Die als Aushängeschild sozialistischer Sportpolitik gefeierte Fahrt war zu Beginn eine auf rund 1.000 km ausgetragene Etappenfahrt durch Polen und die Tschechoslowakei. Im ersten Jahr startete man, um niemanden zu verärgern, mit zwei Strecken (Prag-Warschau und Warschau-Prag). Doch schon im darauffolgenden Jahr wurde die Fahrt über eine Strecke durch beide Länder hinweg organisiert. Seit 1952 führte der Weg auch über deutschen Boden, da die DDR in diesem Jahr neu als Ausrichter hinzu stieß. Dieser Umstand wird in Kapitel 2.2 noch eingehender dargelegt. Im Jahr 1948, also nur drei Jahre nach dem Ende des 2. Weltkrieges, waren die meisten Straßen in Polen von Schlaglöchern übersät oder notdürftig mit Ziegelsteinen gepflastert – ein Zustand, der sich bis 1957 auf Teilen der Strecke nicht änderte. Auch die Verpflegung der Fahrer stellte eine Herausforderung für die Ausrichter in den Zeiten dar, in denen Lebensmittel wie Eier oder Butter rar waren. Die Zeitmessung übernahmen anfangs noch die Zuschauer, die die im Ziel ankommenden Rennfahrer per Armbanduhr stoppten. Wieso und wie man unter diesen Voraussetzungen ein solch großes Sportereignis organisierte wird in den Kapiteln 1.2 und 1.3.1 genauer erläutert. Auf die spätere Bedeutung der Fahrt wird in Kapitel 1.3 eingegangen. Seit seiner Entstehung, die in Kapitel 1.1 untersucht wird, kämpfte das Amateurrennen um Anerkennung in den westlichen Ländern. Mit der Eröffnung der Fahrt im Jahr 1957 durch den Präsidenten der UCI erlangte es diese wohl endgültig und erfuhr so eine gewisse Würdigung. Bemerkenswert ist, dass es das einzige Rennen war, das schon 1986 von einem fahrenden Anti-Doping-Labor begleitet wurde, denn Doping war laut Paragraph 24 des Reglements aus gesundheitlichen Gründen nicht erlaubt. Inwiefern die Friedensfahrt, die im Jahr 2001 immerhin ihren 100.000sten Kilometer feierte, tatsächlich – wie oftmals behauptet – der Politik unterworfen war, wird chronologisch in Kapitel 2 analysiert, um in Kapitel 3 schließlich auf das Vorbild vieler DDR-Bürger bzw. den „Musterschüler“ der SED, Gustav-Adolf Schur, einzugehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung: Wer kennt im Jahr 2008 noch die Friedensfahrt?
- Friedensfahrt ein Überblick
- Entstehung
- Zeitpunkt der Fahrt
- Symbol der Fahrt: Picassos Friedenstaube
- Gründe für die Entstehung
- Wunsch nach Frieden und Einheit
- Planerfüllung und Freundschaft zum Ostblock
- Vergleich mit kapitalistischen Ländern
- Organisation der Fahrt
- Organisation innerhalb der DDR
- Meinungen zur Organisation
- Finanzierung des Radrennens
- Bedeutung der Fahrt
- Sportlicher Wert
- Politischer Wert
- 1948-1951: Die ersten Jahre
- 1952: Ein neuer Mitorganisator
- 1953: Erste Erfolge stellen sich ein
- 1954-1968: Die Fahrt im Zeichen der Politik Ulbrichts
- 1969: Erste Krise dank dem „Prager Frühling”
- 1970-1985: Die Jahre unter Honecker
- 1986: Sportler im radioaktiven Regen
- 1987-2007: Die Wende verheißt nichts Gutes
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Verhältnis zwischen der Politik der DDR und der Friedensfahrt. Die Hauptaugenmerke liegen auf der Entstehung, Organisation und Bedeutung des Radrennens im Kontext der politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse der DDR. Die Arbeit basiert hauptsächlich auf Berichten aus der ehemaligen DDR, da im Westen nur wenig über die Friedensfahrt berichtet wurde.
- Die Entstehung der Friedensfahrt und ihre politischen Hintergründe
- Die Organisation der Friedensfahrt innerhalb der DDR
- Die sportliche und politische Bedeutung der Friedensfahrt
- Die Rolle der Friedensfahrt in der DDR-Propaganda
- Der Einfluss politischer Ereignisse auf die Friedensfahrt
Zusammenfassung der Kapitel
Einführung: Wer kennt im Jahr 2008 noch die Friedensfahrt?: Die Einleitung beschreibt die überraschende Entdeckung der Autorin, dass die Friedensfahrt in Westdeutschland weitgehend unbekannt ist, während sie in der ehemaligen DDR große Popularität genoss. Ausgehend von persönlichen Anekdoten und der Feststellung des Wissensunterschiedes zwischen Ost und West, begründet die Autorin ihre Forschungsfrage nach dem Verhältnis zwischen der DDR-Politik und der Friedensfahrt. Die Arbeit fokussiert sich aufgrund der Quellenlage auf die Situation in der DDR.
