Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Theoretischer Rahmen zum bewegten Lernen
2.1 Verknüpfung von Bewegung und Lernen – eine Begriffsdefinition
2.2 Entstehungsrahmen
2.2.1 Bewegtes Lernen als reformpädagogischer Ansatz
2.2.2 Die Bewegte Schule und ihre Konzeption
2.3 Begründungsmuster für ein bewegtes Lernen in Schulen
2.3.1 Entwicklungs- und lerntheoretische Begründungsmuster
2.3.2 Medizinisch-gesundheitswissenschaftliche Begründungsmuster
2.3.3 Schulprogrammatische Begründungsmuster
2.3.4 Begründungsmuster aus neurowissenschaftlicher Sicht
2.4 Formen von bewegtem Lernen im schulischen Unterricht
2.4.1 Lernbegleitende Funktion
2.4.2 Lernerschließende Funktion
3.1 Studien zu bewegtem Lernen mit lernbegleitender Funktion
3.1.1 Konzentration
3.1.2 Emotion
3.1.3 Motivation
3.2 Studien zu bewegtem Lernen mit lernerschließender Funktion
3.2.1 Fächerschwerpunkt: Sprache
3.2.2 Fächerschwerpunkt: Mathematik
4 Zusammenfassende Diskussion und Ausblick
5 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Wer ein Leben in Gesundheit führen möchte, der benötigt ein ausreichendes Maß an Bewegung im Alltag. Diesbezüglich sind der Menschheit die körperbezogenen Vorzüge von Bewegung (u.a. Muskelaufbau, Regulierung von Körpergewicht) seit geraumer Zeit bekannt. Dabei stellten sich erst in den vergangenen Jahrzehnten die neuronalen Vorzüge von körperlicher Betätigung (u.a. bessere Gehirndurchblutung, Förderung der exekutiven Funktionen) durch den Fortschritt in der Gehirnforschung heraus (u.a. Beigel, 2019; Eckenbach, 2019; Voll & Buuck, 2005; Walk, 2011).
Zeitgleich sorgten diese Erkenntnisse auch in Schulen für Aufmerksamkeit, in der zuvor häufig u.a. aufgrund von fehlenden räumlichen und zeitlichen Kapazitäten die Integration und Ausführung von Bewegung im unterrichtlichen Kontext vernachlässigt wurde (Lauper, 2013). Dazu wiesen Reformpädagoginnen und -pädagogen (z.B. Montessori und Pestalozzi), auf eine Selbstverständlichkeit von Bewegung im Unterricht hin (u.a. Klein-Landeck & Putz, 2019; Montessori, 2007). Mit dem Ziel, diese Selbstverständlichkeit zu erreichen und der damalig vorherrschenden Sitzschule zu entgegenzuwirken, gründete der Schweizer U. Illi (1995) das Projekt „Bewegte Schule – bewegtes Leben“. Dieses Projekt legte den Grundbaustein der heutigen Bewegten Schule, die durch fächerübergreifende Bewegung über den Sportunterricht hinaus sowie ihrer Kopplung mit Lernprozessen die Entwicklungs- und Gesundheitsförderung der Schüler*innen erzielt (u.a. Thiel, Teubert & Kleindienst-Cachay, 2009; Müller, 2010). Diese Kopplung versteht sich wissenschaftlich als bewegtes Lernen und wird über interdisziplinäre Begründungsmuster fundiert, die eine Förderung der schulischen Leistung erkennen lassen (Thiel et al., 2009).
Das Ziel dieser Arbeit liegt in der Ergründung der Wirksamkeit von bewegtem Lernen auf die Leistung der Schüler*innen anhand von Studienergebnissen. Zunächst wird ein theoretischer Rahmen zum bewegten Lernen (Kapitel 2) errichtet, um ein wissenschaftlich fundiertes Begriffsverständnis aufzustellen. Dafür folgt eine grundlegende Begriffsdefinition zum bewegten Lernen (Kapitel 2.1). Daraufhin werden seine Entstehungsbedingungen prägnant wiedergegeben (Kapitel 2.2). Zur Erweiterung des Begriffsverständnisses werden die Begründungsmuster für eine Integration von bewegtem Lernen in Schulen gesammelt (Kapitel 2.3). Um den schulischen Schwerpunkt zu vertiefen, werden die verschiedenen Formen von Bewegung im Unterricht geschildert (Kapitel 2.4). Aufbauend auf diesen theoretischen Rahmen folgt die Analyse der empirischen Befunde, die nach der zugrundeliegenden Funktion der integrierten Bewegung und den diagnostizierten kognitiven Auswirkungen sortiert werden (Kapitel 3). Die Arbeit endet mit einer zusammenfassenden Diskussion, in der die Wirksamkeit von bewegtem Lernen in Anbetracht der Leistungen der Schüler*innen beleuchtet wird (Kapitel 4).
