm den Kontakt zu ihnen einfach verbieten. Er versteht die aktuelle Situation und die damit verbundene Schulschließung sowie Minimierung sozialer Kontakte nicht.

3. Situationseinschätzende Maßnahmen

Als situationseinschätzende Maßnahmen dienten zum einen das erste Telefonat, sowie das Erstgespräch und die Schilderung der Problemlage durch alle Familienmitglieder. Hierbei kam heraus, dass das Ehepaar R. vermutlich schon vor der Corona-Zeit Uneinigkeiten bei der Erziehung der Kinder hatte und sich dies durch die Veränderung der familiären Situation zugespitzt hat. Das Paar benötigte hier ein Einzelgespräch ohne die Kinder.

Bei der zweiten Sitzung, an dem die komplette Familie teilnahm, wurde keine Sitzordnung vorgegeben. Die Familienmitglieder durften sich selbstständig im Raum einen Platz aussuchen. Im Nachfolgenden wird die Sitzposition der Familienmitglieder zum besseren Verständnis aufgezeigt. M steht dabei für Mutter, V für Vater und B für Beraterin. Die Punkte in unterschiedlichen Größen sind die Kinder nach Körpergröße.

Anhand dieser Wahl der Sitzordnung konnten weitere Erkenntnisse zur innerfamiliären Beziehung gewonnen werden. Der Vater sieht sich als außenstehender und nimmt Abstand von der Familie. Die Kinder wurden beide zwischen den Eltern platziert, was einen großen Abstand zwischen den Eltern erfordert.

Des Weiteren wurde in der dritten Sitzung, welche ein Einzelgespräch mit dem Paar enthielt ein Genogramm erstellt. Dieses Genogramm durfte das Ehepaar R., nach Einweisung durch mich, in Teamarbeit erstellen.

[...]

Fin de l'extrait de 19 pages

Résumé des informations

Titre
Falldokumentation einer Familientherapie. Gestaltung von systemischen Prozessen
Université
University of Applied Sciences North Hesse; Bad Sooden-Allendorf
Auteur
Année
2020
Pages
19
N° de catalogue
V1188109
ISBN (ebook)
9783346620194
ISBN (Livre)
9783346620200
Langue
allemand
Mots clés
Familientherapie, Systemische Prozesse, Prozesse gestalten, Beratung, Familienberatung, Problemsituation, Situationseinschätzende Maßnahmen, Bedarf psychosozialer Unterstützung, Psychosoziale Unterstützung, Folgen der Coronaeinschränkungen, Schulschließung, Kitaschließung, Überforderung, Mutter, Vater, Kinder, Familie, Häusliche Situation, Beruf und Kind, Hilfesuchen, Berater, Sozialer Kontext, Soziales System, Hilfssysteme, Hilfemaßnahmen, Beratungssitzung, Innerfamiliäre Beziehung, Genogramm, Genogrammarbeit, Resourcenkarte
Citation du texte
Beatrix Albrecht (Auteur), 2020, Falldokumentation einer Familientherapie. Gestaltung von systemischen Prozessen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1188109

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