Diese Forschungsarbeit wird einen ethnologischen Blick auf die Wandlungen im Homeoffice mithilfe genauerer Betrachtung von Ritualisierungen werfen, und somit das Sozialverhalten und die zugrundeliegenden Vorstellungsstrukturen, welche das Handeln der Subjekte im jeweiligen Kontext bestimmen, aufdecken und ethnografisch darstellen. Hier eröffnet sich ein Feld voller spannender Fragen: Wie und in welcher Form etabliert sich der Arbeitsalltag? Wie sieht die Beziehung zwischen Arbeitsleben und privatem Leben im Homeoffice aus? Welche Rolle spielen rituelle Handlungen bei der Konstruktion von Räumen? Entstehen Spannungsfelder? Wo spiegelt sich Liminalität wider? Diese Fragen sind hochaktuell.
Die Corona-Pandemie veränderte unser Alltagsleben auf eine enorme Weise. Selbst einfachste Formen der Reise- und Alltagsmobilität und Treffen mit Familienangehörigen, Freund:innen und Bekannten im privaten, sowie im öffentlichen Raum, waren auf einmal mit moralischen Dilemmata und gesetzlichen Ausgangsbeschränkungen verbunden. Neben den drastischen sozialen und wirtschaftlichen Konsequenzen hat die Pandemie auch in der Arbeitswelt für weitreichende Veränderungen gesorgt. Zahlreiche Unternehmen schickten ihre Mitarbeiter:innen als Maßnahme zur Bekämpfung der Pandemie in das Homeoffice, eine Arbeitsform, bei der Angestellte von Zuhause aus ihre Arbeitsleistung erbringen können.
Die lebendige Neugier der Ethnolog:innen befasst sich mit möglichst allen Teilaspekten des Lebens, sowie auch mit den Auswirkungen der Pandemie auf die Wechselbeziehung von Lohnarbeit und Privatheit im eigenen Wohnraum. Die schwerwiegenden strukturellen Veränderungen, ziehen auch Veränderungen des Sozialverhaltens mit sich, da der Mensch stets in Beziehung zu seiner räumlichen Umwelt steht. Verändert sich nun der Raum, ist darauf zu schließen, dass sich Verhaltens- und Denkmuster naturgemäß an die neue Situation anpassen. Sie befinden sich in einem wechselseitigen Abhängigkeitsverhältnis.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Untersuchungsgegenstand und Fragestellung
- Aufbau der Bachelorarbeit
- Kontextuale Einführung und Definitionen
- Ethnologische Betrachtung der Arbeit
- Was ist Homeoffice?
- Übergangsriten und Liminalität
- Kategorisierung von Raum und Zeit
- Darstellung der Erhebungsmethoden und Reflexion
- Zugang zu Informant:innen
- Angewandte Forschungsmethoden
- Das Feld: Zuhause
- Autoethnografische Tagebucheinträge
- Interviews
- Extended Case Method
- Datenauswertung
- Reflexion
- Ethnografische Beschreibungen: Alltägliche Praxen und ihre Bedeutung
- Allgemein
- Morgenroutine
- Was ziehe ich an?
- Der Arbeitsplatz
- Pausen
- Feierabend
- Diskussion und Ergebnisse
- Arbeiten im Homeoffice als Übergangsritual
- Trennungsphase
- Schwellenphase, Communitas und liminaler Raum
- Integrationsphase
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit untersucht, wie sich der Arbeitsraum im Homeoffice im Kontext der COVID-19-Pandemie als liminaler Raum konstituiert. Dabei werden die Veränderungen in der Beziehung zwischen Arbeitsleben und Privatleben im Kontext der Pandemie aus ethnologischer Perspektive beleuchtet, insbesondere in Bezug auf die rituellen Prozesse, die durch die räumliche Veränderung ausgelöst werden. Die Arbeit analysiert die Auswirkungen des Homeoffice auf den Alltag der Angestellten und die Bedeutung des Arbeitsraums für die Selbstverständlichkeiten und Vorstellungen der Menschen.
- Ethnologische Betrachtung des Arbeitsraums im Homeoffice
- Liminalität als ritueller Prozess im Kontext der COVID-19-Pandemie
- Veränderung der Beziehung zwischen Arbeitsleben und Privatleben
- Alltagspraxen und die Bedeutung des Arbeitsraums
- Ethnografische Beschreibungen der Erfahrungen von Angestellten im Homeoffice
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung, in der der Untersuchungsgegenstand und die Fragestellung dargelegt werden. Anschließend erfolgt im zweiten Kapitel eine kontextuelle Einführung und Definition der wichtigsten Begriffe. Hier werden die ethnologische Betrachtung der Arbeit, Übergangsriten und Liminalität sowie die Kategorisierung von Raum und Zeit beleuchtet. Das dritte Kapitel erläutert die verwendeten qualitativen Forschungsmethoden, den Zugang zu den Informant:innen und die Datenauswertung. Im vierten Kapitel werden ethnografische Beschreibungen der alltäglichen Praxen im Homeoffice vorgestellt, einschließlich der Morgenroutine, der Kleidung, des Arbeitsplatzes, der Pausen und des Feierabends. Das fünfte Kapitel diskutiert die Ergebnisse und stellt dar, wie das Arbeiten im Homeoffice als Übergangsritual betrachtet werden kann, mit den Phasen Trennungsphase, Schwellenphase und Integrationsphase.
Schlüsselwörter
Homeoffice, COVID-19, Liminalität, Rituale, Übergangsriten, Ethnologie, Arbeit, Raum, Zeit, Ethnografie, Alltagskultur, Soziale Praxen, Selbstverständlichkeiten, Vorstellungen, Mikrostudie.
- Quote paper
- Sibel Caliskan (Author), 2021, Der Arbeitsraum im COVID-19 bedingten Homeoffice. Ethnologische Einblicke in die alltagskulturelle Dimension, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1188363