2 Theoretischer Rahmen zum bewegten Lernen
2.1 Verknüpfung von Bewegung und Lernen – eine Begriffsdefinition
Für die Konstruktion einer Definition werden die beiden Bestandteile – Bewegung und Lernen – zunächst als einzelne Einheiten erfasst. Jedoch handelt es sich bei diesen Bestandteilen um größere Themenkomplexe, deren Definition vielseitig sowie umfassend ist. Zur Reduktion dieser Komplexität werden beide Begriffe unter einer anthropologischen Sichtweise betrachtet. Gleichzeitig soll dadurch eine Trivialität der Verknüpfung beider Begriffe erzeugt werden.
Zunächst wird sich der Terminologie des Lernens gewidmet. Im Alltag wird Lernen häufig als kognitiver Prozess verstanden, der sich vor allem durch sein Resultat auszeichnet. In jeder Situation, in der neues Wissen erworben bzw. übernommen wird, das zuvor nicht vorhanden war, findet Lernen statt (u.a. Bauer & Hille, 2017; Hildebrandt-Stramann, Beckmann, Neumann, Probst & Wichmann, 2017; Stang, 2016). Wird Lernen hiernach definiert, so erfolgt Lernen lediglich im Kopf sowie durch Nachahmen. Die Kombination aus Bewegung und Lernen wirkt hierbei zunächst nicht ganz stimmig. Demgegenüber liegt in den Lernwissenschaften ein abweichender Lernbegriff vor. Demnach wird gelernt, sobald der Mensch in seiner unmittelbaren Umwelt mit Situationen konfrontiert wird und durch sein Verhalten Erfahrungen sammelt, die im Gehirn gespeichert werden. Diese gespeicherten Erfahrungen führen dazu, dass sich in ähnlichen Situationen an diese angepasst werden kann, um sie zu bewältigen (u.a. Bauer & Hille, 2017; Bodemann, Perrez & Schär, 2016; Fauser, Prenzel & Schratz, 2009). Der Entwicklungspsychologe Jean Piaget (1896-1980) teilt diese Meinung und betont, dass sich Menschen mit ihrer Umwelt aktiv auseinandersetzen müssen, damit sie lernen und neues Wissen erwerben (Stang, 2016). Nach diesem Verständnis geschieht Lernen nicht passiv, wie zuvor nach dem alltäglichen Verständnis angenommen wurde, sondern durch aktiv-konstruktives Handeln (Fauser, Rißmann & Weyrauch, 2012). Aus anthropologischer Sicht erfolgt diese aktiv-konstruktive Auseinandersetzung von Geburt an über den Körper und die Erfahrungen, die in der Interaktion mit der materiellen und sozialen Umwelt gesammelt werden. Diese Interaktionen werden unter dem Begriff Bewegung gefasst (Hildebrandt-Stramann et al., 2017; Laging, 2017). Demnach laufen Lern- und Bewegungsprozesse parallel ab und bilden somit ein voneinander abhängiges Verhältnis (Müller & Petzold, 2014). Das Bewegen selbst wird zu einer Voraussetzung, damit die Auseinandersetzung mit der Umwelt und – nach Piaget – das Lernen überhaupt stattfinden kann (Zimmer, 2020). Dieses Verhältnis entspricht dem Verständnis von bewegtem Lernen, das sich als aktiv-konstruktiver Erwerb von kognitivem Wissen durch Bewegung versteht (Müller & Obier, 2004).
2.2 Entstehungsrahmen
Obwohl schon vor geraumer Zeit viele Pädagoginnen und -pädagogen den Gedanken teilten, Bewegung für eine ganzheitliche Entwicklung in Schulen zu integrieren, kann erst seit ca. 40 Jahren von einer aktiven Integration gesprochen werden. Dabei etablierte sich dieser Gedanke in einem schulischen Konzept, das als Bewegte Schule Anerkennung fand und seit 1993 bewegtes Lernen in Deutschland ermöglicht. Im folgenden Kapitel wird hierzu die Entstehungsgeschichte genauer skizziert, indem exemplarisch der Ansatz einer Vertreterin dieses Gedankens – Maria Montessori (1870-1952) – eingeführt wird. Daran anknüpfend wird die Entstehung von Bewegten Schulen sowie ihre Konzeption vorgestellt.
