Schilling et al. (2020) analysieren unter Zuhilfenahme eines modifizierten Diamond-Dybvig-Modells die Auswirkungen von digitalem Zentralbankgeld (DZBG). In ihrem Grundmodell verfolgt die Zentralbank neben den typischen Zielen Preisniveaustabilität und Finanzstabilität zusätzlich auch eine effiziente Risikoallokation. Die Modellierung nominaler Verträge ermöglicht den Autoren die Formulierung eines Trilemmas.
Dabei handelt es sich um einen Zielkonflikt zwischen den drei angenommenen Politikzielen der Zentralbank, bei dem maximal zwei Ziele gleichzeitig erreicht werden können. Preisniveaustabilität und Effizienz in Form einer Finanzintermediation für Individuen können nicht gleichzeitig erreicht werden, solange die Zentralbank nicht selbst anfällig für Bank Runs sein möchte. Die Ergebnisse und Implikationen des Modells sind jedoch stets im Kontext des gewählten Diamond-Dybvig-Ansatzes zu interpretieren. Die Übertragung des Modellrahmens von einer Geschäftsbank auf die Zentralbank ist nur durch strenge und stark abstrahierende Annahmen möglich. Wesentliche Implikationen, die aus einem in der Realität vorherrschenden zweistufigen Bankensystem resultieren, werden nur begrenzt berücksichtigt. Durch die Erweiterung des Diamond-Dybvig-Modells kommt es dazu, dass Schilling et al. (2020) den Kontext des Modells verändern und ein alternatives Geldsystem modellieren. Die aktuelle Diskussion um DZBG basiert jedoch auf der vorherrschenden Geldordnung, womit der Erklärungsgehalt des vorgestellten Modells in diesem Kontext abnimmt. Modelltheoretische Analysen, die anhand des zweistufigen Bankensystems durchgeführt werden, sind für Zentralbanken und politische Entscheidungs-träger insgesamt aussagekräftiger.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Literaturüberblick und Einordnung des Working Papers
- 3 DZBG in einem nominalen Diamond-Dybvig-Modellansatz
- 3.1 Überblick zum Grundmodell und dessen wesentlichen Aussagen
- 3.2 Modelltheoretische Grundlagen
- 3.2.1 Annahmen und formaler Modellrahmen
- 3.2.2 Markträumungsbedingungen bei nominalen Verträgen
- 3.2.3 Gleichgewichtsbedingung und die Möglichkeit zum Bank Run
- 3.3 Modellergebnis
- 3.3.1 Keine Preisniveaustabilität
- 3.3.2 Keine optimale Allokation
- 3.3.3 Keine Bank Run-Vermeidung
- 3.4 Vorgeschlagene Lösungsansätze
- 3.4.1 Modellierung flexibler Geldangebotspolitik
- 3.4.2 Regulierung und Aussetzen der Konsumtätigkeit
- 3.5 Implikationen und Reflektion der Ergebnisse
- 4 Modellkritik
- 4.1 Auffälligkeiten aus der Modellanalyse
- 4.1.1 Aus dem Diamond-Dybvig-Ansatz resultierende Kritik
- 4.1.2 Diskussion zu den angenommenen Zielen der Zentralbank
- 4.1.3 Ausschließliche Existenz von DZBG
- 4.2 Relevanz des Modells für die politökonomische Diskussion um DZBG
- 4.1 Auffälligkeiten aus der Modellanalyse
- 5 Modellerweiterung – Koexistenz von DZBG und Sichteinlagen
- 6 Alternative Modellierung von Bank Runs und Auswirkungen von DZBG auf die Finanzstabilität
- 6.1 Positive Effekte von DZBG auf Banken und die Finanzstabilität
- 6.2 Negative Effekte von DZBG auf Banken und die Finanzstabilität
- 7 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Masterarbeit befasst sich mit dem Trilemma des digitalen Zentralbankgeldes (DZBG). Ziel ist es, die Auswirkungen von DZBG unter Zuhilfenahme eines modifizierten Diamond-Dybvig-Modells zu analysieren. Die Arbeit beleuchtet die Herausforderungen, die sich aus der Einführung von DZBG für die Finanzstabilität, die Preisniveaustabilität und die effiziente Risikoallokation ergeben. Die wichtigsten Themen der Arbeit sind: * Das Trilemma des digitalen Zentralbankgeldes * Die Auswirkungen von DZBG auf die Finanzintermediation * Die Modellierung des Finanzsystems im Kontext von DZBG * Die Relevanz des Diamond-Dybvig-Modells für die Analyse von DZBG * Die politökonomischen Implikationen von DZBGZusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in das Thema ein und liefert einen Überblick über den aktuellen Stand der Diskussion um DZBG. Kapitel 2 stellt das verwendete Diamond-Dybvig-Modell vor und analysiert dessen Kernannahmen und Implikationen. In Kapitel 3 wird das Trilemma des DZBG detailliert betrachtet, wobei die Auswirkungen auf die Preisniveaustabilität, die effiziente Ressourcenallokation und die Vermeidung von Bank Runs im Mittelpunkt stehen. Kapitel 4 bietet eine kritische Analyse des Modells und diskutiert dessen Schwächen und Einschränkungen. Kapitel 5 erweitert das Modell um die Koexistenz von DZBG und Sichteinlagen. Schließlich beleuchtet Kapitel 6 alternative Modellierungen von Bank Runs und die Auswirkungen von DZBG auf die Finanzstabilität.Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Themen digitalem Zentralbankgeld, Diamond-Dybvig-Modell, Finanzstabilität, Preisniveaustabilität, Risikoallokation, Bank Runs, Trilemma, Finanzintermediation, Geldpolitik, und politökonomische Implikationen.- Arbeit zitieren
- Hendrik Becker (Autor:in), 2021, Das Trilemma des digitalen Zentralbankgeldes (CBDC), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1189401