Ziel dieser Hausarbeit ist es, die Kritik Adornos am Existenzialismus, die er im Rahmen seiner Interpretation des Endspiels äußert, herauszuarbeiten. Dazu werden zunächst die grundsätzlichen Positionen der Existenzialphilosophie der 1940er und 1950er Jahre benannt, um Adornos Kritik auf diese zurückbeziehen zu können. Anschließend werden in aller Kürze die wesentlichen Bezüge von Becketts Drama zur Zeit des Zweiten Weltkriegs und den Verbrechen der Nationalsozialisten aufgezeigt, da diesen in Adornos Argumentation große Bedeutung zukommt. Auf dieser Grundlage soll dann die Kritik Adornos am Existenzialismus untersucht werden, die sich im "Versuch, das Endspiel zu verstehen" manifestiert. Da bei Adorno gesellschaftskritische und zeitdiagnostische Motive „aufs engste mit seiner Kritik der Existenzial-Ontologie verbunden“ waren, wird die Untersuchung untergliedert: Zunächst steht die "Abdankung des Subjekts" im Vordergrund, an der Adorno seine Kritik hauptsächlich festmacht. Diese leitet sich aus den zeithistorischen Erfahrungen ab und wird anhand der im Text zahlreich vorkommenden Verweise auf die NS-Zeit deutlich. Darüber hinaus wird auch der von Adorno kritisierte Kulturbetrieb der Nachkriegsgesellschaft thematisiert, sodass seine Kritik an der Existenzialphilosophie ebenfalls in seinen gesellschaftskritischen Kontext eingeordnet werden kann.
Theodor W. Adornos "Versuch, das Endspiel zu verstehen" aus dem Jahr 1961 ist Adornos "gewichtigster Text über Beckett, zugleich einer seiner gewichtigsten Texte zur Literatur überhaupt." Becketts Drama "Endspiel", in welchem sich zahlreiche historische Verweise auf die Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft und die damit verbundenen Gewaltverbrechen befinden, dient Adorno im Rahmen seiner Beckett-Interpretation als Ausgangspunkt dazu, die "Grenzen der Philosophie angesichts jenes durch die Shoah markierten Zivilisationsbruches" zu thematisieren. Dabei bezieht sich Adorno vorrangig auf die von Beckett im Endspiel dargestellte "Abdankung des Subjekts", übt zugleich aber ebenfalls Kritik an Gesellschaft und Kultur der Nachkriegszeit aus. Indem Becketts Werk in Adornos Interpretation "zur Philosophie gravitiert“, dient ihm das Drama als "Prüfstein" für die Existenzialphilosophie französischer Prägung, die er nach 1945 und den historischen Erfahrungen der nationalsozialistischen Herrschaft jedweder Grundlage entzogen sieht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Existenzialphilosophie französischer Prägung der 1940er und 1950er Jahre
- Historische Anspielungen und Kontextualisierung von Becketts „Endspiel“
- Die „Abdankung des Subjekts“ als Ausgangspunkt für Adornos Kritik
- Die Kritik Adornos am Kulturbetrieb der Nachkriegszeit
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Hausarbeit ist es, die Kritik Adornos am Existenzialismus, die er im Rahmen seiner Interpretation des „Endspiels“ äußert, herauszuarbeiten.
- Adornos Kritik am Existenzialismus und dessen „Abdankung des Subjekts“ im Kontext der Shoah
- Die Rolle des Kulturbetriebs in der Nachkriegszeit und seine Auswirkung auf die Philosophie
- Die historischen Anspielungen in Becketts „Endspiel“ und ihre Bedeutung für Adornos Kritik
- Die Verbindung von Philosophie und Literatur in Adornos Interpretation des „Endspiels“
- Die Grenzen der Philosophie angesichts des „Zivilisationsbruches“ der Shoah
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das zentrale Thema der Arbeit vor: die Kritik Adornos am Existenzialismus in Bezug auf Becketts „Endspiel“. Sie beschreibt die Bedeutung des Werks für Adornos Philosophie und die zentralen Punkte seiner Argumentation.
Kapitel 2 beleuchtet die Grundpositionen der Existenzialphilosophie französischer Prägung in den 1940er und 1950er Jahren. Es werden die wichtigsten Vertreter und ihre zentralen Thesen vorgestellt, die Adornos Kritik als Grundlage dienen.
Kapitel 3 beschäftigt sich mit den historischen Anspielungen in Becketts „Endspiel“ und ihrer Bedeutung für Adornos Interpretation. Es zeigt, wie Beckett den Zweiten Weltkrieg und die NS-Zeit in seinem Werk verarbeitet und wie diese Elemente für Adornos Analyse relevant sind.
Kapitel 4 untersucht Adornos Kritik an der „Abdankung des Subjekts“ im „Endspiel“. Es wird gezeigt, wie Adorno die zeitgeschichtlichen Erfahrungen und die Verweise auf die NS-Zeit in die Interpretation des Dramas einbezieht und wie diese zur Grundlage seiner Kritik an der Existenzialphilosophie werden.
Kapitel 5 thematisiert Adornos Kritik am Kulturbetrieb der Nachkriegsgesellschaft und deren Einfluss auf die Existenzialphilosophie. Es zeigt, wie Adorno die gesellschaftskritischen Aspekte seiner Analyse in den Kontext seiner Kritik am Existenzialismus einordnet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Themen der Existenzialphilosophie französischer Prägung, der Shoah, der Kritik am Kulturbetrieb, der Beziehung von Philosophie und Literatur, der Interpretation von Samuel Becketts „Endspiel“ und der Philosophie Theodor W. Adornos.
- Quote paper
- Julian Kroth (Author), 2021, Adornos "Versuch, das Endspiel zu verstehen" und seine Kritik an der Existenzialphilosophie französischer Prägung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1188372