2.2.1 Bewegtes Lernen als reformpädagogischer Ansatz
Um den Gedanken Montessoris zur Integration von Bewegung im schulischen Alltag nachzuvollziehen, müssen vorher ihre Kritik und ihr Anspruch an die Schule beleuchtet werden. Da es sich hier um einen breitgefächerten Themenkomplex handelt und eine Ausführung den Rahmen dieser Arbeit überstrapazieren würde, werden vorwiegend Inhalte zur Bewegung fokussiert.
Im Zentrum von Montessoris Kritik zur damaligen Schulsituation stand die einseitige und traditionelle Vermittlung von Wissen im Unterricht. Die Schüler*innen saßen stillsitzend auf ihren Plätzen und nahmen die Informationen auf, die die Lehrkräfte von sich gaben (Klein-Landeck & Pütz, 2019). Solcher Unterricht, der lediglich von Lehrkräften gelenkt und nur dann als zielführend empfunden wurde, wenn die Lehrkraft seine erwünschte Antwort erhielt, führt nach Montessori zu keiner Erziehung zur Freiheit und Mündigkeit (Klein-Landeck & Pütz, 2019; Montessori, 2007). Nicht die Lehrkraft oder das vermittelte Wissen sollten im Mittelpunkt stehen, sondern das Kind sowie seine persönliche und direkte Umwelt (Walden & Borelbach, 2017). Der Anspruch Montessoris an die Schule war eine „Pädagogik vom Kind aus“ (Hedderich, 2011, S. 140), eine Pädagogik, die das Kind in seiner Ganzheitlichkeit und Individualität betrachtet und sich an seine Bedürfnisse anpasst (Hedderich, 2011, Klein-Landeck & Pütz, 2019). Montessori (2008) vergleicht dazu Lehrkräfte als Autofahrer*innen, die den Motor – in diesem Sinne das Kind – die meiste Arbeit machen lässt, wogegen sie nur das Lenken übernehmen. Nach ihr lautet die Aufgabe der Lehrkräfte: „Hilf mir, es selbst zu tun“ (Klein-Landeck & Pütz, 2019, S. 124).
Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, gilt es den Bedürfnissen jedes Kindes gerecht zu werden. Hierzu verweist Montessori (1988, 2008) sowohl auf den Zusammenhang zwischen dem Kind und seiner Umwelt als auch auf das kindliche Verlangen nach Bewegung. Das Kind nimmt dabei seine Eindrücke über verschiedene Sinneskanäle auf. Die Aufnahme von Informationen erfolgt effizienter, wenn diese über mehrere Sinneskanäle aufgenommen werden (ebd.). Dementsprechend reicht die klassische auditive und visuelle Informationsaufnahme nicht aus, um ein bestimmtes Intelligenzniveau zu erreichen. Hierfür ist die Motorik des Kindes von Bedeutung, die Montessori in einer starken Wechselbeziehung mit dem Denkvermögen des Kindes sieht (Klein-Landeck & Pütz, 2019; Montessori, 2007, 2008). Diese Wechselbeziehung wird auch von anderen reformpädagogischen Vertreter*innen hervorgehoben, wie u.a. von Pestalozzi, der dem „Lernen mit allen Sinnen – mit Verstand, Gemüt und Körper“ (Bacher, 2012, S. 4) bzw. „dem Lernen mit Kopf, Herz und Hand“ (ebd.) einen hohen Status in der Entwicklung des Kindes zuschreibt. Um solch ein Lernen zu gewährleisten und zeitgleich dem kindlichem Bewegungsverlangen gerecht zu werden, muss die Umgebung des Kindes an seine Bedürfnisse angepasst werden. Montessori sieht dabei die Aufgabe bei den Lehrkräften, die unterrichtlichen Gegebenheiten (u.a. Lernmaterial, Klassenraum) sinnlich und handlungsorientiert zu gestalten, sodass sich das Kind möglichst selbstständig entfalten kann (Hofmann, 2015; Kraft, 2007; Montessori, 2007).