Radfahren im Spiegel der Politik: Dieses Kapitel analysiert die Friedensfahrt Jahr für Jahr, beginnend mit den ersten Jahren bis hin zum Ende des Rennens. Es beleuchtet, wie sich das politische Klima der DDR und internationale Ereignisse auf die Organisation und die Wahrnehmung des Rennens auswirkten. Jedes Jahr wird im Kontext der jeweiligen politischen Entwicklungen der DDR und des Ostblocks betrachtet und die Entwicklung des Rennens und seine Bedeutung im politischen Geschehen beleuchtet.
Täve – Ausnahmesportler oder Instrument der DDR-Propaganda?: Dieses Kapitel befasst sich mit der Person Gustav-Adolf Schur und seiner Rolle in der Friedensfahrt. Es wird untersucht, inwieweit Schur als Ausnahmesportler galt und gleichzeitig als Propagandainstrument der DDR fungierte. Die Analyse berücksichtigt Schurs sportliche Leistungen, seine öffentliche Wahrnehmung und seine Beziehung zum DDR-Regime.
Schlüsselwörter
Friedensfahrt, DDR, Ost-West-Vergleich, Propaganda, Sportpolitik, Gustav-Adolf Schur, Radrennen, Kalter Krieg, Politische Symbolik, Geschichte des Sports.
Häufig gestellte Fragen zur Friedensfahrt
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht das Verhältnis zwischen der Politik der DDR und der Friedensfahrt. Der Fokus liegt auf Entstehung, Organisation und Bedeutung des Radrennens im Kontext der politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse der DDR. Die Arbeit basiert hauptsächlich auf Berichten aus der ehemaligen DDR, da im Westen nur wenig über die Friedensfahrt berichtet wurde.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die Entstehung der Friedensfahrt und ihre politischen Hintergründe, die Organisation innerhalb der DDR, die sportliche und politische Bedeutung, die Rolle in der DDR-Propaganda, und den Einfluss politischer Ereignisse auf das Rennen. Ein besonderes Kapitel widmet sich Gustav-Adolf Schur und seiner Rolle als Sportler und mögliches Propagandainstrument.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einführung, die die überraschende Unbekanntheit der Friedensfahrt im Westen beschreibt und die Forschungsfrage begründet. Es folgt ein Kapitel zur Friedensfahrt im Spiegel der Politik, das das Rennen Jahr für Jahr im Kontext der politischen Entwicklungen der DDR analysiert. Ein weiteres Kapitel untersucht Gustav-Adolf Schur, bevor die Arbeit mit einem Fazit und Gedanken zur Zukunft der Friedensfahrt abschließt. Ein Inhaltsverzeichnis und eine Zusammenfassung der Kapitel sind ebenfalls enthalten.
Welche Quellen wurden verwendet?
Die Arbeit basiert hauptsächlich auf Berichten aus der ehemaligen DDR, da im Westen nur wenig über die Friedensfahrt berichtet wurde. Die genaue Quellenangabe ist im Haupttext der Arbeit selbst zu finden.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Friedensfahrt, DDR, Ost-West-Vergleich, Propaganda, Sportpolitik, Gustav-Adolf Schur, Radrennen, Kalter Krieg, Politische Symbolik, Geschichte des Sports.
Was ist die Zielsetzung der Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, das Verhältnis zwischen der DDR-Politik und der Friedensfahrt zu untersuchen und die Bedeutung des Rennens im Kontext der politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse der DDR aufzuzeigen.
Welche Rolle spielte Gustav-Adolf Schur?
Ein Kapitel der Arbeit untersucht die Rolle von Gustav-Adolf Schur als Ausnahmesportler und mögliches Instrument der DDR-Propaganda. Analysiert werden seine sportlichen Leistungen, seine öffentliche Wahrnehmung und seine Beziehung zum DDR-Regime.
Wie wird die Friedensfahrt im Westen wahrgenommen?
Die Einleitung der Arbeit stellt fest, dass die Friedensfahrt in Westdeutschland weitgehend unbekannt war, im Gegensatz zu ihrer großen Popularität in der ehemaligen DDR. Dieser Unterschied in der Wahrnehmung bildet den Ausgangspunkt der Forschungsarbeit.
- Citation du texte
- Sandra Holte (Auteur), 2008, 60 Jahre Friedensfahrt in Ostmitteleuropa, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/118857