2.2.2 Die Bewegte Schule und ihre Konzeption
Trotz der reformpädagogischen Bemühungen kam es erst später zu einer aktiven und bewussten Integration von bewegtem Lernen in den Schulen. Es war der Schweizer Illi (1995), der auf die Existenz von der Schule als Sitzschule hinwies und den Gedanken verbreitete, Bewegung als selbstverständlichen Bestandteil von Schulen zu betrachten und zu integrieren. Sein Anliegen entsprang infolge der immer häufiger vorkommenden, teilweise chronischen Rückenbeschwerden von Schüler*innen, die durch stundenlanges Sitzen hervortraten (Illi, 1995). Um dieser Belastung entgegenzutreten und zeitgleich dem kindlichen Bewegungsdrang gerecht zu werden, startete er u.a. zwei Initiativen in Form von schulischen Projekten – das „aktiv-dynamische Sitzen“ (Gamp & Illi, 1995) und die „Bewegte Schule – Bewegtes Leben“ (Illi, 1995). Das übergeordnete Ziel seiner Projekte lag darin, schrittweise eine Schulkultur zu erschaffen, in der Bewegung schulintern sowie -extern zur Gewohnheit der Schüler*innen und der Lehrkräfte wird. Als Folge einer solchen Schulkultur setzte er neben einer Umgestaltung der Lernangebote im Unterricht ebenso auf eine Umgestaltung der materiellen und räumlichen Gegebenheiten (u.a. Klassenzimmer, Schulgebäude und Pausenhöfe) sowie den Denk- und Handlungsweisen von Lehrkräften (ebd.). Mit diesen Initiativen legte Illi das Fundament für ein neues Schulkonzept, das bis heute noch in deutschen Schulen ausgelebt und stetig weiterentwickelt wird: die Bewegte Schule (u.a. Brägger, Hundeloh, Posse & Städtler, 2020; Müller, 2010).
Eine Bewegte Schule wird als eine Bildungsinstitution ebenso wie als ein Konzept verstanden, die Bewegung, Spiel und Sport als Grundprinzip für fächerübergreifendes Lernen nutzt und in das gesamte inner- sowie außerschulische Leben einbezieht (u.a. Hundeloh, Kottmann & Pack, 2015; Laging, 2017; Thiel, Teubert & Kleindienst-Cachay, 2009). Dabei existiert jedoch „die“ Bewegte Schule als universelles Konzept nicht, denn darunter lassen sich sämtliche Programme und Projekte mit unterschiedlichen Schwerpunkten und Umsetzungen zusammenfassen, die Bewegung als wesentlichen Bestandteil in das Schulleben eingliedern (Kottmann, Küpper & Pack, 2008; Laging, 2017; Müller, 2010). Zur Visualisierung dieser Leitidee wird das Konzept der Bewegten Schule nach Müller (2010) vorgestellt, das die wesentlichen Hauptbereiche in Form eines Hauses abbildet. Bevor diese folgend erläutert werden, gilt es zu erwähnen, dass aufgrund der Schwerpunktsetzung der Arbeit (Kapitel 1) die Bereiche nicht im Detail vorgestellt werden.
Das Haus der Bewegten Schulen besitzt den Schulsport (Sportunterricht, Sport-AGs und Sportförderunterricht) als Fundament. Auf Grundlage eines fachlich-didaktisch qualitativen Schulsports word eine adäquate Erziehung und Freude zur Bewegung entwickelt, die über den Schulsport hinaus auf alle weiteren Bereiche der Bewegten Schule erweitert werden (Müller 2010; Müller & Petzold, 2014). Die Erweiterung auf den bewegten Unterricht soll Raum für bewegtes Lernen in den Klassen schaffen. Daneben besteht die Möglichkeit, weitere Umsetzungen von Bewegung in den Unterricht einzubinden: beispielsweise das dynamische Sitzen (verschiedener Sitzhaltungen auf unterschiedlichen Sitzmöglichkeiten) zur Vorbeugung der Haltungskonstanz und Entlastung der Wirbelsäule sowie Auflockerungsminuten und Entspannungsphasen durch kurze Bewegungshandlungen zur Regeneration der Aufmerksamkeit und Energie für den Unterricht (ebd.). Neben solchen von Lehrkraft gesteuerten Bewegungsmöglichkeiten eröffnet eine Bewegte Schule Freiräume durch individuelle Bewegungszeiten, in denen Schüler*innen selbstständig Bewegungshandlungen aussuchen und im Unterricht ausführen.
Die Erziehung zur Bewegung soll über den Klassenraum und der Turnhalle hinaus auch im Schulhof und im Schulgebäude in Form von bewegten Pausen erfolgen (ebd.). Dazu benötigen Schulen eine angemessene Gestaltung des Schulhofes und -gebäudes, die die Schüler*innen zum Bewegen animieren (Laging, 2017; Müller 2010). Derecik (2015) verweist dazu auf eine Unterteilung der Schulhofbodens in mehrere Zonen aus unterschiedlichem Material (z.B. Asphalt-, Rasen- und Sandflächen) zur Ausführung diverser Bewegungshandlungen. Diesbezüglich sollen Schulen zudem über ein breites Angebot an sowohl mobilen als auch festen Spielgeräten verfügen, um möglichst viele Interessen der Schüler*innen abzudecken. Ebenso wie im bewegtem Unterricht sind Entspannungsphasen auch in der bewegten Pause wichtig, sodass hierfür Ruhezonen mit Sitzmöglichkeiten vorzufinden sein sollten (Derecik, 2015; Müller 2010). Neben den bewegten Pausen soll die Bewegungserziehung auf weitere außerunterrichtliche Bereiche und damit auf das ganze Schulleben der Schüler*innen ausgeweitet werden (Kottmann et al., 2008). Für ein solches bewegtes Schulleben ist die Zusammenarbeit mit schulexternen Instanzen (z.B. Familien der Schüler*innen, offener Ganztag, Gemeinwesen) notwendig, sodass Bewegung in außerunterrichtliche Bereiche, wie beispielsweise in Form von Spiel- und Sportfesten, Wandertagen und Klassenfahrten, eingebracht werden kann (Laging, 2017; Müller, 2010; Schulz, 2014).
2.3 Begründungsmuster für ein bewegtes Lernen in Schulen
Durch die zahlreichen Projekte und Programme zur Leitidee der Bewegten Schule konnten interdisziplinäre Gründe für die Integration von Bewegung in Schulen ausfindig gemacht werden. Dabei fassen Thiel et al. (2009) die Gründe in entwicklungs- und lerntheoretische, medizinisch-gesundheitswissenschaftliche und schulprogrammatische Begründungsmuster zusammen. In Anlehnung an diese Differenzierung erfolgt eine Aufführung von Argumenten, die die Daseinsberechtigung von Bewegung in Schulen aufzeigen. Da der Schwerpunkt dieser Arbeit auf der Leistungsebene liegt (Kapitel 1), werden die entwicklungs- und lerntheoretischen Begründungsmuster intensiver beleuchtet, wogegen die anderen Begründungsmuster resümiert vorgestellt werden.
2.3.1 Entwicklungs- und lerntheoretische Begründungsmuster
Thiel et al. (2009) unternehmen eine weitere Unterteilung dieser Begründungsmuster in drei Bereiche: die sozialökologische, anthropologische und psychologische Perspektive. Aus der sozialökologischen Perspektive werden zunächst die Folgen für die kindliche Entwicklung hinsichtlich ihres Bewegungsverhaltens in den Fokus genommen, die ihren Ursprung in dem gesellschaftlichen und technischen Wandel haben (ebd.). Diese Folgen prägen sich durch eine Reizüberflutung von technischen Medien sowie zeitgleich einem Verschwinden öffentlicher Bewegungs- und Spielflächen, wodurch der Umgang mit Mitmenschen im realen Leben verringert und auf virtuelle Welten verlagert wird (Köckenberger, 2016; Laging, 2017). Damit geht ein Defizit an Sozialerfahrungen und an Bewegung einher, sodass die Gesellschaft immer weiter zu einem Immobilitätszustand voranschreitet (Brettschneider & Bünemann, 2005; Thiel et al., 2009). Diesen Defiziten soll die Schule entgegentreten, indem für Bewegung (Frei-)Räume geschaffen werden (ebd.).
Die anthropologische Perspektive betrachtet Bewegung – wie in der Definition von bewegtem Lernen (Kapitel 2.1) – als ein Grundbedürfnis, mit dem der Mensch seine materielle und soziale Umwelt erfährt.
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- Arbeit zitieren
- Koray Eski (Autor:in), 2021, Bewegtes Lernen und dessen Auswirkungen auf die Leistungen der Schüler*innen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1189583
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